Vasili Khamutouski

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Vasili Khamutouski 2008

Vasili Khamutouski (russisch: Василий Хомутовский; * 30. August 1978 in Minsk) begann mit dem Fussballspielen bei Smena Minsk.

In der Saison 2000/2001 spielte Khamutouski bereits in der 2. Bundesliga und kam als Ersatztorhüter zu zwei Einsätzen beim SV Waldhof Mannheim.

Er wechselte in der Winterpause der Saison 2007/2008 vom russischen Erstligisten Tom Tomsk zum FC Carl Zeiss Jena. Der 1,93 m große weißrussische Nationaltorhüter erhielt einen Vertrag bis Saisonende, der sich im Fall des Klassenerhalts um ein Jahr verlängert.

Nach dem Abstieg Jenas wechselte Khamutouski zum FC Augsburg. Insgesamt absolvierte er 17 Spiele in der 2. Liga, und 3 Spiele im DFB-Pokal. Durch seine ruhige und souveräne Art wurde er zum Publikumsliebling in Jena und zum Spieler der Saison gewählt.

Pokalübergabe „Spieler der Saison“

Vasili nicht allein zu Haus
Viel Überraschendes gab es in Minsk zu erleben

Wer, um Himmels Willen, ist John Marshall? Diese Frage stellte sich unserer kleinen Fußballreisegruppe, als wir nachmittags am 19.08.08 die Ankunftshalle des Flughafens in Minsk betraten.Oberhalb der magischen Wortkombination „FC Carl Zeiss Jena“ stand dieser uns unbekannte Name auf dem A-4-Bogen, den Nikolai vor seine Brust hielt. Nikolai, der Fahrer des weißrussischen Fußballverbandes, den, uns abzuholen, Bernd Stange geschickt hatte, wußte es auch nicht genau – also fragten wir John selbst, denn er hatte es sich schon im Auto bequem gemacht. John ist Mitarbeiter der englischen FA und in deren Auftrag sollte er sich am kommenden Abend ganz genau die Mannschaft Belarus’ ansehen, immerhin begegnet man sich bald in den WM-Qualifikationsspielen. Die Aussicht, außerdem Argentinien zu sehen, erfreute ihn ebenso wie uns. Er habe großen Respekt vor der belarussischen Mannschaft, erzählte John, immerhin habe diese mit Börnd Stäinschie „an excellent coach“. Tja, und mit dessen Hilfe hatten wir für heute Abend noch eine ganz besondere Überraschung geplant …

Überraschendes bot übrigens schon der Zwischenstopp in Warschau, als wir uns Dank eines verspäteten Weiterfluges gen Minsk plötzlich inmitten der polnischen Nationalmannschaft wiederfanden. Selbige war auf dem Weg in die Ukraine, um dort tags darauf mit 0:1 zu verlieren.

Noch mehr Überraschendes bot dann nach ca. 45 Minuten das Erreichen des Minsker Stadtgebietes: breite, helle, saubere Straßen, viele Neubauten aus Glas und Stahl, viel Grün, viel Wasser, pulsierender Verkehr mit Autos aller alten und neuen Marken und aus verschiedenen Zeitaltern inklusive des guten alten Trolleybusses … Dazu ein Gewusel von Menschen, welches ob seiner Nicht-Klischeehaftigkeit staunen machte. Wer auf Minsker Straßen mürrische Towarischtschi oder bräsig dicke Babajagas erwartet, pflege entweder weiter seine Vorurteile oder fahre hin und mache sich ein eigenes Bild.

Im Dinamo-Stadion, nur wenige Gehminuten von der Minsker Hauptverkehrsader und auch unserem Hotel entfernt waren wir für 20 Uhr mit Bernd Stange und dessen Co-Trainer Harald Irmscher verabredet und wollten uns u. a. das Abschlußtraining ihres Teams ansehen. Die beige-grau uniformierte und mit einem Walki-Talki als Statussymbol bewaffnete Dame am Eingang interessierte unser Ansinnen wenig und auch unser Verweis darauf, mit dem Nationaltrainer verabredet zu sein machte aus ihrem „Njet!“ kein „Da!“. War mein Schulrussisch inzwischen wirklich derart miserabel? Blieb also nur ein Not(an)ruf bei Bernd Stange. Die Argentinier hätten sich für ihr Abschlußtraining absolute Geheimhaltung erbeten, teilte dieser mit, daher sei das Stadion bis 20:30 Uhr für jegliche Besucher tabu. Aber da er und sein Team gleich mit dem Bus ankommen würden, beschrieb er uns, wo dies sein würde, wir könnten dort dann den weiteren Verlauf unserer geplanten abendlichen Überraschung besprechen. Gesagt, getan.

