2009/2010 32. Spieltag: FC Ingolstadt 04 - FC Carl Zeiss Jena 2:2: Unterschied zwischen den Versionen

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==Spielbericht==
==Spielbericht==
'''Abseits in Ingolstadt – kein Spielbericht'''


Ausflüge wie der nach Ingolstadt bieten ja auch immer außerhalb des reinen fußballerischen Geschehens eine Menge Erwähnenswertes - vor allem abseits des Sportes:
Fußball unmittelbar zur Osterzeit. Wie günstig, da kann man in Spielberichten von (selbst) ins Nest gelegten Eiern fabulieren und trefflich das Motiv der Wiederauferstehung ergreifen. Muß man aber nicht.


Nach halbwegs erträglicher Anreise findet man das derzeitige FCI-Stadion zwar reichlich schnell, fühlt sich aber dennoch irgendwie wie im Niemandsland.<br/>
Man stelle sich vor, daß Editorial des Jenaer "Anpfiff"-Heftes würde am 38. Spieltag mit dem Satz beginnen: Mit dem VfB stellt sich zum 16. und letzten Mal in dieser Saison ein Westklub im EAS vor. Klingt albern und wäre es auch. Die Macher der "Schanzer News" hielten derart absurdes Kategorisieren jedoch für angebracht und begrüßten daher mit dem FCC "zum letzten Mal in dieser Saison einen Ostklub in Ingolstadt". Aber man hätte ja gewarnt sein müssen, denn sollte jemals das peinlichste Titelbild eines Stadionheftes gewählt werden, so wäre der gestrigen Ausgabe der FCI-Postille Platz 1 unangefochten sicher. Wundern würde dies sicher nicht, verfügt der FCI doch zusätzlich über einen jener Stadionsprecher, die ihren Job mit dem eines mittelmäßigen Animateurs auf einer provinziellen Dorfkirmes verwechseln. Ich bin ja sonst kein großer Freund von Stadionverboten, aber in dem Fall
Dennoch trafen wir zunächst auf freundliche und kooperative (private) Ordnungshüter. Einem davon, einem Kronkorkensammler konnten wir sofort eine Freude machen und wurden dafür mit einem exklusiven Parkplatz direkt neben den VIP-Parkplätzen belohnt.
Er sei gespannt auf die FCC-Fans erzählte er mir, die Auer kürzlich seien übrigens auch ganz nett gewesen, was er von den Dynamos und den anderen Thüringern auf keinen Fall behaupten wolle.


