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Das Spiel litt sehr unter einer gewissen Stimmung , die seit dem Coburger Spiele in dem Sportverein vorherrscht . Nichts war zu spüren von dem Geist , welcher sonst die Sportvereinsmannschaft auszeichnete . Schwer und schleppend war die Spielweise , gerade , daß sie ein Tor vor hatten , um die Punkte zu gewinnen . Man kann es ja der Mannschaft nachfühlen , es ist eine harte Tragik , daß sie , die dazu berufen waren , die höchste Ehre , die der Kreis zu vergeben hat , die Meisterschaft , in so greifbarer Nähe verlieren mußte . Aber darüber sind sich ja die Gelehrten einig , die Meisterschaft ging nicht in Coburg , sondern bereits in Erfurt verloren . Das Spiel musste gewonnen werden . Mit einem Spielverlust in Coburg mußte unter Umständen gerechnet werden . Denn dort hatte man nicht nur einen schweren Gegner , sondern man spielte dort auch auf einem fremden Platze . | |||
Bei dieser Gelegenheit sei sogleich festgestellt , daß der 1.Sportverein den Mangel an sich hat , zu viel in Jena zu spielen , d.h. er sucht zu wenig Gelegenheit , auf fremden und neutralen Plätzen seine Spielstärke zu heben . Es ist äußerst wichtig , in Gegenwart eines fremden Publikums antreten zu müssen . Es macht so unendlich viel aus , nicht immer ein bestimmtes Publikum zu haben . Die Suggestion , die von einer fremden Masse auf die Spieler überströmt , macht diese leicht befangen ; wem dürfte nicht das "Lampenfieber" bekannt sein . Es ist gerade die besondere pädagogische Aufgabe des Sportes , gleichgültig welcher Art dieser sei , den Spielenden gegen diese Einflüsse gefeit zu machen . Ist aber das Training in dieser Hinsicht nicht genügend vorgenommen , so entstehen solche nervösen Spiele , wie das letzte in Coburg , wo die Stimme des Publikums ganz allgemein eben diese Nervosität des Sportvereins hervorhob . | |||
...die Meisterschaft gewonnen hätte , in den Ausscheidungsspielen , die bekanntlich meist nur auf neutralen Plätzen stattfinden , noch weit mehr fühlbar gemacht . Der 1.Sportverein hat zwar eine Reise nach Süddeutschland unternommen , auch war er einmal in Braunschweig , aber sonst hat er außerhalb Jenas keine Gesellschaftsspiele unternommen . Notwendig ist es auch , daß die Ligamannschaft dazu übergeht , mehr Ernst für das Spiel aufzubringen . Die Mannschaft muß sich dazu bequemen , mehr zu trainieren und sich notwendigen Sportgesetzen unterzuordnen . Jeder Spieler hat das Lauftraining aufzunehmen und sich Beschränkungen aufzuerlegen , die man von einem Sportsmann fordert . Der ehemalige Ligaspieler Heineck , der auch auf dem Gebiete der Leichtathletik hervorragte , gab hier ein vorzügliches Beispiel . | |||
Unter diesem Gesichtspunkt ist die Schlappe zu verstehen , welche die verheißungsvolle Ligamannschaft jetzt erlitt . Weiterhin ist zu sagen , daß die Aufstellung der Mannschaft am Sonntag durchaus nicht glücklich war , so ist an der Aufstellung zu beanstanden , daß die eigentlichen Talente der Mannschaft zu sehr in der Verteidigung engagiert waren . Es ist durchaus nicht eizusehen , weshalb die hervorragende Spielkraft Schreyvogels am letzten Sonntag wieder mit nach hinten gezogen wurde . Wenn Schreyvogel auf seinem eigentlichen Platz - Mittelläufer - nicht gestellt werden kann , so muß er zum mindestens als Mittelstürmer aufgestellt werden , dann erst wird der Sturm die notwendige Durchschlagskraft erhalten . Der körperlich schwache Wallner ist zu diesem Posten nicht geeignet . Er kann , wenn er durchaus in der Mannschaft bleiben soll , höchstens als Verbindungsstürmer in Frage kommen . Auch Tresselt ist im Innensturm besser am Platze als im Außensturm . Dieser Posten , den jetzt Tresselt eingenommen hat , müßte dem Läufer Geiling übertragen werden . Für die Läuferreihe sollte , wenn Schlüter durchaus als Verteidiger spielen soll , Braungart oder Orlamünde aufgestellt werden . | |||
