1939/40 DM4: Unterschied zwischen den Versionen

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Die " Goldene Kugel " in Halle hatte am Sonntag wieder einmal bekannte Fußballgäste : die beiden Mannschaften des hallischen Gruppenmeisterschaftskampfes , Jena und Osnabrück als Kameraden treulich vereint . Gemeinsam fuhren diese Mannschaften zur schönen Platzanlage des VfL Halle 1896 , auf der rund 4.000 Zuschauer mit viel Spannung die zweite Auseinandersetzung zwischen Jena uns Osnabrück erwarteten . Allgemein rechnete man mit einer Revanche des Mitte-Meisters , der bekanntlich im Vorspiel in Osnabrück mit 2:5 ziemlich derb geschlagen worden war . Gewiß , es wurde nur eine Teilrevanche für Jena und dies auch erst 2 Minuten vor dem Abpfiff . Aber doch dürfte es keinen gegeben haben , der nicht die Jenaer Mannschaft als " moralischen Sieger " bezeichnet hätte . Denn gespielt hat eigentlich nur Jena , gekämpft hat Osnabrück ! Und damit ist in ganz großer Linie auch schon der Gesamteindruck dieses Meisterschaftskampfes in Halle skizziert . Die Jenaer Mannschaft zeigte einen Stil , der an Schönheit und nach dem gemessen , was man im Bereich Mitte gewöhnt ist , als beinahe unübertrefflich bezeichnet werden muß . Es gab Spielstrecken , in denen die Thüringer ab und zu  sogar begannen , zu " kreiseln " . Man staunte in Halle ! Und doch war man nicht voll befriedigt , je länger der Kampf dauerte . Denn über allem schönen Kombinationsspiel Jenas vergaßen deren Stürmer das Schießen fast vollkommen . Dabei hatten die Thüringer gerade in der 1.HZ Gelegenheiten zum Toreschießen in Hülle und Fülle . Es schien mitunter aber so , als ob Flotho , der famose Osnabrücker Torhüter , die gegnerischen Stürmer allein schon durch seine " Anwesenheit " irritierte , ja faszinierte . Denn man wagte gegen ihn auch aus sicherster Position heraus kaum einen einzigen saftigen Schuß . Mehr hatte in diesem Abschnitt Flotho zu tun , die Bälle aufzunehmen , die ihm von seinen Vordermännern zurückgegeben wurden . Kurz und gut : wenn Jena diesen Kampf verloren hätte , wäre einzig nur die Angriffsreihe schuld gewesen . Was nützt ein technisch schönes Spiel , wenn der Sturm die ihm in erster Linie zustehende " Arbeit " versäumt , das Schießen . In den ersten 45 Minuten hätte es , ohne etwa den tapferen Osnabrückern wehe tun zu wollen , nicht etwa , wie es Tatsache wurde , 1:0 für die Niedersachsen heißen dürfen , sondern 2:0 für Jena . Immer wieder rollten Jenas Angriffe gegen Osnabrück , um - vorn und an der
Die " Goldene Kugel " in Halle hatte am Sonntag wieder einmal bekannte Fußballgäste : die beiden Mannschaften des hallischen Gruppenmeisterschaftskampfes , Jena und Osnabrück als Kameraden treulich vereint . Gemeinsam fuhren diese Mannschaften zur schönen Platzanlage des VfL Halle 1896 , auf der rund 4.000 Zuschauer mit viel Spannung die zweite Auseinandersetzung zwischen Jena uns Osnabrück erwarteten . Allgemein rechnete man mit einer Revanche des Mitte-Meisters , der bekanntlich im Vorspiel in Osnabrück mit 2:5 ziemlich derb geschlagen worden war . Gewiß , es wurde nur eine Teilrevanche für Jena und dies auch erst 2 Minuten vor dem Abpfiff . Aber doch dürfte es keinen gegeben haben , der nicht die Jenaer Mannschaft als " moralischen Sieger " bezeichnet hätte . Denn gespielt hat eigentlich nur Jena , gekämpft hat Osnabrück ! Und damit ist in ganz großer Linie auch schon der Gesamteindruck dieses Meisterschaftskampfes in Halle skizziert . Die Jenaer Mannschaft zeigte einen Stil , der an Schönheit und nach dem gemessen , was man im Bereich Mitte gewöhnt ist , als beinahe unübertrefflich bezeichnet werden muß . Es gab Spielstrecken , in denen die Thüringer ab und zu  sogar begannen , zu " kreiseln " . Man staunte in Halle ! Und doch war man nicht voll befriedigt , je länger der Kampf dauerte . Denn über allem schönen Kombinationsspiel Jenas vergaßen deren Stürmer das Schießen fast vollkommen . Dabei hatten die Thüringer gerade in der 1.HZ Gelegenheiten zum Toreschießen in Hülle und Fülle . Es schien mitunter aber so , als ob Flotho , der famose Osnabrücker Torhüter , die gegnerischen Stürmer allein schon durch seine " Anwesenheit " irritierte , ja faszinierte . Denn man wagte gegen ihn auch aus sicherster Position heraus kaum einen einzigen saftigen Schuß . Mehr hatte in diesem Abschnitt Flotho zu tun , die Bälle aufzunehmen , die ihm von seinen Vordermännern zurückgegeben wurden . Kurz und gut : wenn Jena diesen Kampf verloren hätte , wäre einzig nur die Angriffsreihe schuld gewesen . Was nützt ein technisch schönes Spiel , wenn der Sturm die ihm in erster Linie zustehende " Arbeit " versäumt , das Schießen . In den ersten 45 Minuten hätte es , ohne etwa den tapferen Osnabrückern wehe tun zu wollen , nicht etwa , wie es Tatsache wurde , 1:0 für die Niedersachsen heißen dürfen , sondern 2:0 für Jena . Immer wieder rollten Jenas Angriffe gegen Osnabrück , um - vorn und an der


