2006/2007 17. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - FC Augsburg 0:2
Spieldaten | |
Wettbewerb | 2. Bundesliga, 17. Spieltag |
Saison | Saison 2006/2007, Hinrunde |
Ansetzung | FCC - FC Augsburg |
Ort | Ernst-Abbe-Sportfeld |
Zeit | Fr. 15.12.06 18:00 |
Zuschauer | 6.316 |
Schiedsrichter | Sahler (Mutterstadt) |
Ergebnis | 0:2 |
Tore |
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Andere Spiele oder Berichte |
Aufstellungen
- Jena
- Christian Person
- Toni Wachsmuth , Holger Hasse (63.Toni Jurascheck) , Alexander Maul
- Stefan Kühne , Krzysztof Kowalik
- Kevin Schlitte , Felix Holzner , Tobias Werner
- Christian Fröhlich
- Patrick de Napoli (62.Ronny Thielemann)
Trainer: Heiko Weber
- Augsburg
- Sven Neuhaus
- Patrick Pircher , Sören Dreßler , Roland Benschneider
- Mourad Hdiouad , Timo Wenzel (79.Benjamin Kern)
- Robert Strauß , Sebastian Becker (86.Torsten Traub) , Lars Müller
- Axel Lawaree , Florian Galuschka (72.Angelo Vaccaro)
Trainer: Rainer Hörgl
Bitteres Ende eines süßen Jahres (Spielbericht)
Tor für den FCC? Letztmalig am 17.11.2006 war dieses seltene Naturschauspiel zu bewundern. Es war Fröhlichs Elfmetergeschoss gegen die Grundsatzproblematiker aus dem Breisgau. Die diesem Siegtor vorausgegangene Aktion scheint sich wie ein Fluch über Jenas Fußballstreitmacht zu legen – Torflaute seit vier Spielen! Zur Weihnachtszeit bleibt da wohl nur die Hoffnung auf das wundersame Erscheinen der Heiligen drei (Torschützen-)Könige. Aber Jenas Wunderbonus ist wohl aufgebraucht …
Schon die Anreise zum letzten Spiel in diesem für unseren Verein so sensationell erfolgreich verlaufenen Kalenderjahres bot Spektakuläres. Nahe Hainspitz hatten 3 Autos einen formidablen Unfall fabriziert, ihre Kennzeichen (z.B. L-OK …) und die Silhouetten ihrer Insassen ließen ob ihres ursprünglichen Reiseziels und ihrer dortigen Aufgabe keinen Zweifel. (Und trotz allem – hoffentlich sind alle wieder fit!)
Im Stadion boten sich dann aber schönere An- und Aussichten, was wieder mal dem Engagement unseres Hauptsponsors zu verdanken war. Die Promotion-Ladies, die rameders-Marketingchef am SC-Stand „ablieferte“ stachen nicht nur Jenas verletztem Südländer sofort ins Auge. (Und wie kontaktfreudig der Junge Mann sein kann, hatte er ja schon nach dem Freiburg-Kick bewiesen.) Vielleicht aber hätte man einen der zu verteilenden Einkaufschips auch jedem unserer Spieler in die Kabine legen sollen. Ein intensiver Blick auf die „Das-Runde-Muss-Ins-Eckige“ Gebrauchsanweisung hätte sicher nicht geschadet.
