2006/2007 06. Spieltag: TSV 1860 München - FC Carl Zeiss Jena 2:0
Spieldaten | |
Wettbewerb | 2. Bundesliga, 6. Spieltag |
Saison | Saison 2006/2007, Hinrunde |
Ansetzung | TSV 1860 München - FCC |
Ort | Allianz Arena in München |
Zeit | 01.10.2006, 14 Uhr |
Zuschauer | 44.600 |
Schiedsrichter | Schößling (Leipzig) |
Ergebnis | 2:0 |
Tore |
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Andere Spiele oder Berichte |
Aufstellungen
- München
- Michael Hofmann
- Mate Ghvinianidze , Torben Hoffmann , Gregg Berhalter , Marcel Schäfer
- Christoph Burkhard (73.Björn Ziegenbein) , Daniel Baier , Danny Schwarz , Patrick Milchraum (83.Fabian Johnson)
- Nemanja Vucicevic , Antonio Di Salvo (73.Paul Agostino)
Trainer: Walter Schachner
- Jena
- Christian Person
- Alexander Maul, Holger Hasse, Krzysztof Kowalik
- Kevin Schlitte (67.Silvio Pagano) , Sven Günther , Ronny Thielemann (80.Ralf Schmidt) , Tobias Werner
- Christian Fröhlich (56.Patrick De Napoli)
- Sebastian Helbig , Fiete Sykora
Trainer: Heiko Weber
Mehr als nur Fußball (Spielbericht)
(Ein [fast] perfekter Tag)
Wer jetzt nur eine Spielanalyse erwartet, wird leider enttäuscht.
Dafür bot dieses FCC-Fan-Fest zu viele Facetten, Eindrücke und Randnotizen, vorausgesetzt man war bereit, seine Scheuklappen abzulegen.
(Es wird also etwas länger.)
Von innerer nächtlicher Unruhe arg gebeutelt, bedurfte es keines Weckers um deutlich vor dem geplanten Abfahrtstermin die Autobahn unter die Gummis zu nehmen. Die eh’ schon kaum zu steigernde Vorfreude erfuhr nach passieren des Hermsdorfer Kreuzes jedoch ständig neue Impulse. Jedes blaugelbweiß drapierte Auto und jeder am Horizont auftauchende Bus (schließlich war man sicher, es würde sich um einen Fan-Bus handeln) erzeugten neue Adrenalinschübe und beschleunigten die Herzfrequenz. Wann hatte es so etwas schon mal gegeben? Die A9 ein einziger blaugelbweißer Highway. Was ist schon die legendäre „Route 66“ gegen eine „Route FCC“?! Party-Time an jeder Tanke, jede Raste ein blaugelbweißes Tollhaus.
Wie oft bin ich schon an der heute angestrebten Arena gequält gelangweilt vorüber gefahren, habe sie nur eines flüchtigen Blickes gewürdigt und doch tief im Inneren diesen fiesen Schmerz verspürt, der von einer unerfüllten Sehnsucht kündete: Ein Mal nur hier den Göttlichen huldigen, das wär’s! Und nun biegt man endlich selbst rechts ab und weiß: Heute wirst du SIE hier spielen sehen!
Noch im Parkhaus wurde ich von zwei ca. 20 jährigen Engländern gefragt, ob denn heute wohl ein Fußballsmatch stattfinden würde? Wenige Sätze später dankten sie für die unglaubliche Möglichkeit, in Kürze Europas geilsten Fußballclub bestaunen zu dürfen, verschoben ihren Wies’nbesuch auf morgen und trotteten zum Kartenschalter.
Angekommen als der Gäste-Busparkplatz noch gähnend leer stand und Becksteins Garde-Pferdchen noch in ihren fahrbaren Ställen an dessen Rand träge vor sich hin dösten, bot sich bald ein beeindruckendes Schauspiel: Zunächst im Minuten- später im Sekundentakt schob sich ein Bus nach dem andern auf die Fläche.
Was konnte man da nicht alles sehen und erleben!? Jenas aktuelle Fußballgötter hatten gerufen und alle kamen:
- bierseelige, sangesfreudige Herren gesetzteren Alters;
- an Kaffeefahrten erinnernde Reisegruppen, welche für heute die überteuerte Lamadecke gegen diverse FCC-Devotionalien getauscht hatten;
- bestens gelaunte Familienbusse, denen Kinder entstiegen, die mit glänzenden Augen voller Stolz ihr neues FCC-Trikot trugen (nur einige Familienväter hatten um ihre gute Laune zu kämpfen, wenn Mutti und Sprössling eine neue Jena-Fan-Erstausstattung erbaten und somit der Firma Winkler galaktische Umsatzrekorde und dem Papa einen klammen Geldbeutel bescherten. Dabei stand ihnen der Preisschock für Essen und Getränke erst noch bevor!);
- fröhliches Jungvolk in bester thüringischer Feierlaune;
- „Über-den-Durst-Trinker“, deren erster Münchner Bodenkontakt gleich eine 1-A Bauchlandung war;
- bestens betreute und gelaunte SC-Bus-Reisende;
- Ziege als Beifahrer eines weinroten Volvos
- und natürlich wurden auch die Gesichter entdeckt, denen man sich auch sonst bei keinem Spiel entziehen kann …….
