2009/2010 02. Spieltag: SV Sandhausen - FC Carl Zeiss Jena 2:2
Spieldaten | |
Wettbewerb | 3. Liga, 2. Spieltag |
Saison | Saison 2009/2010, Hinrunde |
Ansetzung | SV Sandhausen - FCC |
Ort | Hardtwaldstadion in Sandhausen |
Zeit | Mi. 29.07.2009 18:30 |
Zuschauer | 3.150 |
Schiedsrichter | Robert Kempter (Sauldorf) |
Ergebnis | 2:2 |
Tore | |
Andere Spiele oder Berichte |
Aufstellungen
- Sandhausen
- Michael Gurski
- Denis Bindnagel , Marcel Schuon , Alexander Eberlein , Alf Mintzel
- Roberto Pinto , Nico Hillenbrand , Daniel Jungwirth (66.Sebastian Fischer) , Julian Schauerte (77.Philipp Hosiner)
- Sreto Ristic (23.Emre Öztürk) , Regis Dorn
Trainer: Gerd Dais
- Jena
- Carsten Nulle
- Carsten Sträßer , Quido Lanzaat , Marco Riemer , Ralf Schmidt
- Jens Truckenbrod
- Jan-André Sievers (60.Sebastian Hähnge) , Timo Nagy , Torsten Ziegner
- Salvatore Amirante (81.Soufian Benyamina) , Orlando Smeekes (88.Tim Petersen)
Trainer: René van Eck
Spielberichte
Mahlzeit, Herr Kempter!
Kurz vor dem Ziel verliert der FCC 2 Punkte in Sandhausen
Knapp 100 Kilometer dauerte es, dann war unsere erste Auswärtsreisegruppe der neuen Saison 4 Mann stark und somit vollzählig. Bevor wir starteten, bestaunten wir jedoch noch, wie einer unserer Mitreisenden eine riesige Equipment-Kiste in unseren Kofferraum hievte, deren Ausstattung an technischem Gerät und Verpflegung mich veranlaßte nachzufragen, ob wir auch wirklich nur nach Sandhausen wollten und nicht etwa eine längere Expedition in unberührte und unbekannte Gegenden unserer Erde vorhätten … Andererseits - Sandhausen hat ja für fußballverrückte Ohren tatsächlich einen ziemlich exotischen Klang, vielleicht zu unrecht, wie sich später noch herausstellen sollte.
Daß es uns auf dieser Fahrt an Gesprächsstoff mangeln würde, war ja nicht zu befürchten, Anlaß zur leidenschaftlichen Debatte hatte uns unser Lieblingsverein in den letzten Wochen und Monaten ja reichlich gegeben. Kein Wunder also, daß es nur wenige Minuten dauerte, bis all die „heißen“ Themen, also z. B. die Trennung vom rettenden, aber seltsam farblosen Übungsleiter Fascher, die wundersame Rückkehr des holländisch-schweizerischen Konzeptentwicklers RvE auf Thüringens traditionsreichsten Fußballtrainer-Stuhl, der Abschied des linkischen Herrn Linke, das ambivalente Agieren des Präsidenten, die befremdliche und verbockte Störrischkeit seines Vorgängers, die kryptischen Gerüchte zur finanziellen Situation des Vereins, die außerordentliche MV samt ihrer AR-Wahl und den dort von Indiana J. Gräfe präsentierten Hinweisen auf eine angeblich existierende Fußball-Tradition in einer sogenannten Blumenstadt (eine Geschichte, die wir unisono ins Reich der Fabel verwiesen und die für langanhaltende Heiterkeit sorgte), geplante und geplatzte Wechsel, usw. usf. Und tatsächlich: man kann all diese Themen ernsthaft, hintergründig, leidenschaftlich und kontrovers diskutieren, ohne sich in persönlichen Beleidigungen zu ergehen, abstruse Verschwörungstheorien aufzustellen, immerwährende Feindschaft gepaart mit nimmermöglicher Einsicht zu propagieren oder alles in einer trüben und blubbernden Konsenssoße zu ertränken. Ja, das alles geht! So war es wenig verwunderlich, daß die Reisezeit schnell verging und wir ca. 8 Wochen nach unserem letzten Besuch erneut in Sandhausen einfuhren. Okay, diesmal per Automobil und nicht per Rad, aber ansonsten hatte sich wenig verändert. Sandhausen war noch immer (fast völlig) frei von jeglichem Hinweis auf ein anstehendes Fußballspiel, noch immer ließen die meist menschenleeren Straßen nur vermuten, daß sich in den grausig-spießigen Eigenheim-Arealen gelegentlich auch menschliche Lebewesen aufhalten und selbst das Wetter schien sich in den vergangenen Wochen nicht verändert zu haben … Wie nicht anders möglich, mißachteten wir einige eilig aufgestellte Absperrschilder und parkten schattig am Waldesrand in Stadionnähe. Ein ganz klein wenig neidisch beobachteten wir ein hübsch blaugelbweiß dekoriertes Automobil mit dem löblichen Kennzeichen F-CC …, wunderten uns dann aber kollektiv, warum man das Gefährt auch noch mit Eintracht-Utensilien entweihen muß?
