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===Das Lehrspiel von Jena=== | |||
Es ist wohl nicht unberechtigt , das gestrige Zwischenrundenspiel um den VMBV-Pokal ein Lehrspiel für Jenas Fußballgemeinde zu nennen . | |||
Wir sind entfernt davon , die Leistungen der Hallenser nun in den Himmel zu heben ; aber feststehen dürfte , daß die Gäste ad oculus demonstrierten , wie eine gute Vereinsmannschaft Fußball spielen soll , und daß die Ostthüringen Spitzenmannschaften mit ihrer Spielstärke in einem solchen Falle nicht konkurrenzfähig sind . | |||
Auf eigenem Platze fand sich die Jenaer Mannschaft nie richtig zusammen . Die Gäste beherrschten von Anfang an das Feld , sie spielten zumeist in der Hälfte des Gegners , der nur wenige wirklich aussichtsreife Angriffe entwickeln konnte . Was Halle zeigte , war eine Gesamtleistung , gestützt auf die souveräne Beherrschung des gesamten Mittelfeldes durch seinen in jeder Beziehung überlegenen Mittelläufer Paulmann . | |||
In diesem Spiele stand Werner vom Sportverein allein auf weiter Flur im Sturm , Opatz als linker Verteidiger rettete viel , ebenso gehörte der Tormann zu den besten Leuten . Von den anderen kann nicht mehr gesagt werden , als daß sie sich redlich Mühe gaben , dem stärkeren und technisch besseren Gegner bis zum Schluß allen möglichen Widerstand zu leisten . Was lehrten uns nun die Gäste ? Alles und nichts , weil sie das machten , was selbstverständlich war . | |||
Sie standen am richtigen Fleck und brauchten deshalb weniger zu laufen . Sie spielten niemals überhastet , gaben richtig und genau ab . Sie täuschten fast immer und holten sich damit wertvolle Sekunden zum Abgeben heraus . Sie spielten vor dem Tor nach der Mitte und im Strafraum nicht mehr nach außen . Sie rannten nach dem erreichbaren Balle energisch , nach dem aussichtslosen selten oder gar nicht . Und alles , was zu einem solchen Spiel nötig ist , konnten sie . Nämlich : sicheres Stoppen und sofortiges Weiterlaufen oder Abgeben , sicheres Köpfen in der gewünschten Richtung . Ganz typisch war für dieses Können die Einstellung und Haltung des Körpers und Kopfes schon vor der Handlung . Ferner sicheres Aufnahmen des Balles im Lauf . Dieses Können , das beinahe alle gleichmäßig an den Tag legten , dazu das Sichverstehen , dieses Spiel ohne jeden gegenseitigen Vorwurf , verschaffte der Mannschaft ein Uebergewicht , das wohl in dieser auffälligen Form niemand erwartet hätte . - Nur Werner hatte diesem technisch reifen Können etwas Gleichwertiges entgegenzusetzten . Dabei konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren , daß die Hallenser in der zweiten Halbzeit mit ihrem Gegner teilweise spielten . | |||
Wir wissen nicht , ob wir bei dem Spiel des Gegners sagen können , der Sportverein Jena habe einen schwarzen Tag gehabt . Selbst zwei Chancen , wo man Tor hätte rufen mögen , wurden verpaßt . Ein Beispiel nur : Der Mittelläufer des Sportvereins hat den Ball , Werner ist nicht da , er fühlt sich ohne diesen wahrscheinlich nicht sicher genug , und gibt kurz vor der Strafraumlinie scharf nach rechts außen , damit aber jede Gefährlichkeit des Angriffs aufhebend . Das nicht zu tun , war , wie wir uns entsinnen , eine Elementaranweisung , "Hogans" bei seiner Lehrstunde in Jena . | |||
