2010/2011 25. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - SV Wehen Wiesbaden 1:0

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Spieldaten
Wettbewerb 3. Liga, 25. Spieltag
Saison Saison 2010/2011, Rückrunde
Ansetzung FCC - SV Wehen Wiesbaden
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit Sa. 19.02.2011 14:00 Uhr
Zuschauer 4.808
Schiedsrichter Stefan Glasmacher (Alsdorf)
Ergebnis 1:0 (0:0)
Tore
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Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Jena
Carsten Nulle
Ralf Schmidt , Marco Riemer , Alexander Voigt , Ronny Nikol
Felicio Brown Forbes (83.Nils Pichinot) , Jens Truckenbrod (88.Moses Sichone) , Eugen Bopp , Orlando Smeekes
Sebastian Hähnge , Martin Ullmann (55.Aykut Öztürk)

Trainer: Wolfgang Frank

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Wehen
Michael Gurski
Marco Neppe , Benjamin Hübner , Quido Lanzaat , Marco Jordan
Daniel Brosinski , Martin Abraham , Danko Boskovic (79.Nils Döring)
Addy-Waku Menga (58.Milad Salem)
Zlatko Janjic (82.Nikolas Ledgerwood) , Marcel Ziemer

Trainer: Gino Lettieri

Anmerkung

Marco Riemer wird in die Kicker-Elf des Tages gewählt .

Spielbericht [1]

Es ist gerade mal vier Wochen her, als ich nach dem vergeigten Stuttgart-Spiel mit gesenktem Blick durchs Paradies schlich. Nur schnell heim und nein, ich will es mir nicht noch mal angucken bei ‚Sport im Osten'. Zu deprimierend erschien mir die Vorstellung einer erneuten Tauchfahrt Richtung vierte Liga. Und zunehmend realistischer! Tatsächlich fingen die ersten in Block H bereits damit an, die potentiellen Gegner der nächsten Saison zu studieren: Worte wie Havelse, Oberneuland und Meuselwitz (autsch!) machten da ganz leise die Runde und hinterließen ein beklemmendes Gefühl. Und dazu auch noch die ganzen Reservemannschaften diverser ‚Traditionsvereine', von denen ich bereits die Bundesligaausgabe als Zumutung für einen ausgeglichenen Gemütszustand empfinde. Aber 21 Punkte aus 21 zum Teil abenteuerlichen Darbietungen gaben auch wirklich nicht viel mehr her, als einen unverklärten Blick in den Abgrund. Wie gesagt, das ist vier Wochen her und wer das miterlebt hat, konnte sich gestern kaum vorstellen, daß er sich am gleichen Ort befand. Die Kritiker sind inzwischen den Optimisten gewichen und die Resignierten wurden durch Rechenkünstler ersetzt, die selbst die fußballerischen Leistungen unserer Blau-Gelb-Weißen Wundertüte noch weit in den Schatten zu stellen scheinen. Als ich nach dem Schlußpfiff irgendwo aus Reihe 7 oder 8 die Vokabel ‚Relegationsplatz' aufschnappte, bin ich vor Schreck fast umgefallen. Und manche waren doch tatsächlich fast schon wieder dabei, Fahrgemeinschaften nach Kaiserslautern und ins Bremer Weserstadion zu planen. Die Welt im Wandel, so schnell geht das!

Dabei sah es gegen Wehen-Wiesbaden lange nicht nach einem Sieg aus, weder für die einen noch für die anderen. Über weite Strecken bestand nicht mal die Notwendigkeit, die Gespräche mit den Sitzplatznachbarn über die Banalitäten des Alltags zu unterbrechen, weil sich keine der beiden Mannschaften dem gegnerischen Tor auf mehr als 20 m näherte. Meist bewegte sich eine zwölf- bis sechzehnköpfige Spielertraube von einer Strafraumgrenze zur anderen und wieder zurück. Allzuoft kam der Ball da nicht raus… Und so wurde es in der ersten Halbzeit auch nur einmal richtig gefährlich, als Nulles Abwehr viel zu kurz geriet und direkt in den Wehener Angriffslinien niederging. Das muß er wohl diese Woche bei Orle gesehen haben. Im Unterschied zu dem machte er aber seinen Fehler ohne Umschweife wieder gut und lenkte Brosinskis Flachschuß noch reaktionsschnell um den Pfosten (33.). Der hätte genau ins lange Eck gepaßt, Glück gehabt! Und Jena? Tja, was soll man schreiben, wo nix war. Ab und zu blitzte da schon mal was auf, gerade wenn man hinschauen wollte, war es aber meistens auch schon wieder weg. Der Paß zu ungenau, die Ballannahme zu schlampig. Irgendwas war immer. Nur Brown-Forbes versprühte fünf Minuten vor der Halbzeit einmal den Hauch von Gefahr, als er von Hähnge auf der rechten Seite schön freigespielt wurde, den Ball nach dem berühmten Haken zu viel aber ganz schnell wieder los war. Meine Güte, man kann sich aber auch anstellen…