Wir fanden schattige Plätze in einem stadionnahen Biergarten, wo wir uns genüßlich an isotonischem Gerstensaft und koffeinhaltiger Limonade labten. Interessiert beobachteten wir dabei die braungebrannten, schweißglänzenden, leichtbekleideten Leiber stöhnender und keuchender junger Damen, welche uns ein amüsantes (Schau-)Spiel mit springenden Bällen und großen Schlägern darboten. Die Damen spielten Tennis, kritisch beäugt von einem waschechten Nick-Bollettieri-Double – Fußball kann ja so schön sein … Gestört wurde die Idylle zunächst vom telefonischen Hilferuf eines nahenden FCC-Fans. Stunden nach seiner Abreise von daheim hatte dieser bemerkt, daß er die Reise ohne jegliches Hart-, Papier- und Plastikgeld angetreten hatte und suchte nun einen großzügigen Sponsor für seine Eintrittskarte sowie den notwendigen Tankstopp auf der Rückreise. Nun, es heißt ja nicht umsonst, wir hielten zusammen wie der Wind und das Meer, also ward dem zerstreuten Reisenden Hilfe versprochen und später auch gewährt. Inzwischen hatten an den beiden Nachbartischen insgesamt 3 Senioren ihre Plätze eingenommen und nach dem sie erstaunt registriert hatten, daß die Gäste aus dem Fernen Osten doch tatsächlich in einem PKW und nicht mit einem Bus angereist waren, ging es natürlich um das Thema Fußball. Zunächst war es an uns, mal wieder eines der hartnäckigsten Gerüchte rund um den FCC auszuräumen. Die 3 waren nämlich der felsenfesten Überzeugung, daß ein gewisser Herr Späth, den sie sehr verehren würden, doch bestimmt noch immer dafür sorge, daß eine bestimmte Oberkochener Firma Jahr für Jahr fette Kohle an unseren FCC überweise. Sie schauten schon ein wenig verwundert, als wir ihnen klar machten, daß weder der Name Späth, noch besagte Oberkochener Firma von uns als besonders verehrungswürdig betrachtet würden. Einer der Drei outete sich dann (glaubhaft) als jahrzehntelanger, nicht unwichtiger Verantwortungsträger bei unserem gestrigen Gegner und wußte sowohl Interessantes als auch Amüsantes zu berichten. Daß „Nippon“ zum Beispiel pro Saison ca. 450.000€ Sponsorenleistung erbringe, fanden wir beachtlich. Nicht weniger interessant die Tatsache, daß die Sandhäuser Videowand ein Viertel der alten Videowand aus dem Hoffenheimer Stadion sei und die Firma Hans für ihre dortige Platzierung (plus zusätzlicher Werbebanden) immerhin 250.000€ jährlich berappe. Der Name Hopp schien unseren Ex-Funktionär geradezu zu elektrisieren. Fassungslos berichtete er davon, wie der Herr H. Sandhausen zwar in sein Jugendkonzept habe einbeziehen wollen, sich der SVS im Gegenzug aber hätte verpflichten müssen, als „Farmteam“ des derzeitigen Bundesligisten zu agieren, einschließlich der Verpflichtung, zukünftig auf alle Aufstiegsambitionen zu verzichten. Der SVS lehnte bekanntlich ab und akquirierte im nahen Heidelberg eigene