2009/2010 20. Spieltag: SV Wehen Wiesbaden - FC Carl Zeiss Jena 1:1
Spieldaten | |
Wettbewerb | 3. Liga, 20. Spieltag |
Saison | Saison 2009/2010, Rückrunde |
Ansetzung | SV Wehen Wiesbaden - FCC |
Ort | Brita-Arena in Wiesbaden |
Zeit | Fr. 11.12.2009 18:30 Uhr |
Zuschauer | 3.386 |
Schiedsrichter | Eduard Beitinger (Regensburg) |
Ergebnis | 1:1 |
Tore |
|
Andere Spiele oder Berichte |
Aufstellungen
- Wiesbaden
- Erik Domaschke
- Torge Hollmann , Kai Gehring , Fabian Schönheim , Benjamin Weigelt
- Björn Ziegenbein (90.Steffen Bohl) , Sebastian Reinert , Banjamin Hübner , Aykut Öztürk
- Marcel Ziemer (82.Dominik Stroh-Engel) , Danko Boskovic (87.Christian Kunert)
Trainer: Hans-Werner Moser
- Jena
- Carsten Nulle
- Carsten Sträßer , Assani Lukimya-Mulongoti , Quido Lanzaat , Ralf Schmidt (75.Timo Nagy)
- Stefan Kühne (14.Patrick Amrhein) , Jens Truckenbrod (90.Excaucé Mayombo) , Torsten Ziegner
- Tim Wuttke , Sebastian Hähnge , Orlando Smeekes
Trainer: René van Eck
Spielbericht
Kopfüber am Seil
Dank Hähnges Tor bleibt der FCC beim 1:1 in Wiesbaden erneut ungeschlagen
Amerikanische Schnellimbißketten üben im Normalfall eine nur mäßige Faszination auf mich aus. Bei Fußballauswärtsfahrten, noch dazu mit Fast-Food-Junkies als Reisegruppenmitgliedern kommt man an diesen Kalorienlieferern allerdings kaum vorbei, zumal sie sich rechts und links der Autobahnen recht angenehm von den unsäglichen Mondpreis-Angeboten der normalen Raststätten-Gourmet-Küche abheben. Der aktuelle Marktführer der american-way-of-life-Restaurationen lockt seine Kundschaft derzeit mit angeblich formidablen Gewinnchancen beim hauseigenen Monopoly-Gewinnspiel zum Fettverzehr. Da Fußball und Glücksspiel ja angeblich eine gewinnträchtige Symbiose bilden, knibbelten natürlich auch wir artig unsere Märkchen von Bechern und sonstigen Verpackungen. Häufigster „Gewinn“ des gestrigen Tages war ein 10%-Rabatt-Gutschein für eine Aktivität der „Jochen-Schweizer-Event-Agentur“. Na, „Herzlichen Glückwunsch!“, lieber FCC-Fan! Warum sollte ein gebeutelter FCC-Fan, wenn auch ermäßigt, eine Veranstaltung dieser Agentur buchen, nur um zu erleben, wie er sich im Bob sitzend, an einer Hauswand gesichert oder aber im freien Fall (bevor sich der Fallschirm öffnet) rasend abwärts bewegt? Was soll für einen FCC-Fan das „Besondere“ an diesem Gefühl sein, wenn er es doch allein durch den fortwährenden Besuch von Fußballspielen seiner Lieblinge und dem Lesen von (Wirtschaft-)Berichten über seinen angebeteten Verein in regelmäßigen Abständen und immer wiederkehrend erleben kann? Ganz ohne Rabatt-Aktion? Die Schweizer-Events sind also für Jenaer Fußball-Freunde ein alter Hut.