Sie alle waren gekommen, ihre alte, erneuerte, ewige oder heute beginnende Liebe zum FCC zu demonstrieren und die Kunde vom Thüringer Fußballstolz gen Süden zu tragen. Selten sah man beim Fußball so häufig Menschen sich in den Armen liegen und mit erschrockenem Blick ausrufen „Herrlich, Du auch hier! Schön, das wir uns mal wieder treffen!“
Warum sich aber ausgerechnet die (meisten?) Hordisten berufen fühlten, diese Stimmung dämpfen zu wollen, bleibt rätselhaft. Wer seine Ankunft dazu nutzt, lauthals gegen Anhänger des eigenen Teams zu pöbeln und nur sich als wahre FCC/Fußball-Fans zu akzeptieren, stellt sich selbst ins Abseits. Sorry, aber dieser Ankunfts-Auftritt war nur pubertär peinlich und wären sie keine FCC-Fans, würde ich gar „dümmlich“ verwenden. Da glücklicherweise wirkungslos, soll dieser „Auftritt“ jedoch nicht weiter thematisiert werden.
Gleich einem undendlichen blaugelbweißen Bandwurm schlängelten sich die Verehrer der einzig wahren thüringischen Fußballmacht dem Arenaeingang entgegen. Unterbrochen wurde dies nur noch kurz (oder lang) vom Anstehen zum Erwerb der Arena Card. Dies tat übrigens unmittelbar vor mir auch Ex-Pößneck und Ex-VFC-Trainer Tino Vogel.
Erwartungsfroh nähert man sich nun mit Tausenden Gleichgesinnten dem Gästebereich. Und dann verlässt man alsbald die schummerige Zwischenebene, blickt ins Innere der Schüssel, reibt sich nochmals verwundert die Augen, lässt sich von seinem Hinter- oder Nebenmann zwicken und ist erst dann ganz sicher: Ja, es sind wirklich unsere *Zwei-Mal-Aufstiegs-und-dreifach-Derby-Sieger* - Helden, die da unten auf dem Rasen springen, laufen, hüpfen und schießen. Ganz langsam wird man von der Atmosphäre des Grounds erfasst, atmetet tief ein und kaum wieder aus, dreht sich einmal, schüchtern noch, im Kreis, sieht eine blaugelbweiße Wand um sich herum und ist sich sicher: alles, was bisher war, hat sich gelohnt – Danke FCC! (Und als hätte man es nicht vorberichtend geahnt, wird man kurzzeitig vom albernen „Bin i Radi, bin i König“ genervt.) Die Zeit vergeht mit Singen, Feiern und Begrüßen und würde nicht irgendwann der billige weiß-blaue Animateur irgendwelche Löwenfans fragen, ob sie denn schon da wären, hätte man diese gar nicht bemerkt.
Herr Schössling pfeift dann beflissen an und in den ersten 3-4 Minuten denkt man sich: Naja, sie haben in ihrem Freistaat zwar den wehrlosen Bruno erlegt, aber gegen einen bärenstarken FCC wird’s wohl nicht reichen. Jedoch wird München hernach stärker und ist nach 7 Minuten dem 1:0 nahe. Was auffällt, die Abwehr scheint auf den ersten Blick mit HH sattelfester und robuster. Allerdings merkt man auch schnell, ohne Schmidt fehlt’s gelegentlich an Kreativität nach vorn. Hier scheint m. E. derzeit eine Entscheidung absolut schwierig, aber vielleicht wird’s ja mal was mit Schmidt und Hasse? Da Kowa wieder souverän agierte und auch Maul in der 1. HZ solide stand (was in HZ bei ihm nicht immer so war), konnte man mit der Defensive vorerst zufrieden sein. Nach vorne ging bei uns nicht viel, sieht man mal von den wenigen Standards und zwei halbwegs ordentlichen, halbhohen Flanken von links ab. Da auch Sechzig nicht glänzte, standen sich in HZ 1 zwei annähernd gleich starke Teams gegenüber und das Pausenergebnis eines ordentlichen, aber nicht überragenden Spiels war okay.
Dem Verfasser wurden übrigens ab Minute 28 Schläge von seinen hinter ihm Sitzenden angedroht, würde er sich nicht ebenfalls setzen. Aber es gibt Leute, die muss man einfach ignorieren.Vor allem dann, wenn sie tiefsten erzgebirgischen Dialekt sprechen und die 2. HZ mit den Worten beginnen: „Bei uns wäre der Helbig zur zweiten HZ raus genommen worden …..“
Da die Löwen nach der Pause druckvoller agierten, traten nun die heutigen Jenaer Defizite deutlich zutage, die in HZ 1 noch kaschiert werden konnten: Thielemann war zwar bemüht, wirkte jedoch dauerhaft verkrampft. Fröhlich erwischte einen seiner schwächeren Tage, so dass Werner und Schlitte zu selten in Szene gesetzt wurden. Günther machte eine ordentliche Partie, es fehlte ihm jedoch ein spielverständiger Partner. Fiete ackerte als Ballverteiler per Kopf und Fuß, Gefahr fürs Tor konnte er jedoch zu selten erzeugen. Helbig kämpfte wie stets, bekam jedoch kaum ein gescheites Zuspiel vor die Füße und hatte sich irgendwann aufgerieben. So war es für die Löwen-Abwehr zunehmend einfach, sich auf uns einzustellen. Dies schien auch HW so zu sehen und wollte de Napoli bringen. Zu ärgerlich, dass just in diesem Moment das beste 60er Zuspiel in die Spitze bis dahin den Führungstreffer brachte. (Ja, „pausentee“ und um diesen einen [aber entscheidenden] Abwehrfehler war 60 knapp besser, leider.)
