1924/1925 14. Spieltag: 1. SV Jena - VfB Apolda 2:2

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Spieldaten
Wettbewerb Gauliga Ostthüringen, 14. Spieltag
Saison Saison 1924/1925, Rückrunde
Ansetzung 1. SV Jena - VfB Apolda
Ort Stadion des 1. SV Jena
Zeit So. 04.01.1925 14:30 Uhr
Zuschauer 800
Schiedsrichter Häring (Weißenfels)
Ergebnis 2:2 (1:2)
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Jena
Haase
Schröder
Körbs , Werner ,
Tresselt
Apolda
Schuster

Spielbericht

Der 1. Sportverein Jena wiederum Ostthüringer Meister

Die Ostthüringer Meisterschaft erneut entschieden, wiederum hat sie der 1. Sportverein Jena erkämpft. Soweit die nackte Tatsache.

Wie gelangte er erneut zu dieser Würde? Nach anfänglichen Fehlstarts (z. B. gegen SC Apolda in Jena 1:3) besann sich der 1. Sportverein anscheinend erst, als es fast zu spät schien, auf sein Können, schlug die einzelnen sich ihm stellenden Gegner meist hoch und sicher, verbesserte dadurch außerordentlich sein Pluspunktkonto. Außerdem kam ihm diese oder jene Niederlage eines mit führenden Vereins sehr zu statten. Gegen Ende der zweiten Serie hatte der 1. Sportverein einen klaren Vorsprung in der Tabelle, seine Spielweise wußte recht gut zu gefallen.

Um so eher ist es verständlich, daß gerade zu diesem Meisterschaftsspiel, wo ein einziger Pluspunkt genügte, um den Jenaern erneut zur Meisterwürde zu verhelfen, einige Hundert Zuschauer mehr wie sonst anwesend waren. Und doch hält diese Zahl (etwa 800) keinerlei Vergleich mit ähnlichen Treffen in früheren Jahren aus, wo nämlich 2000 und mehr Zuschauer damals noch den Universitätssportplatz umsäumten. Gerade bei solchen Meisterschaftsspielen macht sich die Interesselosigkeit seitens vieler früher wahrhaft begeisterter Anhänger besonders bemerkbar.

Wie ist das Fazit nun dieses letzten Kampfes? Waren es Meisterleistungen, die da gezeigt wurden, wurde dank gutem technischen Können vornehm gekämpft? Wurde also dem Werbegedanken gedient, so daß jeder, ob alter oder junger Freund des Fußballsportes, hochbefriedigt von dem gezeigten Sport das prächtig gelegene Stadion verließ?

Gedanken und Erinnerungen... welch´ prächtige Leistungen wurdne früher in Meisterschaftsspielen (damals um die Thüringer Meisterschaft) von Mannschaften gezeigt. Und heute? Geradezu als skandalös muß man es bezeichnen, daß mangelnde Technik anscheinend durch übermäßig hartes Spiel ersetzt wird. Es ist kein Wunder, daß demzufolge die früher symphatischen Apoldaer Gäste in keiner Weise zu gefallen wußten. Ein rühmliche Ausnahme bildet in dieser Hinsicht der alte, routinierte Schuster an dem sich die V.f.B.er ein Beispiel nehmen sollten! Gute Techniker verwerfen jedes scharfe Spiel! Ihrer langjährigen Spielerfahrung und ihrer außerordentlichen Stabilität verdanken es die Spieler des 1. Sportvereins, daß sie dennoch auch solcher Spielweise gewachsen waren. Und wer wollte es ihnen übelnehmen, daß sie sich für oft lang andauernde wiederholte Anrempeleien schließlich auch einmal gebührend revanchierten? Dem Schiedsricher Häring (SC Weißenfels) wurde die Leitung des schnellen Kampfes nicht leicht gemacht.

Wie war überhaupt der Verlauf dieses Kampfes? Zunächst einmal zeichnete er sich durch große Schnelligkeit bei zunächst beiderseitig guten technischen Leistungen aus. Beide Mannschaften traten mit Ersatz an, der sich gut bewährte. Gar oft wird es vor beiden Toren gefährlich, den Apoldaern wird es durch die große Unsicherheit des sonst guten Verteidigers Schröder wenigstens im größten Teil des Spieles recht leicht gemacht. Der Jenaer Sturm spielt viel zu oftauf der schwächeren rechten Seite, immerhin gibt es äußerst prickelnde Situationen, die oft in allerletzter Sekunde geklärt werden. Auch der Pfosten hilft mit, Erfolge zu verhindern. Schließlich bringt ein wegen Hand von Körbs unhaltbar verwandelter Elfmeter die Jenaer in Führung. Sie sollten sich nicht lange darüber freuen: dank Leichtsinns des Tormanns Haase, dem der Ball am Boden liegend aus den Händen gleitet, wird der Ausgleich auf billige Weise erzielt. Stärkster Beifall der vielen Apoldaer Schlachtenbummler und anderer. Ja, er erfährt noch eine Steigerung als infolge schlechter Verteidigerabwehr (Schröder war auch zu weit aufgerückt) Apolda sogar in Führung geht. 2:1 für Apolda, so geht es in die Halbzeit.

Weit weniger anregend, dafür infolge harten Spieles eher abstoßend verlief die zweite Halbzeit. In den Schlußminuten allerdings stieg die Stimmung nochmals auf das Höchste bei dem begreiflichen Bemühen beider Mannschaften, den Sieg zu erringen. Der Apoldaer Tormann mußte auf kurze Zeit infolge Verletzung ausscheiden, von jeder Mannschaft mußte auf Geheiß des Unparteiischen ein Mann das Feld verlassen, worüber man allerdings geteilter Meinung sein kann. In der Mitte der zweiten Halbzeit gelingt es Tresselt, durch wunderbaren Kopfball den Ausgleich zu erzielen, damit seinem Verein die Meisterwürde wieder verschaffend.

Dem 1. Sportverein Jena ist also erneut der große Wurf gelungen (der gesamte Gauvorstand wohnte übrigens diesem Treffen bei). Er wird in Kürze vor große Aufgaben gestellt sein. Möge es ihm auch im kommenden Jahre gelingen, den Gau, ja Thüringen überhaupt, würdig zu vertreten. Als Meister ist er in erster Linie dazu berufen, durch erstklassige Leistungen, vornehmen Kampf und anderes, wonach sich der unbefangene Zuschauer fast wieder sehnt, neue Freunde für den Fußballsport zu werben, alte aber umso fester wieder mit ihm zu verbinden. In dieser Hinsicht gilt es auch nach diesem letzten Kampf viel Arbeit zu leisten. In diesem Sinne Glückauf für 1925/26!

(aus "Jenaer Volksblatt" vom 6. Januar 1925)

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