Also ging’s entspannt weiter in die stadionnahe „Pizzeria Romi“, wo man sich in bodenständigem Ambiente an diversen Getränken und Speisen laben konnte, im Übrigen teilten wir uns den Innenbereich der Lokalität mit einigen Herrschaften, von denen einer schon das Trikot des späteren zweifachen Heimtorschützen trug, alles ganz entspannt & freundlich. Ein älterer, zeitungslesender Tischnachbar bat uns scherzhaft, ihm bei unserem nächsten Besuch ein wenig Thüringer Wurst mitzubringen, die sei ja doch die beste.
Mit solchen Ärgerlichkeiten konnte man sich allerdings nicht lange aufhalten, denn die nächste ereignete sich schon eine halbe Minute nach Anpfiff. Direkt vorm Block der ca. 1200 FCC-Fans einigten sich Nagy und Lanzaat darauf, die Abseitsvariante zu probieren, statt die Attacke zu suchen und bescherten damit Wuttke in der Mitte ein nicht lösbares Problem. Drei Rote tauchten somit frei vor Nulle auf und Wohlfahrt hatte keine Mühe beim 1:0, auch wenn etliche FCC-Fans meinten, zumindest der Paß auf den Torschützen entspräche dem Abseitstatbestand. Die Jenaer schüttelten sich kurz und waren fortan bemüht, das Spiel unter Kontrolle zu bekommen, diesmal wieder ohne [[Jan-André Sievers|Sievers]] (dafür Lanzaat)und mit Holwijn für den gesperrten [[Sebastian Hähnge|Hähnge]]. Die ersten beiden langen Pässe auf Orlando konnten die Hausherren noch ungestraft foulend bzw. haltend verhindern, was beim 3. allerdings schon nicht mehr gelang. (9.) Dafür hatte Jenas Sturmpfeil etwas zu viel Schwung, versuchte sich an Sejna festzuhalten und sank gemeinsam mit diesem völlig harmlos zu Boden. Sejna ist ja so etwas, wie der Prototyp des torhütenden Mittelmaßes. Der taucht immer mal irgendwo wieder auf, ohne daß ihn jemand bemerkt oder anderswo vermißt. Logisch, daß der eine solche Harmlosigkeit nutzt, um sich aufzuplustern wie ein lüsterner Pfau. Nach gut einer Viertelstunde hatte der FCC sein Ziel, das Spiel zu beruhigen und es zu kontrollieren, erreicht. Die Ingolstädter begannen, sich aufs Kontern zu verlegen. Die offensiveren Akzente setzte der FCC, z. B. über Gardawski in der 14., Orlando in der 16. und erneut Gardawski in der 20. Minute. Ja, die Unseren wehrten sich gegen diesen unnötigen Rückstand, den entscheidenden Erfolg verhinderten aber kleine Konzentrationsmängel in den finalen Aktionen. Vielleicht würden ja Freistöße helfen? Einen trat Nagy (zuvor Foul an Ralf Schmidt) von halbrechts, die Aktion endete jedoch mit einem Abseitspfiff. Nach Foul an Orlando im linken Halbfeld, zirkelte Gardawski den nächsten aus 30 Metern auf die lange Ecke, wo Sejna allerdings faustend klären konnte. (23., 28.) Schon rollte der nächste FCC-Angriff über rechts, doch Orlando mag sich nicht so recht zwischen Schuß und Hereingabe zu entscheiden, wodurch der Ball am langen Pfosten ins Aus geht. Nach knapp einer halben Stunde muß dann auch Nulle mal wieder beweisen, was für ein famoser Torwächter er ist und nach FCI-Freistoß und Schmidt-Fehler gelingt dieser Beweis eindrucksvoll.
Derweil berichtete uns ein leidenschaftlicher AWO-Fahrer, wie er schon am Vorabend mit seinem Gespann losgebraust sei, die Nacht im Freien, am Ufer eines Sees verbracht habe und nun hoffe, vom Spiel auch dafür belohnt zu werden.


Zu diesem machten wie uns dann auch auf den Weg, der inzwischen nur so von Blaugelbweißen wimmelte.
Dennoch, zu dieser Zeit verfügte der FCC eindeutig über mehr Spielanteile, was vor allem einem offensiv eindrucksvoll agierenden Schmidt zu verdanken war, ebenso einem starken Nagy und einem emsigen Gardawski. Holwijns Spiel wirkte dagegen war zwar bemüht aber etwas fahrig und unkonzentriert und Benyamina blieb unauffällig (sieht man mal von seinen neuen Schuhen ab). In den Minuten 33 und 34 durfte man sich dann darüber wundern, daß zwei grobe Fouls an Wuttke und Benyamina kartenlos blieben. Letzteren schien das allerdings anzustacheln, denn gleich darauf zog er von links außen nach innen, setzte seinen 18-Meter-Schuß allerdings neben das Tor. (37.) Bis zur Pause dominierte weiter der FCC, erst mit einem schönen Wuttke-Solo über rechts und dann mit einem Gardawski-Freistoß von halblinks, den Sejna nur mühevoll zu Ecke bugsieren kann. Letzter Aufreger in HZ 1 war dann das brutale (natürlich nicht mit Gelb geahndete) Foul an RS, als dieser nach einem FCI-Freistoß einen Jenaer Konter einleitete (41.).
Der Erwerb der Eintrittskarte brachte uns gleich noch in Besitz einer Stadionzeitschrift namens „Schanzer-News“. Beim Anblick dieses Machwerks durchzuckt Dich eigentlich nur ein Gedanke: Bitte Herr (welcher auch immer), laß Hirn regnen!
Sollte es jemals einen Wettbewerb geben, der das dämlichste, dümmlichste und peinlichste Titelbild eines Stadionheftes prämiert – unangefochten dürfte das gestrige in allen 3 Kategorien siegen.