Beste Stimmung herrschte zu Spielbeginn auf Tribüne und Rängen und allenthalben wohlwollend wurde der erneute Einsatz der beiden Betzenberg-Helden Holzner und Wachsmuth aufgenommen. Mit einer mittlerweile gewohnten Aktion begann der FCC: Freistoss aus dem linken Halbfeld von Fröhlich. (Gibt es eigentlich ein Zweitligateam, das derzeit mehr derartige Freistöße bekommt als der FCC?) Werner konnte allerdings kein Kapital aus der Eingabe schlagen. Schon eine Minute später musste Person jedoch Wachheit zeigen und klärte vor Augsburgs Nummer 17. Verschnaufen konnte unser Keeper jedoch nicht, allerdings strich der erste ernsthafte Augsburger Torschuss (8.) an seinem Eckigen vorbei. Aber es verging wieder nur eine Minute bis zur nächsten guten Gäste-Offensiv-Aktion – diesmal verdiente sich aber Felix H. mit einer souveränen Aktion seinen ersten Sonderapplaus. Die Augsburger hatten also vom Start weg mehr klarere Aktionen und auch deutlich mehr Ballkontakte. Ähnlich dem vorwöchentlichen Lauternspiel machte Jenas Defensive aber einen recht präsenten, sicheren Eindruck. Dies allerdings deutlich zu Lasten der Offensive. Was nach vorn abging erinnerte irgendwie an Seniorentanz mit Butterkuchen. 16 Minute dauerte es bis zur ersten gelungenen Offensivaktion der Weißen. Typisch: erst erkämpft Holzner einsatzstark einen Ball im Mittelfeld, Wachsmuth behauptet diesen nicht weniger mannhaft und passt zu Kühne, dessen geplantes Zuspiel auf Schlitte jedoch einen Tick zu steil gerät. Drei Minuten später wirft sich ein Roter im Jenaer Strafraum zu Boden, der Schiri zollte dieser ornithologischen Einlage jedoch keinerlei zu Recht keine Beachtung. In Minute 20 bemüht sich der FCC mal wieder im Augsburger Strafraum, Kühne kommt jedoch nach DeNas Zuspiel einen Schritt zu spät. Danach hat es 5 Minuten lang den Anschein als könne der FCC das Spiel jetzt dominieren, die Unseren sind jetzt mit mehr Ballkontakten als die Gäste. Aber auch die FCA-Abwehr steht sicher, so sind Torszenen beidseitig Mangelware. In der 30. Minute holt sich auch Wachsmuth seinen verdienten Solo-Applaus, ebenfalls für’s abgebrühte Klären eines Augsburg-Angriffs. Allerdings lässt Augsburgs nächster Angriff (27.) einen Hauch von Winterstarre aufkommen – immerhin soll Hasse diesen per Handspiel beendet haben. (Wie mir TV-Beweis-verwöhnte VIP’s später berichteten, wäre ein Elfmeterpfiff wohl berechtigt gewesen.) Der nächste Aufreger folgt in Minute 30. CF spielt, von links kommend, schön DeNa an der Strafraumgrenze an. Doch statt Drehung und Torschuss folgt leider nur ein halbherziges Zuspiel (mit der Hacke?) zurück auf Fröhlich – und das war’s dann mit dieser (Fast-)Chance. Nach 33 Minuten zündet Schlitte eine erste verfrühte Silvesterrakete. Jedenfalls geht er rechts raketengleich steil, liefert dann allerdings lediglich eine Flanke der Marke „Nirwana“ ab. Kurz darauf versucht sich TW an so einer Art Torschuss von halblinks – weit drüber. Beim Gegenangriff (35.) geht HH ungestüm aber eigentlich harmlos von hinten in seinen Gegenspieler und sieht ebenso prompt wie unberechtigt Gelb. Den anschließenden Freistoß kann unser einziger Mann in Gelb sicher pflücken. Nach 40 Minuten unternimmt Schlitte den nächsten Flankenversuch von rechts, jedoch mit ähnlichem (Miss)erfolg wie vordem. Der kurz darauf folgende Augsburger Schussversuch ist zunächst prinzipiell harmlos, allerdings setzt das Leder tückisch auf – Person greift aber sicher zu. Vor der Halbzeitpause bleibt noch Zeit für Schlittes 3. Flankenversuch und wieder ist kollektives Stöhnen zu vernehmen … Pause im EAS.
Die Gäste hatten unspektakuläre, solide Ballarbeit gezeigt und bei Kugelbesitz immer den kürzesten Weg nach vorn gesucht, auf spielerische Glanzlichter jedoch weitestgehend verzichtet. Kampf, Einsatz und konzentrierte Abwehrarbeit waren unseren Jungs in den ersten 45 Minuten nicht abzusprechen. Für ein Heimspiel muss aber einfach mehr Druck nach vorn entfaltet werden, nur so kann ich eine Abwehr auch mal zu Fehlern zwingen. Wenn aber alle Ecken und Freistöße eher wohltuend harmlos daherkommen, stelle ich routinierte Defensivler wie die Augsburger nicht vor ernsthafte Probleme. Um so mehr, wenn DeNa a) einen seiner schwächeren Tage erwischt und b) auch keinerlei gescheite Anspiele erhält. Wann sah man schon mal eine komplette erste Heimspielhalbzeit ohne auch nur eine einzige echte Thüringer Torchance?