Der FCC versteht sich da eher als Vorreiter. Während Deutschlands politische Laien-Darsteller noch immer zu erklären Versuchen, welche großartigen wirtschaftlichen Segnungen die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Hotelübernachtungen Otto und Lieschen Normalbürger bringt, ist der FCC schon einen Schritt weiter. Das unsäglich klingende „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ ist in Jena bereits in vollem Umfang wirksam! Bisher jedoch leider nur, was das Wachstum der sogenannten Etat-Deckungslücke anbelangt. Aber die Beschleunigung ist rekordverdächtig! Aber vielleicht schließt sich ja genau da auch wieder der Kreis zur Schweizer-Agentur, welche ja auch Bungee-Sprünge anbietet? Nach Monaten im freien (finanziellen) Fall, unmittelbar vor dem fast zwangsläufig erscheinenden Aufprall, wenn das (Rettungs-)Seil bis aufs Äußerste gespannt ist, setzt dann doch noch die Umkehrbewegung ein …?
Nach Wiesbaden (beinahe nach Wehen) anreisend, versprachen wir uns jedenfalls gegenseitig in die Hand, erstmals in unserem Leben für ein virtuelles Fußball-Spiel mit realen Euros zu zahlen und somit gelten insgesamt 4+2 Karten schon mal als verkauft …
Um in das nach Wiesbaden transplantierte Stadion der BSG Wasserfilter Wehen-Taunusstein zu gelangen, bedurfte es zunächst nicht nur einer Eintrittskarte sondern auch viel Geduld und vieler Worte. Dies lag daran, daß wir es uns nicht nehmen lasen wollten, mehr als nur Kompaktkameras zur Spiel- und vor allem Zuschauerdokumentation zu nutzen. Erst nach dem mehrere unwichtige Herren ihre eigene Wichtigkeit gebührend herausgestellt hatten, nach ca. 76 Telefonaten, 83 Funksprüchen, 44 Rückversicherungen, 38 Nachfragen und der Erläuterung von 51 Auflagen - und nach dem such auch noch eine weibliche Entscheidungsträgerin sich in diesen komplizierten Prozeß eingeschaltet hatte, gab es „Grünes Licht“ für unseren Kameraträger. Den Rest des Abends mußte er allerdings unüberdacht im verregneten Innenraum der „Arena“ verbringen.
Apropos Arena. Ja, was soll man von dieser, in knapp 3 Monaten entstandenen, Stahlrohr-Konstruktion halten? Positiv: die Nähe der Zuschauer zum Rasen und die sicher gute Stimmung unter den Tribünendächern, falls dieses Stadion je richtig voll würde und das Publikum mitginge. Negativ: das „Ding“ hat aber auch so gar kein Flair, wirklich gar nichts Prickelndes und wirkt inmitten Wiesbadens wie ein UFO, der sich verflogen hat und nun im Halteverbot darauf wartet, alsbald entsorgt zu werden, weil keiner da ist, der das Knöllchen bezahlen kann …
Die dürftig besetzten Gastgeberplätze ließen ab 18:30 Uhr nicht gerade auf einen stimmungsvollen Abend hoffen, aber wir waren uns einig, daß der gut gefüllte Gästeblock eigentlich beste Voraussetzungen für fröhliche Feierlichkeiten bieten würde.
RvE schickte zunächst jene Elf auf den Rasen, die auch gegen die VfB-Amateure startete und mit dem Anpfiff gelang Herrn Beitinger zumindest schon mal ein fehlerfreier Pfiff. So konnte es also losgehen im Match zweier Tabellennachbarn, die beide auf ihren Trikots noch eine hauptsponsorfreie Brust präsentierten. Jenaer Probleme scheint man also auch nahe der Finanzmetropole Frankfurt zu kennen.