Ausgesprochen albern auch der erste Satz der Gastvorstellung im Heftinneren. Dort merkt man also an, daß sich „zum letzten Mal in dieser Saison ein Ostklub in Ingolstadt“ vorstelle.
Nach dem Pausenpfiff wußte man eigentlich nicht so recht, was man unseren Jungs (außer der mißratenen Aktion nach 20 Sekunden) trotz des Rückstandes vorwerfen sollte. Sie hatten das Spiel unter Kontrolle, führten die Mehrzahl der Angriffe und hatten sich in etwa doppelt soviel bewegt wie ihre Gegenspieler. Immer und immer wieder spielten sie aus einem starken Mittelfeld couragiert nach vorn, wo sie dann allerdings leider die notwendige Präzision vermissen ließen. Während wir also den deutlich höheren spielerischen und läuferischen Aufwand betrieben, hatten sich die Gastgeber auf frühzeitiges Abwarten -allerdings nicht ungefährlich- verlegt.
Wie hirnrissig diese Kategorisierung ist, merkt man, wenn man sich Folgendes vorstellt:
Am letzten Spieltag der Saison begrüßen wir im „Anpfiff“ die U 23 des VfB „als letzten von 16 Westklubs, die sich in Jena vorstellten.


Aber vielleicht ist das ja genau die Sprache, welche die 2000 mit 1--Tickets ins Stadion beorderten Audi-Mitarbeiter verstehen? Eine ganz neue Art Ein-Euro-Jobber also.
Nach einem gruseligen Pausenspektakel glich der Wiederanpfiff einer Erlösung und Ralf Schmidt setzte mit seinem 20-Meter-Schuß von halblinks das erste Achtungszeichen. (46.) Kurz darauf parierte Nulle nach einem bereits abgewehrten Ingolstädter Freistoß erneut prächtig. (49.) Dann wieder 2 Gardawski-Aktionen über rechts. Sein erster Schuß (nach Orlando-Zuspiel per Kopf) wurde jedoch abgeblockt (51.) Dann kommt der Ball auf direktem Wege über Benyamina und Holwijn erneut zu Gardawski und der zieht, halbrechts im Strafraum stehend, direkt per Außenrisst ab. Leider etwas zu schwach und so ist Sejna noch rechtzeitig unten. (52.) Beim anschließenden FCI-Angriff über links unternimmt dann Nulle einen Osterausflug raus aus dem Strafraum, letztendlich erfolgreich. Nach knapp einer Stunde ahndet der Gelbe Mann dann Holwijns Körpereinsatz mit einem Freistoß, 35 bis 40 Meter vor Nulles Kasten. Dieser Freistoß findet dann direkt seinen Weg in Richtung Nulle, der nur nach vorne abwehren kann. Dort kommt Lanzaat einen Schritt zu spät gegen Wohlfahrt und ebenso unerwartet wie unverdient steht es plötzlich 2:0.
(Nur „Fischi“ hat wohl nach angestrengter Hochzeitsnacht das Spiel verpennt, schade eigentlich!)
Denen dürfte dann ja auch der grauenhafte Auftritt des sogenannten Stadionsprechers gefallen haben. Sorry, der Typ taugt maximal zum Jürgen-Drews-Ansager morgens um 4 vor einer Horde alkoholisierter und enthemmter Mitfünfzigerinnen. Stadionverbot – aber ganz schnell!
Erst behelligt er gutgelaunte Thüringer Fußball-Fans mit seiner trotteligen Suche nach „Fischi“, um Sekunden später ganz im Stile eines abgehalfterten Kirmes-Animateurs das nächste Verbrechen anzukündigen: Was, in Gottes Namen (wir sind ja schließlich in Oberbayern), hat die Verantwortlichen des FCI nur geritten, als sie 4 (oder 6?) arme und hilflose Kinder & Jugendliche engagierten, die vor einer völlig leeren Tribüne einen „Remeber-Michael-Jackson-Dance“ aufführten sollten? Wer kümmert sich eigentlich um die seelischen Spätfolgen, die bei einem solch mißlungenen „Act“ unausweichlich sind, noch dazu wenn er derart debil angepriesen wird?


