2006/2007 Vorbericht: TSV München 1860 - FC Carl Zeiss Jena

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Saison 2006/2007

2. Bundesliga - Vorbericht - 6. Spieltag

Kindergeburtstag mit Stofftier-Löwen?

(Wer darf feiern in München?)

Am Sonntag ist es dann soweit, der sagenumwobene FC Carl Zeiss Jena schickt sich an, in München nach der Krone der Champions League zu greifen ….

Nun ja, noch ist es nicht so weit. Aber verfolgt man das Geschehen der vergangenen Monate und Wochen rund um den FCC, könnte man vermuten, größer wäre der Wirbel bei einem solchen Endspiel kaum. Doch was liegt wirklich an? Ein ganz normales Zweitligaspiel, bei dem –man traut es sich kaum auszusprechen, weil es so platt klingt- auch nur maximal drei Punkte vergeben werden.

Aber was ist dran an diesem Spiel? Unser Gegner ist ein nicht übermäßiger Konkurrent, der, machen wir uns nichts vor, einen Großteil seiner Faszination einfach daraus schöpft, dass er sich im Schatten des ungeliebten großen und innerstädtischen Rivalen durchbeißen muss. Aber das gilt für St. Pauli, Fortuna Köln und den FV Dresden Nord auch und sympathisch werden mir diese Truppen dennoch nicht.

Tradition? Okay, wer ein „1860“ im Vereinsnamen führt (auch wenn die Fußballabteilung erst 1899 gegründet wurde), hat davon mehr zu bieten als ein aufgepäppeltes Lausitz-Baby samt seinem unrythmischen „Heartbeat since 1966“! Aber mal ehrlich, legt man sich deshalb freiwillig „Bin i Radi bin i König“ auf den Plattenteller oder liest auch nur eine Zeile des senilen Dampfplauderers Max Merkel.?

Das Stadion? Schwierig, denn es will ja gar kein Stadion sein, sondern eine Arena. Aha, was Besseres also. Ist der Gast, der seine Helden auf einem nach echtem Fußball klingenden „Sportfeld“ bejubelt überhaupt fein genug, die Kulisse für die Damen und Herren auf den Business-Seats zu bilden? Müssen die Jünger eines Ernst-Abbe permanent ehrfurchtsvoll durch eine Arena wandeln, deren Namensgeber sich dies jährlich mehrere Millionen kosten lässt (und es schafft, binnen zweier Tage historische Rekordgewinne und die voraussichtliche Entlassung seiner 1.700 Kölner Mitarbeiter zu verkünden) oder dürfen sie die Protagonisten ihres 100.000-Seelen-Städtchens hemmungslos bejubeln? (Und wer die sterile Schalker Abzock-Arena kennt, wird eh’ gemischte Gefühle haben.)

Sollte sich der etwas in die Jahre gekommene Zeiss-Fan also milde lächelnd zurücklehnen und weise schelten: „Ich habe Johnny Rep, Falcao, Mario Kempes, Nene, Humberto, Tresor, Gerets, Sigurvinsson, Giresse, van Gaal und viele, viele andere in Jena spielen und verlieren sehen, was jucken mich da Schäfer, Baier oder Milchraum vom Tabellendreizehnten der letzten Saison? Lass doch die Kinder gefühlte 20 Karten-Threads eröffnen, Busse zählen, um die früheste Abfahrtszeit knobeln, sich um den homogenen Fan-Auftritt sorgen, Fans in gut, böse und Arena-Touristen unterteilen und jeden Tag neue Besucherzahlen hochrechnen. Also lass ihnen doch Ihren Kindergeburtstag!“ ???

Nein! Nein! Und nochmals NEIN! Wer jahrelang durstig durch die Fußball-Wüste irrt, der soll das Erreichen der Quelle auch gebührend feiern! Auch wenn sie in einer schnöden Arena statt in einem altehrwürdigen Stadion sprudelt! Auch wenn sie nur Wasser (1860) statt Schampus (Rom, Mailand, Arsenal, Real) preisgibt!

Am Sonntag hat ein jeder das Recht auf Party, auch wenn der Zeiss-Funken in ihm schon fast erloschen war. Es ist egal ob Dauergast in harten OL-Zeiten, Erfolgsfan, alt oder jung, away-supporter, Nur-Heimspiel-Besucher, Gelegenheits-Gast, Block-K-Choreograph oder stiller Tribünen-Geniesser. Ein Jeder ist willkommen, ob er die blau-gelb-weissen Farben sichtbar trägt oder einfach in seinem Inneren mit sich rumschleppt, ist völlig Wurst. Wer singen will soll singen, wer schweigen will, soll schweigen (er wird es sowieso nicht lange stumm aushalten)! Wer stehen will, soll stehen, wer sitzen will, soll sitzen (es dauert sowieso nicht lange, bis er merkt: Sitzen is’ für’n Arsch!) Jeder, der in München zeigen will „Der FCC ist wieder da!“ ist gern gesehen! Wer ein Auswärtsspiel in Braunsbedra erduldet hat, ist nicht mehr oder weniger Jena-Fan als einer mit durchlittenem Besuch bei Chemie Velten. Da beides vergangen, ist der Siegestaumel gegen Rom nicht adliger als der gegen Cottbus II.

Es sind (warum auch immer – das ist völlig egal) Spiele wie das am Sonntag, die für jeden ein Festtag sind und auf die wir alle ewig warteten. Egal ob Spieler, Trainer, junger (der seine Liebe zum FCC in düsterer Dritt- oder Viertligazeit entdeckte) oder älterer (für den schon ein nur zweitklassiger FCC schwer zu ertragen ist) Fan, dieser Tag eint uns in unserer Leidenschaft zu den Farben, die wir ewig tragen! Das Spiel am Sonntag ist eben auch eine Gelegenheit zu zeigen: Die Fankultur in für Jena lebt! Es geht m. E. auch nicht darum, dem DSF, Arena oder 1860 zu zeigen, wie viele wir sein können. Lasst es uns es einfach auch als Dank an Mannschaft, Trainer und Verein für die tollen vergangenen zwei Jahre zelebrieren. Und jeder der auf Rasen oder Bank das FCC-Trikot trägt, soll an diesem Tag mit allen Fasern seines Körpers spüren: Dieses Trikot ist etwas Besonderes – es ist Ehre und Verpflichtung zugleich! (So viel Pathos muss einfach mal erlaubt sein.)

Zählt nur der Sieg? Nein, der wahre Sieg wäre es, wenn es hunderte von Jungs und Mädchen gäbe, die am Sonntag noch an den Händen ihre Väter oder Mütter erwartungsfroh zum Spiel gehen, sich dauerhaft mit dem FCC-Virus infizieren und in …zig Jahren wieder mit ihren eigenen Kindern nach München reisen. Wenn es dann heißt: Herzlich willkommen zum Champions-League-Endspiel zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und *mirdochegalwerdaverliert*!!!

Es ist an der Zeit, einfach mal zu geniessen!
Und zu träumen!
Und zu feiern!

--Kopfnuss

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