2007/2008 07. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - Kickers Offenbach 2:0
Spieldaten | |
Wettbewerb | 2. Bundesliga, 7. Spieltag |
Saison | Saison 2007/2008, Hinrunde |
Ansetzung | FCC - Kickers Offenbach |
Ort | Ernst-Abbe-Sportfeld |
Zeit | Mi. 26.09.2007 17:30 |
Zuschauer | 5867 |
Schiedsrichter | Bandurski (Essen) |
Ergebnis | 2:0 |
Tore | |
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Aufstellungen
- Jena
- Christian Person
- Sven Günther (75.Giorgi Oniani) , Alexander Maul , Darlington Omodiagbe , Michael Stegmayer
- Konstantinos Charalambides (61.Felix Holzner) , Stefan Kühne , Niels Hansen (70.Filip Tapalovic)
- Jan Simak
- Tobias Werner , Sandor Torghelle
Trainer: Valdas Ivanauskas
- Offenbach
- Cesar Thier
- Christian Müller , Niko Bungert , Martin Hysky , Bastian Pinske (60.Sidney)
- Oualid Mokhtari , Daniyel Cimen(46.Adebowale Ogungbure , 89.) , Stephan Sieger , Thorsten Judt (70.Denis Epstein)
- Suat Türker , Dino Toppmöller
Trainer: Wolfgang Frank
Anmerkung
Alexander Maul und Jan Simak werden in die Kickerelf des Tages gewählt und Jan Simak wird auch Spieler des Spiels .
Spielbericht
Auch die Ewigkeit ist endlich
Erster Saisonsieg eine runde Sache
Wie lange dauert eigentlich „eine Ewigkeit“? Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrmillionen? Die Frage, welche Physiker und Philosophen wohl nie genau beantworten werden, stellt sich für FCC-Fans von heute an nicht mehr! Offiziell 630 Minuten (Punkt-)Spielzeit hat es gedauert, bis die geplagten FCC-Anbeter sich nach einem Schlusspfiff wieder jubelnd um den Hals fallen konnten, endlich! Angefühlt haben sich diese 7 x 90 Minuten wie eine Ewigkeit! So war es auch nicht verwunderlich, dass der heutige Schlusspfiffjubel am Fuße der Kernberge eher befreiend denn euphorisch daher kam.
Wenn Fußballfans sich lang und breit über die Veränderung von Riten und Ritualen austauschen, dann ist klar, ihrem Verein geht’s schlecht. Heute war das allenthalben wieder zu sehen und zu hören. Die Münchner Fraktion in etwa versuchte es entweder mit dem Verschütten wertvollen Bieres aufs gestreifte Trikot oder zwängte sich in ein neues, gelbes Leibchen. Der Betreiber der FCC-News-Seite des Supporters-Clubs kam auf die Idee die Tragetasche für seine Schreibutensilien auszutauschen, ein Chemntizer hatte extra Bares für einen neuen Schal ausgegeben und wieder ein Anderer hatte heute mal beide Söhne dabei, weil der Kleine eben noch nie verloren habe. Als am FP noch beratschlagt wurde, welche dieser neuen Rituale am erfolgversprechendsten seien, marschierten u. a. Ex-1860-Amateur-Co-Trainer Koschlick, Jenas Personalausstatter Frank Lieberam und Lauterns Co-Trainer Funkel gen Tribüne.
Selbst auf dieser angekommen, musste noch eine neue Grausamkeit ertragen werden. Der singende Fortuna-Düsseldorf-Fan-Club durfte, unterlegt mit schlimmen Saisonbildern auf der Videowand, irgendetwas von einem Stehaufmännchen trällern. Um mich herum gab’s dafür nur Kopfschütteln. Jemand brachte es auf den Punkt: „Na toll, wir spielen gegen die einen Rot-Weißen und lassen die anderen Rot-Weißen dazu singen?“ Wer braucht solche Betroffenheitstheatralik? Wir sind beim Fußball, Rosamunde-Pilcher-Stilistik gehört ins ZDF!