Aber unser Aushilfs-DJ-Ötzi gab noch immer keine Ruhe.
Im Normalfall scheint ein solches Match gelaufen. Aber was ist beim FCC schon der Normalfall? Mindestens 4 gute Gründe sprachen dafür, daß die RvE-Elf zurückkommen würde: Erstens steht da seit einigen Wochen eine Mannschaft auf dem Platz, die sich spielerisch und taktisch enorm weiterentwickelt hat. Zweitens handelt es sich inzwischen wieder um ein echtes Team, das an sich und seine Fähigkeiten glaubt. Drittens gehört zu diesem Team neuerdings ein Michael Gardawski und mit diesem unbekümmerten Typen auf der rechten Seite hat der FCC noch kein Spiel verloren, warum dann gerade in Ingolstadt? (Schade, daß Gardawski nicht schon [[09/10 21|gegen Sandhausen]] wirbelte!) Und Viertens hat der FCC einen Orlando Smeekes, also jene launenhafte Diva, die noch vor einiger Zeit desorientiert durchs Paradies irrlichtete. Inzwischen scheint klar, daß van Eck wohl genau jene Ansprache gefunden hat, die dieser extrovertierte Typ versteht. Diesen Orlando kannst du pro Spiel zigfach wegen verlorener Zweikämpfe, unterlassener Flanken, aussichtsloser Dribblings oder versprungener Bälle verfluchen, aber mit seiner aufdringlichen Präsenz entnervt er irgendwann jeden Gegenspieler. Und neuerdings macht er aus genau diesen ein, zwei Szenen pro Spiel seine Buden. Was will man mehr?
Wie muß man sich die „Stimmung“ auf den Hachinger Rängen eigentlich vorstellen, wenn der Blubber-King sich ernsthaft dafür bedankt, daß die Ingolstädter Gäste in Haching ein Heimspiel zelebriert hätten?
Sitzen dann 2.000 Audi-Mitarbeiter im Gästeblock und begleiten jeden Schanzer-Angriff mit einem lauten „Brumm-Brumm-Brumm?
Man will gar nicht daran denken …


Die Vorstellung des Gäste-Teams glich eher einem Anwesenheitsappell in einer wilhelminischen Rekruten-Kompanie als einer Mannschaftsaufstellung und dabei wollen wir großzügigerweise für den „Trockenbrod“-Versprecher mal gar keine Absicht unterstellen.
Teil Eins der Orlando-Show leitete Gardawski ein. Er reagiert nach einem Freistoßpfiff blitzschnell und schlägt den Ball weit und präzise nach halblinks. Als Keidel den Ball auf sich zukommen sieht und Orlandos Atem spürt, werden ihm sofort die Knie weich und das sein Rückkopfball daneben gehen würde, war absehbar. Diebisch grinsend erlief sich Jenas Stürmer den Ball, düpierte den schwerfälligen Sejna und haspelte den Ball ins Netz zum Anschlußtreffer. (67.) Jetzt beherrscht der FCC die Hausherren und hat dennoch Glück, da er von einer umstrittenen Abseitsentscheidung profitiert. (78.) Pech hat dann Wuttke, als er zunächst auf der rechten Seite einen wunderbaren Doppelpaß mit Gardawski spielt, sein Laufduell mit einem Ingolstädter aber fälschlicherweise abgepfiffen wird. Was soll's, es gab ja noch Teil 2 der Orlando-Show. Zunächst wurde Holwijn 20 Meter vor dem Tor in zentraler Position umgerissen, folgerichtig Freistoß. Orlando läuft an. Gardawski blockt in der Abwehrmauer eine Lücke frei. Orlando schießt, der Ball findet den von Gardawski geebneten Weg und Sejna kann mit seinem Alibi-Flug auch nichts mehr ausrichten - TOOOR! 2:2 (84.) Völlig verdienter Ausgleich!
(Einzig das rollende oberbayerische „RRRRRRR“ hatte einen gewissen Charme.)