mögliche Großsponsoren und Unterstützung. Angeblich habe Hopp diese dann im Hintergrund so lange „bearbeitet“, bis diese ihr Engagement wieder absagten. Aber sie würden vor Hopp nicht in die Knie gehen, versicherte er uns dann und schwärmte von der „guten, alten Zeit“, als der SVS Deutscher Amateurmeister wurde und ein Publikumsmagnet im Odenwald gewesen sei. Mit leuchtenden Augen berichtete er von Spielen in Konstanz, 11.000 Heimzuschauern bei Spielen gegen den VfR Mannheim und Spielzeiten, in denen der Zuschauerschnitt fast 5.000 erreichte. Zum Schluß merkte er noch an, daß Hopps Bundesliga-Spielzeug die Sandhäuser wohl im Schnitt 1.000 Zuschauer (vor allem aus der weiteren Umgebung) pro Spiel kosten würde … Herzhaft lachen mußte der gute Mann, als wir ihn fragten, woher denn dann das Geld käme, von dem ja ein Regis Dorn sicher nicht wenig kassieren würde? Der hätte sich doch total verspekuliert, prustete er, und aus Angst, am Ende vereinslos dazustehen, würde er jetzt für ein bescheidenes Salär auflaufen.
Dann wollte er von uns erfahren, ob wir schon wüßten, wer das Spiel heute pfeife. Der Name Kempter ließ ihn zunächst erblassen, wir fürchteten ob der Hitze schon um seine Gesundheit. Beruhigend ergänzten wir, daß es sich dabei aber um den jüngeren der Brüder handele. Unser Gegenüber lebte wieder auf und steuerte noch diese Anekdote bei: „Als der ältere Bruder 17 war hat der uns hier mal total verpfiffen, das war unglaublich. Als unser Schiedsrichter-Betreuer ihn nach dem Spiel zum Essen bringen wollte, bin ich dazwischen. Sie kriegen hier nie wieder was zu essen, Herr Kempter und jetzt ab mit Ihnen nach Hause – am besten für immer!“
Einmal in Fahrt, landete unser Biergarten-Entertainer über den Umweg Späth plötzlich bei der Politik und wollte uns gerade wortreich erklären, warum er bei Landtagswahlen die CDU, bei Bundestagswahlen aber Die Linke wählen würde. Im schwarzen Baden-Württemberg sicher eine eigenwillige und interessante Konstellation, uns stand der Sinn aber nach Fußball und so brachen wir auf. Wir wünschten uns alle gegenseitig einen erfolgreichen Abend und der Mann vom Fach verabschiedete sich mit den Worten „Das wird ein Unentschieden vor 3.000 Zuschauern!“ von uns. In diesem Moment hätten wir das Angebot auf Punkteteilung gerne unterschrieben …
Kurze Zeit später hatten wir inmitten der ca. 350 mitgereisten Guten unseren Platz gefunden und erinnerten uns nochmals grausend aber nur kurz an unser Zittern vor 8 Wochen. Diesmal direkt gegenüber (und nicht weit oben unter dem Tribünendach) die ca. 25 angeblichen Sandhäuser „Hardcore-Fans“. Mit zunehmender Spieldauer blieb jedoch unklar, ob es sich dabei tatsächlich um die sogenannte aktive Fanszene des SVS handelte oder um einen therapeutischen Ausflug einer Gruppe verhaltensgestörter Spätpubertierender.
