2008/2009 Thüringischer Landespokal Finale: FC Rot-Weiß Erfurt - FC Carl Zeiss Jena 3:2
Spieldaten | |
Wettbewerb | Thüringen-Pokal, Finale |
Saison | Saison 2008/2009 |
Ansetzung | FC Rot-Weiß Erfurt - FCC |
Ort | Steigerwaldstadion in Erfurt |
Zeit | Di. 26.05.2009 20:00 Uhr |
Zuschauer | 10.556 |
Schiedsrichter | Tino Wenkel (Höxter) |
Ergebnis | 3:2 |
Tore | |
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Aufstellungen
- Erfurt
- Dirk Orlishausen
- Fabian Stenzel, Martin Pohl (46. Christopher Handke), Jens Möckel, Bastian Pinske
- Martin Hauswald (66. Tino Semmer), Matthias Peßolat (54. Massimo Cannizzaro), Samil Cinaz, Alexander Schnetzler
- Thiago Rockenbach Da Silva, Chhunly Pagenburg
Trainer: Henri Fuchs
- Jena
- Carsten Nulle
- Tim Wuttke, Marco Riemer, Tim Petersen, Ralf Schmidt
- Naoya Kikuchi
- Carsten Sträßer, Torsten Ziegner, René Eckardt (78. Lars Fuchs)
- Sebastian Hähnge, André Schembri (68. Excaucé Mayombo)
Trainer: Marc Fascher
Spielbericht
Schon die gesamte Saison über hatte die Jenaer Mannschaft zwei unterschiedliche Gesichter gezeigt. Etliche Male hatten wir nach den gezeigten Leistungen unser Urteil "Sie kann es nicht besser, ist eigentlich nicht drittligatauglich" schon gefällt gehabt. Dann wiederum gab es Tage, die uns ein hoffnungsvolles "Na also, es geht doch!" entlockten. Wie nun würde sich die Elf beim Saisonabschluss in Erfurt präsentieren?
Zunächst einmal mit vehementem Start. Torsten Ziegner, noch immer der Liebling aller Rot-Weißen, hatte Sebastian Hähnge in den Lauf gespielt. Dieser sah seinen besser postierten Sturmpartner Andre Schembri, welcher nach nicht einmal zwei Minuten zum 1:0 traf. Die schnelle Gästeführung im Steigerwald, wie beim Punktspiel neun Monate zuvor am selben Ort, brachte die Gastgeber ein bisschen aus dem Konzept. Das Ballwegschlagen von Peßolat nach genau einer Viertelstunde hatte schon etwas von Frustration. Begünstigt durch zu einfache Ballverluste der Jenaer übernahmen sie danach aber die Initiative. Pohl köpfte nach einem Eckball freistehend ebenso drüber (16.) wie Hauswald vier Minuten später. Ohne einen Lenker im Mittelfeld versäumte es die Jenas Offensivabteilung in dieser Phase, die nicht sattelfest wirkende Erfurter Abwehr häufiger unter Druck zu setzen. Wie es gehen kann, zeigte sich beim Angriff nach vierzig Minuten, den René Eckardt mit einem Schuss ins kurze Eck abschloss. Orlishausen war zur Stelle. Bessere Noten verdiente sich vor der Pause unsere Defensive, die es verstand, die meisten Bälle vom Nulle-Gehäuse weg zu halten. Nur in der letzten Aktion vorm Halbzeitpfiff hatte sie Dusel, als Peßolat allein gelassen aus sieben Metern am rechten Pfosten vorbei zielte.
Mindestens ebenso schön wie erste begann auch die zweite Halbzeit für den FC Carl Zeiss. Von der rechten Seite zog Ralf Schmidt aus gut 30 Metern Entfernung einen Freistoß aufs Erfurter Tor, der sich über Orlishausen ins lange Eck senkte. 2:0 ! Noch bevor Erfurts Keeper mit Fliegenfänger-Rufen bedachte wurde, schallte ein vielstimmiges "Auswärtssieg" durchs weite Rund. Dabei hatte sich der Thüringer Fußballverband alle Mühe gegeben, den Erfurter Heimspielcharakter etwas zu kaschieren. Auf der Anzeigetafel wurde der FCC zuerst genannt, der Jenaer Oberbürgermeister stand am Halbzeit-Mikrofon und als wirklich wertvolle Veränderung ersparte man uns den peinlichsten Stadionsprecher der dritten Liga zugunsten eines neutralen Ansagers. Von einem Heimspiel für RWE war nach dem zweiten Tor auch auf den Rängen nichts zu spüren. Ziemlich betröppelt standen die Rot-Weißen in ihrem Block, während Jenas Anhänger bester Laune waren. Diese verfuschte Saison schien doch noch ihr doppeltes Happy-End zu bekommen. Ließ doch die Verteidigung in blau-gelb noch immer nicht viel anbrennen. Und wenn mal etwas durchkam, vergaben Cannizzaro und Co. ihre Chancen recht kläglich. Doch wer genau hinschaute, sah die ersten Alarmzeichen. Richtiggehend schlampig gestaltete sich nach dem zweiten Treffer der Spielaufbau auf Seiten der Jenaer. Statt den Sack zu zu binden, wurde der Gegner durch passives Verhalten und stümperhafte Fehlabspiele permanent ins Spiel zurück gebracht. Und es kam noch schlimmer. Denn nach dem Anschlusstreffer durch einen gezielten 15-Meter-Schuss ins Dreiangel fiel Jenas Abwehrbollwerk wie ein Kartenhäuschen in sich zusammen. Symptomatisch für den Rest des Spiels die Szene zum Ausgleich. Einmal, zweimal brachten die Rot-Weißen den Ball aus dem Gewühl heraus nicht über die Linie. Doch von Jena bekamen sie noch einen dritten Versuch, den Pagenburg nutzte, auch wenn Nulle dabei im Fünfmeterraum gefoult worden sein soll. Die erste Leuchtrakete flog aus Jenas Fanblock, Katerstimmung machte sich breit und die Führung war dahin. Alles genau so wie beim Punktspiel neun Monate zuvor. Auch der Knockout kurz vor Schluss, er blieb uns wieder nicht erspart. Semmer verlängerte einen Freistoß von der rechten Seite unhaltbar ins Netz.
Dieses Spiel ist im Kopf verloren worden. Einen Kontrahenten, der schon mausetod schien, durch Passivität derart wieder aufzubauen, ist (nett formuliert) grob fahrlässig. Dass Erfurts Spieler demonstrativ in ihre Fankurve rannten, als Jenas Akteure gerade vom TFV für den 2. Platz geehrt wurden, stellte die Unsportlichkeit des Abends dar, war aber doch nur eine Randerscheinung für bitter enttäuschte Zeiss-Fans.
Der letzte Eindruck ist der bleibende. Wir sollten drei Kreuze machen, mit dieser Mannschaft wenigstens in der Liga geblieben zu sein.
Dornbirn
Dieses Dienstagsspiel verpasste ich wegen der Baustelle in Dornbirn .
A.S.