Ob das Ingolstädter Gegengeradenpublikum jemals den FCI anfeuerte, ist schwer zu sagen, denn das derzeitige Stadion scheint ein akustisches Stimmungsgrab zu sein.
Seinen gerechten Ausgang hätte das Spiel dann in Minute 89 finden können, als Ralf Schmidt ein feines Zuspiel ebenso elegant mit der Brust annimmt und vom rechten Fünfmeterraumeck volley abzieht - leider mit etwas zu viel Rücklage. Seinen ungerechten Ausgang hätte das Spiel dann in Minute 90 finden können, wenn Nulle nicht sensationell den letzten Ingolstädter Kopfball abgewehrt hätte.
Hoffentlich hat man den neu zu errichtenden AUDI-Sportpark architektonisch so geplant, daß all die Kinder, welche man zukünftig mit Freikarten beglücken muß, um diesen zu füllen, auch schön stimmungsvoll „rüberkommen“.
Vom Tribünenpublikum ist sicher auch ganz toll was zu erwarten, immerhin hat es gestern nur 60 Minuten gedauert, bis für 20 Sekunden mal rhythmisches Klatschen einsetzte.
Phänomenal!
Da wundert es den verärgerten Gastzuschauer auch nicht, wenn der Mikrofon-Terrorist sogar während des Spiels immer mal wieder auf billige Art und Weise versucht, das was er unter „Stimmung“ versteht zu erzeugen.


Zum Glück hatte der FCC die passenden Antworten parat.
Was mit dieser Truppe und deren Moral tatsächlich noch zu erreichen ist - wer weiß das schon? Für Überraschungen ist der FCC ja immer gut - auch nach Ostern! Gute Gründe dafür gibt es genügend
 
Hingucker auf dem Abmarsch nach Spielschluß war natürlich jener prächtig geschmückte Trabant, der das schwere Schicksal eines Ingolstädter Kennzeichens gelassen zu ertragen schien.
Ein humoristisches Highlight gab es dann noch einige Minuten nach Verlassen der absolut zweitligatauglichen TUJA-Baustelle:
Genüßlich lehnten wir am Auto, genossen Sonne, Endergebnis und a Brez’n, als uns ein 3 „Mann“ starkes, rotschwarzes Trüppchen passierte.
Wir sollten uns doch endlich wieder hinter unsere Mauer begeben, fauchte uns einer der Mutigen wutentbrannt ins Gesicht und tat so, als wolle er diese Aufforderung handgreiflich untermauern.
Als sich unser körperlich längster Mitreisender kurz aus seiner bequemen Sitzhaltung erhob, um dem jungen Mann höflich auf den Heimweg zu bitten, wurden dessen Füße auch sofort schneller – vorbei an breit grinsenden, kopfschüttelnden, grün uniformierten Ordnungshütern – die gestern nach unserer Wahrnehmung in Stadionnähe zwar präsent, aber recht zurückhaltend wirkten.
 
Fazit: Fußballkultur in Oberbayern hat ihren ganz besonderen Reiz und natürlich wünschen wir dem DFB & der DFL ganz, ganz viele Ingolstadts & Heidenheims in Liga 1 und 2!
 
Oder sollte der FCC das verhindern und statt dessen selber ?
 
P.S. Rechtfertigt das Streben nach einem neuen Taschentelefon eigentlich wirklich jeden Halbzeit-Unfug? Muß man sich tatsächlich darauf einlassen?


--[[Kopfnuss]]
--[[Kopfnuss]]

Version vom 6. April 2010, 19:22 Uhr

Spieldaten
Wettbewerb 3. Liga, 32. Spieltag
Saison Saison 2009/2010, Rückrunde
Ansetzung FC Ingolstadt 04 - FCC
Ort Tuja-Stadion in Ingolstadt
Zeit Sa. 03.04.2010 14:00 Uhr
Zuschauer 5.353
Schiedsrichter Martin Petersen (Stuttgart)
Ergebnis 2:2 (1:0)
Tore
  • 1:0 Wohlfarth (1.)
  • 2:0 Wohlfarth (60.)
  • 2:1 Orlando (68.)
  • 2:2 Orlando (84., direkter
    Freistoß)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Ingolstadt
Marco Sejna
Ralf Keidel, David Pisot, Robert Fleßers, Tobias Fink
Moise Bambara, Malte Metzelder, Stefan Leitl, Andreas Buchner (83. Andreas Neuendorf)
Steffen Wohlfarth (76. Robert Braber), Moritz Hartmann (58. Fabian Gerber)

