2002/2003 05. Spieltag: FV Dresden 06 Laubegast - FC Carl Zeiss Jena 2:0
Spieldaten | |
Wettbewerb | Oberliga, 5.Spieltag |
Saison | Saison 2002/2003, Hinrunde |
Ansetzung | FV Dresden 06 Laubegast - FCC |
Ort | Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden |
Zeit | Sa. 07.09.02 14:00 Uhr |
Zuschauer | 416 |
Schiedsrichter | Mike Kaiser (Werben) |
Ergebnis | 2:0 |
Tore |
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Aufstellungen
- Dresden
- Robert Rinke
- Stefan Kätzel , Daniel Küttner, Dirk Oberritter (23.Thomas Ehrlich), Jens Flügel
- Sascha Lense, Axel Tusche, Andre Kohlschütter, Marco Kolbe (79.Daniel Fischer)
- Robert Heiße (88.Martin Horn) , Alexander Eißrich
Trainer: Bernd Fröhlich
- Jena
- Tino Berbig
- Mirko Burgdorf , Gediminas Sugzda (88.Vito Benedetti) , Markus Grasser
- Jörg Nowotny,Stefan Treitl,Olaf Holetschek (88.Steven Sonnenberg) , Alexander Maul , Dirk Hempel (61.Kais Manai)
- Sergio Sanchez, Jan Zimmermann
Trainer: Frank Eulberg
Spielbericht
- A-Junioren-RL : FCC : RWE 5:1 , 200 Z.- Tore Jena : Wittke 2 , Zimmermann 2, Werner
Jena : Kraus , Hohmann (82.Stoya) , Luft , Paul , S.Wille (82.Löffler) , R.Schmidt , Wittke , Keil (52.Sommer) , Schuhte , Zimmermann , Werner (88.Bachmann)
Zurück aus Laubegast - der Hauptstadt der Fußballdiaspora für einen jeden Zeissfan, für die Allesfahrer, Europapokal- und Zweitligaerfahrenen. Hier kommt der FCC! Die Flut spülte den Ground der Dresdner die Elbe hinab und man wich aus ins Stimmungsgrab Rudolf-Harbig-Stadion. Nicht einmal 500 Zuschauer inklusive 150 Unentwegter aus der Zeiss-Stadt wollen den gefallenen Engel des ostdeutschen Fußballs vergangener Tage noch sehen....Jena beginnt wie der Teufel, spielt die im quittegelben Dress auflaufenden Laubegaster (-gäste?) an die Wand. Nur eine Frage der Zeit, wann Jena zum verdienten Siegtor einschießt. Hempus, Treitl, Sugzda, Sanchez versemmeln die klarsten Möglichkeiten. Die Jenaer supporten ihre Mannschaft, spüren, dass man will, und glauben, dass man könnte....Doch wie ein Blitz aus dem heiteren Himmel über dem Dresdner Ground schlägt ein Sonntagsschuß im Jenaer Gehäuse ein. Blankes Entsetzen! Trotzige "Jena, Jena"-Gesänge. Nur ein Schönheitsfehler - so ist man sich sicher. Jetzt wird Jena zeigen, was dieser Sonntagsschuß wert ist! Nur ein Fliegenschiss im Sog des Orkans, den Jena gleich entfachen wird. Der Halbzeitpfiff rettet die Laubegaster und deren glückliche Führung in die Kabine.Anpiff zur zweiten Halbzeit. Jena schleicht aus der Kabine, als ob es niemals rauskommen wollte. Der Orkan verkommt zum Sturm im Wasserglas. Jena verunsichert, Laubegast mutiger - und dennoch harmlos. Ohne Spannung, ohne Mumm spielt Jena seinen Stiefel runter. Vom Engagement der ersten Hälfte keine Spur. Holetschek semmelt ungeschickt über einen Kullerball, der zur Vorlage zum 2:0 für Laubegast wird. Ein Alptraum...! Ich fühle mich an Wehen erinnert, ich spüre wieder die Bitterkeit in mir aufkommen, spüre, dass es immer noch tiefer geht, spüre die Endlichkeit meiner Leidensfähigkeit. Ich bin nicht allein mit meinem Schmerz. "Eulberg raus!" skandieren die ersten. ‚Nein, nicht das. Bitte...' denke ich mir, und kann mich nicht dagegen wehren, Verständnis für diese Art der Kanalisation der Wut zu empfinden. Sie haben die Schnauze voll. So wie ich auch. Es geht immer tiefer, immer weiter. Wer will es ihnen verdenken, ihnen, die ohnehin schon zu den Leidensfähigsten gehören. Irgendwann ist Schluß! So auch für Hempus, der als bester Jenaer von Eulberg ausgewechselt wird. Unverständnis - und irgendwie doch passend. Hier geht nichts mehr. "Marmor, Stein und Eisen bricht..." erklang es noch in der ersten Hälfte. Nur wenige Minuten später fehlt den meisten der blau-gelb-weißen Anhänger die Kraft, diesem sie seit Jahren begleitenden Ehrenkodex die Treue zu halten. "Wir sind Jenaer - und Ihr nicht!!!" hallt es in den Schlusspfiff. Wut, Trauer und Lähmung entladen sich am Zaun des Gästeblocks. Treitl, der sich vor den Trainer stellt, findet nicht die richtigen Worte. Das unsägliche "Wessischweine! Wessischeine!" schallt durchs zugige Rund. Die unerschrockene Regensburger Fraktion läßt sich bei den Fans blicken. Sie signalisieren Verständnis für die Wut, Unverständnis für das, was so eben auf dem Platz passierte. Holetschek, der in der 89. (!) Minute zur Doppelauswechlung, um dem Nachwuchs eine "Chance" zu geben, in Zeitlupe vom Platz schlich, sowie Sugzda, Nowotny und andere werden nicht bei den Fans gesehen....Wir regen uns auf, weil wir bei Laubegast verloren haben. "Laubegast" - ein kurzfristiger Besucher beim Kleingärtner? Hochmut kommt vor dem Fall - so sagt man. Dabei ist Jena schon längst gefallen - und fällt weiter. Wie auch die, die ihm anhängen, mit fallen. "Pößneck führt", "ach wäre ich bloß nach Pößneck gefahren" bekommt man zu hören. Jena wird unter Wert eingetauscht. Mein Herz blutet. "Scheiß Pößneck!" schreie ich, und bedauer fast im selben Moment, die harmlosen Pößnecker zu diffamieren. "Jena etabliert sich gerade in der Oberliga" raune ich einem Weimarer Original zu, der meine Ironie überhört und von meiner Feststellung entsetzt ist. Er erklärt mir, keine Ironie mehr zu verstehen. Er glaube mittlerweile alles.....Alles Gute - mein Jena........
--Traudel