Wir wollen mit unserer Kritik niemanden wehe tun , aber die Hallenser machten den Eindruck , daß sie entweder besser eintrainiert sind oder fleißiger selber üben ; denn das Eingespieltsein und technische Können kommt nicht von selbst . | |||
Das Spiel von gestern war , ein Höhepunkt im Jenaer Fußballeben . Es ist selten in Jena anständiger und lautloser gespielt worden . Auch die Zuschauer standen im Banne das Könnens der Gäste . Der Schiedsrichter hatte ein leichtes Amt . | |||
Die Sportvereinler wollen wir mit dieser Kritik in ihrem Können nicht herabsetzen , wohl aber das bessere der Gäste gebührend würdigen . Die Jenenser haben eine im Pokalkampf nicht wieder gut zu machende Niederlage erlitten , aber sicher aus diesem Spiel mehr gelernt als bei jedem anderen Gaukampf , und haben dem Fußballpublikum einen genußreichen Sonntagnachmittag verschafft , der für Jena in Freundschaftsspielen mit anderen starken Mannschaften noch öfters zu wünschen wäre , und bei dem man zum Fußballsport wieder eine positive Einstellung gewinnen kann . | |||
Jenaische Zeitung vom 02.12.1929 | |||
==Spiele== | ==Spiele== | ||
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* in Freiberg : SC Pirna : Polizei SV Chemnitz 0:4 | * in Freiberg : SC Pirna : Polizei SV Chemnitz 0:4 | ||
* Riesaer SV : VfB Leipzig 1:5 | * Riesaer SV : VfB Leipzig 1:5 | ||
* 2. Zwischenrunde (02.02.1930) |
Aktuelle Version vom 26. Dezember 2024, 11:48 Uhr
Spieldaten | |
Wettbewerb | Goldpokal Mitteldeutscher Pokal , 1. Zwischenrunde |
Saison | Saison 1929/1930 |
Ansetzung | 1.SV Jena : Borussia Halle |
Ort | Stadion des 1.SV Jena |
Zeit | 01.12.1929 14:00 |
Zuschauer | |
Schiedsrichter | |
Ergebnis | 0:4 |
Tore |
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Andere Spiele oder Berichte |
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Aufstellungen
- Jena
- ?
- Opatz , ?
- ? , ? , ?
- ? , ? , Werner , ? , ?
- Halle
- ? , Paulmann , ?
- Meißneck
Spielbericht
Das Lehrspiel von Jena
Es ist wohl nicht unberechtigt , das gestrige Zwischenrundenspiel um den VMBV-Pokal ein Lehrspiel für Jenas Fußballgemeinde zu nennen . Wir sind entfernt davon , die Leistungen der Hallenser nun in den Himmel zu heben ; aber feststehen dürfte , daß die Gäste ad oculus demonstrierten , wie eine gute Vereinsmannschaft Fußball spielen soll , und daß die Ostthüringen Spitzenmannschaften mit ihrer Spielstärke in einem solchen Falle nicht konkurrenzfähig sind . Auf eigenem Platze fand sich die Jenaer Mannschaft nie richtig zusammen . Die Gäste beherrschten von Anfang an das Feld , sie spielten zumeist in der Hälfte des Gegners , der nur wenige wirklich aussichtsreife Angriffe entwickeln konnte . Was Halle zeigte , war eine Gesamtleistung , gestützt auf die souveräne Beherrschung des gesamten Mittelfeldes durch seinen in jeder Beziehung überlegenen Mittelläufer Paulmann . In diesem Spiele stand Werner vom Sportverein allein auf weiter Flur im Sturm , Opatz als linker Verteidiger rettete viel , ebenso gehörte der Tormann zu den besten Leuten . Von den anderen kann nicht mehr gesagt werden , als daß sie sich redlich Mühe gaben , dem stärkeren und technisch besseren Gegner bis zum Schluß allen möglichen Widerstand zu leisten . Was lehrten uns nun die Gäste ? Alles und nichts , weil sie das machten , was selbstverständlich war . Sie standen am richtigen Fleck und brauchten deshalb weniger zu laufen . Sie spielten niemals überhastet , gaben richtig und genau ab . Sie täuschten fast immer und holten sich damit