2003/2004 13. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - VfB Germania Halberstadt 1:1
Spieldaten | |
Wettbewerb | NOFV-Oberliga, 13. Spieltag |
Saison | Saison 2003/2004, Hinrunde |
Ansetzung | FCC - VfB Germania Halberstadt |
Ort | Ernst-Abbe-Sportfeld |
Zeit | Sa. 25.10.03 14:00 Uhr |
Zuschauer | 2.089 |
Schiedsrichter | Helmut Bley (Sehmatal) |
Ergebnis | 1:1 |
Tore |
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Aufstellungen
- Jena
- Tino Berbig
- Olaf Holetschek
- Markus Grasser, Joachim Schwabe (81.Robert Böhme)
- Kais Manai(88.Eric Noll) , Gert Müller , Stefan Treitl , Daniel Petrowsky, Alexander Maul
- Sebastian Hänsel (55.Kai Zimmermann) , Carsten Klee
Trainer: Joachim Steffens
- Halberstadt
- Sebastian Kischel
- Thomas Pfannkuch
- Robert Moeller , Rene Cunaeus
- Andre Kopp , Enrico Gerlach , Steffen Plock, Steffen Wiekert , Dennis Mzyk
- Erik Hartmann (88. Ivo Dobritz) , Danny Richter (60. Michael Preuß , 81. Rashid Aissa-Maadaoui)
Trainer: Frank Lieberam
„Videotext-Bericht“
„Ach nö, Papa, ein Spiel gegen eine halbe Stadt ist doch doof!“ Meine Tochter hatte gute Argumente mich zu überzeugen, dass der ultimative Thrill an diesem Nachmittag nicht im EAS zu erleben sein würde, sondern nur gemeinsam mit ihr beim Puppentheater mit Pittiplatsch und Schnatterinchen. Also gabs ab 14 Uhr Nervenkitzel pur für mich und bei meiner Heimkehr kurz nach halb vier hatte ich größte Schwierigkeiten, mit meinen vor Anspannung zerkauten Fingernägeln die richtigen Tasten auf der Fernbedienung zu finden, denn immer gab es auf der MDR-Videotextseite nur ein 1:1 als Ergebnis zu sehen. Shit, Videotext im Eimer, aber Gott sei Dank funktionierten Bild und Ton noch und so wartete ich eben bis kurz vor 17 Uhr, um zu erfahren, wie hoch der FCC denn nun gewonnen hatte.
Zehn Minuten später war klar: Da ist er wieder, der alte Affe Angst, und turnt fleißig und vergnügt im Jenaer Paradies hin und her. Wie war das doch wunderschön noch vor wenigen Wochen, als wir aller Welt zeigen konnten: „Guck mal, was da brav im Käfig sitzt, das hat uns zweimal den Aufstieg gestohlen. Aber jetzt, jetzt haben wir ihn unter Kontrolle. Er kann uns nicht mehr gefährlich werden. Zwar hat er versucht, uns gegen Lok ein Schnippchen zu schlagen und gegen Pößneck trieb er es recht arg, aber jedesmal wurde er wieder eingefangen. Und gegen Halle, ja gegen Halle haben wir ihn für immer in Bann geschlagen, auch wenn er dort in Halbzeit zwei wie wild an den Stäben rüttelte. Er ist heimtückisch vielleicht, hat gegen Auerbach auch anfangs schmerzhaft zugebissen, aber dann schnell erkennen müssen, dass er Jena nicht beikommen kann. Nun ja, gegen Plauen mag er ein wenig frech gewesen sein, aber da fehlte ja auch sein wichtigster Dompteur. Wenn der erst mal wieder dabei ist, dann ist Schluss mit lustig, der alte Affe Angst kann uns nichts mehr anhaben, ganz gewiss nicht, ach i wo, doch nicht in Jena!“
Nun ist er wieder frei. Ganz gleich wer ihn rausließ, ganz gleich ob aus Übermut oder Schlampigkeit, das Tier wird uns zu schaffen machen. Als er Grasser in der 8. Minute an der Wade zwickte, um diesem den Rücken so zu krümmen, dass der Ball davon abgefälscht ins lange Eck trudelte, schien er noch ein neckischer Geselle zu sein, jemand der gern Lausbubenstreiche spielt, jedoch ohne Vorsatz und böse Absicht. Aber mit zunehmender Spieldauer wurde er lästig, erst wie ein ungebetener Gast, über dessen alberne Scherze niemand lachen möchte, dann zum Ende hin wandelte er sich zur widerwärtigen Kreatur. Was die Blaugelbweißen auch auszurichten versuchten, bis auf Gert Müllers Bogenlampe fuhr ihnen das Tier in die Parade. Es war schon deprimierend, am Fernseher erleben zu müssen, wie kläglich Chance auf Chance vergeigt wurde, wie muss es wohl erst im Stadion gewirkt haben. Stefan Treitls Schussversuch in der 57. Minute war so anrührend hilflos, das ich bereits nach Wegen zu suchen begann, durch die Flimmerkiste hindurch zu steigen, um ihn an der Hand nehmen zu können, damit er vom gefährlichen Grün hinüber geführt wird zur sicheren Tartanbahn, aber hätte ich mit diesem Vorhaben tatsächlich Erfolg gehabt, dann wäre er wohl nicht der Einzige gewesen, dessen Hände hilferingend emporgestreckt waren.
Achim Steffens merkte man im Interview nach dem Spiel an, wie angefressen er war. Er steht in der kommenden Woche vor einer Titanenaufgabe, denn das Spiel am Samstag bei Dresden-Nord wird der Schlüssel für den Ausgang der Saison. Verliert Jena in Elbflorenz, dann war´s das wohl mit dem Unternehmen Aufstieg, auch wenn der FCC bis Jahresende vielleicht wieder an der Tabellenspitze stehen kann. Die Angst aber wird bleiben, dass auch diesmal alles danebengeht, und im Frühjahr wird der alte Affe wieder da sein, erwartungsvoller denn je, wohlwissend, welche reichliche Kost ihm zu Saisonschluss in Jena stets gereicht wurde. Um diesen lästigen Gefährten fürs erste los zu werden, dazu wird der FCC in Dresden gewinnen oder zumindest ein überzeugendes Unentschieden abliefern müssen, und das gegen den zur Zeit wohl stärksten Gegner. Aber gerade weil die Nordler diesen Lauf haben, weil sie frei von Aufstiegserwartungen agieren können und weil Jena gegen diesen Gegner bisher nie gut aussah, deshalb kann ein Erfolg nur dort zu einem wirklichen Befreiungsschlag werden.
Dem FCC gelang Ähnliches bereits einmal vor vier Wochen in Halle und die Mannschaft musste sich dabei über die fehlende Unterstützung der Fans nicht beklagen. Also heißt es auch diesmal, ab ins Auto, den Bus oder die Bahn, wir wollen sehen, dass der alte Affe den FCC nicht reiten kann, sondern Steffens Mannen jene Leistung zeigen wie in den ersten 45 Minuten im Kurt-Wabbel-Stadion, an der man sich als Anhänger der Blaugelbweißen begeistern konnte.
Nicht live
Dieses Spiel habe ich nicht gesehen (nur mein Sohn) , da ich in Zagreb war .