DDR-Oberliga
Die Fußball-Oberliga war in der DDR im Fußball die höchste Spielklasse und ermittelte den DDR-Meister. Besonders in der Bundesrepublik Deutschland war der Begriff DDR-Oberliga verbreitet, um sie von der auch dort existierenden höchsten Fußball-Spielklasse „Oberliga“ (bevor in den 60er Jahren die Bundesliga gegründet wurde) abzugrenzen.
Erster Meister der Oberliga war 1950 die ZSG Horch Zwickau, die letzte Meisterschaft gewann 1991 der FC Hansa Rostock. Die Oberliga wurde 1947 schon vor der DDR-Staatsgründung eingeführt und beendete den Spielbetrieb unter Regie des im November 1990 gegründeten NOFV einige Monate nach der Auflösung der DDR. So kam es, dass noch nach der deutschen Einheit 1990 in der Saison 1991/1992 neben den aus der Bundesliga qualifizierten Teams auch ehemalige Oberliga-Mannschaften (soweit sie sich zuvor qualifiziert hatten) an den Europapokalen teilnehmen durften.
Geschichte
Im Sommer 1947 wurde in der Sowjetischen Besatzungszone der überregionale Spielbetrieb wieder aufgenommen. Der Ostzonenmeister wurde zweimal in einer die Saison abschließenden Pokalrunde ermittelt. 1949, noch vor Gründung der DDR, wurde hier eine einheitliche höchste Spielklasse eingeführt, die DS-Oberliga (DS = Deutscher Sportausschuss). In der ersten Saison 1949/1950 spielte die Oberliga ohne Ost-Berliner Mannschaften, da diese zusammen mit den West-Berliner Klubs noch in einer gemeinsamen Stadtliga spielten. Ab der Folgesaison starteten die Ost-Berliner Teams ebenfalls in der DDR-Oberliga. Die Oberliga spielte seit der Saison 1954/1955 fest mit 14 Mannschaften, wobei die beiden Letztplatzierten in die Liga (zweithöchste Spielklasse) abstiegen. Mit Gründung des DFV (Deutscher Fußball-Verband) hieß die Oberliga ab 1958 offiziell DFV-Oberliga, wurde allgemein aber immer Oberliga oder Fußball-Oberliga genannt.
Zwischen 1956 und 1960 spielte die Oberliga nach sowjetischem Vorbild von Frühjahr bis Herbst. Im Herbst 1955 wurde daher eine Übergangsrunde gespielt, das heißt eine einfache Punktrunde ohne Meisterschaft und ohne Auf- und Abstieg. 1961 kehrte man zum Herbst-Frühjahr-Modus zurück, die Saison 1961/1962 wurde als Dreifachspielrunde ausgetragen (Heim- und Auswärtsbegegnung sowie ein Spiel auf neutralem Platz). Nach der Wende wurde der DFV aufgelöst und der Nordostdeutscher Fußballverband (NOFV) als Regionalverband des DFB gegründet. Die letzte Oberliga-Saison 1990/91 wurde unter der Bezeichnung NOFV-Oberliga ausgespielt. Das letzte Tor der DDR-Oberliga-Geschichte erzielte Heiko Weber für den FC Carl Zeiss Jena.
Im Laufe der Jahrzehnte spielten nahezu 50 Mannschaften in der Oberliga. Darunter sind heute im Profifußball vertretene Vereine wie Hansa Rostock, Energie Cottbus, der FC Erzgebirge Aue oder der FC Carl Zeiss Jena. Einige Vereine existieren nicht mehr, z.B. die SG Dresden-Friedrichstadt oder spielen in unteren Spielklassen wie Motor Altenburg oder die BSG Stahl Thale. Eine Besonderheit des DDR-Fußballs ist, dass Vereine aus politischen Gründen häufig umbenannt oder sogar innerhalb des Landes verschoben wurden. So wurde 1954 aus dem SC Empor Lauter im Erzgebirge der SC Empor Rostock an der Ostsee. Der ASK Vorwärts Leipzig wechselte zuerst 1953 nach Berlin und dann noch einmal 1971 als FC Vorwärts Frankfurt an die Oder. In Leipzig hat die vor über 40 Jahren stattgefundene Zwangsfusion der beiden Oberliga-Vereine SC Rotation und SC Lok und die darauffolgende Scheidung in den 1. FC Lokomotive - mit den vermeintlich besseren Spielern - und die BSG Chemie - mit den vermeintlich schlechteren - noch immer Auswirkungen auf die Fans der beiden mittlerweile im Amateurfußball angesiedelten Nachfolgevereine 1. FC Lok und FC Sachsen.