'''ganz hervorragenden Osnabrücker Verteidigung ''' hängen zu bleiben . Es waren wirklich großartige Abwehrleistungen , die Osnabrücks Verteidigung vollbrachte . Immer wieder fuhr sie zwischen die Kombinationszüge der Jenaer , mit fuß und Kopf und die stämmigen Kovermann und Frohnert erhielten oft genug von der Läuferreihe aus tatkräftige Unterstützung . Und hiergegen kam Jenas Angriff , dem die Wucht fehlte , die Osnabrücks Billen-Angriff eigen war , einfach nicht an . Einmal zeigte sich Frohnert als Artist , als er im Fallen fast auf dem Kopf steht , einen Ball doch noch mit den Beinen wegangelte und Bachmann um eine gute Schußmöglichkeit brachte . Ueberhaupt stand der ganze tempogeladene Kampf , der auch nicht eine Sekunde lang Langeweile aufkommen ließ , ganz im Zeichen der Osnabrücker Verteidigung , die oft genug begeisterten Beifall auf offener Szene erhielt und sich die vollen Symphathien der unparteiischen Hallenser erwarb . Als in der 27. Minute Jenas Rechtsaußen ein Tor erzielt hatte , protestierte nicht nur Torwart Flotho in der Spielfeldmitte (!) beim Unparteiischen , sondern auch das Publikum und der Linienrichter . Denn Ganz hatte , unsichtbar für den Neutralen , den Ball mit der Hand an Flotho ins Tor befördert . Einen solchen irregulären Treffer wollte man in Halle nicht anerkennen ( zum Dank , das Jena das Heimspiel nach Halle abgeben mußte - Dank an Gaufachwart Hädicke ! ) und der Volksmeinung gab auch der Schiedsrichter nach .
'''ganz hervorragenden Osnabrücker Verteidigung ''' hängen zu bleiben . Es waren wirklich großartige Abwehrleistungen , die Osnabrücks Verteidigung vollbrachte . Immer wieder fuhr sie zwischen die Kombinationszüge der Jenaer , mit fuß und Kopf und die stämmigen Kovermann und Frohnert erhielten oft genug von der Läuferreihe aus tatkräftige Unterstützung . Und hiergegen kam Jenas Angriff , dem die Wucht fehlte , die Osnabrücks Billen-Angriff eigen war , einfach nicht an . Einmal zeigte sich Frohnert als Artist , als er im Fallen fast auf dem Kopf steht , einen Ball doch noch mit den Beinen wegangelte und Bachmann um eine gute Schußmöglichkeit brachte . Ueberhaupt stand der ganze tempogeladene Kampf , der auch nicht eine Sekunde lang Langeweile aufkommen ließ , ganz im Zeichen der Osnabrücker Verteidigung , die oft genug begeisterten Beifall auf offener Szene erhielt und sich die vollen Symphathien der unparteiischen Hallenser erwarb . Als in der 27. Minute Jenas Rechtsaußen ein Tor erzielt hatte , protestierte nicht nur Torwart Flotho in der Spielfeldmitte (!) beim Unparteiischen , sondern auch das Publikum und der Linienrichter . Denn Ganz hatte , unsichtbar für den Neutralen , den Ball mit der Hand an Flotho ins Tor befördert . Einen solchen irregulären Treffer wollte man in Halle nicht anerkennen ( zum Dank , das Jena das Heimspiel nach Halle abgeben mußte - Dank an Gaufachwart Hädicke ! ) und der Volksmeinung gab auch der Schiedsrichter nach .
 
