2017/2018 28. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - FC Würzburger Kickers 1:2
Spieldaten | |
Wettbewerb | 3. Liga, 28. Spieltag |
Saison | Saison 2017/2018, Rückrunde |
Ansetzung | FCC - Würzburger Kickers |
Ort | Ernst-Abbe-Sportfeld |
Zeit | Di. 27.03.2018 19:00 Uhr |
Zuschauer | 6.047 |
Schiedsrichter | Dr. Riem Hussein (Bad Harzburg) |
Ergebnis | 1:2 (0:2) |
Tore |
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Programmheft |
Originalheft |
Aufstellungen
- Jena
- Jo Coppens
- Florian Brügmann (59. Marius Grösch), Dennis Slamar, Justin Gerlach, Guillaume Cros
- Sören Eismann (59. Kevin Pannewitz), Jan Löhmannsröben
- Maximilian Wolfram, Manfred Starke, Firat Suçsuz (33. Julian Günther-Schmidt)
- Timmy Thiele
- Trainer: Mark Zimmermann
- Würzburg
- Patrick Drewes
- Maximilian Ahlschwede, Sebastian Neumann, Anthony Syhre, Sebastian Schuppan
- Patrick Göbel (83. Orhan Ademi), Ioannis Nikolaou, Kai Wagner
- Dennis Mast, Felix Müller (79. Emanuel Taffertshofer)
- Dominic Baumann (57. Fabio Kaufmann)
- Trainer: Michael Schiele
Anmerkung
Dieses Spiel war für den 06.03.18 angesetzt , fiel aber wegen erneutem Wintereinbruch aus .
Spielberichte
Heimserie reißt zur Flutlichtpremiere
Nach 241 Tagen verliert der FC Carl Zeiss erstmals wieder ein Heimspiel und muss sich starken Würzburgern verdient mit 1:2 (0:2) geschlagen geben. Kevin Pannewitz erzielte vor 6.047 Zuschauern acht Minuten vor dem Ende den Anschlusstreffer, die Aufholjagd fand jedoch unter gleißendem Licht kein Happy-End. Jena verbleibt damit auf Rang 15, acht Zähler vor dem ersten Abstiegsplatz.
Dabei war die Vorfreude groß. Nach endlosen Jahren des Wartens auf einen Ersatz für die 2013 abgerissenen Jenaer Wahrzeichen, noch unfreiwillig verlängert durch die kurzfristige Spielabsage Anfang März, wurde zu den Klängen von Rammsteins "Sonne" das Ernst-Abbe-Sportfeld pünktlich zum Einlaufen der Mannschaften erleuchtet. Nach einer Schweigeminute für FCC-Abwehrlegende Michael Strempel rollte endlich der Ball, allerdings von Beginn an in Richtung Jenaer Tor. Nach drei Minuten lag das Leder bereits im Netz. Jo Coppens, der erneut den DFB-gesperrten Raphael Koczor vertrat, ließ sich von Göbel den Ball aus den Händen spitzeln und auch Jenas zurückgeeilte Verteidiger konnten den Schuss ins leere Tor aus spitzem Winkel nicht verhindern. Coppens' Proteste blieben ebenso fruchtlos, wie die beiden Angriffsversuche vom diesmal wieder in der Startformation stehenden Thiele (7., 9.). Dann übernahmen die Gäste wieder das Zepter und Jo Coppens rettete überragend gegen den freistehenden Göbel nach FWK-Traumkombination (14.). Der Zweitligaabsteiger zeigte sich jetzt in allen Belangen überlegen. Ohne Ball ließ man mit agressivem Pressing bereits 20 Meter in der Jenaer Hälfte der Heimelf keine Luft zum Atmen und unterband in Abwesenheit des an einer Knöchelblessur laborierenden FCC-Kapitäns René Eckardt jeglichen geordneten Spielaufbau. Mit Ball zeigten die Bayern dann ihre spielerische Klasse und stellten die Zimmermann-Elf vor ein Problem nach dem anderen. Konnte Coppens nach 22 Minuten einen Kopfball Schuppans noch entschärfen, so war er nach dreißig Spielminuten machtlos. Ein langer Ball aus der eigenen Hälfte fand den abseitsverdächtig startenden Dennis Mast auf der linken Seite, dessen präzisen Querpass vollendete mit Dominic Baumann ein Würzburger Stürmer zum 2:0, dessen Toreflaute ungefähr genau so lange angedauert hatte, wie Jenas nun bedrohlich wackelnde Heimserie. Mark Zimmermann reagierte, brachte mit Julian Günther-Schmidt einen zweiten echten Stürmer, ohne dass sich am Gesamterscheinungsbild etwas ändern würde.