Auf den Rasen hatte RvE die samstägliche Siegerelf geschickt, Hähnge war immerhin beim Warmmachen aktiv. Den ersten Angriff starteten die Gastgeber als einer der Ihren von rechts zur Mitte zog und sein 18-Meter-Schuß in Jenas Abwehr hängen blieb. (2.) Nach 3 Minuten erster FCC-Freistoß von links, ein Fall für Ziegner. Dessen Hereingabe erwischt Riemer per Kopf und mit sehr viel Mühe rettet Gurski das 0:0. Auch die nächste Chance hatte die Unseren, aber erst wurde Amirantes Drehschuß aus 8 Metern abgeblockt und dann nagelte Nagy den Nachschuß aus 16 Metern über das Tor. Na, das ließ sich doch gut an! Dann, nach 8 Minuten kam der SVS zum ersten Eckball von rechts. Während der Ball scharf und hoch Richtung 5-Meter-Raum segelt, startet Schuon von der Strafraumgrenze, steigt 6 Meter vorm Tor unbedrängt hoch, trifft den Ball wuchtig mit dem Kopf und schon steht’s 1:0 für die Einheimischen. Rückstand im Hardtwald, alles wie gehabt!? Nicht ganz, denn die Ruhmreichen verstecken sich nun keineswegs und auch der Schock scheint sich in Grenzen zu halten. Nach 10 Minuten wird Smeekes gefoult und Ziegners Freistoß von links außen bringt uns eine Ecke von rechts. Gurski faustet und Sievers bietet sich aus der 2. Reihe eine Schußchance, bei der er allerdings zu hoch zielt. Die Blaugelbweißen sind das deutlich aktivere Team, auch wenn Sandhausen nie ungefährlich erscheint. Freistoß Nagy aus dem rechten Halbfeld, wieder Ecke, wieder Ziegner, wieder faustet Gurski. (13.) Nächster Versuch per Freistoß über rechts, wieder gewinnt die Sandhäuser Abwehr das Kopfballduell. (15.) Den folgenden Freistoß (nach erneutem Foul an Smeekes) in Minute 17 zieht Ziege von links zu weit vors Tor.
Einen Sandhäuser Angriffsversuch über links klärt nach 18 Minuten Carsten „The Wall“ Sträßer souverän. Was nun geschah, erklärte mir der wohl sachkundigste Spielberichterstatter hier im FCC-Forum später mit den Worten „Ich erkläre Dir jetzt mal, wie Fußball geht.“ so: „Als Sträßer den Ball hat, blockt Lanzaat ganz clever einen einheimischen Stürmer ab. Und nur weil er das so geschickt macht, hat Dein Sträßer jetzt Zeit, den Ball in Ruhe zu kontrollieren und einige Schritte zu gehen.“ Wer kann da widersprechen? Sträßer geht allerdings nicht nur 5-6 Meter mit dem Ball vorwärts, sondern spielt einen exakt getimten Steilpaß nach halbrechts in die Spitze. Er tut das mit einer solchen zeißschen Präzision, daß der Orlando-Expreß zielgerichtet und seinen Gegenspieler ignorierend Fahrt aufnehmen kann, Gurski ausguckt und ebenso eiskalt wie zielsicher einschiebt. 2 Stationen und der Ball ist im TOOOOOR! 1:1!
Jetzt staunten die Gastgeber nicht schlecht und schon 2 Minuten später geht erneut ein Raunen über die Heimtribünen. Nach wiederum nur 2 Stationen erreicht ein feiner Diagonalpaß erneut Smeekes, diesmal auf der gegenüberliegenden Seite und sein Schuß vom linken Strafraumeck streift nur knapp am Tor vorbei. Wiederum nur 60 Sekunden später finden sich Smeekes und Amirante zu einer feinen Kombination und letzterer bedient per Hacke perfekt Nagy. Besser kann dessen Schußposition kaum sein und dennoch verzieht er knapp.