Jena hatte Trauerflor angelegt und nach 15 Minuten Spielzeit wurde der Kampf mit einer Gedenkminute für Jenas im Westen gefallenen Mittelstürmer Schulschefski unterbrochen . Auch die Zuschauer ehrten das Andenken an diesen Helden durch Erheben von den Plätzen und mit dem deutschen Gruß .
 
'''Osnabrück legt ein Tor vor !''' Das Spiel selbst begann mit stürmischen Angriffen Jenas , alle wunderschön eingeleitet , allerdings auf viel zu engem Raum vorgetrieben .

Version vom 24. Oktober 2021, 14:03 Uhr

Spieldaten
Wettbewerb Endrunde Deutsche Meisterschaft , Gr. 2 , 4.Spieltag
Saison Saison 1939/1940
Ansetzung 1.SV Jena - VfL Osnabrück
Ort Stadion am Zoo in Halle
Zeit So. 02.06.1940
Zuschauer 4.000
Schiedsrichter ?
Ergebnis 2:2
Tore
  • 0:1 Augustin (15.)
  • 0:2 Höhner (71.)
  • 1:2 Bachmann (76.)
  • 2:2 Bachmann (88.)
Andere Spiele
oder Berichte

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Aufstellungen

Jena
Patzl
Schüßler , Hädicke
Schipphorst , Beckert , Werner
Ganz , Gorka , Bachmann , L. König , Seifert

Trainer : Tauchert


Osnabrück
Flotho
Kovermann , Frohnert
Hesse , Simon II , Jasper
Reitzer , Billen , Vetter , Höhner , Augustin

Trainer : Hollstein


Hotel Goldene Kugel in Halle am Ribeckplatz

Spielbericht

Jena vergaß über der Freude am Kreiseln das Schießen - Der Mittemeister spielte , die Osnabrücker kämpften - Flotho und seine Verteidiger begeisterten

