1962/1963 FDGB-Pokal 3. Hauptrunde: SC Motor Karl-Marx-Stadt - SC Motor Jena 2:1

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Spieldaten
Wettbewerb FDGB-Pokal, 3. Hauptrunde
Saison Saison 1962/1963
Ansetzung SC Motor Karl-Marx-Stadt - SC Motor Jena
Ort Ernst-Thälmann-Stadion
in Karl-Marx-Stadt
Zeit So. 23.12.1962 13:30 Uhr
Zuschauer 1.500
Schiedsrichter Werner Bergmann (Hildburghausen)
Ergebnis 2:1
Tore
  • 0:1 Röhrer (43.)
  • 1:1 Holzmüller (62.)
  • 2:1 Steinmann (69.)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Karl-Marx-Stadt (blau)
Joachim Gröper
Wolfgang Müller, Wolfgang Schmidt, Winfried Patzer
Willy Holzmüller, Fritz Feister
Richter, Eberhard Taubert, Rolf Steinmann, Knopf, Horst Freitag, Eberhard Vogel

Trainer: Heinz Werner

Jena (rot-weiß)
Harald Fritzsche
Hans-Joachim Otto, Diethard Stricksner, Siegfried Woitzat
Heinz Marx, Hilmar Ahnert
Michael Polywka, Helmut Müller, Franz Röhrer, Horst Kirsch

Trainer: Georg Buschner

Spielbericht

Nur mit zehn Spielern trat der SC Motor Jena an

Der augenblickliche Tabellenzweite der Oberliga, der SC Motor Jena, der für die nachzuholende Begegnung der 3. Hauptrunde im FDGB-Pokal eindeutig favorisiert war, sah sich durch den Neuling aus dem Pokalwettbewerb eliminiert. Dieses 2:1-Resultat ist für die Karl-Marx-Städter vor allem deshalb von besonderem Wert, weil es der Elf in den vergangenen Jahren nicht gelang, die Jenaer im Pokal zu bezwingen. Zweimal siegten die Jenaer in Karl-Marx-Stadt mit 3:1 und 4:1, während im heimischen Ernst-Abbe-Stadion sogar ein hoher 7:1-Sieg für die Zeiß-Städter heraussprang.

Vor dieser Begegnung nun standen beide Trainer vor beträchtlichen Aufstellungsproblemen. Der SC Motor Karl-Marx-Stadt mußte auf Rüdrich (Meniskusverletzung), Rentzsch (Blinddarmoperation) und Schuster (Knöchelverletzung) verzichten. Roland Ducke (Bandscheibenschaden) und Hergert (auf ihn verzichtete Trainer Buschner wegen der Afrika-Reisestrapazen und des beträchtlichen Klimaunterschiedes für den Verteidiger) standen nicht zur Verfügung. Alles in allem mußten den Gästen jedoch die weitaus größeren Erfolgschancen eingeräumt werden, wenn sie sich nicht selbst dieser beraubt hätten.

Als nämlich Schiedsrichter Bergmann die Begegnung anpfeifen wollte, mußte er drei Jenaern die Teilnahme am Treffen verwehren. Peter Ducke, Lange und Rock waren weder in der Lage, die Mitgliedsbücher noch ihre Personalausweise vorzuweisen, so daß der Unparteiische den Erfordernissen der Wett- und Rechtsspielordnung des DFV entsprach, ihnen die Spielerlaubnis zu verweigern. Zwar standen Polywka und Ahnert (obwohl an einer Verletzung laborierend) noch zur Verfügung, doch für Peter Ducke stand kein Ersatzspieler mehr bereit. Die Unachtsamkeit und mangelnde Aufmerksamkeit der Jenaer (es fiele leicht, sich in diesem Falle einer noch weitaus härteren Ausdrucksweise zu bedienen!) führte dazu, daß zu dieser bedeutungsvollen Pokalbegegnung im Endeffekt nur zehn Spieler aufgeboten werden konnten.

Als die Lautsprecherdurchsage durch das frostkalte, von eiskaltem Wind durchwehte Karl-Marx-Städter Ernst-Thälmann-Stadion schallte, glaubte die spärliche Zuschauerkulisse ob dieses Tatbestandes ihren Augen und Ohren nicht zu trauen. Das aber ungeachtet der zahlenmäßigen Reduzierung sich die Jenaer im ersten Spielabschnitt noch streckenweise klare Feldvorteile erspielen konnten, ließ die Herzen der Karl-Marx-Städter Fußballbesessenen restlos erstarren. Sehr rasch hatten sich die Jenaer den widrigen Bodenverhältnissen angepasst, weitaus standsicherer und abgeklärter gestalteten sie ihr Spiel. Routiniert und klug im Gebrauch ihrer technischen Mittel hielten die Gäste das Leder in ihren eigenen Reihen, paßten die Bälle genau auf den Mann, um sowohl überflüssige, kraftraubenden Laufarbeit zu ersparen als auch körperbetonten Zweikämpfen aus dem Weg zu gehen. Bewundernswert wie Röhrer und Müller in der 15. und 24. Minute Kirsch und Polywka freispielten, Gröper jedoch bemerkenswert aufmerksam diese Gelegenheiten vereitelte. Zwar vermochte der Karl-Marx-Städter Torhüter zwei herrlichen Schüssen Müllers (30. und 37.) noch den Einschlag zu verwehren, doch kurz vor dem Pausenpfiff krönte Röhrer mit einem platzierten Flachschuß, der unhaltbar neben dem Pfosten einschlug, die eindrucksvolle spielerische Leistung der Jenaer.

Dem Gastgeber schien erst nach Wiederbeginn bewußt geworden zu sein, daß man ja schließlich einen Feldspieler mehr zur Verfügung hatte, daß man aber vor allem die eigenen spielerischen Qualitäten vorteilhafter zur Geltung bringen mußte, um den Rückstand noch egalisieren zu können. Und in dem Maße, wie in den ersten 45 Minuten Holzmüller und Feister die Bälle zumeist nur steil, unplatziert und deshalb nur selten verwertbar nach vorn geschlagen hatten, sicherte jetzt Schmidt als Läufer stark offensiv drängend, für den nötigen Spielfluß durch genau adressierte Pässe auf die Flügel und auf Mittelstürmer Steinmann. Turbulente Szenen vor Fritzsches Gehäuse resultierten daraus. Mehrmals mußte der Nationaltorsteher sein ganzes Können aufbieten, um Torerfolge zu vereiteln. So als er Vogels Kopfball (48.), Patzers Weitschuß (59.), einen Scharfschuß des Linksaußen (71.) und einen Schuß Richters (74.) aufhielt. Die Überlegenheit der Karl-Marx-Städter wurde aufgrund des verständlichen kräftemäßigen Verschleißes der Jenaer (Ahnert hielt zum Beispiel nur noch mühevoll durch) zwangsläufig immer größer, wenngleich nach Holzmüllers Freistoßtor (Fritzsche berechnete die Flugbahn des Balles falsch) und Steinmanns Treffer auch die Konterschläge der Jenaer nie an Gefährlichkeit einbüßten.

Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob der SC Motor Jena, zahlenmäßig gleichstark, nicht das Spiel für sich hätte entscheiden können. Der Sieg der Karl-Marx-Städter war vollauf verdient, weil die Elf im rechten Augenblick sich ihrer Steigerungsfähigkeit besann und die Gunst der Stunde nutzte.

(Günter Simon in "Die Neue Fußball-Woche" vom 25. Dezember 1962)

Anmerkung

Dieses Spiel war ursprünglich für den 2.12.62 angesetzt