Trainer: Michael Wiesinger

Jena
Carsten Nulle
Tim Wuttke, Assani Lukimya-Mulongoti, Quido Lanzaat, Timo Nagy
Michael Gardawski (84. Stefan Kühne), Jens Truckenbrod, Ralf Schmidt, Orlando
Soufian Benyamina (62. Patrick Amrhein), Melvin Holwijn

Trainer: René van Eck

Spielbericht

Fußball unmittelbar zur Osterzeit. Wie günstig, da kann man in Spielberichten von (selbst) ins Nest gelegten Eiern fabulieren und trefflich das Motiv der Wiederauferstehung ergreifen. Muß man aber nicht.

Man stelle sich vor, daß Editorial des Jenaer "Anpfiff"-Heftes würde am 38. Spieltag mit dem Satz beginnen: Mit dem VfB stellt sich zum 16. und letzten Mal in dieser Saison ein Westklub im EAS vor. Klingt albern und wäre es auch. Die Macher der "Schanzer News" hielten derart absurdes Kategorisieren jedoch für angebracht und begrüßten daher mit dem FCC "zum letzten Mal in dieser Saison einen Ostklub in Ingolstadt". Aber man hätte ja gewarnt sein müssen, denn sollte jemals das peinlichste Titelbild eines Stadionheftes gewählt werden, so wäre der gestrigen Ausgabe der FCI-Postille Platz 1 unangefochten sicher. Wundern würde dies sicher nicht, verfügt der FCI doch zusätzlich über einen jener Stadionsprecher, die ihren Job mit dem eines mittelmäßigen Animateurs auf einer provinziellen Dorfkirmes verwechseln. Ich bin ja sonst kein großer Freund von Stadionverboten, aber in dem Fall …

Mit solchen Ärgerlichkeiten konnte man sich allerdings nicht lange aufhalten, denn die nächste ereignete sich schon eine halbe Minute nach Anpfiff. Direkt vorm Block der ca. 1200 FCC-Fans einigten sich Nagy und Lanzaat darauf, die Abseitsvariante zu probieren, statt die Attacke zu suchen und bescherten damit Wuttke in der Mitte ein nicht lösbares Problem. Drei Rote tauchten somit frei vor Nulle auf und Wohlfahrt hatte keine Mühe beim 1:0, auch wenn etliche FCC-Fans meinten, zumindest der Paß auf den Torschützen entspräche dem Abseitstatbestand. Die Jenaer schüttelten sich kurz und waren fortan bemüht, das Spiel unter Kontrolle zu bekommen, diesmal wieder ohne Sievers (dafür Lanzaat)und mit Holwijn für den gesperrten Hähnge. Die ersten beiden langen Pässe auf Orlando konnten die Hausherren noch ungestraft foulend bzw. haltend verhindern, was beim 3. allerdings schon nicht mehr gelang. (9.) Dafür hatte Jenas Sturmpfeil etwas zu viel Schwung, versuchte sich an Sejna festzuhalten und sank gemeinsam mit diesem völlig harmlos zu Boden. Sejna ist ja so etwas, wie der Prototyp des torhütenden Mittelmaßes. Der taucht immer mal irgendwo wieder auf, ohne daß ihn jemand bemerkt oder anderswo vermißt. Logisch, daß der eine solche Harmlosigkeit nutzt, um sich aufzuplustern wie ein lüsterner Pfau. Nach gut einer Viertelstunde hatte der FCC sein Ziel, das Spiel zu beruhigen und es zu kontrollieren, erreicht. Die Ingolstädter begannen, sich aufs Kontern zu verlegen. Die offensiveren Akzente setzte der FCC, z. B. über Gardawski in der 14., Orlando in der 16. und erneut Gardawski in der 20. Minute. Ja, die Unseren wehrten sich gegen diesen unnötigen Rückstand, den entscheidenden Erfolg verhinderten aber kleine Konzentrationsmängel in den finalen Aktionen. Vielleicht würden ja Freistöße helfen? Einen trat Nagy (zuvor Foul an Ralf Schmidt) von halbrechts, die Aktion endete jedoch mit einem Abseitspfiff. Nach Foul an Orlando im linken Halbfeld, zirkelte Gardawski den nächsten aus 30 Metern auf die lange Ecke, wo Sejna allerdings faustend klären konnte. (23., 28.) Schon rollte der nächste FCC-Angriff über rechts, doch Orlando mag sich nicht so recht zwischen Schuß und Hereingabe zu entscheiden, wodurch der Ball am langen Pfosten ins Aus geht. Nach knapp einer halben Stunde muß dann auch Nulle mal wieder beweisen, was für ein famoser Torwächter er ist und nach FCI-Freistoß und Schmidt-Fehler gelingt dieser Beweis eindrucksvoll.