Als wir den beschrieben Platz erreichten, parlierte Stange schon in nahezu perfektem Russisch mit den auf Einlaß Wartenden, gab eifrig Autogramme und bei den meist jugendlichen Besuchern funkelten ob dieses ungezwungenen Umgangs beseelt die Augen. Dann konnten wir noch in aller Ruhe einige wichtige Dinge verabreden, bevor sich Stange Richtung Kabine verabschiedete. Der am Eingang diensttuende Walki-Talki-Träger hatte aus seinem schwarzen Kästchen noch kein „Da!“ zu hören bekommen, also hieß es für uns, sich noch weitere 10 Minuten zu gedulden.

Während wir uns dann endlich ins Stadioninnere begeben konnten, beendeten die Argentinier gerade ihr Training und schlenderten Autogramme gebend oder sich photographieren lassend buswärts. Das Team um Alex Hleb kickte sich derweil schon mal ein paar Bälle zu. Dann betraten Stange und Irmscher den Rasen und ein Pfiff aus des Coaches Trillerpfeife ließ die Mannschaft Aufstellung nehmen. Zur Überraschung der Spieler folgten aber keine Trainingsanweisungen, sondern der Chef erklärte dem Team auf Russisch, daß die Leistungen Vasili Khomutouskis für den FC Carl Zeiss Jena die Fans dieses Vereins dazu bewogen hätten, ihn, Vasili, zum Spieler der vergangenen Saison zu wählen. Dafür gebe es einen Pokal und den würde er gleich überreicht bekommen. Zeitgleich zu diesen Erklärungen ging ich im FCC-Ornat, den Pokal des Supporters-Clubs tragend, Richtung Mannschaft, begleitet vom Torhüter der Jenaer Traditionself, Henryk Lihsa, der sein Debüt als Kameramann gab. Dies alles hörend und sehend, schien Vasili seinen Ohren und Augen nicht zu trauen. Der Wechsel von Überraschung, Fassungslosigkeit und Freude war seinem Gesicht mehr als deutlich anzusehen. Vasili war derart gerührt, wie ich das nicht erwartet hatte und von seiner freudigen Reaktion war ich derart überrascht und angetan, daß ich meinen in Gedanken vorbereiteten Text vergessen hatte … Der Pokal ging in Vasilis Besitz über und er bedankte sich mehrfach herzlichst bei allen Jenaer Fans. Unter dem Applaus des gesamten Teams trat der Kapitän und neue Barca-Star Hleb vor, beglückwünschte seinen Mannschaftskameraden. Stange und Irmscher taten es ihm nach und es war Vasili immer noch anzusehen und zu –merken, diese Überraschung war absolut gelungen. Nach dem Vasili und Stange dem FCC noch viel Erfolg und Glück gewünscht hatten, begann das ca. 80-minütige Training.

Schwerpunkt bildeten taktische Offensiv-Übungen. Ausgehend von kurz ausgeführten Ecken und deren eventueller Abwehr ließ Stange immer wieder den offensiven Spielaufbau üben, stets fordernd und darauf achtend, daß bei den Angriffen die volle Breite des Feldes genutzt wird und sowohl rechts als auch links immer jeweils 2 Mann auf den Außenpositionen anspielbar sind. Es folgte ein Spiel 11 gegen 11 auf verengtem und verkürztem Feld, wobei das kurze und schnelle Direktpaß-Spiel trainierte wurde, mit dem Ziel, alle Angriffe schnellstmöglich mit einem Torschuß zu beenden. Ein älterer Herr mit leicht ergrautem Haar ackerte dabei, als wolle er sich unbedingt für die Startelf anbieten. Da staunten die jungen Spunde nicht schlecht, was der Sportsfreund Irmscher noch für exakte, schnelle Pässe zu spielen in der Lage ist …. Mit ausgiebigem Torschußtraining endete dann diese abendliche Trainingseinheit. Die Arbeit mit den Torhütern leitete übrigens auch einer, der in Deutschland nicht ganz unbekannt ist - Nello di Martino.