Wer auf eine prompte Reaktion nach dem Pausentee gehofft hatte, wurde jäh enttäuscht. Würzburg setzte sein überlegenes Spiel nahtlos fort und Baumann hatte mehrfach die Möglichkeit zu einem dritten Kickers-Treffer. Müllers wembleyhafter Knaller an die Lattenunterkante mit anschließendem von Coppens über die Latte gelenkten Kopfball Kaufmanns ließ den zimmermannschen Geduldsfaden dann reißen. Mit einem Doppelwechsel Pannewitz/Grösch für Eismann/Brügmann wurde auf Dreierkette umgestellt: Alles oder nichts! Hielt man angesichts der bisher offenbarten Würzburger Spielstärke nun ein echtes Debakel für durchaus möglich, geschah das Gegenteil. Die Men in Black fingen sich, glaubten an ihre Chance und stemmten sich gegen die Niederlage. Wolfram, Grösch, Günther-Schmidt, Starke ließen Möglichkeiten ungenutzt, Thieles Großchance vereiltelte FWK-Keeper Drewes mit Glanztat, Wolframs Kracher landete am Hintertorgestänge. Die lange Zeit so souveränen Mainfranken taumelten nun, suchten ihr Heil in allzu aufreizendem Zeitspiel und zollten ihrem enormen Tempo der ersten Hälfte Tribut. Nach 82 Minuten war der Bann dann gebrochen, Kevin Pannewitz verlängerte einen Eckball mit dem Hinterkopf vorbei am herausgeeilten Drewes ins Tor zum vielumjubelten Anschlusstreffer. Spätestens jetzt war auch die Kulisse vollends da, doch anders als beim letzten Heimspiel blieb das Happy End aus. Günther-Schmidts Kopfball ging über das Tor (85.), Starkes Schuss wurde gehalten (87.) und in der vierminütigen Nachspielzeit gelang es dem FCC nicht, sich im Strafraum noch einmal entscheidend zu positionieren. So blieb am Ende eine Niederlage gegen einen individuell besser besetzten, aber am heutigen Tage auch mannschaftlich geschlossener auftretenden Gegner zu konstatieren, die mit den Möglichkeiten der letzten halben Stunde zu vermeiden gewesen wäre, jedoch aufgrund der Kräfteverhältnisse über die gesamten 90 Minuten als verdient angesehen werden muss. Bereits am kommenden Samstag besteht die Möglichkeit, gegen Torsten Ziegners Zwickauer eine neue Serie zu starten.
Trainerstimmen
Michael Schiele: Ich muss sagen, dass wir eine super 1. Halbzeit gespielt, hinten kaum etwas zugelassen, vorn immer wieder Chancen kreiert, das Spiel eng gehalten haben und sehr aggressiv aufgetreten sind. Wir sind verdient mit 2:0 in die Pause gegangen, auch gut aus der Halbzeit rausgekommen mit 2-3 guten Torchancen. So ab der 60. hat Jena das Heft in die Hand genommen und wollte den Ausgleich machen. Mit einem früheren Anschlusstreffer wäre es vielleicht noch enger geworden. Ich denke aufgrund der ersten 60 Minuten ein verdienter Sieg.
Mark Zimmermann: Es ist lange her, dass ich meinen Kollegen hier zu Hause beglückwünscht habe. Aber Würzburg hat absolut verdient drei Punkte geholt, weil wir es nicht geschafft haben, unter Flutlicht gleich von Anfang an ins Spiel zu kommen. Wir haben nicht diese Agressivität und die Arbeit gegen den Ball gezeigt wie sonst, haben Würzburg immer diese 2 Meter gegeben, wobei wir die beiden Tore auch hergeschenkt haben. Wie in Rostock haben wir in der Offensive wenig zusammengebracht. Erst zum Schluss mit der Brechstange und mit dem Willen und mit dem Gefühl nichts mehr zu verlieren zu haben, auch nach den zwei Wechseln hat das Spiel Fahrt aufgenommen. Ich habe kein Problem, wenn so eine Serie reißt, wenn wir so spielen wie in den letzten dreißig Minuten. Aber nicht so wie insbesondere in der ersten Halbzeit. So geht der Sieg ganz klar an Würzburg und ist hochverdient.