Doch was noch gegen Offenbach, Köln, Essen und Paderborn gepriesen wurde, blieb diesmal leider aus. Der berühmte „Jenaer Ruck“ nach einem Rückstand war heuer nicht zu erkennen. So mancher schien heute doch ziemlich stark vom äußeren Rahmen beeindruckt. Es fehlte einfach der Zampano! (Gute Besserung, Ziege!) Nur DeNa zerrte an den Ketten, erkämpfte sich auch eine gute Chance und hatte etliche gute Szenen. Da auch Pagano später kaum neue Impulse brachte (Schlitte schien ob seiner Auswechslung leicht angefressen), war das 2:0 definitiv der Knockout. Zumindest auf dem Rasen.
Über den Sieger auf den Rängen brauchen wir wohl kaum zu diskutieren!!! Nur der FCC!!! Wer bei Eckbällen des Heimteams Queen-Beats einspielen muss, um seine Fans zu animieren, tut mir leid. Das war blamabel, liebe Käfig-Kinder!
In der 90. Minute war Symbolisches zu sehen: Helbig vernascht 3 Löwen in deren Strafraum, bringt sich in gute Schussposition – drüber und Abpfiff. Der FCC war einfach (noch) ein zu braver Gast.
Dennoch sollten sich die Nackenhaare nochmals aufrichten. Wie unsere unglücklichen Helden in Fortsetzung der insgesamt mehrstündigen FCC- Fan-Feierlichkeiten lautstark verabschiedet wurden, war sensationell und ein wenig Verblüffung war ihnen anzusehen. Bild des Tages war wohl Paganos einsamer und irgendwie ergriffen wirkender Gang quer über den Platz, als sämtliche Spieler, Funktionäre und Journalisten diesen schon verlassen hatten und das Rund (mangels bereits entschwundener Blau-Weißer) noch immer einer Thüringer Bastion glich. Irgendwie hatte man den Eindruck, kein Jenaer Supporter wolle einfach so verschwinden …
Aber wir kommen wieder – ganz sicher!
Auf der Rückfahrt hatte ich noch das Vergnügen, wohl denjenigen als Beifahrer zu haben, der von allen FCC - Fans zum heutigen Spiel sicher die weiteste Anreise hinter sich gebracht hatte. Und drei Stunden Live-Berichte aus Norwegens 4 Fußball-Ligen waren ebenfalls sehr spannend und erhellend – Danke, Uli!
P.S. Satz des Tages: „Viel Spaß beim Spiel und ruft an, wenn es vorbei ist!“ sagte der Mann zu seiner Frau und seiner Tochter (beide Damen im FCC-Dress), schnappte sich den Hund und ging spazieren.
P.P.S. Dümmster Satz des Tages: „CZJ (!) hat ausgewechselt.“
--Kopfnuss 2:38, 2. Okt 2006 (CEST)
- A-Junioren-RL : Hertha 03 Zehlendorf : FCC 0:5
- B-Junioren-RL : TB Berlin : FCC 3:1
Oktoberfestwochenende in München
Das Wochenende in München mit 2 Übernachtungen bot sich förmlich an , Jena erstmals in der Allianzarena und auf dem Oktoberfest waren wir auch noch nicht . Also Freitag am Vormittag los , in einem Hotel außerhalb Münchens eingequeckt und erstmal nach Unterhaching : Kaiserslautern 1:1 vor 4.700 Zuschauern .
Samstag München live mit Versuch des Oktoberfestes , aber keine Chance am 3.WE (Italiener-WE) . Also Mittags beim Augustiner in der Schenke , Abends im Löwenbräu Biergarten - war auch gut . Am Sonntag noch einen ehemaligen Kollegen getroffen und dann zur Arena . Erst in eine 60iger Kneipe in Stadionnähe und dann der Busparkplatz . Hunderte Busse aus Jena und Umgebung und von weiter weg . Eine Vorahnung erfasste Einen .
Dann in der Arena - Bezahlen nur mit Karte (die man aber kaufen musste) , aber kein Bargeld . Es waren vielleicht zwischen 12.-15.000 Jena-Fans in der Arena (der Oberrang wurde extra geöffnet - sonst unüblich bei 1860 , nur bei Bayern) . Stimmung gigantisch . Das Spiel na ja , wir verloren - aber das war an dem Tag egal . Ein unvergessliches Erlebnis .
A.S.