Dennoch, zu dieser Zeit verfügte der FCC eindeutig über mehr Spielanteile, was vor allem einem offensiv eindrucksvoll agierenden Schmidt zu verdanken war, ebenso einem starken Nagy und einem emsigen Gardawski. Holwijns Spiel wirkte dagegen war zwar bemüht aber etwas fahrig und unkonzentriert und Benyamina blieb unauffällig (sieht man mal von seinen neuen Schuhen ab). In den Minuten 33 und 34 durfte man sich dann darüber wundern, daß zwei grobe Fouls an Wuttke und Benyamina kartenlos blieben. Letzteren schien das allerdings anzustacheln, denn gleich darauf zog er von links außen nach innen, setzte seinen 18-Meter-Schuß allerdings neben das Tor. (37.) Bis zur Pause dominierte weiter der FCC, erst mit einem schönen Wuttke-Solo über rechts und dann mit einem Gardawski-Freistoß von halblinks, den Sejna nur mühevoll zu Ecke bugsieren kann. Letzter Aufreger in HZ 1 war dann das brutale (natürlich nicht mit Gelb geahndete) Foul an RS, als dieser nach einem FCI-Freistoß einen Jenaer Konter einleitete (41.).

Nach dem Pausenpfiff wußte man eigentlich nicht so recht, was man unseren Jungs (außer der mißratenen Aktion nach 20 Sekunden) trotz des Rückstandes vorwerfen sollte. Sie hatten das Spiel unter Kontrolle, führten die Mehrzahl der Angriffe und hatten sich in etwa doppelt soviel bewegt wie ihre Gegenspieler. Immer und immer wieder spielten sie aus einem starken Mittelfeld couragiert nach vorn, wo sie dann allerdings leider die notwendige Präzision vermissen ließen. Während wir also den deutlich höheren spielerischen und läuferischen Aufwand betrieben, hatten sich die Gastgeber auf frühzeitiges Abwarten -allerdings nicht ungefährlich- verlegt.

Nach einem gruseligen Pausenspektakel glich der Wiederanpfiff einer Erlösung und Ralf Schmidt setzte mit seinem 20-Meter-Schuß von halblinks das erste Achtungszeichen. (46.) Kurz darauf parierte Nulle nach einem bereits abgewehrten Ingolstädter Freistoß erneut prächtig. (49.) Dann wieder 2 Gardawski-Aktionen über rechts. Sein erster Schuß (nach Orlando-Zuspiel per Kopf) wurde jedoch abgeblockt (51.) Dann kommt der Ball auf direktem Wege über Benyamina und Holwijn erneut zu Gardawski und der zieht, halbrechts im Strafraum stehend, direkt per Außenrisst ab. Leider etwas zu schwach und so ist Sejna noch rechtzeitig unten. (52.) Beim anschließenden FCI-Angriff über links unternimmt dann Nulle einen Osterausflug raus aus dem Strafraum, letztendlich erfolgreich. Nach knapp einer Stunde ahndet der Gelbe Mann dann Holwijns Körpereinsatz mit einem Freistoß, 35 bis 40 Meter vor Nulles Kasten. Dieser Freistoß findet dann direkt seinen Weg in Richtung Nulle, der nur nach vorne abwehren kann. Dort kommt Lanzaat einen Schritt zu spät gegen Wohlfahrt und ebenso unerwartet wie unverdient steht es plötzlich 2:0.