Doch was für ein Auftakt zur 2. Hälfte! Tobi ist links 6 Meter frei vorm Tor. Er hat eigentlich nur 2 Möglichkeiten: 1. Querpass zum freien DeNa oder 2., selbst zum 1:0 verwandeln. Leider entscheidet er sich für die 3. (Un)Möglichkeit und haut den Ball ins Außennetz. Diese Aktion dürfte ihn wohl um seine Nachtruhe gebracht haben. Danach wird das Match etwas verbissener, spielt sich aber vornehmlich zwischen beiden Strafräumen ab. In der 54. Minute schien es an der Zeit, die nächste Gelb-Rote Karte Hasses zu notieren. Doch wundersamerweise folgte seinem ungeschickten Foul nicht mal ein Pfiff. Auch gut. Zwei Minuten später ist dann wieder auf Person Verlass, als dieser nach einer FCA-Ecke in höchster Bedrängnis klärt. In Minute 59 endlich mal wieder ein ansatzweise ansehenswerter Angriff in weiß. Fröhlich passt zu Schlitte, der weiter auf Werner - aber der verpasst einfach den richtigen Moment abzuziehen. Jetzt versucht Weber mit einem Doppelwechsel die drohende Erstarrung zu durchbrechen. Thielemann kommt für den zwar bemühten (und oft hängen gelassenen) aber enttäuschenden und enttäuschten DeNa und für den am Rande der GR Karte wandelnden HH läuft der nächste Teilnehmer der Jenaer Messe der Meister von Morgen auf den Platz und wird von der Tribüne frenetisch begrüßt: Jurascheck. Hasses Auswechslung sorgt sofort für Veränderung, wenn auch nicht für die erhoffte. Unsere Abwehr ist sichtlich verwirrt und scheint sich über die neue Aufgabenverteilung reichlich uneins. Vorne bleibt alles wie gehabt, Werner vertändelt uninspiriert am Sechzehner. Wo ist nur seine Unbekümmertheit geblieben? Für mich wirkte er heute oftmals so, als hätte sich noch eines der berühmten Kämpfeschen Gummibänder um seine Waden gewickelt.
Nun war die Zeit für die spielentscheidende Szene gekommen. Eine Aktion, zu der anschließend drei verschiedene Versionen kursierten.
- 1.) Mit einer ungeschickten (und dennoch immer wieder vorkommenden) Reflexbewegung geht Wachsmuth mit der Hand zum Ball.
- 2.) Im Luftduell erfährt Wachsmuth einen Schubser von hinten, verliert die Balance und geht daher ungewollt mit der Hand zum Ball.
- 3.) Wachsmuth wird im Sprungduell klar gefoult, rechnet mit einem Pfiff und fängt daher den Ball.
Egal wie – es ertönte ein Pfiff und diesem folgte der Fingerzeig auf den Punkt. Wem es entgangen sein sollte: für ca. 2 Sekunden herrschte [ ] Toten-, [ ] Grabes-, [ ] gespenstische Stille (zutreffendes bitte selbst ankreuzen) am Fuße der Kernberge. Hdiouad ließ dem wackeren Greifswalder im Tor keine Chance und setzte mit seinem Treffer einen ersten tiefen Stich ins blaugelbweiße Fanherz.
Sowohl die Darsteller auf dem Rasen als auch die Akustiker auf den Rängen benötigten einige Minuten der Sammlung, dann schien es als würden die 6.300 und ihre 11 Protagonisten nochmals ihr Herz in beide Hände nehmen. Der Support schien ungebrochen – Töne trotziger Verzweiflung mischten jedoch sicher mit. Wieder mal (73.) trat CF einen Freistoß von rechts, Wachser nimmt die Pille volley und säbelt sie reichlich über den Kasten. Was hätte ich dem Kerl das Tor in dieser Situation gegönnt! Weiter ging’s, wieder mit einem Fröhlich-Freistoß, diesmal in der 75. und von links. Maul steigt hoch, trifft den Ball mit dem Kopf 6 Meter vorm Tor und erstmalig (!) muss Neuhaus zeigen, was er auf der Linie drauf hat. Er tut dies erfolgreich. Im Gegenzug hätte Müller den (Weihnachts)Sack für die Roten zumachen können, was unser Torwächter aber mit letztem Einsatz verhindern kann. Nun hätte Youngster Nr. 3 für Jubel sorgen können. Allerdings landet Juraschecks ebenso frecher wie unkonventioneller Pieke-Kick nur am Außenpfosten. (78.) Mit dieser Aktion schien das blaugelbweiße Schicksal für diesen Tag besiegelt. Der Support ebbte merklich ab, Augsburg stellte sich hinten rein, die Unverwechselbaren gewannen kein einziges Kopfball- oder sonstiges wichtiges Duell mehr und auf dem Rasen waren die Anzeichen der Resignation deutlich erkennbar. Als dann in der 81. Minute nach einem Foul an Jura der Assistent zwar richtigerweise die Fahne hob und der Schiri jedoch unrichtigerweise weiter spielen ließ, reichte es nur noch zu „Hoyzer-Rufen“ und ein Teil des Publikums hatte für sich den falschen Schuldigen gefunden. Weder die Gelbe Karte für einen schwalbenden Augsburger (86.), noch Kowas verzogener Schuss (89.) waren noch von besonderer Wichtigkeit. Lawarees feiner Heber (aus abseitsverdächtiger Position?) in gleicher Minute zum 0:2 wurde vom Großteil der Zuschauer nur noch in mittlerweise heimspielüblicher Demut ertragen. Ja, der Stachel der Niederlage saß / sitzt noch immer tief. Dennoch wird es mir unerklärlich bleiben, wie man während des Spieles minutenlang „… und kämpfen bis zum Schluss“ skandieren kann, um dann noch vor Abpfiff fluchtartig seinen Platz zu verlassen?!