Nach der Pause änderte sich am beschriebenen Zustand zunächst erst mal nichts. Beide Mannschaften beschränkten sich weiterhin ausschließlich auf die gezielte Sabotage des gegnerischen Spielaufbaus und brachten es dabei auch zu einer gewissen Perfektion. So eine Art fußballerischer Morgenthau-Plan. Erst nach geschlagenen 55 Spielminuten konnte Orlando dem frierenden Publikum ein erstes gedämpftes Raunen entlocken. Nach seinem Solo bis fast zur Grundlinie war es für ein Abspiel aber mal wieder viel zu spät und der Winkel für einen Schuß zu spitz (55.). Schade, aber immerhin waren wir jetzt schon mal munter. Nur drei Minuten nach Orlandos Aktion drosch dann Nikol von ganz hinten mal so richtig gegen den Ball. Ob nun so gewollt oder nicht, erwies sich der lange Paß als perfektes Anspiel für Hähnge, der mit seinem Schuß aus halblinker Position aber Gurski im Gästetor nicht überwinden konnte. Schade! Aber jetzt wurde es trotzdem zunehmend besser. Jena erhöhte den Druck nun deutlich und traute sich nach vorne endlich mehr zu. Dieser neue Mut resultierte zum Großteil aus der Gewißheit heraus, daß hinten eine Verteidigung stand, die auch verteidigte. Insbesondere Voigt räumte alles ab, was kam. Und wenn der mal nicht da war, dann kam irgendwo noch Riemer her. Man möchte nicht meinen, daß sich die gleichen Leute im letzten halben Jahr fast 40 Gegentreffer eingefangen haben, davon gleich zweimal sechs Richtige. Einmal sogar mit Zusatzzahl. Unvorstellbar, wenn man sah, welche Ruhe und Sicherheit die Akteure dahinten ausstrahlten! Für Wehen-Wiesbaden gab es heute unmißverständlich kein Durchkommen. Im Gegenteil, die Hessen mußten nun selber mehr und mehr aufpassen, nicht unter die Räder zu kommen, zumal ab der 55. Minute Öztürk für Ullmann auf dem Platz stand. Und daß der ein Tor gegen seien Ex-Verein schießen wollte, daran bestand von Anfang an nicht der geringste Zweifel. Geschossen wurde nun eh aus allen Lagen. Zunächst zog Bopp völlig überraschend aus dem Stand ab, seinen Knaller aus 20 m konnte Gurski aber gerade noch so zur Ecke klären (64.). Ein paar Minuten später hatte dann Öztürk seine erste Möglichkeit, sein Kopfball nach einer Ecke flog aber doch deutlich über das Tor (73.). Bei seiner zweiten Möglichkeit, fehlten dann nur noch ein paar Zentimeter zur Glückseligkeit. Brown-Forbes hatte Öztürk zuvor mustergültig freigespielt, dessen Schrägschuß flog aber knapp am langen Eck vorbei. Das Ding muß eigentlich rein, zumal man da ruhig auch mal beim linken Fuß anfragen darf! Trotzdem, langsam kamen wir der Sache schon näher. Öztürk machte jetzt den Unterschied und erzwang mit seinem unbändigen Willen letztendlich auch die Führung. Als er gedankenschnell einem bereits verloren geglaubten Ball nachsetzt, kann ihn ein Abwehrspieler der Gäste nur noch regelwidrig von den Beinen holen. Elfmeter! Daß sich Öztürk den Ball gleich selber schnappt, hätte sich im Stadion wohl jeder denken können. Kurzes Stoßgebet Richtung Himmel, weggucken und warten. Dann flippen alle um mich rum aus. Das ist wohl gutgegangen (76.). Danksagung Richtung Himmel. Erleichterung. Vorerst!

Blieb nur noch das Problem der letzten Viertelstunde zu lösen. Daß das noch ganz schön lange sein kann, dürfte jedem klar sein, der schon mal 15 Minuten DSDS gucken mußte. Und immerhin war ja der Tabellenfünfte zu Gast! Aber Wehen-Wiesbaden wirkte erschreckend hilflos. Kurz vor dem Ende fliegt dann zwar doch noch eine Flanke beängstigend gefährlich durch Jenas Strafraum, aber Döring köpft aus fünf Metern nur Nulle an (88.). Der Herzschlag setzte planmäßig kurze Zeit später wieder ein! Und mehr kommt nicht mehr, weder von Jena noch von den enttäuschenden Gästen. Schluß! Die Erleichterung ist mit den Händen greifbar, die Gesichter schäumen über vor Zufriedenheit! Die letzten vier Wochen waren Gold wert! Wenn nicht alles schief läuft, sollten die noch fehlenden Punkte ein paar Spieltage vor dem Saisonende zusammengekommen sein, ohne das große Zittern. Das wäre vor Weihnachten noch als visionäre Spinnerei durchgegangen! Kaum zu glauben, daß ein mitunter so scheintoter Haufen einen solchen Wandel durchleben kann. Klar, die Neuzugänge sind vielversprechend, insbesondere Öztürks Qualitäten sind bislang überragend. Aber das Wichtigste ist wohl, daß da wieder eine Mannschaft auf dem Platz steht, wo jeder weiß, wo er hinzurennen hat und - wichtig - dies auch tut. Hinzu kommen die unübersehbaren Verbesserungen im taktischen Bereich, wo sich ohne Frage die Handschrift von Wolfgang Frank abzeichnet. Hoffen wir, daß der Trend noch ein wenig anhält. Dann können sich auch die Rechenkünstler vielleicht doch noch mal probieren. Im Moment ist es dafür noch etwas früh. Aber warum sollten wir nicht mal wieder ein bißchen träumen dürfen?

--bpf

  1. Mit freundlicher Genehmigung von Franks FCC-Seite übernommen.


  • A-Junioren-DFB-Pokal-VF : FCC : Werder Bremen 1:6 - Tore : Brinkmann / Prießner 2 , Mlynikowski , Hüsing , Reineke , Yilirim
  • B-Junioren-BL : FCC : Energie Cottbus 4:3