Nach Ende des Trainings gab es noch Einiges zu erfahren: Bernd Stange berichtete davon, wie schwer es immer wieder sei, die bei russischen Clubs unter Vertrag stehenden Nationalspieler für Freundschaftsspiele frei zu bekommen und welchen Spaß es dennoch mache, mit diesen jungen aber überaus ehrgeizigen Burschen zu arbeiten und wie gut sich Superstar Hleb da einfüge. Für seine Jungs freue er sich riesig, daß sie die Chance hätten, sich gegen ein solches Top-Team wie Argentinien zu beweisen. Harald Irmscher berichtete ebenfalls davon, wie toll es sei, mit dieser jungen, lern- und leistungsbereiten Truppe zu arbeiten. Vasili K. erläuterte seine Sicht der Torwartfrage des FCA, bedankte sich nochmals herzlichst bei allen FCC-Fans und bat darum, diesen viele Grüße auszurichten. Außerdem stellte sich heraus, daß er die FCC-Spiele noch immer interessiert verfolgt, und über die Resultate und Spielverläufe der Jenaer Spiele dieser Saison war er bestens im Bilde. Einfach ein Klasse-Typ. Dann kehrte langsam Ruhe ein im Dinamo-Stadion, es war also Zeit zu gehen, aber noch lange nicht ins Bett …

Keine 24 Stunden später waren wir erneut vor den Stadiontoren. Zuvor hatten wir noch ein umfangreiches und lohnenswertes touristisches Programm absolviert, das vor allem auch von seiner Gegensätzlichkeit lebte. Wo sonst kann man schon auf engstem Raum zwischen ultramoderner zeitgenössischer Architektur und gigantischen neoklassizistischen Gebäuden in bestem (post)kommunistischem Zuckerbäckerstil fußläufig hin und her wechseln? Wo sonst kann man auf dem Weg zwischen McDonald's und adidas-Shop im Schatten eines riesigen Lenin-Denkmals verharren, ehe man einen kurzen Abstecher in eine nahegelegene orthodoxe Kirche unternimmt? Und das alles immerwährend begleitet vom melodischen „klack-klack-klack …“, das Hunderte (Tausende?) Mädels und Frauen jeden Alters mit ihren hohen, dünnen Absätzen hüftschwingend und elegant auf den Asphalt zaubern …

Den ebenfalls Einlaß begehrenden weißrussischen Fußballfans war die Vorfreude auf das Match gegen den zweifachen Welt- und zweifachen Vizeweltmeister Argentinien deutlich anzumerken. Als dann kurz vor Anpfiff und nach einem poppigen Live-Vorprogramm auch noch ehemalige weißrussische Nationalspieler im Stadion einliefen und geehrt wurden, machte sich fast schon so etwas wie eine kollektive Ergriffenheit breit. Und als dann eine Militärkapelle die Hymnen intonierte, war die Stimmung geradezu feierlich.

Wurde die argentinische Mannschaftsaufstellung noch mit sehr, sehr viel freundlichem Beifall quittiert, so brach bei Nennung des Namens Hleb frenetischer Jubel aus. Auch als der Name „Berrrnd Stann-ge“ fiel, brandete der Jubel. (Vasilis Einsatz für dieses Match war schon seit Längerem nicht vorgesehen.)

Die ersten 10 Minuten boten ein absolut ausgeglichenes Geschehen, vielleicht mit einer geringen Mehrzahl argentinischer Ballkontakte. Jeder Angriff der Einheimischen wurde von heftigem Beifall begleitet. Ganz allmählich übernahmen die Gastgeber das Zepter auf dem Rasen und hatten plötzlich auch mehr offensive Aktionen als die passiver werdenden Gäste. Immer mutiger und offensiver wurden die Weißrussen und von Minute zu Minute wuchs die Freude und Begeisterung auf den inzwischen ordentlich gefüllten Rängen. Mit ihren Angriffen über außen, bei denen meist zwei Mann auf den jeweiligen Außenpositionen anspielbereit waren, setzte man den Argentiniern ganz schön zu. Da die Weißrussen wesentlich engagierter zur Sache gingen, waren sie nach 25 Minuten das überlegene und nach 35 Minuten sogar das klar dominierende Team. Selbst wenn die Südamerikaner gelegentlich ihre individuelle Überlegenheit aufblitzen ließen, gegen den mutigen Teamgeist der Gastgeber hatten sie wenig zu bestellen. Das Publikum war inzwischen völlig aus dem Häuschen. Minutenlang wogte eine LaOla nach der nächsten durch das Dinamo-Stadion und der Phonpegel stieg ständig. „BE! LA! RUS!, BE! LA! RUS! ... so hallte es ohrenbetäubend durch die Minsker Nacht. Während A. Hleb der absolute Chef auf dem Platz war, gefiel sich Tevez in der Rolle des behäbigen und pomadigen Mitläufers, der vor allem eines war: ausrechenbar. Jose Mourinho, ebenfalls auf der Tribüne sitzend, dürfte vom weißrussischen Mittelfeldstar wohl auch sehr beeindruckt gewesen sein.