In Minute 23 steht dann R. Schmidt im Mittelpunkt. Ralf hat den Ball, zögert zu lange, vertändelt das Leder, foult und kassiert Gelb. Den folgenden Freistoß klärt Orlando S. in der Mauer und nach dem folgenden Einwurf packt Nulle sicher zu. In den folgenden Minuten erscheint der FCC jetzt spielbestimmend und ist insgesamt das deutlich offensivere Team, auch wenn nicht zu übersehen ist, daß dem Mittelfeld der „Chef“ fehlt. Sandhausen ficht mit der technisch feineren Klinge, was unsere sichere Abwehr bis dahin jedoch nicht beeindruckt. Nach 31 Minuten segelt der nächste FCC-Freistoß von rechts hoch in den Gastgeber-Strafraum und erreicht Schmidt fast an der Grundlinie. Von dort köpft der in Richtung 5-Meter-Raum. Jetzt zu einem lupenreinen Fallrückzieher anzusetzen, darauf muß man erst mal kommen. Positiv verrückte Typen wie Salvator Amirante tun so etwas und es ist in diesem Moment genau richtig. Gurski und einer seiner Helfer bringen das Leder nicht unter Kontrolle und schon ist Riemer zur Stelle und macht das TOOOOOOOR! 1:2! Unglaublich, der „neue“ FCC steckt Rückstände nicht einfach nur weg, nein, er ergreift die Initiative, holt sich Minute für Minute mehr Selbstvertrauen und dreht das Resultat. Man glaubt seinen Augen, die vergangene Saison reichlich fußballerisches Elend zu sehen bekamen, kaum. Aber man genießt es! Kann man auch, denn in den folgenden 10 Minuten hält der FCC Ball und Gegner weitestgehend vom eigenen Strafraum fern. So was gab es, vor allem nach eigenen Torerfolgen, ja schon seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr. Bringen sich die Gastgeber doch mal in halbwegs erfolgversprechende Situationen, dann bereiten Sträßer, Lanzaat oder Nulle diesem treiben rasch ein Ende. Vorfreude nach 42 Minuten, als erneut ein 40-Meter-Paß Amirante erreicht und der torwärts ziehen will, doch leider hat Herr Kempter hier ein Handspiel erkannt. Dann startet der SVS doch eine Art Schlußoffensive inklusive Ecke und erneutem Kopfball aus 5 Metern, aber jetzt klappt es mit der Zuordnung und den letzten Angriffsversuch der Einheimischen vor der Pause beendet, na, wer schon? Sträßer!
Völlig verdient führt Thüringens ewige Nummer 1 zur Pause nach einer ansprechenden Leistung(ssteigerung). Aber, war das alles nur ein verflixter Traum? Ist das alles gar nicht wahr? Alles nur eine üble Vision? Unsicherheit macht sich breit als an der Anzeigetafel die Halbzeitresultate erscheinen und mit diesen Mannschaften wie Kickers Emden oder die Stuttgarter Kickers. Aber nein, in Sandhausen gehen die Uhren wohl etwas langsamer und unsere 2:1-Führung ist Realität. Puuhh - Durchatmen!
Halbzeit 2 beginnt mit einer Schußchance für Sandhausen (13 Meter halbrechts), der Ball streift aber wohlmeinend am Tor vorbei. (47.) Dann startet wieder der Trans-Orlando-Rapid und diesmal bedient er den ebenfalls gestarteten Sievers mit feinem Paß. Dem springt wenige Meter vor dem Tor jedoch der Ball zu weit vom Fuß und so rasselt Sievers fair aber unglücklich am Boden mit Gurski zusammen, was einige Gastgeber-Kindlein auf ihren Rängen doch sehr erzürnt. (49.) Die folgende Schußchance bietet sich dann den Gastgebern, initiiert durch Riemers Fehlpaß am 16-er. (53.), der auch eine Minute später nicht ganz ausgeschlafen wirkt.
Man merkt den Sandhäuser jetzt an, daß sie alles daran setzen, dieses spiel wieder unter Kontrolle zu bekommen und die Gäste zu beherrschen. Klar ist, jetzt muß unsere Truppe energisch(er) gegenhalten! Wir dürfen die eroberten Bälle einfach nicht zu schnell wieder preisgeben! Jetzt ist auch Nulle gefragt und der rettet nach 55 Minuten wieder mal prächtig! Dennoch scheinen sich unsere Jungs in den letzten Tagen zu viele Übertragungen der Schwimm-WM angesehen zu haben. Viel zu oft kommt und ist der SVS jetzt in Ballbesitz.