Die ersten 5 Minuten vergingen unspannend zwischen beiden Strafräumen, nur unterbrochen durch einen Wehener Eckball in Minute 2, der aber harmlos blieb, da Sträßer resolut klärte. Sträßer war es auch, der energisch zur Stelle war, nachdem ein weiter Einwurf der Weißen zweimal in unserem Strafraum aufsetzte. (6.) Die erste wirklich spannende Aktion dann in Minute 7: Einen Freistoß der Gastgeber von links kann Lanzaat zu Ziegner klären, der mit einem feinen, weiten Paß Smeekes bedient. Warum Beitinger dessen Ballannahme als Foul wertete, blieb auf ewig sein Geheimnis. Smeekes hingegen schien von diesem Pfiff derart beeindruckt, daß ihm später (zumindest in HZ 1) kaum noch eine Ballan- oder –mitnahme glückte. Den ersten sehenswerten Thüringer Angriff starten dann Sträßer, Wuttke und Hähnge über rechts, heraus springt allerdings nur der erste Jenaer Eckball von links. Diesem folgt unmittelbar ein klares, aber leider ungeahntes Foul an Kühne im Mittelfeld, was später zu dessen frühzeitiger Auswechslung führen sollte. Nach 12 Minuten setzt Hähnge auf der linken Seite Smeekes ein, aber Zweikampfstärke und Durchsetzungsvermögen zählten gestern leider nicht zu dessen Primärtugenden.
Dann, nach 13 Minuten, erhalten die Wehener auf der halbrechten Seite einen Freistoß, der aus rund 20 Metern Torentfernung auf den langen Pfosten gezirkelt wird. Nulle, Lukimya und ein Einheimischer einigen sich jedoch auf Spielfortsetzung durch Abstoß. Nun war es auch schon Zeit, den angeschlagenen Kühne durch Amrhein zu ersetzen. Jetzt, nach einer Viertelstunde, nimmt das Spiel erstmals an Fahrt auf, kommt mehr Tempo auf den Rasen. Die Wehener nutzen das auch gleich und nach einem Paß von links steht urplötzlich Boskovic allein und frei vor Nulle. Boskovics Flachschuß wehrt der Hesse im Tor der Jenaer aber reaktionsschnell per Fuß ab. Nach rund 20 Minuten wird den Unseren klar, daß sie jetzt energischer gegenhalten müssen, wollen sie den Wehenern nicht die Oberhand über das Spiel überlassen. Ärgerlich, daß Beitinger wieder mal auf eine Wehener Schwalbe reinfällt und dem Faller einen Freistoß von halblinks schenkt. Da aber Nulle noch nicht in vorweihnachtlicher Geberlaune ist, packt er sich den Ball sicher. (21.) Wehen versucht es in der Offensive jetzt mit einem simplen Rezept: immer wieder lange Bälle aus dem Mittelfeld nach vorn in die Spitze. Unsere nun sicher wirkende Abwehr, allen voran Lukimya und Sträßer, hat sich darauf aber bestens eingestellt. Nur Lanzaats Leistung zu beurteilen, schien nicht ganz so einfach. Später, auf der Heimfahrt, bezeichnete ein Mitreisender ihn als souverän, zweikampfstark und körperlich präsent. Ein anderer hatte im guten Quido einen Unsicherheitsfaktor erkannt, der zu oft falsch gestanden habe und daher viel zu viele Freistöße verursacht habe … Halten wir es also mit Pestalozzi: „Es ist das Los des Menschen, daß die Wahrheit keiner hat.“
Das Spiel verflachte jetzt merklich, was vor allem daran lag, daß den Unseren schlicht und ergreifend die Ideen nach vorne fehlten, während Wehens Angriffsbemühungen konsequent von den Thüringer Verteidigern im Ansatz erstickt wurden. Abwechslung brachte da ein Freistoß aus 32 Metern für die Gastgeber aus zentraler Position. Elfmeterkiller Nulle verzichtete dabei lässig auf das Stellen einer Mauer, was meinen Stehplatznachbarn völlig aus der Fassung brachte. Zum Glück bekam Jenas Kapitän dann aber reaktionsschnell die Fäuste an den nicht unscharfen Ball.