Allein die 45. Minute gehörte den Gästen. Sie begann mit einem Tevez-Solo, das der weißrussische Keeper im perfekten Eins gegen Eins entschärfte und endete mit einem 12-Meter-Lattenknaller der Blauweißen. Pause, 0:0. Erstaunlich bei der Stange-Elf, wie oft es ihr gelang, Spielzüge, die noch am Vorabend trainiert wurden, exakt zu zelebrieren. Insgesamt waren die Einheimischen immer einen Schritt schneller und immer eine Sekunde eher am Ball. Im Angriff mündete die Überlegenheit allerdings zu selten in echten Torchancen. In der Abwehr standen sie aber sehr souverän, und so blieb nur die Frage, ob die Hausherren den erheblichen Aufwand in Halbzeit Zwei auch durchhalten würden?

Auch in Halbzeit Zwei waren die Belarus-Kicker sofort wieder das dominierende Team. Man hatte den Eindruck, sie seien in Überzahl, so konsequent zogen sie zeitweilig fast ein Powerplay auf. Nach einer Stunde Spielzeit waren die Gauchos völlig von der Rolle, hielten glücklich das Remis, und man fragte sich, was sie eigentlich am Vorabend im Geheimen trainiert hatten? Sie hatten wohl mit Vielem gerechnet, aber nicht mit einer derart engagierten Leistung der Gastgeber. Als J. Mourinho erneut groß auf der Videowand zu sehen war, schien auch er absolut beeindruckt. Einen der schönsten Angriffe demonstrierten die Hausherren in Minute 60, als sie mit einem blitzschnellen Angriff über 4 Stationen, jeweils per Direktpass vor das argentinische Tor zogen (wiederum genau so, wie unter Stanges Anleitung am Vorabend mehrfach trainiert), der abschließende Torschuß aber knapp neben dem Tor landete. Nach 75 Minuten ließen bei einigen Weißrussen die Kräfte etwas nach und die Gäste kamen besser ins Spiel. Da die Einheimischen aber die fehlende Puste mit Herz und Leidenschaft ausglichen, dauerte es bis zur 84. Minute, ehe die Argentinier zu 2 halbwegs tauglichen Torchancen kamen. Tevez war da schon nicht mehr auf dem Platz, aber trotz seiner eher schwachen Leistung hatte das Publikum ihn applaudierend verabschiedet. Die letzten 5 regulären Spielminuten gehörten dann wieder den Hausherren, das 0:0 schien nicht in Gefahr. Geriet es dann aber doch noch, denn in der Nachspielzeit war es Weißrußlands fehlerfreier Torhüter, der mit einer Glanztat nach Freistoß und Kopfball das mehr als verdiente Unentschieden sicherte. Mit einer sehenswerten kämpferischen und auch spielerischen Leistung hatte sich die von Stange und Irmscher taktisch bestens eingestellte weißrussische Nationalelf dieses Unentschieden redlich verdient. Sieg gegen Holland, Unentschieden gegen Deutschland und Argentinien – die Achtungserfolge der jungen Mannschaft mehren sich. Dies dürfte wohl auch John Marshall registriert haben, und wer ahnt schon, was die Männer um Alex Hleb in der WM-Quali noch für Coups planen.

Das Minsker Publikum verabschiedete sein Team und seine Trainer jedenfalls mit jeder Menge Applaus und machte sich anschließend stolz und zufrieden auf den Heimweg. Auf dieses Remis wurde an jenem Abend in Minsk sicher noch der eine oder andere Vodka getrunken und dieser landestypischen Sitte konnten auch wir uns nicht verweigern …

Die polnischen Nationalspieler, die wir heimreisend tags darauf in Warschau wieder trafen, sahen ob ihrer 0:1-Niederlagen in der Ukraine nicht ganz so zufrieden aus …

Insgesamt also eine höchst interessante und spannende Reise mit jeder Menge überraschender Eindrücke. Daß sich kurzfristig auch noch die Möglichkeit ergab, sie mit der Ehrung für den Spieler der Saison 2007/08 zu verbinden, verlieh ihr noch einen zusätzlichen Reiz. Daher an dieser Stelle nochmals vielen Dank an Bernd Stange und Harald Irmscher für die Unterstützung.

Ach ja, und viele Grüße an alle FCC-Fans vom Spieler der Saison 2007/08 – Vasili Khomutouski!

--Kopfnuss

Anmerkung

Die Transkription seines Namens vom kyrillischen in das lateinische Alphabet sorgt immer wieder für Diskussionsstoff. Die Schreibweise „Vasili Khamutouski“ ist die in seinem Pass und vom Verein offiziell verwendete Version.

Wassili Chomutowski (vollständig: Wassili Josifowitsch Chomutowski (russ.: Василий Иосифович Хомутовский)) ist die Transkription vom Kyrillischen in die deutsche Schreibweise (siehe).