2024/2025 DFB-Pokal 1. Hauptrunde: FC Carl Zeiss Jena - Bayer 04 Leverkusen 0:1
Spieldaten | |
Wettbewerb | DFB-Pokal, 1. Hauptrunde |
Saison | Saison 2024/2025, Hinrunde |
Ansetzung | FCC - Bayer 04 Leverkusen |
Ort | Ernst-Abbe-Sportfeld |
Zeit | Mi. 28.08.2024 18:00 Uhr |
Zuschauer | 15.000 |
Schiedsrichter | Tobias Welz |
Ergebnis | 0:1 (0:0) |
Tore |
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Aufstellungen
- Jena
- Alexios Dedidis
- Paul Krämer, Sören-Kurt Reddemann, Khalid Abu El Haija, Nils Butzen
- Ken Gipson (75. Alexander Prokopenko), Hamza Muqaj, Justin Schau, Joel Richter (58. Kay Seidemann)
- Cemal Sezer (63. Benjamin Zank), Erik Weinhauer
- Trainer: Henning Bürger
- Leverkusen
- Matej Kovar
- Edmond Tapsoba, Jonathan Tah, Jeanuel Belocian
- Nathan Tella (67. Jeremie Frimpong), Aleix Garcia, Robert Andrich (73. Granit Xhaka), Arthur (46. Alejandro Grimaldo)
- Amine Adli (67. Florian Wirtz), Patrick Schick, Jonas Hofmann
- Trainer: Xabier „Xabi“ Alonso Olano
Spielbericht
Überragender FCC verpasst die Pokalsensation knapp
Mit 0:1 (0:0) scheidet der FCC gegen Double-Sieger Bayer Leverkusen nach großem Fight aus dem DFB-Pokal aus, verzückt die 15.000 begeisterten Zuschauer aber mit einem taktisch, kämpferisch und spielerisch überragenden Auftritt.
Es war das dritte Aufeinandertreffen beider Clubs im DFB-Pokal. Nach dem knappen Ausscheiden im Viertelfinale 1994 durch Andreas Thoms Doppelschlag und dem klaren 0:4 vor zwölf Jahren war die Erwartungshaltung im Vorfeld diesmal klar. Freuen, Genießen, Aufsaugen, und es nicht zweistellig werden lassen gegen den amtierenden Meister und Pokalsieger, der das Kunststück von Arsenals "Invincibles" wiederholt hatte, eine gesamte Punktspielsaison ungeschlagen zu bleiben.
Henning Bürger, der mit Ausnahme von "Pokaltorhüter" Dedidis die gleiche Elf auf den Rasen schickte wie in Plauen, hatte im Vorfeld angekündigt, an der taktischen Ausrichtung des frühen Anlaufens und mutigen Unterdrucksetzen des Gegners festhalten zu wollen. Und wer dies als Worthülsen belächelt hatte, stattdessen ein defensives Einigeln erwartete, traute mit Anpfiff seinen Augen kaum. Tatsächlich blieb der FCC im Duell David gegen Goliath seiner Linie aus der Regionalliga treu, presste mit unglaublichem läuferischem Aufwand und kam so ein ums andere Mal zu offensiven Ballgewinnen. Ballgewinne, die häufig nicht im lang geschlagenen Ball oder jenem zurück zum Keeper mündeten, sondern in Kombinationsfußball bis an den gegnerischen 16er. Die Gäste wirkten überrascht, und es dauerte bis zur 24. Minute, ehe sie erstmals ein wenig Torgefahr ausstrahlten, als Schicks Volleyabnahme der ersten Ecke der Partie am Außennetz landete. Nach einer guten halben Stunde dann beiderseits die Riesenchance zur Führung. Auf der einen Seite landete Adlis Abschluss am Pfosten, auf der anderen Seite brachte der agile Richter in einer 3-gegen-1-Situation im gegnerischen Strafraum den Ball nicht zu den freistehenden Sezer oder Weinhauer. Tah nach Eckball (36.) und Sezer nach Richter-Hereingabe (42.) hatten weitere Möglichkeiten, dann waren siebenundvierzig unfassbare Minuten zu Ende, die die 15.000 Zuschauer zu Standing Ovations beim Gang in die Kabinen zwang. Niemand hatte auch nur im Entferntesten damit gerechnet, dass Blaugelbweiß den Pharmastädtern derartig Paroli würde bieten können, und nicht etwa mit einem glücklichen, sondern einem durchaus verdienten 0:0 zum Pausentee schreitet.
Bürger vertraute nach Wiederanpfiff zunächst der gleichen Elf, die Außenspieler Richter und Gipson sollten sich noch einmal voll verausgaben, um später Seidemann und Prokopenko Platz zu machen. Doch schon nach sieben Minuten stand es 0:1. Ein Flankenball von Leverkusens linker Seite konnte nicht unterbunden werden und Jonas Hofmann köpfte aus Nahdistanz ein. Und es sollte noch schlimmer kommen. Nach einer gespielten Stunde steigt Sezer bei einem vielversprechenden Angriff zum Luftduell hoch und fällt unglücklich, musste nach längerer Behandlungspause vom Platz getragen werden. Angesichts des ohnehin schon übervollen Lazaretts ein deftiger Schlag in die Magengrube. Benjamin Zank kam in die Partie und knüpfte nahtlos an Sezers 60minütige Dauerbearbeitung von Leverkusens Innenverteidigern an. Die Gäste hatten nun zunehmend mehr vom Spiel, ließen den Ball zirkulieren und Jena laufen. Und Jena pumpte, doch Jena brach nicht ein. Im Gegenteil. Insgesamt vier Jenaer Eckbälle (Leverkusen 5) allein im zweiten Durchgang sind Ausdruck von den sich immer wieder bietenden Räumen und Gelegenheiten für Thüringens Stolz. Reddemann (70.) und Butzen (77.) scheiterten mit ihren Schussversuchen im Anschluss an ebenjene Eckbälle. Und die Nadelstiche zeigten Wirkung, denn welches Kompliment an diese FCC-Mannschaft kann größer sein, als wenn der Torhüter des deutschen Meisters in der Schlussphase beginnt, aufreizend auf Zeit zu spielen? Bayer selbst hatte außer Wirtz' von Dedidis groß parierter Gelegenheit (94.) allenfalls Halbchancen nach der Pause, und um ein Haar wäre das ohnehin brachial laute Ernst-Abbe-Sportfeld in der vierten Minute der Nachspielzeit explodiert. Butzen hatte erneut nach Eckball die Kugel von Rechts scharf nach innen geschlagen und der 18jährige Hamza Muqai spritzte am langen Pfosten hinein. Statt eines Momentes für die Ewigkeit aber schieres Haareraufen, denn der Ball landete nicht im leeren Tor, sondern ging darüber.
Traurig war darüber nach Abpfiff aber kaum jemand. Vielmehr stolz auf eine Mannschaft, die wirklich alles auf dem Platz gelassen hatte und in einer möglichen Verlängerung konditionell vermutlich nicht mehr hätte mithalten können. Die Ehrenrunden der 11 Mannen in Dunkelblau waren lang, der Applaus anhaltend, und der FC Carl Zeiss hat sich unter den Augen von deutschlandweit Millionen TV-Zuschauern als das präsentiert, was er ist: Ein geiler Verein mit einer geilen Truppe. Zeigt uns das in genau einer Woche noch einmal!
--GUNNER