Noch 10 Minuten bis zur Pause und jetzt schien auch den Jenaern klar zu sein, daß die Wehener allenfalls biedere Fußballarbeiter sind, die man ruhig auch mal in der eigenen Abwehr beschäftigen könne. Die häufigsten Ballkontakte dürfte in den verbleibenden Minuten bis zur Pause Sebastian Hähnge gehabt haben, von dem ein Beobachter nach Spielschluß sagte, er habe auf ihn ungeheuer laufstark, ballsicher und engagiert gewirkt. Er bezeichnete Jenas Mittelstürmer sogar als ausgesprochen spritzig wirkend. Ziemlich viele Adjektive, die sich zu Beginn der Saison nicht unbedingt mit dem Namen Hähnge in Verbindung bringen ließen. Dies in Betracht ziehend, könnte man die Veränderung der SH-Gesamtauftritte seit 3 Wochen ja fast als „epochal“ bezeichnen – aber vielleicht sollte man Worte mit diesen 3 Anfangsbuchstaben im Sport besser meiden?
Jedenfalls erreichte in der 37. Minute ein Zuspiel aus dem Mittelfeld Jenas Mittelstürmer und nach schöner Drehung um seinen Gegenspieler hatte dieser nur noch Wehens Torwart vor sich, steuerte allein auf ihn zu – und kam leider nicht vorbei. Aber schon eine Minute später bekam auf wundersame Weise Smeekes ein Zuspiel unter Kontrolle und strebte in des Gegners Strafraum. Dann allerdings war der Winkel wohl doch zu spitz und so landete sein Schuß nur über Domaschkes Kasten. Die Unseren hatten jetzt Lust an der Offensive und Schmidt versuchte es jetzt gemeinsam mit Hähnge über die linke Seite. Hähnge spielt sich auch fein in den Sechzehner durch, allerdings zieht er seine flache Eingabe dann zu dicht vors Tor. (39.) So viel Thüringer Offensive wollte Herr Beitinger dann doch nicht zulassen und so unterband er das muntere Jenaer Treiben zunächst mal mit einem fragwürdigen Pfiff gegen Ziegner samt unnützer Gelber Karte. (40.) Der Freistoß stellt allerdings Flankenpflücker Nulle vor keinerlei Probleme. Kurz darauf spielt Ziegner einen (fast) akkuraten Paß auf Smeekes, der an der Strafraumgrenze allerdings nur wenige Zentimeter zu spät kommt. (42.) 2 Minuten vor der Pause dann Foul an Wuttke und Freistoß für den FCC, rund 20 Meter vor Domaschkes Gehäuse aus zentraler, ganz leicht nach rechts versetzter Position. Ziegner wird ausführen. Flach hämmert Jenas gestriger Mittelfeldmotor das Leder torwärts und Wehens Keeper kann den Ball natürlich nur nach vorn prallen lassen. Leider gelingt es den nachsetzenden Jenaern nicht, die Kugel über die Linie zu bugsieren, lediglich ein Eckball bleibt das Resultat dieser Großchance. Ziegners Ball landet auch auf Hähnges Kopf, von wo das Leder allerdings nur neben das Tor segelt.
Fazit zur Halbzeit: Eine sichere Abwehr des FCC ließ lediglich eine echte Chance der Gastgeber zu. Dem soliden Mittelfeld der Unseren mangelt es aber an der nötigen Kreativität, je mehr sich das Spiel dem gegnerischen Strafraum nähert. Vorne gab Hähnge den engagierten Alleinunterhalter, während über die Flügel zu wenig Unterstützung kam. Und dennoch, mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit, hätten wir in den 10 Minuten vor der Pause das 1:0 machen können und dann wäre die Führung nicht mal unverdient gewesen.
