1960 11. Spieltag: SC Chemie Halle - SC Motor Jena 2:1
Spieldaten | |
Wettbewerb | DDR-Oberliga, 11. Spieltag |
Saison | Saison 1960, Hinrunde |
Ansetzung | SC Chemie Halle - SC Motor Jena |
Ort | Kurt-Wabbel-Stadion in Halle |
Zeit | So. 19.06.1960 16:00 Uhr |
Zuschauer | 10.000 |
Schiedsrichter | Fritz Köpcke (Wusterhausen) |
Ergebnis | 2:1 (1:0) |
Tore |
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Aufstellungen
- Halle
- Heinz Weise
- Klaus Hoffmann, Gerhard Landmann, Robert Heyer
- Joachim Richter, Klaus Urbanczyk
- Walter Larisch, Werner Basel, Gert Schmittinger (53. Fritz Kutz), Werner Lehrmann, Günter Busch
Trainer: Otto Werkmeister
- Jena
- Harald Fritzsche (50. Wolfgang Brünner)
- Hans-Joachim Otto, Heinz Marx, Hilmar Ahnert
- Hans Graupe, Klaus Gablick
- Roland Ducke, Peter Ducke, Horst Kirsch, Helmut Müller (68. Dieter Lange), Walter Eglmeyer
Trainer: Georg Buschner
Spielbericht
Zur Technik gehört auch Schußkunst
Chemies Kampfkraft riß ein fast verlorenes Spiel aus dem Feuer
Dieses Spiel war aus mehreren Gründen sehr instruktiv, sehr bemerkenswert - wiewohl es für die Halleschen Zuschauer lange Zeit wirklich keine reine Freude war:
1. In dem erwarteten und fast befürchteten Maße deckte die zweifellos ausgezeichnete technische Brillanz der Jenaer Mannschaft mehr als alle Spiele zuvor die Schwächen der Chemie-Elf auf (die bei weitem noch nicht so wie beim Gegner erreichte technische Durchbildung - das Fehlen eines wirklichen mannschaftseigenen Spielsystems - das mangelnde Ineinanderfließen des Spiels der einzelnen Mannschaftsteile).
2. Technische Brillanz ist erst dann wirklich auch für die Gemeinschaft nützlich, wenn sie gekrönt wird von gleichwertiger Schußkunst.
3. Ein Spiel ist nie verloren, solange man es nicht selbst verlorengibt.
Fangen wir mit dem Letztgenannten an und sagen es so deutlich wie es war. Würde auch ein Fußballspiel nach Punkten gewertet, hätte Chemie nach Punkten bei Halbzeit 0:3 oder 0:4 in Rückstand gelegen. So stark waren die spielerischen Vorteile der Thüringen, deren rechter Flügel beinahe bezauberte. Die Gebrüder Ducke spielten in traumwandlerischer Sicherheit zusammen, die gesamte Angriffsreihe rochierte unermüdlich, wirbelte die Chemie-Deckung auseinander, schuf sich durch Steilvorlagen und enge Kombinationen eine Fülle von Schuß- und Tormöglichkeiten, war aber nur einmal in der Lage, eine der vielen zwingenden Chancen auszuwerten. Da nahm Müller ein Zuspiel von Eglmeyer auf, lief noch ein paar Schritte, kam geschickt an Landmann vorbei und schoß unhaltbar ein.
Der Junior der Jenaer, der 18jährige Peter Ducke, pirschte sich viele Male herrlich durch die gesamte Deckung , aber fast alle seine Schüsse, zum Teil aus bedrohlicher Nähe, wurden verzogen oder gingen weit daneben. Auch bei den anderen zeigte sich daß die junge, im Schnitt erst 22,4 Jahre alte Mannschaft erst langsam zur wirklichen Oberligareife findet.
Daß dennoch vieles wie eine technische Lektion für Halle, war böse. Es versöhnte aber schließlich, daß Halles Kampfkraft das Spiel dann noch aus dem Feuer riß. Die Kraft der Chemie-Spieler zermürbte die Techniker aus Jena, die den Spielfaden völlig verloren, und als der bis dahin sehr schwache Rechtsaußen Larisch - von Kutz über Lehrmann angespielt - den Ausgleich erzielte, da bäumte sich die Widerstandskraft noch mehr auf, und das fast nicht für möglich Gehaltene geschah tatsächlich noch:
Der von Larisch wieder über den agilsten hallischen Stürmer Werner Lehrmann gewanderte Ball kam zu Busch, der durch eine dreifache Torsicherung hindurch das Leder doch ins Tor zirkelte.
Nun fand sich Halle immer besser, Urbanczyk - die erste Halbzeit wie noch andere "untergetaucht" - bereitete einige schöne Angriffe vor. Kutz beschränkte sich bedachtsam auf genaues Zuspiel, und so war der hallische Sieg schließlich kaum noch ernsthaft gefährdet, zumal bei den jungen Jenaer Spielern auch die Kräfte zusehends nachließen.
(Werner Stück in "Die Neue Fußballwoche" vom 21. Juni 1960)
Reserven : 7:0 - Jena : Hähnel ; Woitzat II , Worm , Gräfe ; Münnich , Hoffmann ; Takacs , Vasold , Dimopolus , Schönberger , Schymik , Tore : Wangler 2 , Welzel , Strahl 2 , Kleine 2