Der Sportverein hat am Sonntag in Erfurt eine sehr schwere Aufgabe ; wenn die Mannschaft sich nicht besinnt , geht ihr dort das Spiel bestimmt verloren . Der Geist muß in der Mannschaft wieder gehoben werden . Fußballspiele werden nicht nur mit den Beinen gespielt , wohl aber mit Ueberlegung gewonnen . Das letzte Spiel war nur zu sehr dazu angetan , die Stimmung der Mannschaft noch mehr herabzudrücken . Die wirklich sehr wacker spielenden Sportklubleute hätten sehr leicht das Spiel für sich entscheiden können , sie brachten den Sportverein oft in die verlegensten Situationen . Bei etwas mehr Taktik hätten sie zweifellos dem Sportverein ein Schnippchen geschlagen . Und so ging man denn am Sonntag mit sehr gemischten Gefühlen vom Sportplatz wieder heim . Vielleicht ziehen die maßgebenden Stellen diese Anregung einmal mit in Erwägung und nehmen eine Lehre an . | |||
Pons in der Jenaischen Zeitung vom 10.02.1921 | |||
==andere Spiele== | ==andere Spiele== |
Aktuelle Version vom 7. September 2024, 12:16 Uhr
Spieldaten | |
Wettbewerb | Kreisliga Thüringen |
Saison | 1920/1921 Rückrunde |
Ansetzung | 1.SV Jena : SC Zella |
Ort | Universitätssportplatz in Jena |
Zeit | So 06.02.1921 |
Zuschauer | |
Schiedsrichter | Böttger (Halle) |
Ergebnis | 1:0 |
Tore |
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Andere Spiele oder Berichte |
{{{Links}}} |
Aufstellungen
Spielbericht
Das Spiel litt sehr unter einer gewissen Stimmung , die seit dem Coburger Spiele in dem Sportverein vorherrscht . Nichts war zu spüren von dem Geist , welcher sonst die Sportvereinsmannschaft auszeichnete . Schwer und schleppend war die Spielweise , gerade , daß sie ein Tor vor hatten , um die Punkte zu gewinnen . Man kann es ja der Mannschaft nachfühlen , es ist eine harte Tragik , daß sie , die dazu berufen waren , die höchste Ehre , die der Kreis zu vergeben hat , die Meisterschaft , in so greifbarer Nähe verlieren mußte . Aber darüber sind sich ja die Gelehrten einig , die Meisterschaft ging nicht in Coburg , sondern bereits in Erfurt verloren . Das Spiel musste gewonnen werden . Mit einem Spielverlust in Coburg mußte unter Umständen gerechnet werden . Denn dort hatte man nicht nur einen schweren Gegner , sondern man spielte dort auch auf einem fremden Platze .
Bei dieser Gelegenheit sei sogleich festgestellt , daß der 1.Sportverein den Mangel an sich hat , zu viel in Jena zu spielen , d.h. er sucht zu wenig Gelegenheit , auf fremden und neutralen Plätzen seine Spielstärke zu heben . Es ist äußerst wichtig , in Gegenwart eines fremden Publikums antreten zu müssen . Es macht so unendlich viel aus , nicht immer ein bestimmtes Publikum zu haben . Die Suggestion , die von einer fremden Masse auf die Spieler überströmt , macht diese leicht befangen ; wem dürfte nicht das "Lampenfieber" bekannt sein . Es ist gerade die besondere pädagogische Aufgabe des Sportes , gleichgültig welcher Art dieser sei , den Spielenden gegen diese Einflüsse gefeit zu machen . Ist aber das Training in dieser Hinsicht nicht genügend vorgenommen , so entstehen solche nervösen Spiele , wie das letzte in Coburg , wo die Stimme des Publikums ganz allgemein eben diese Nervosität des Sportvereins hervorhob .