Nach 59 Minuten kontert der FCC über links mit Nagy. Sein kluger Paß erreicht Amirante am 5-Meter-Raum aber dessen Aktion bringt nur einen Eckball. RvE bringt Hähnge für Sievers. Noch ehe Hähnge sich richtig versieht steht er gaaaaanz allein vor Gurski und bringt den Ball nicht vorbei! (61.) Ach nö, das darf doch nicht wahr sein! Naja egal, denn schon eröffnet Hähnge den nächsten Konter und bedient prächtig den mitgelaufenen Smeekes. In der Mitte bietet sich Amirante an. Smeekes versucht es allein. Smeekes hat nur noch Gurski vor sich! Smeekes scheitert an Gurskis Fußparade! Wer noch welche hat, rauft sich die Haare – unfaßbar!
Der Herzschlag hat allerdings keine Zeit, sich zu beruhigen, denn gleich darauf muß man aus 120 Metern tatenlos zusehen wieder Ball nach einer Ecke der Gastgeber ins Jenaer Tor … an den Jenaer Pfosten weitergeleitet wird. Wenn doch nur irgendwer etwas mehr Ruhe in unser Spiel brächte! Freistoß Sandhausen – Direktabnahme – Nulle ist unten – gehalten! (67.) Mein lieber Herr Gesangverein! Wenn das mal gutgeht!?!
Auch wenn das Spiel sich jetzt zu einem Kick auf ein Tor entwickelt hat, Freistoß auf Freistoß in unseren 16-er schwebt und Nulle stets hellwach sein muß, so hat man dennoch nicht den Eindruck, daß unsere neuformierte Abwehr von einer Panikattacke in die nächste fehlt. Aber im Mittelfeld fehlt nach wie vor die beruhigende Schaltstation. Minute 73 und 75 sehen erneut SVS-Freistöße von denen der erste harmlos und der zweite gefährlich ist. Dann die nächste feine FCC-Aktion. Schnelles Direktspiel Hähnge-Amirante-Hähnge-Smeekes, doch am Ende kommt Amirante am Fünfer nicht mehr an den Ball. Jetzt nur ein Ding ausspielen und der Sack ist zu! Das muß doch gehen!
Minute 77 und Foul an Smeekes auf rechtsaußen. Ziegner schnappt sich den Ball und zirkelt ihn nach innen. Amirante erwischt die Kuller und bringt sie vorbei an Gurski und ins … … … Aus! Hundertfaches Stöhnen: „Der war doch schon drin! Das gibt’s doch nicht!!!“ Was soll’s, spätestens jetzt, in Minute 80, haben wir das Ding im Sack, denn soeben hat sich Orlando Smeekes nach Zuspiel Truckenbrods mit Ball am Fuß auf den Weg zur Entscheidung gemacht! Wieder muß der Ball nur noch an Gurski vorbei! Wieder klärt Gurski per Fuß! Nein! Nein! Nein! Verdammt noch mal!
Sandhausen startet seine Schlußoffensive über links und Nulle klärt zur Ecke. (80.) Dann Kopfballchance für den SVS – weit vorbei! (83.) Konter FCC! Angriff über links mit Nagy und gutes Zuspiel zu Hähnge, der beim ersten Versuch hängen bleibt und auch beim 2. Versuch kein Glück hat. Sandhausen über rechts und Nulle klärt per Fuß zur Ecke. (85.) Jetzt Foul an Schmidt aber Freistoß für Sandhausen in halbrechter Position. Pinto flankt und 2 Mal klärt die Blaugelbweiße Abwehrwand. (86.) Ist diese verdammte Uhr stehengeblieben?! Wieder Ecke für Sandhausen – Schuß – vorbei. (89.) Das muß es doch gewesen sein! Letzter Angriff über links. Abgewehrt, der Ball kommt zu Ziegner. Ziegner klärt – aber zu kurz – der Ball kommt in den Strafraum zu Dorn. Riemer ist da. Zorn fällt. Kempter pfeift. Elfmeter! Elfmeter? Das Gehirn hat rational diesen elenden Pfiff und dessen Konsequenz registriert. Jede Faser des Körpers wehrt sich, das zu akzeptieren. Hinschauen, vielleicht hat er ja Freistoß gepfiffen!? Jetzt zückt er gleich Gelb. Vielleicht hält er das Kärtchen ja Dorn vor die Nase, vielleicht war es ja eine Schwalbe? Gelb für Riemer – jetzt ist alles klar! Das gibt’s doch nicht. Los, Carsten Nulle, erlöse uns! Nix da, Pinto erlöst Sandhausen, trifft zum 2:2 und Kempter jun. Muß sich um sein Abendessen nicht sorgen.
