1983/1984 09. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - BSG Stahl Riesa 4:6
Spieldaten | |
Wettbewerb | DDR-Oberliga, 9. Spieltag |
Saison | Saison 1983/1984, Hinrunde |
Ansetzung | FC Carl Zeiss Jena - BSG Stahl Riesa |
Ort | EAS |
Zeit | Sa. 05.11.1983 14:00 Uhr |
Zuschauer | 4.000 |
Schiedsrichter | Siegfried Kirschen (Frankfurt/Oder) |
Ergebnis | 4:6 |
Tore | |
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Aufstellungen
- Jena
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Mathias Pittelkow
- Gert Brauer, Heiko Peschke, Wolfgang Schilling (46. Jens-Uwe Penzel)
- Andreas Krause (46. Thomas Töpfer), Thomas Ludwig, Jürgen Raab
- Andreas Bielau, Jörg Burow, Martin Trocha
Trainer: Dietmar Pfeifer
- Riesa
- Claus Boden
- Reinhard Hauptmann
- Wolfgang Schremmer, Falk Zschiedrich, Ingolf Pfahl
- Gerd Kerper (54. Roland Wenzel), Fred Mecke, Manfred Drewniok (87. Uwe Büchel)
- Dietmar Jentzsch, Jens Pfahl, Rainer Sachse
Trainer: Peter Kohl
Spielbericht
Schweizer Käse aus Jena
Die Stadt an der Saale ist für Präzisionsarbeit, weniger für Molkereiprodukte bekannt. Doch die Zeiss-Elf gleicht in der Tat momentan einem besten Schweizer Käse mit unzähligen Löchern. Die Ausfälle gerade der Kampftypen Schnuphase und Weise vergrößerten den ohnehin schon herrschenden Wirrwarr in den blau-gelben Reihen. "Einige Spieler scheinen von Zweikampfführung, wie sie doch gerade hier in Jena immer gelehrt und praktiziert wurde, noch nie etwas gehört zu haben", wunderte sich der frühere Auswahltorwart Wolfgang Blochwitz. Sein Nachfolger und jahrelange Sicherheitsbank der Jenaer, Hans-Ulrich Grapenthin, wird sich nicht gern an sein 150. Punktspiel in Reihe (dennoch unser herzlichster Glückwunsch) erinnern.
Riesas Sektionsleiter Klaus Lehmann meinte schon vorher: "Entweder reißt bei Jena der Knoten, und wir bekommen unsere Sorgen, oder wir gewinnen hier sogar." Vor der Pause mag sein Herz schon schnell geschlagen haben, denn bei jedem Angriff brannte es im Strafraum der Gastgeber lichterloh. Fast symptomatisch, wie unbehelligt Mecke bei Tor Nr. 4 von der Linie abziehen und überlegt am herausstürzenden Grapenthin vorbei vollenden konnte.
Aber bekamen die Riesaer ob dieser Führung Angst vor der eigenen Courage? Jedenfalls bröckelte es in ihrer Hintermannschaft, wurde nicht mehr energisch zugepackt und schon fielen Anschluß und Ausgleich aus unübersichtlichen Strafraumsituationen. Was wäre wohl passiert, hätte Jenas Kapitän Raab seine Solochance gegen Boden zum 5:4 genutzt (67.)? Doch die postwendende Führung belohnte den Offensivgeist des Neulings, der schon von der taktischen Einstellung her überraschte, als er mit Drewniok eigentlich einen Stürmer als zusätzliche Angriffsunterstützung im Mittelfeld aufbot. Er und Mecke insbesondere inszenierten die meisten Attacken gegen die kopflose Zeiss-Abwehr.
Sicherlich, eine kämpferische Leistung, besonders während der Aufholjagd, mag dem Gastgeber bescheinigt werden. Doch harmlose Stürmer, trotz der vier Tore, nur ein halbwegs die Übersicht bewahrender Akteur (Raab) - damit ist heute kein Blumentopf in der Oberliga mehr zu gewinnen. Selbst auf eigenem Platz wird die Elf erst einmal daran gehen müssen, die eigene Sicherheit über alles zu stellen. Ansonsten? Der Abstieg ist schon kein leicht zu vertreibendes Gespenst mehr. Schon gar nicht mit löchrigem Schweizer Käse...
(Jürgen Nöldner in "Die Neue Fussballwoche" vom 8. November 1983)
Jun-OL : 2:0 - Tore : Böger , Kunzmann (H)
Jena : Germershaus , Häusler , Szepanski , Bickel , Menzel , Kunzmann , Fietkau , U. Gobel , Böger , Hüfner , Sprafke (46.Steinbach) - Trainer : Grumm