...die Meisterschaft gewonnen hätte , in den Ausscheidungsspielen , die bekanntlich meist nur auf neutralen Plätzen stattfinden , noch weit mehr fühlbar gemacht . Der 1.Sportverein hat zwar eine Reise nach Süddeutschland unternommen , auch war er einmal in Braunschweig , aber sonst hat er außerhalb Jenas keine Gesellschaftsspiele unternommen . Notwendig ist es auch , daß die Ligamannschaft dazu übergeht , mehr Ernst für das Spiel aufzubringen . Die Mannschaft muß sich dazu bequemen , mehr zu trainieren und sich notwendigen Sportgesetzen unterzuordnen . Jeder Spieler hat das Lauftraining aufzunehmen und sich Beschränkungen aufzuerlegen , die man von einem Sportsmann fordert . Der ehemalige Ligaspieler Heineck , der auch auf dem Gebiete der Leichtathletik hervorragte , gab hier ein vorzügliches Beispiel . Unter diesem Gesichtspunkt ist die Schlappe zu verstehen , welche die verheißungsvolle Ligamannschaft jetzt erlitt . Weiterhin ist zu sagen , daß die Aufstellung der Mannschaft am Sonntag durchaus nicht glücklich war , so ist an der Aufstellung zu beanstanden , daß die eigentlichen Talente der Mannschaft zu sehr in der Verteidigung engagiert waren . Es ist durchaus nicht eizusehen , weshalb die hervorragende Spielkraft Schreyvogels am letzten Sonntag wieder mit nach hinten gezogen wurde . Wenn Schreyvogel auf seinem eigentlichen Platz - Mittelläufer - nicht gestellt werden kann , so muß er zum mindestens als Mittelstürmer aufgestellt werden , dann erst wird der Sturm die notwendige Durchschlagskraft erhalten . Der körperlich schwache Wallner ist zu diesem Posten nicht geeignet . Er kann , wenn er durchaus in der Mannschaft bleiben soll , höchstens als Verbindungsstürmer in Frage kommen . Auch Tresselt ist im Innensturm besser am Platze als im Außensturm . Dieser Posten , den jetzt Tresselt eingenommen hat , müßte dem Läufer Geiling übertragen werden . Für die Läuferreihe sollte , wenn Schlüter durchaus als Verteidiger spielen soll , Braungart oder Orlamünde aufgestellt werden .
Der Sportverein hat am Sonntag in Erfurt eine sehr schwere Aufgabe ; wenn die Mannschaft sich nicht besinnt , geht ihr dort das Spiel bestimmt verloren . Der Geist muß in der Mannschaft wieder gehoben werden . Fußballspiele werden nicht nur mit den Beinen gespielt , wohl aber mit Ueberlegung gewonnen . Das letzte Spiel war nur zu sehr dazu angetan , die Stimmung der Mannschaft noch mehr herabzudrücken . Die wirklich sehr wacker spielenden Sportklubleute hätten sehr leicht das Spiel für sich entscheiden können , sie brachten den Sportverein oft in die verlegensten Situationen . Bei etwas mehr Taktik hätten sie zweifellos dem Sportverein ein Schnippchen geschlagen . Und so ging man denn am Sonntag mit sehr gemischten Gefühlen vom Sportplatz wieder heim . Vielleicht ziehen die maßgebenden Stellen diese Anregung einmal mit in Erwägung und nehmen eine Lehre an .
Pons in der Jenaischen Zeitung vom 10.02.1921
andere Spiele
- SpVgg Erfurt : VfB Erfurt 1:1
- SC Erfurt : Germania Ilmenau 2:1
- Vimaria Weimar : SV Gotha 01 0:3
- VfB Coburg 07 : Borussia Erfurt