Auflösung 1991
Im Sommer 1991 wurde die Oberliga aufgelöst, die Vereine wurden in ein neues, gesamtdeutsches Spielklassensystem eingegliedert. Dabei galt folgende Aufteilung: Der Meister und der Vizemeister (FC Hansa Rostock, 1. FC Dynamo Dresden) wurden in die erste Fußball-Bundesliga aufgenommen, die in der Saison 1991/1992 übergangsweise mit 20 Mannschaften spielte. Die Dritt- bis Sechstplatzierten (FC Rot-Weiß Erfurt, Hallescher FC, Chemnitzer FC, FC Carl Zeiss Jena) wurden in die 2. Bundesliga eingegliedert, die 1991/92 übergangsweise in zwei Staffeln mit je zwölf Vereinen spielte. Zwei weitere Vereine konnten sich ebenfalls für die 2. Bundesliga qualifizieren. Hierzu bildeten die Mannschaften auf den Plätzen 7 bis 12 zusammen mit den beiden Liga-Meistern zwei Gruppen mit je vier Mannschaften, deren beide Sieger (Lokomotive Leipzig, BSG Stahl Brandenburg) sich qualifizierten. Die übrigen Mannschaften spielten 1991/92 in der Oberliga Nordost, die zunächst aus drei Staffeln bestand.
Für den DFB-Pokal-Wettbewerb 1991/92 waren alle Oberligisten und Ligisten der Saison 1990/91 zugelassen, wobei die Ligisten eine Qualifikationsrunde ausspielten.
Statistik
Rekordmeister mit zehn Titeln (noch dazu in Serie) ist der BFC Dynamo, während der FC Carl Zeiss Jena die Ewige Tabelle anführt. Rekordtorschütze ist mit 229 Treffern Joachim Streich. Die meisten Spiele absolvierte Eberhard Vogel, der 440 mal zum Einsatz kam. Die 8.046 Oberligaspiele zwischen 1949 und 1991 wurden von insgesamt 87,17 Millionen Zuschauern gesehen (10.835 Zuschauer pro Spiel). Es fielen 24.200 Tore (3,01 Tore je Spiel).
Spielmanipulationen
Mehrere Meistertitel des BFC Dynamo gelten als umstritten, da sie unter dem Verdacht stehen, durch die DDR-Führung (insbesondere durch den Leiter des Ministeriums für Staatssicherheit Erich Mielke, der auch Vorsitzender der Sportvereinigung Dynamo war) verordnet worden zu sein. So löste der Titelgewinn 1985/86 Proteste aus, und der Jenaer Schiedsrichter Bernd Stumpf, der das Spiel des 1. FC Lokomotive Leipzig gegen den BFC leitete, wurde lebenslang als Schiedsrichter im DDR-Fußball gesperrt.
Der FC Carl Zeiss Jena in der DDR-Oberliga
Der FC Carl Zeiss Jena bestritt in 35 Spielzeiten (1952/1953; 1957 bis 1991 in der DDR-Oberliga insgesamt 929 Punktspiele, von denen 442 Partien gewonnen und 213 unentschieden gestaltet werden konnten. Als Verlierer ging die Mannschaft 274 Mal vom Platz. Das Mannschaften des FCC schossen 1544 Tore, bei 1129 Gegentoren.
Der größten Erfolge des Vereins waren die Staffelsiege und die damit verbundenen DDR-Meisterschaften in den Jahren 1963, 1968 und 1970. Außerdem konnte noch weitere vierzehn Mal ein Medaillenrang ( 9 x Platz 2, 5 x Platz 3) erreicht werden. Die schlechteste Platzierung des Vereins war ein 16. Platz und der damit verbundene sofortige Wiederabstieg in der allerersten Saison, sowie der 10. Rang nach der Saison 1983/1984.
Insgesamt bestritten 145 Akteure Pflichtspiele für den FCC in der DDR-Oberliga. Die meisten Einsätze für den Jenaer Verein verzeichnet dabei Peter Ducke mit 352 Spielen, gefolgt von seinem Bruder Roland mit 344 Einsätzen und Jürgen Raab mit 342 Einsätzen. Die meisten Tore erzielte ebenfalls Peter Ducke mit 153 Treffern, vor Eberhard Vogel mit 118 Toren und wiederum Jürgen Raab mit 113 Toren.