1988/1989 ECII 1. Spiel: FC Carl Zeiss Jena - SC Sparkasse Krems 5:0
Spieldaten | |
Wettbewerb | EC II, 1. Runde Hinspiel |
Saison | Saison 1988/1989 |
Ansetzung | FC Carl Zeiss Jena - SC Sparkasse Krems |
Ort | Ernst-Abbe-Sportfeld |
Zeit | Mi. 07.09.1988 17:00 Uhr |
Zuschauer | 9.000 |
Schiedsrichter | van der Laar (Niederlande) |
Ergebnis | 5:0 |
Tore |
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Aufstellungen
- Jena
- Perry Bräutigam
- Heiko Peschke
- Mario Röser, Thomas Ludwig, Jens-Uwe Penzel
- Michael Stolz, Oliver Merkel (90. Steffen Zipfel), Jürgen Raab, Stefan Böger
- Heiko Weber (87. Henry Lesser), Ralf Sträßer
Trainer: Lothar Kurbjuweit
- Krems
- Horst Kirasitsch
- Slobodan Batricevic
- Franz Miesbauer, Hannes Neumayer
- Erwin Wolf (39. Thomas Pirkner), Johann Drabek (76. Horst Baumgartner), Nedeljko Milosavljevic, Peter Netuschill, Erwin Höld
- Ronald Otto, Thomas Janeschitz
Trainer: Karl Daxbacher
Spielbericht
Als Jena im Tempo anzog...
Das war´s eigentlich schon! Für den Jenaer Klub beginnt der Ernst des Europa-Pokals erst in Runde 2...
Österreichs Sensations-Pokalsieger bedeutete für den Gastgeber keine echte Herausforderung. Das spürte man relativ schnell, auch wenn der FC Carl Zeiss sein Wunschresultat erst im Verlauf der zweiten Halbzeit herausspielte. "Aber mir war von vornherein klar", so Trainer und Exinternationaler Karl Daxbacher, "daß uns der Gegner mit fortschreitender Zeit infolge seiner weitaus besseren Athletik in eine hoffnungslose Situation stürzen würde. So kam es dann auch." In Anstand und Ehren unterzugehen war das einzige, was seinen Schützlingen da noch blieb.
Mit aller Deutlichkeit muß aber auch dies gesagt werden: Um die Begegnung eben auf der Basis des besseren Fitneßzustandes deutlich zu entscheiden, bedurfte es einer viel zu langen Anlaufzeit. Eine Erklärung dafür? "Zahlreiche unserer EC-unerfahrenen Spieler besaßen zunächst nicht die geforderte Selbstbeherrschung, um das Spiel in geordnete Bahnen zu lenken", so Lothar Kurbjuweit. Vorbehaltlos zu akzeptieren sind diese Worte nicht, denn schließlich mußte sich der Klub ja mit einem absoluten Greenhorn in diesem Wettbewerb auseinandersetzen. Was uns in den ersten 45 Minuten mißfiel: Die Zeiss-Aktionen waren von selbstzerstörerischer Wirkung. Wie das verstanden werden soll? Zwei bewährte Strategen wie Dieter Scheitler und Werner Krauß fanden darauf die richtige Antwort: "Unkontrolliertes Zweikampfverhalten führte immer wieder zu Unterbrechungen mit Ballverlusten. Das war kein Erfolgsrezept."
Es muß mit dem Hinweis auf die statistischen Fakten noch einmal unmißverständlich unterstrichen werden: 21(!) zu 10 verschuldete Freistöße in den ersten 45 Minuten belasteten Jenas Rhythmus schwerwiegend. Deshalb also nur 1:0 vor dem Seitenwechsel, und das noch zudem begünstigt durch einen Fehler des dadurch offenbar völlig verunsicherten Torhüters Kirasitsch.
Der FC Carl Zeiss sah sich demzufolge aufgemuntert, endlich zu einem zielbewußten Angriffsstil zu finden. Tempoakzente im Kombinationsfluß zu finden, Abspiel-Fehlerquellen weitestgehend auszuschalten. "Das gelang ihm nun erheblich eindrucksvoller mit dem Gefühl im Rücken, daß Krems bei durchaus gefälligen Spielansätzen im Mittelfeld außerstande war, die fast pausenlos unter Druck stehende Abwehr wirkungsvoll zu entlasten", wie der stellvertretende DFV-Generalsekretär Manfred Zapf den weiteren Verlauf einschätzte. Schon erste Ansätze, in Höhe des gegnerischen Strafraums den Doppelpaß zu suchen (Böger, Weber), sich in der Spitze die entsprechenden Freiräume zu schaffen (Merkel), aus der Tiefe kommend die größere Antrittsschärfe zu nutzen (Penzel, Ludwig), ließen das Kremser Deckungsgefüge regelrecht auseinanderbrechen. Der enorme Fleiß der ersten Halbzeit mit der festen taktischen Order, immer wieder erfolgreich in den verengten Räumen zu stören, forderte nun seinen Tribut. Routinier Drabek, am Ball zweifellos versiert wie manch anderer seiner Nebenleute auch, resignierte mit dem Hinweis auf seine dann auch vorgenommene Auswechslung als erster: "Wir waren jetzt, da Jena Druckfußball ohne nennenswerte Atempausen zeigte, stehnd K.o.", wie der Mittelfeldakteur später zugestand.
Von dem Gedanken, eine Elf zweitklassigen Formats bezwungen zu haben, wollte sich Zeiss-Trainer Lothar Kurbjuweit auch nach Spielende nicht so recht freimachen. Doch die kapitalen Schwächen, die Kirasitsch, der beim 5:0 durch Ludwig über den Ball schlagende Batricevic und andere jetzt begingen, rechtfertigten diese Wertung wohl doch. Das Ergebnis wahrte die Leistungsrelationen an diesem Tag. Aber in der Freude darüber verlor der Sieger ganz sicherlich nicht das Gefühl dafür, daß er in der kollektiven Ausstrahlung wie in der individuellen Strategie (Raab) zu Besserem fähig ist.
Unter dem eingangs erwähnten Aspekt, daß der Ernst des diesjährigen Europa-Pokals ja erst in der zweiten Runde beginnt...
(Dieter Buchspieß in "Die Neue Fussballwoche" vom 13. September 1988)