Unentschieden vor rund 3.000 Zuschauern. Was uns als Vorhersage vor 3 Stunden im Tennis-Club-Biergarten noch wie eine Verheißung erschien, vermag uns jetzt kaum zu trösten. Es braucht seine Zeit, bis wir uns mit dem Resultat halbwegs angefreundet haben. Immer wieder rufen wir uns die Szenen ins Gedächtnis, in denen unsere Stürmer den Dreier hätten festmachen müssen. Aber es bleibt dabei, das Spiel endet 2:2 statt 1:3 und daran ändert sich auch bis Mitternacht nichts, als sich unsere Wege wieder trennen … Und dennoch, wieder mal eine Fahrt, die man am Ende nicht missen möchte.
Ganz am Ende ziehen wir unser Fazit und sind uns einig, in den ersten beiden Spielen insgesamt mehr Positives als Negatives gesehen zu haben. Das ist doch ein Anfang! Und die (positive) Fortsetzung gibt’s dann in Kürze – beim Heimsieg gegen Bayern II!
Nur der FCC!
YNWA!
--Kopfnuss
Gleiches Ergebnis – unterschiedliche Gefühle
Wo vor zwei Monaten 3.500 verzückte Zeissfans ob des Klassenerhalts den Sandhäuser Rasen stürmten, herrschte diesmal betretenes Schweigen unter beachtlichen gut 500 mitgereisten Blau-gelb-weißen. Die meisten unter ihnen wären vor dem Spiel wohl mit einem Zähler zufrieden gewesen, doch nach diesem Spielverlauf musste man einfach hadern. Mit einer späten und nicht nachvollziehbaren Spielentscheidung durch Referee Kempter, und mit dem Auslassen unzähliger Möglichkeiten zur Vorentscheidung durch die eigene Elf.
Dass dieses Spiel ein ganz intensives werden sollte, deutete sich schon nach wenigen Minuten an. Riemer und Smeekes′ gefährlichen Toraktionen folgte auf der Gegenseite nach 8 Minuten die Führung der Gastgeber. Ralf Schmidt hatte einen unnötigen Eckball verursacht – nicht der einzige Fehler des sich nach dem Wechsel steigernden Studenten in den ersten 45 Minuten – und Sandhausens bulliger Neuzugang Schuon köpfte das Leder kompromisslos wuchtig zur frühen Führung ins Netz. Und die Gastgeber drängten weiter mit schön anzusehendem Kombinationsfußball, waren durch das nur schwer zu bändigende bundesligaerfahrene Sturmduo Ristic/Dorn stets kreuzgefährlich. Doch anders als im Mai behielt Jena die Ordnung und schlug zurück. Sträßer und Sievers kämpften im Duett Mintzel den Ball im eigenen Strafraum ab, Sträßers weiter gefühlvoller Ball erreichte zur Überraschung von Sandhausens Hintermannschaft Orlando Smeekes, der dem verdutzten Gurski das Leder in die Maschen servierte (19.). 1:1! Und Jena machte weiter. Nur zwei Minuten später die nächste Riesenchance für den Holländer nach tollem Diagonalpass von Sievers, doch der Hammer zischt knapp am Tor vorbei. Eine Minute drauf hatte Nagy dann die Führung auf dem Fuß, als er eine schöne Kombination zu harmlos abschloss. Jena war im Spiel, und bald begann auch der Tag des Marco Riemer freundlichere Züge anzunehmen. Zunächst erlöste ihn die verletzungsbedingte Auswechslung Ristics von diesem unangenehmen, einen Kopf größeren Gegenspieler. Dann durfte sich der Apoldaer sogar in die Torschützenliste eintragen, als er nach Amirantes artistischer Fallrückziehervorlage aus Nahdistanz zur verdienten Führung nach 33 Minuten abstaubte.