Als die die verbliebenen Reste der sonntäglichen Schmachtruppe, aufgefüllt mit Günther, Maul, Hansen, Kühne und Person, den Rasen betraten gab’s von den erwartungsgemäß recht spärlich besetzten Rängen aufmunternden, aber auch fordernden Applaus. Hut ab vor Iwans Entscheidung, Alex M. zum Kapitän und CP zum Torwächter zu machen! Die Träger des ruhmreichsten Thüringer Fußballtrikots fanden sich unmittelbar vor Anpfiff noch zu einer verschwörerischen Runde zusammen, bildeten einen Kreis. Noch so ein neues Ritual. Auch auf der Jenaer Bank hatte sich Manches geändert. De Sportliche Leiter fehlte und der Trainer hatte den feinen Zwirn aus Frankfurt gegen echte Arbeitskleidung getauscht. Als Herr Bandurski erstmals ins Pfeifchen pustete, entrollten die Südkurven-Fans ihre Botschaft für den Samstag: „Erfolg ist vergänglich – Tradition ist für immer. Verkauft nicht die Seele – unseres Vereins! / Nein zur Ausgründung - Nein zum Investor - Ja zum FC Carl Zeiss Jena“
Auf dem Heiligen Rasen des EAS legten sogleich die Hausherren die Richtung fest, in die es heute spielerisch zu gehen hatte. Hansen vernascht in Minute 2 auf links diverse Falschfarbene, legt zu TW ab und bei dessen Schuss vom Strafraumeck muss Thier gleich ganz fest zupacken. Den ersten Szenenapplaus der Partie bekam Simak nach 4 Minuten, als er elegant und einsatzstark gegen mehrere Gegner den Ball behauptet. Natürlich war en Unseren eine anfängliche Unsicherheit deutlich anzumerken, aber wie sie es schafften, den OFC 5 Minuten lang am Überschreiten der Mittellinie zu hindern zeigte, mit welchem Willen auf Rehabilitation das Team ins Match gegangen war. Als auch nach 10 Minuten die Unseren den Ball meist in ihren Reihen hatten, die Zweikämpfe annahmen und die Gäste weiter unter Duck zu setzen versuchten, sprang der Funke erstmals so richtig auf die Zuschauer über und ein unerschütterliches „Allez! Carl Zeiss, allez! Nur der FCC ……“ hallte durchs Paradies. In der 11. Minute ließ sich Sandor T. davon zu einer feinen Ablage auf Costas inspirieren, der mit der Pille von rechts in den Sechzehner marschierte und sauber flankte. Anscheinend hatte aber keiner seiner Spielkameraden mit derart viel Durchsetzungsvermögen gerechnet, denn die Sturmmitte war leider verwaist.
Nach 13 Minuten segelt eine Ecke der Kickers reichlich gefahrbringend in unseren Strafraum, was gleich zur nächsten, ebenfalls gefährlichen Ecke führt, die allerdings mit einem harmlosen Schuss übers Person-Gehäuse endet. Als bei einem klaren Sperren gegen Günther im Mittelfeld der Pfiff ausbleibt, muss Omo resolut klären, als die Gäste einen Konter ansetzten. (17.) Jetzt holte sich Hansen seinen verdienten Beifall, als er unmittelbar vor der Tribüne Müller hübsch tunnelte. (20.) Nach 22 Minuten sahen viele der Jenaer Zuschauer erst ein Offenbacher Handspiel im Strafraum und anschließend eine foulverdächtige Situation gegen Simak, ebenfalls im 16er. Nur der Herr aus Essen sah das anders und entschied komischerweise auf Stürmerfoul. Nein, die Ruhmreichen zauberten nicht, sie brillierten nicht und sie erarbeiteten sich auch nicht Chancen im Minutentakt. Aber sie spielten zunehmend ruhiger, wählten oft den einfachen und somit besseren Weg, halfen einander und hatten damit Spiel und Gegner gut unter Kontrolle. Und sie kämpften! Beleg dafür, Tobis von Beginn an aussichtslos erscheinender Sprint, mit dem er einen etwas zu weit geschlagenen Diagonalpass Simaks fast noch erlaufen hätte! (24.) Die erste wirkliche Torchance hatte dann in der 31. Minute Sandor. Bei einer guten Segmayer-Flanke von links steigt der Puszta-Bomber hoch, bekommt aber bei seinem Kopfball ins rechte Eck keinen richtigen Druck hinter en Ball und so kann Thier, wenn auch mit viel Mühe, den Ball festhalten. Zwei Minuten später schwächelt 2 x Costas. Erst wird er bei einem Konter fein freigespielt, scheitert aber mit dem Versuch einer Flanke und 30 Sekunden später fehlt ihm der Mut zum Schuss.