Im Normalfall scheint ein solches Match gelaufen. Aber was ist beim FCC schon der Normalfall? Mindestens 4 gute Gründe sprachen dafür, daß die RvE-Elf zurückkommen würde: Erstens steht da seit einigen Wochen eine Mannschaft auf dem Platz, die sich spielerisch und taktisch enorm weiterentwickelt hat. Zweitens handelt es sich inzwischen wieder um ein echtes Team, das an sich und seine Fähigkeiten glaubt. Drittens gehört zu diesem Team neuerdings ein Michael Gardawski und mit diesem unbekümmerten Typen auf der rechten Seite hat der FCC noch kein Spiel verloren, warum dann gerade in Ingolstadt? (Schade, daß Gardawski nicht schon gegen Sandhausen wirbelte!) Und Viertens hat der FCC einen Orlando Smeekes, also jene launenhafte Diva, die noch vor einiger Zeit desorientiert durchs Paradies irrlichtete. Inzwischen scheint klar, daß van Eck wohl genau jene Ansprache gefunden hat, die dieser extrovertierte Typ versteht. Diesen Orlando kannst du pro Spiel zigfach wegen verlorener Zweikämpfe, unterlassener Flanken, aussichtsloser Dribblings oder versprungener Bälle verfluchen, aber mit seiner aufdringlichen Präsenz entnervt er irgendwann jeden Gegenspieler. Und neuerdings macht er aus genau diesen ein, zwei Szenen pro Spiel seine Buden. Was will man mehr?

Teil Eins der Orlando-Show leitete Gardawski ein. Er reagiert nach einem Freistoßpfiff blitzschnell und schlägt den Ball weit und präzise nach halblinks. Als Keidel den Ball auf sich zukommen sieht und Orlandos Atem spürt, werden ihm sofort die Knie weich und das sein Rückkopfball daneben gehen würde, war absehbar. Diebisch grinsend erlief sich Jenas Stürmer den Ball, düpierte den schwerfälligen Sejna und haspelte den Ball ins Netz zum Anschlußtreffer. (67.) Jetzt beherrscht der FCC die Hausherren und hat dennoch Glück, da er von einer umstrittenen Abseitsentscheidung profitiert. (78.) Pech hat dann Wuttke, als er zunächst auf der rechten Seite einen wunderbaren Doppelpaß mit Gardawski spielt, sein Laufduell mit einem Ingolstädter aber fälschlicherweise abgepfiffen wird. Was soll's, es gab ja noch Teil 2 der Orlando-Show. Zunächst wurde Holwijn 20 Meter vor dem Tor in zentraler Position umgerissen, folgerichtig Freistoß. Orlando läuft an. Gardawski blockt in der Abwehrmauer eine Lücke frei. Orlando schießt, der Ball findet den von Gardawski geebneten Weg und Sejna kann mit seinem Alibi-Flug auch nichts mehr ausrichten - TOOOR! 2:2 (84.) Völlig verdienter Ausgleich!

Seinen gerechten Ausgang hätte das Spiel dann in Minute 89 finden können, als Ralf Schmidt ein feines Zuspiel ebenso elegant mit der Brust annimmt und vom rechten Fünfmeterraumeck volley abzieht - leider mit etwas zu viel Rücklage. Seinen ungerechten Ausgang hätte das Spiel dann in Minute 90 finden können, wenn Nulle nicht sensationell den letzten Ingolstädter Kopfball abgewehrt hätte.

Was mit dieser Truppe und deren Moral tatsächlich noch zu erreichen ist - wer weiß das schon? Für Überraschungen ist der FCC ja immer gut - auch nach Ostern! Gute Gründe dafür gibt es genügend …

--Kopfnuss