1941/1942 14. Spieltag: SV Dessau 05 - 1. SV Jena 4:2

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Spieldaten
Wettbewerb Gauliga Mitte , 14.Spieltag
Saison Saison 1941/1942 , Rückrunde
Ansetzung SV Dessau 05 : 1.SV Jena
Ort Schillerpark in Dessau
Zeit So. 01.02.1942
Zuschauer 4.000
Schiedsrichter Just
Ergebnis 4:2
Tore
  • 0:1 Gräbsch (25.)
  • 1:1 Elze (46.)
  • 2:1 Welzel (51.)
  • 3:1 Trenkel (65.FE)
  • 3:2 Beckert
  • 4:2 Trenkel (80.FE)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Dessau
  • u.a.mit Laue ; Elze , Trenkel , Welzel , Schmeißer , Manthey , Kallenbach , Nelhsen , Gehlert
Jena
  • u.a. mit Günther ; Schüßler , Hädicke ; Werner , Ullrich ; Beckert , Gräbsch , L. König

Spielbericht

Dessau 05 schlägt 1.SV Jena mit 4:2 (0:1)- Ein verdienter Sieg - Dessau sichert sich Anwartschaft auf Meistertitel - Trenkel , das Geburtstagskind , verwandelt 2 Elfer

Im Schillerpark in Dessau wehen die Fahnen auf halbmast und Dessau 05 betritt mit einem Trauerflor am Arm den Platz . Wenige Tage vor dem Spiel war die Nachricht eingetroffen , daß der rechte Verteidiger Gladitz , ein sehr talentierter Nachwuchsspieler , im Osten auf dem Felde der Ehre geblieben ist . Eine Gedenkminute in der 2.HZ sammelte noch einmal Spieler und Zuschauer im Gedächtnis an den Verstorbenen .

Man hatte allgemein mit einem glatten Sieg von Dessau 05 in diesem für die Meisterschaft so bedeutsamen Spiel gerechnet . Zahlenmäßig ist er auch ziemlich glatt ausgefallen , aber die Tatsache , daß er nur durch 2 Strafstöße (Elfmeter) sichergestellt werden konnte , beleuchtet am besten , wie schwer er errungen worden ist .

Während Dessau mit seiner kompletten Elf antrat , mußte Jena auf Platzl und Ganz verzichten , hatte aber Gräbsch zur Stelle . Als Ersatz waren die alten Spieler Günther und Hädicke eingesetzt , die beide sich bestens und mit alter Meisterschaft in den Rahmen ihrer Mannschaft einfügten . Ob aber die Umstellung der Hintermannschaft eine glückliche gewesen ist , muß nach dem Spiel bezweifelt werden . Der Gewinn , den der Sturm durch Einstellung von Beckert hatte , wurde reichlich durch die Schwächung der engeren Abwehr aufgehoben . Werner spielte als Mittelläufer zwar sein altes , aufbauendes Spiel , das ihm als Seitenläufer sonst so gut liegt , war aber doch nicht Stopper im Sinne Beckerts .

Annähernd 4.000 Zuschauer , darunter der OB der Stadt Sander , erlebten einen fesselnden , abwechslungsreichen Kampf , der erst in den letzten 10 Minuten klar für Dessau stand . Bis dahin hatte Jena noch gute Aussichten , den Vorsprung von 2 Toren aufholen zu können .

Beide Mannschaften enttäuschten zunächst durch ein zerfahrenes Spiel . Jena findet sich zuerst und hat durch sein kluges Stürmerspiel , in dem wieder Gräbsch besonders auffiel , einen klaren Vorteil für sich . Dessau , das mit so großen Hoffnungen ins Spiel ging , begann matt . Schmeißer und Manthey blieben zuerst noch viel schuldig . Im Sturm fällt Elze als Mittelstürmer sehr ab . Es kommt kein vernünftiges Stürmerspiel zustande . Fast alle Bälle spielt Elze dem Gegner in die Beine . Trenkel läßt ebenfalls manchen Ball laufen , der noch zu holen und zu verwenden war . Die erste Torchance bietet sich Jena . Gräbsch schießt scharf , aber Laue hält den Ball . Nach und nach macht sich Dessau frei , kommt aber zu keinen zusammenhängenden Spielhandlungen . Was aufs Tor von Jena kommt , hält Günther leicht . Werner imponiert wieder durch sein Freilaufen und durch sein gutes Abspiel . Ein todsicheres Tor rettet Ullrich durch Kopfball . Trenkel hatte den Ball gut aufs Tor gegeben . Nach 10 Minuten gelingt Dessau eine feine Kombination Trenkel - Welzel - Nelhsen , aber Günther hält den abschließenden Ball von Trenkel . Ein Freistoß für Jena , von König getreten , prallt an der Mauer der Dessauer ab . Bei Dessau ist es Nelhsen , der immer wieder den Ball gut vorbringt und ihn fein zur Mitte abgibt , aber er findet im Innensturm dafür wenig Verständnis . Es fällt auf , daß Gehlert dem Mittelstürmer Gräbsch viel Bewegungsfreiheit läßt . Allerdings ist es nicht leicht , diesen wendigen , schnellen Spieler zu markieren . Er taucht überall auf und zieht das ganze Spielfeld in seinen Aktionsradius ein . Von ihm droht immer Gefahr . In der 25. Minute schlägt es bei 05 ein . Gehlert muß Gräbsch nach links ziehen lassen . Dieser gibt ab , erhält den Ball auf halbrechts wieder , eine kurze Wendung und Laue ist überwunden . Ein typisches Gräbschtor ! Bis zur HZ bleibt es bei leichter Feldüberlegenheit von Jena 1:0 . Ein 2:0 hätte bis dahin dem Spielverlauf eher entsprochen .