Jetzt war die Zeit für Türker gekommen, sich für den Rest des Spieles unbeliebt zu machen. Erst erliegt er einem plötzlichen Schwächeanfall in Verbindung mit elender Fallsucht, wodurch er eine GK für Günther provoziert und kurz darauf dreht er völlig durch. Sein übles Einsteigen gegen den in der Luft liegenden Person war einfach nur erbärmlich. Das hat nix mit ehrlichem (Fußball-)Kampf zu tun, das ist einfach nur üble Hinterlist! (37.) Doch die gerechte Strafe ließ nur 6 Minuten auf sich warten. Die Weißen bekommen 30 Meter halblinks vor dem Tor einen Freitoß. Jan Simak nimmt 3 Schritte Anlauf und küsst den Ball mit seinem rechten Fuß. Derart zärtlich geliebkost beschreibt dieser eine elegante Flugbahn Richtung langes Eck, wohin sich Alex M. schon auf den Weg gemacht hatte. Um die formschöne Flugkurve des Leders nicht schnöde zu unterbrechen, zieht er kurzentschlossen sein Goldköpfchen ein, Thier kippt nach links wie eine Bahnschranke und zwischen seinen Handschuhen und dem Pfosten mogelt sich die Kugel listig in’s TOOOOOOR! Iwans Truppe jubelt, schart sich um Simak, bildet wieder einen Kreis und sogar Person kommt zum Feiern gesprintet wie einst Eugen Ray! Mit diesem Sprint (inklusive Rückweg) hatte er sich schon schneller und vor allem mehr bewegt, als ganze Mannschaftsteile zusammen noch vor 3 Tagen. Mit einem absolut verdienten 1:0 ging’s in die Pause! Verdient u. a. auch deshalb, weil die Viererkette mit Günther, Maul, Omo und Stegmayer den Ball möglichst weit vom eigenen Strafraum fern hielt und damit auch Person Ruhe und Sicherheit ausstrahlen konnte. Im Mittelfeld wurde geackert, auch mal der einfache, dafür aber sichere Pass gesucht und Simak wurde abgesichert, wenn er sich einfach alle Freiheiten nahm. Werner und Torghelle waren permanent auf Achse, das konnte sich insgesamt sehen lassen.
Der OFC kam reichlich schnell aus der Kabine und obendrein hatte Ex-Chemie-Trainer Frank noch seinen Ex-Chemie-Spieler Ogungbure aufs Grün geschickt. Auf diesem ging in der 48. Minute Tobi auf rechts n die Spitze, spielte Stegmayer an, der aber überhastet flankte. Den Gästen war nun anzumerken, dass auch sie mal Richtung FCC-Tor spielen wollten. In der 49. gelang ihnen das auch blendend, als über die rechte Seite Topmöller freigespielt wurde. Ungelenk wie ein erzgebirgischer Holzhacker stelzte er den Ball aber über en Kasten. Diesen Weckruf hatten die Unseren gebraucht. Ein weiter Simak-Freistoß trifft genau ins Schwarze doch Omos Kopfball kann Thier parieren. Gleich danach ergrätscht Simak eine Ecke, die Stegmayer tritt. Sandors Kopfball bleibt in der OFC-Abwehr hängen aber Simak kommt zum Nachschuss, der allerdings leider ebenso abgeblockt wird. Nach 53 Minuten pflückt Person eine Flanke souverän und leitet mit weitem Einwurf einen schnellen Konter ein. Als die sich daraus ergebende Ecke gefährlich in den Offenbacher Strafraum segelt, Pfeift der Schiri die Aktion ab. Warum wird wohl ewig sein Geheimnis bleiben.