Von Sandhausen kam bis zum Wechsel nichts mehr, und dennoch hatten 3.500 Zuschauer ein packendes und völlig offen geführtes Spiel gesehen. Glaubten sie zumindest, denn nach dem Pausentee ging es erst richtig los. Bindnagel eröffnete das Offensivfestival mit einem Knallbonbon knapp am rechten Pfosten vorbei (48.). Smeekes antwortete mit Zuckerpass auf Sievers, der sich völlig freistehend vor Gurski den Ball etwas zu weit vorlegte (49.). Minuten später zwei dicke Patzer von Riemer, die die Gastgeber nicht zu nutzen verstehen. Jungwirth zieht nach 56 Minuten ab und zwingt Nulle zu einer Glanzparade. Dann kommt Nagy über die rechte Seite, doch seine Hereingabe auf den blank stehenden Amirante misslingt (59.). Es war eine der wenigen Offensivaktionen Nagys, der sich nach vorn wenig zutraute. Ausgewechselt wurde nach einer Stunde aber sein Flügel-Gegenüber Sievers, bei dem sich gelungene Offensivakzente mit schlampigem Defensivverhalten abwechselten. Sebastian Hähnge kam ins Spiel und legte Sekunden später gleich gekonnt per Kopf auf Amirante auf, Gurski klärt. Wiederum Sekunden später umkurvt Hähne den Sandhäuser Keeper, ist eigentlich schon vorbei und der Ball gefühlt auf dem Weg ins Tor, doch irgendwie kommt Gurski doch noch einmal ans Leder (61.). Eine Minute darauf darf Smeekes die nächste hundertprozentige Torchance versieben, allein rechts vor dem Kasten entscheidet er sich gegen den Pass auf den mitlaufenden Amirante und für den Flachschuss, den Gurski mit Fußbabwehr pariert. Wahnsinn! Quasi im Gegenzug rettet Lanzaat vor dem einschussbereiten Pinto (62.). 63. Minute, ein Schuss Sandhausens aus dem Hinterhalt wird unfreiwillig von Hillenbrand abgefälscht und trudelt an den Pfosten! Vier Minuten später dann wieder dann wieder Bindnagel mit Volleyschuss, Nulle pariert. Sandhausen ging nun noch mehr auf Risiko und drückte die Thüringer, bei denen die ordnende Hand im Mittelfeld vermisst wurde, mehr und mehr in die eigene Hälfte, in der sich Carsten Sträßer mit einer tadellosen Leistung Bestnoten verdiente. Einen Entlastungsangriff über die rechte Seite kann der bisweilen selbst auffällig fallsüchtige Mintzel nur mittels einer Mischung aus grobem und taktischem Foul an Smeekes an der Torauslinie verhindern, ohne dafür den Karton zu sehen. In Ziegners frechen Freistoß spritzt Amirante, und als der Ball hinter dem Keeper die Torlinie entlang zischt, ist wieder einmal Haareraufen im Gästeblock angesagt. Mehr noch als Smeekes nach 80 Minuten die nächste Hundertprozentige vergibt, allein vor Gurski diesen nicht überwinden kann. So kam das, was kommen musste. Sandhausen verlegte sich auf das Erarbeiten von Freistößen, von deren Berechtigung nur wenige im Gästeblock überzeugt waren, und so stand Carsten Nulle mehr und mehr im Mittelpunkt, rettete mehrmals großartig. Machtlos war er jedoch, als Robert Kempter – wie Sandhausen in Baden-Württemberg beheimatet – in der Schlussminute auf den Elfmeterpunkt zeigte, ein Foulspiel Riemers an Dorn gesehen haben wollte. Roberto Pinto ließ sich das späte Geschenk nicht entgehen und schickte die Zuschauer mit dem gleichen Ergebnis nach Hause wie vor zwei Monaten. Diesmal bleibt für den FCC zu konstatieren, zwei Zähler verschenkt zu haben, und das in erster Linie wegen der sträflich ausgelassenen Großchancen im zweiten Abschnitt. Auf der Leistung der Mannschaft aber darf aufgebaut werden, und diesen positiven Eindruck nahm Jenas Anhang mit auf die 400 Kilometer lange Heimreise.
--GUNNER
Amberg
Dieses Mittwochspiel verpasste ich wegen einer Baustelle in Amberg (Siemens) .
A.S.