Es ist ein Jahr her, als Zeiss-Fans schmunzelnd dem Jahreswechsel entgegen sahen. Nach jahrelanger OL-Tristesse war der FCC der Newcomer der RLN schlechthin. Gewagte Rechenspiele ließen zarte Aufstiegspläne heimlich gedeihen. Dem Winter der Heimlichkeit folgten ein Frühling der Hoffnung und ein Frühsommer der blaugelbweißen Glückseeligkeit. Zweite Liga – da sind wir! Jahrelang für Utopie gehaltene Glücksmomente folgten z.B. in Offenbach, Essen, auch in München oder daheim gegen Köln und Freiburg. „What goes up, must come down.“ wussten schon die (musikalischen) Eagles.
Diesjährige weihnachtliche Tabellenblicke (so sie sich nicht vermeiden lassen) werden schmerzhafter sein. Die Ruhmreichen verharren auf einem Abstiegsplatz. Das ist bitter am Ende dieses süßen Jahres. Aber in Kürze beginnt ein neues, dann sind bis Mai nochmals 51 Punkte zu vergeben. Auch der FCC wird davon so viel wie möglich erreichen wollen und auch können. Dies sicher ohne den einen oder anderen Doppel-Aufstiegshelden, von denen manche einfach zu oft an ihre qualitative Grenze gestoßen sind. Auch der Trainer hat dazugelernt. Glaubt man [[Heiko Weber|HWs] PK-Statement werden neue Gesichter an der Saale auftauchen. Der Kapitano, Güve und so manch anderer Verletzter sind dann wieder an Bord. Junge, hungrige und stolz das blaugelbweiße Ehrenzeichen auf der Brust tragende Jenaer Eigengewächse stehen bereit. Und die besten Fans der Liga sowieso!
Let’s go Jena! Nur der FCC!
Nachtrag
Nicht in bester Stimmung, wen wundert’s, trafen sich nach Spielschluss noch ca. 20 FCC-Fans mit den beiden Geschäftsführern unseres Hauptsponsors. Es ist in diesem Forum schon oft thematisiert worden, verdient aber meines Erachtens hier noch mal besondere Erwähnung: es ist schon beeindruckend, mit welchem Engagement die Herren sich der Meinungen und Ansichten der (anwesenden) Fans annehmen und mit welchen Ideen sie immer wieder aufwarten, um zu demonstrieren, der FCC ist mehr als nur die 11 bzw. 14 Mann auf dem Platz. Zu erleben war dies auch wieder heute und dies wird jeder der Anwesenden vorbehaltlos bestätigen können. Manches heute Besprochene und Geplante wird demnächst auch hier noch zu besprechen/diskutieren sein. Jeder kann und sollte sich einbringen und gelegentlich vielleicht auch mal über seinen Schatten springen. Dies jedenfalls war einhelliger Tenor des lohnenden Abends. So mancher Supporters-Club bei anderen Vereinen hätte wohl allen Grund, darauf ein wenig neidisch zu sein. Gut, das dem so ist. Ganz einfach: Danke!
--Kopfnuss
Augsburg - Köln
Während ich mir bei Wintertemperaturen die Niederlage gegen Augsburg reinzog , war mein Sohn bei seiner 2.Liebe : 1.FC Köln : 1.FC Kaiserslautern 2:2 vor 49.500 Zuschauern . Ein buntes Spiel mit 4 Gelb-Roten , allerdings gerecht verteilt .
A.S.