Jetzt verstärkt der OFC seine Offensivbemühungen, aber Person bleibt cool wie das Eis der norwegischen Gletscher. Erst klärt er zupackend bei einem Zuspiel in die Spitze und kurz darauf faustet er eine Ecke energisch und sicher aus der Gefahrenzone. (56., 58.) Was nun folgte, war völlig absurd. Zwischen der 60. und 70. Minute beschlossen die drei Herren vom DFB auf die Vorsilbe „un“ zu verzichten und wurden zu parteiischen Spielleitern. Erst bleibt der Pfiff bei einem Foul an Hansen aus und der daraus resultierende OFC-Angriff ist nicht ungefährlich. (61.) Eine Minute später erkämpft sich Hansen blitzsauber den Ball an der Grundlinie, vor lauter Begeisterung über so viel Kampfesmut wedelt der Assi allerdings leider mit seinem Fähnchen. (62.) Als in der 63. Felix H. im eigenen Strafraum gefoult wird, entscheidet Bandurski auf Ecke für die Gäste. Nach 66 Minuten wird Hansen übel umgetreten und sein Gegenspieler dafür auch noch mit einem Freistoß belohnt. Kurzzeitigscheinen sich die Wiedergutmachenden davon verunsichern zu lassen und verlieren plötzlich auch unnötige Zweikämpfe. Glücklicherweise handelt es sich aber nur um eine temporäre Erscheinung. In Minute 70 ziehen Simak und Tobi zum Kontern los, nach Jans’ Pass kommt Tobi jedoch einen Schritt zu spät. Nach 74 Minuten pfeift der Pfeifer überraschend mal wieder nen Freistoß für uns. Omo schlägt den Ball butterweich und ST verlängert ihn in Richtung OFC-Strafraum . Tobi läuft auf Bungert und Thier zu. Dabei scheint er derartig mit den Zähnen zu fletschen, dass Bungert ängstlich zur Salzsäule erstarrt. Thier klatscht für Tobis Einsatzwillen begeistert Beifall, vergisst dabei aber vor lauter Freude den Ball fest zu halten. „Vielen Dank!“ haucht Jenas Rackerer den beiden ins Ohr und schiebt die Kugel zum erlösenden ZWEIZUNULL direkt in die Maschen. Was dem der Treffer bedeutete machte er klar, als er vor der Südkurve stehend deutlich zeigte wo und vor allem für wen sein Herz schlägt. Solche Männer braucht das (Thüringer) Land! Jenas Stadionsprecher war noch Minuten später so begeistert von Tobis Auftritt, dass er ihn mit dem ausgewechselten Sven Günther verwechselte…… Bis zur 85. Minute versuchte der OFC nun nochmals alles auf eine Karte zu setzen, biss sich in unserer Hälfte fest und erkämpfte sich mehrere Ecken in Folge. Was noch vor Kurzem zu chronischen Herzrhythmusstörungen kombiniert mit Schnappatmung und Schweißausbrüchen geführt hätte, konnte den leidgeplagten Zeissianer heute relativ kalt lassen. Person und seine Vorderleute verbreiteten keine absolute Souveränität, aber doch viel relative Gelassenheit und Ruhe. Nach 86 Minuten hätte der unermüdliche Tobi beinahe weiteren Ruhm ernten können. Wieder erspitzelte er sich einen Rückpass und umkurvte Thier. Da der Winkel jedoch zu spitz war, trudelte der verdammte Ball einfach nur aufreizend gemächlich neben der Torlinie her und auch Sandor kam anschließend nicht mehr zum Schuss. Als Ogungbure sich dann noch seine GRK abholte, hielt ich diese zunächst für kleinlich. Inzwischen habe ich mir sagen lassen, dass die TV-Bilder seines üblen Einsteigens auch Rot vertretbar erschienen ließen. 90 Minuten waren um und die zweiminütige Zugabe wurde zum Schaulaufen der Sieger und die in Wehen noch so traurigen FCC-Fan-Charts hatten einen neuen Spitzenreiter: „Der FCC ist wieder da!“
Als dann endlich die 630-minütige Ewigkeit ihr Ende gefunden hatte, trafen sich alle Jenaer Kicker wieder zu ihrer verschworenen Runde. Im Kreis genossen sie erstmalig das Gefühl eines Punktspielsieges im FCC-Trikot. Es hatte den Anschein, als würde ihnen diese Gefühl gefallen. Wenn ja, sollten sie es möglichst bald wiederholen und erneut gemeinsam erfühlen. Sie wissen ja jetzt, wie es geht. Ich würde dieses Gefühl auch ungern wieder tauschen, es lieber noch eine Weile behalten. Eine Weile? Eine Ewigkeit! Und die beginnt in Fürth, auf geht’s!
Nur der FCC! YNWA!
P.S. Um wie viel schöner als noch am Sonntag klang doch heute das „Wir woll’n die Mannschaft seh’n!“ Auch daran kann man sich (wieder) gewöhnen.
--Kopfnuss
Bad Arolsen
Das war das erste Heimspiel , dass ich verpasste . Baustelle Vitaqua in Breuna . Aber ich machte 16 Uhr Feierabend und sah den ersten Saisonsieg in einer Fußballkneipe in Bad Arolsen .
A.S.