wertvolle Sekunden zum Abgeben heraus . Sie spielten vor dem Tor nach der Mitte und im Strafraum nicht mehr nach außen . Sie rannten nach dem erreichbaren Balle energisch , nach dem aussichtslosen selten oder gar nicht . Und alles , was zu einem solchen Spiel nötig ist , konnten sie . Nämlich : sicheres Stoppen und sofortiges Weiterlaufen oder Abgeben , sicheres Köpfen in der gewünschten Richtung . Ganz typisch war für dieses Können die Einstellung und Haltung des Körpers und Kopfes schon vor der Handlung . Ferner sicheres Aufnahmen des Balles im Lauf . Dieses Können , das beinahe alle gleichmäßig an den Tag legten , dazu das Sichverstehen , dieses Spiel ohne jeden gegenseitigen Vorwurf , verschaffte der Mannschaft ein Uebergewicht , das wohl in dieser auffälligen Form niemand erwartet hätte . - Nur Werner hatte diesem technisch reifen Können etwas Gleichwertiges entgegenzusetzten . Dabei konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren , daß die Hallenser in der zweiten Halbzeit mit ihrem Gegner teilweise spielten . Wir wissen nicht , ob wir bei dem Spiel des Gegners sagen können , der Sportverein Jena habe einen schwarzen Tag gehabt . Selbst zwei Chancen , wo man Tor hätte rufen mögen , wurden verpaßt . Ein Beispiel nur : Der Mittelläufer des Sportvereins hat den Ball , Werner ist nicht da , er fühlt sich ohne diesen wahrscheinlich nicht sicher genug , und gibt kurz vor der Strafraumlinie scharf nach rechts außen , damit aber jede Gefährlichkeit des Angriffs aufhebend . Das nicht zu tun , war , wie wir uns entsinnen , eine Elementaranweisung , "Hogans" bei seiner Lehrstunde in Jena . Wir wollen mit unserer Kritik niemanden wehe tun , aber die Hallenser machten den Eindruck , daß sie entweder besser eintrainiert sind oder fleißiger selber üben ; denn das Eingespieltsein und technische Können kommt nicht von selbst . Das Spiel von gestern war , ein Höhepunkt im Jenaer Fußballeben . Es ist selten in Jena anständiger und lautloser gespielt worden . Auch die Zuschauer standen im Banne das Könnens der Gäste . Der Schiedsrichter hatte ein leichtes Amt . Die Sportvereinler wollen wir mit dieser Kritik in ihrem Können nicht herabsetzen , wohl aber das bessere der Gäste gebührend würdigen . Die Jenenser haben eine im Pokalkampf nicht wieder gut zu machende Niederlage erlitten , aber sicher aus diesem Spiel mehr gelernt als bei jedem anderen Gaukampf , und haben dem Fußballpublikum einen genußreichen Sonntagnachmittag verschafft , der für Jena in Freundschaftsspielen mit anderen starken Mannschaften noch öfters zu wünschen wäre , und bei dem man zum Fußballsport wieder eine positive Einstellung gewinnen kann .
Jenaische Zeitung vom 02.12.1929
Spiele
- 1. Zwischenrunde (01.12.1929)
- 1.SV Jena : Borussia Halle 0:4
- Wacker Halle : VfL Zwickau 3:0
- SpVgg Erfurt : Wacker Salzungen 2:1
- VfL Neustadt /Co. : VfL Merseburg 3:0
- VfL Bitterfeld : VfB Klötze 5:0
- SV 99 Merseburg : VfB Sömmerda 7:2
- in Chemnitz : SC Harthau : Fortuna Leipzig 0:2
- VfB Glauchau : Chemnitzer BC 3:2
- Spfr. Markranstädt : SC Stadtilm 3:2
- Eintracht Leipzig : SC Oberlind 0:1
- Brandenburg Dresden : SV 98 Dessau 2:0
- VFC Plauen : Vimaria Weimar 4:3 n.V.
- in Altenburg : Wacker Leipzig : SuBC Plauen 2:1
- SpVgg Dresden : Preußen Greppin 7:2
- in Freiberg : SC Pirna : Polizei SV Chemnitz 0:4
- Riesaer SV : VfB Leipzig 1:5
- 2. Zwischenrunde (02.02.1930)