Seinen wirklichen Höhepunkt aber erreicht das Spiel in der 2.HZ . Sie erfüllte , was die erste schuldig blieb . Nicht nur , daß sich jetzt in wechselnder Folge mehr Tore einstellten , auch das Spielgeschehen nahm an Wucht und Schnelligkeit zu . Dabei unterliefen manche Härten , für die aber Just ein wachsames Auge hatte . Dessau ist in den ersten Minuten nicht wieder zu erkennen . Vom Anstoß weg gelingt der Ausgleich durch Elze , der aus dem Hinterhalt einschießt . 5 Minuten später ist Welzel glücklicher Torschütze . Die Zuschauer jubeln und gehen begeistert mit . Jena ist etwas aus dem Tritt gekommen , findet sich aber bald wieder . Einen Freistoß für Jena hebt König über die Mauer , Gräbsch ist blitzschnell gestartet und köpft den Ball aus Abseitsstellung ein . So glänzend das Tor von Gräbsch gemacht war , Just mußte ihm seine Anerkennung versagen . Wer weiß , wie das Spiel ausgegangen wäre , wenn es gewertet werden konnte . Da , in der Zeit , in der Jena sehr gut war , kommt 05 zu seinem dritten Tor . Trenkel erwartet im Strafraum einen hohen Ball , wird von Schüßler gerempelt und geht zu Boden . Den fälligen Elfer verwandelt das Geburtstagskind Trenkel , das an diesem Tage seinen 23. Geburtstag beging , sicher . Das war in der 65. Minute . Die Läuferreihe von Dessau tritt immer stärker in Erscheinung . Alles hat das Gefühl , die Entscheidung ist bereits gefallen . Jena bekennt sich jedoch nicht geschlagen und reißt das Spiel minutenlang wieder an sich . Gräbsch ist nach rechtsaußen durchgebrochen . Er gibt den Ball zu Werner , dieser zu Beckert und schon steht das Spiel 3:2 . Jetzt hat Jena seine beste Zeit und wieder wird es durch einen Elfer zurückgeworfen . Nehlsen ist durchgebrochen , schneidet Schüßler , ist vorbei und in gute Schußstellung gekommen , da eilt Hädicke rettend von der Seite herbei und legt ihn um . Wieder vollzieht Trenkel die Exekution . Diesmal landet der Ball unhaltbar in der rechten unteren Ecke . Das war das zweite Geburtstagsgeschenk in diesem Spiele . Es sind nur noch 10 Minuten zu spielen . Während man sich hinter den Barrieren bereits mit dem Spielstande abfindet , versucht Jena demselben noch eine Wendung zu geben . Beinahe wäre das Gräbsch geglückt . Einen plötzlich zu ihm kommenden Ball , freistehend ein Meter vor dem Tor , kann er nicht erreichen . Kurz danach ist das Spiel zu Ende . Dessau dürfte seine Meisterschaft bereits in der Tasche haben . Nur noch Wacker Halle kann ihm gefährlich werden . Da aber 05 das Spiel gegen Wacker auf seinem Platz hat , droht ihm kaum noch eine Gefahr . In den restlichen Spielen wird es außerdem noch verstärkt antreten können , denn Frido Dörfel wird für einige Wochen die Dessauer verstärken . Die übrigen Mannschaften der Bereichsklasse sind gegenwärtig nicht stark genug , um für Wacker Schrittmacherdienste leisten zu können . Man wird sich jetzt schon damit abfinden müssen , daß der neue Meister des Bereiches Mitte Dessau 05 heißt .

Bericht von Hans Hädicke im Kicker vom 3. Februar 1942