--GUNNER
Nachbetrachtung: Gespielt wie die Weltmeister
Natürlich sind sie alle wieder da. Alle Bekloppten, die vor drei Wochen schon auf ´nen Sprung für ´ne Brawurst in Jena waren, egal, ob aus der Altmark kommend, aus Nauen, Spremberg oder aus Wittenberg. Die Niederlage in der Schlacht gegen General Winter hat keinen davor kapitulieren lassen, dem Licht zu folgen. Wem von Ihnen die Gnade der frühen Geburt gegeben ist, der kennt noch das Paradies, als vor den Europacupspielen Spot für Spot für jene Helden anging, die Fußballjenas Ruhm einst in die Welt trugen.
Heuer sind die Flutlichmasten halb so hoch wie damals. Verhielte es sich mit dem fußballerischen Niveau an diesem Abend ebenso, die Welt erschiene als vollkommender Ort. Doch was Jena bis Mitte der zweiten Halbzeit seinen Fans anbietet, entspricht drei Kästen Bier übereinander gestapelt mit ´ner Taschenlampe oben druff: Als Mannschaft nicht drittligatauglich!
Und für diese Mannschaft wurden fast schon Denkmäler gebaut, wie für Jo Coppens, um dessen lange, mit einem 0:0 bei Hansa gekrönte Karriere für den FCC zu würdigen. Bevor überhaupt das Fundament gegossen ist, bricht alles zusammen. Übrig bleibt ein Mensch. Also jemand, der Fehler macht; und Torhüter in der 3. Liga machen davon ein paar mehr als Manuel Neuer. Coppens früher Klops bleibt im Gedächtnis haften, nicht seine Riesenparade gut 10 Minuten später, als er das sichere 2:0 verhindert. Der Keeper wird er zum Buhmann; es wird schon gepöbelt, wenn er Rückpässe der eigenen Mitspieler per Fuß klärt, anstatt den Ball sicher per Hand aufzunehmen, wie es Teile des reichlich vorhandenen Jenaer Fachpublikums fordern.
Überhaupt ist jeder Rückpass verpönt, wenn man als Abwehrspieler die Möglichkeit hat, alternativ ein Dribbling gegen zwei, drei Gegner zu wagen. Der Ballführende ist als Einzelner immer der Dumme, nicht seine Mitspieler, die sich verstecken, besonders unsere Sechser, sichtlich überfordert vom Forechecking der Würzburger. Was der Last-Minute-Treffer gegen Rot-Laterne Erfurt noch übertünchte, wird im Licht der vier Masten offenbar: Eine Mannschaft wie der FCC, die 13 Spiele zu Hause ungeschlagen blieb, weil sie eben als Mannschaft funktionierte, in der die Starken die Schwachen mitzogen, kann es nicht kompensieren, wenn 4-5 Leute gegen eine spielstarke Truppe wie die Kickers unter ihren Möglichkeiten bleiben und der Rest einfach nur normal spielt.
Das Bild ändert sich erst, als Zimme gleichzeitig die Viererkette auflöst und Pannewitz bringt. Numerisch stehen sich jetzt 11 gegen 11 gegenüber, nachdem man zuvor das Gefühl hatte, dass in Würzburgs Reihen ein paar Gastspieler in Schwarz mitwirken. Doch nach bedächtigem Grübeln entschließt sich sogar Löh, die letzten 30 Minuten dieses Abends mal für Carl Zeiss an den Ball zu treten. Es reicht am Ende nicht, trotz Pannes Premierentor. Jena hat zum Schluss gespielt wie die Weltmeister und dabei verdient zu Hause verloren gegen einen Gegner, der die Defizite in Zimmes Truppe gnadenlos aufdeckte an diesem Abend, der mit dem Ergebnis aus Chemnitz nur eine gute Nachricht brachte. Noch gibt es für den FCC in der Liga neunmal die Chance, selbst für Schlagzeilen zu sorgen.