Die " Goldene Kugel " in Halle hatte am Sonntag wieder einmal bekannte Fußballgäste : die beiden Mannschaften des hallischen Gruppenmeisterschaftskampfes , Jena und Osnabrück als Kameraden treulich vereint . Gemeinsam fuhren diese Mannschaften zur schönen Platzanlage des VfL Halle 1896 , auf der rund 4.000 Zuschauer mit viel Spannung die zweite Auseinandersetzung zwischen Jena uns Osnabrück erwarteten . Allgemein rechnete man mit einer Revanche des Mitte-Meisters , der bekanntlich im Vorspiel in Osnabrück mit 2:5 ziemlich derb geschlagen worden war . Gewiß , es wurde nur eine Teilrevanche für Jena und dies auch erst 2 Minuten vor dem Abpfiff . Aber doch dürfte es keinen gegeben haben , der nicht die Jenaer Mannschaft als " moralischen Sieger " bezeichnet hätte . Denn gespielt hat eigentlich nur Jena , gekämpft hat Osnabrück ! Und damit ist in ganz großer Linie auch schon der Gesamteindruck dieses Meisterschaftskampfes in Halle skizziert . Die Jenaer Mannschaft zeigte einen Stil , der an Schönheit und nach dem gemessen , was man im Bereich Mitte gewöhnt ist , als beinahe unübertrefflich bezeichnet werden muß . Es gab Spielstrecken , in denen die Thüringer ab und zu sogar begannen , zu " kreiseln " . Man staunte in Halle ! Und doch war man nicht voll befriedigt , je länger der Kampf dauerte . Denn über allem schönen Kombinationsspiel Jenas vergaßen deren Stürmer das Schießen fast vollkommen . Dabei hatten die Thüringer gerade in der 1.HZ Gelegenheiten zum Toreschießen in Hülle und Fülle . Es schien mitunter aber so , als ob Flotho , der famose Osnabrücker Torhüter , die gegnerischen Stürmer allein schon durch seine " Anwesenheit " irritierte , ja faszinierte . Denn man wagte gegen ihn auch aus sicherster Position heraus kaum einen einzigen saftigen Schuß . Mehr hatte in diesem Abschnitt Flotho zu tun , die Bälle aufzunehmen , die ihm von seinen Vordermännern zurückgegeben wurden . Kurz und gut : wenn Jena diesen Kampf verloren hätte , wäre einzig nur die Angriffsreihe schuld gewesen . Was nützt ein technisch schönes Spiel , wenn der Sturm die ihm in erster Linie zustehende " Arbeit " versäumt , das Schießen . In den ersten 45 Minuten hätte es , ohne etwa den tapferen Osnabrückern wehe tun zu wollen , nicht etwa , wie es Tatsache wurde , 1:0 für die Niedersachsen heißen dürfen , sondern 2:0 für Jena . Immer wieder rollten Jenas Angriffe gegen Osnabrück , um - vorn und an der

ganz hervorragenden Osnabrücker Verteidigung hängen zu bleiben . Es waren wirklich großartige Abwehrleistungen , die Osnabrücks Verteidigung vollbrachte . Immer wieder fuhr sie zwischen die Kombinationszüge der Jenaer , mit fuß und Kopf und die stämmigen Kovermann und Frohnert erhielten oft genug von der Läuferreihe aus tatkräftige Unterstützung . Und hiergegen kam Jenas Angriff , dem die Wucht fehlte , die Osnabrücks Billen-Angriff eigen war , einfach nicht an . Einmal zeigte sich Frohnert als Artist , als er im Fallen fast auf dem Kopf steht , einen Ball doch noch mit den Beinen wegangelte und Bachmann um eine gute Schußmöglichkeit brachte . Ueberhaupt stand der ganze tempogeladene Kampf , der auch nicht eine Sekunde lang Langeweile aufkommen ließ , ganz im Zeichen der Osnabrücker Verteidigung , die oft genug begeisterten Beifall auf offener Szene erhielt und sich die vollen Symphathien der unparteiischen Hallenser erwarb . Als in der 27. Minute Jenas Rechtsaußen ein Tor erzielt hatte , protestierte nicht nur Torwart Flotho in der Spielfeldmitte (!) beim Unparteiischen , sondern auch das Publikum und der Linienrichter . Denn Ganz hatte , unsichtbar für den Neutralen , den Ball mit der Hand an Flotho ins Tor befördert . Einen solchen irregulären Treffer wollte man in Halle nicht anerkennen ( zum Dank , das Jena das Heimspiel nach Halle abgeben mußte - Dank an Gaufachwart Hädicke ! ) und der Volksmeinung gab auch der Schiedsrichter nach .

Jena hatte Trauerflor angelegt und nach 15 Minuten Spielzeit wurde der Kampf mit einer Gedenkminute für Jenas im Westen gefallenen Mittelstürmer Schulschefski unterbrochen . Auch die Zuschauer ehrten das Andenken an diesen Helden durch Erheben von den Plätzen und mit dem deutschen Gruß .

Osnabrück legt ein Tor vor ! Das Spiel selbst begann mit stürmischen Angriffen Jenas , alle wunderschön eingeleitet , allerdings auf viel zu engem Raum vorgetrieben .