Daß hier mehr zu holen ist, schien den Thüringen in der Kabine klar geworden u sein, denn sofort setzte Amrhein seinen Spielkameraden Smeekes auf der linken Seite in Szene. Dessen flache Eingabe können die Wehener aber zum Einwurf klären. (46.) Dafür schien dann allerdings unsere Abwehr den Pausentee noch nicht ganz verdaut zu haben und so gelingt es ihr nicht, nach 49 Minuten den Ball vom Strafraum weg zu befördern. So ergibt sich eine Wehener Schußchance, aber Nulle ist blitzschnell am Boden und hält das Leder fest. Danach halten sich die Aktivitäten auf dem Rasen für knappe 10 Minuten in bescheidenen Grenzen. Nervig in dieser Zeit (so, wie auch während des Rests der Partie) in allererster Linie Wehens Seitenkasper Moser. Nichts gegen Trainer, die der Meinung sind, sie müßten 90 Minuten lang durch ihre Coaching-Zone hetzen. Aber was Moser da gestern für ein Kaspertheater aufgeführt hat, war grenzwertig. Jede getroffene (oder unterlassene) Entscheidung des Spielleiter-Trios wurde wild gestikulierend und lamentierend begleitet. Pausenlos versuchte Moser seine Sicht der Dinge diesen Herren aufzudrängen, ständig hampelte der Mann direkt an der Seitenlinie rum. In der Freitagsausgabe der Süddeutschen Zeitung las ich am Morgen einen Artikel darüber, daß auch Fruchtfliegen alkoholabhängig werden können. Glaubt man den kalifornischen Forschern, so äußert sich dies vor allem in Hyperaktivität und dem Verlust der Kontrolle über die Bewegungen. Je öfter mein Blick gestern den Hampel-Moser wahrnahm, desto häufiger kamen mir diese alkoholkranken Fruchtfliegen in den Sinn … Sollte es diesem Vergleich an der nötigen PC mangeln, entschuldige ich mich schon mal vorsichtshalber bei allen armen und unschuldig der Sucht verfallenen Fruchtfliegen.
Nach 58 Minuten bediente Ziegner wieder mal Smeekes auf der linken Seite und nun kam der sogar mal an seinem Gegenspieler vorbei. Beendet wurde seine Aktion daraufhin per Foul. Den fälligen Freistoß zieht Ziegner vom linken Strafraumeck direkt flach auf die kurze Ecke, wo Wehens Torhüter jedoch zur Stelle ist. In Minute 62 ergibt sich eine feine Konterchance für den FCC, als Smeekes den Ball im Mittelkreis erhält. Direkt schlägt er einen herrlichen Diagonalpaß nach rechts auf Hähnge und will selber hinterher starten. Gehindert wird er daran durch Wehens Nummer 6. Nach Ansicht der meisten Umstehenden handelte es sich dabei um eine klare Tätlichkeit, die der Schiri, nur wenige Schritte daneben stehend, einfach nicht wahrnehmen wollte. In jenen Sekunden fürchtete ich m die Gesundheit eines meiner Nachbarn, dessen Halsschlagader blitzschnell den Durchmesser eines Feuerwehrschlauches annahm.
Dafür gab’s dann kurz darauf einen fragwürdigen Freistoß für die Gastgeber m rechten Halbfeld, den Nulle allerdings zum Eckball abwehren kann. (63.) Unverkennbar, daß die Jenaer jetzt um mehr Zug zum gegnerischen Tor bemüht sind, erkannt haben, daß die Wehener Abwehr keineswegs ein uneinnehmbares Bollwerk ist. Aber noch immer fehlt die letzte zündende Idee, der vielbeschworene finale Paß. Auch Herr Beitinger verbreitete mit seiner undefinierbaren Pfeiferei jede Menge Unwohlsein. Nach 67 Minuten gelingt dem gestern wieder lauf-, kampf- und spielstarken Ziegner ein weiterer toller Diagonalpaß auf Smeekes – dem der Ball leider 30 cm zu weit vom Fuß springt, als daß er ihn in seine Vorwärtsbewegung integrieren kann.
Dann, nach 68 Minuten, wieder einer dieser geschenkten Freistöße für die BSG Wasserfilter, diesmal in zentraler Position 25 Meter vor dem Tor. Versuch Eins endet in der Jenaer Mauer und Versuch Zwei wird eine sichere Nulle-Beute. Nach etwas mehr als 70 Minuten kontert Wehen über links und Lukimya muß zur Ecke klären. Der Eckball scheint abgewehrt, aber dennoch kommt der Ball zu Schönheim. Mit einem satten Flachschuß trifft der aus rund 16 Metern in die linke Torecke zur 1:0 Gastgeber-Führung. Eine Führung, die in diesem Moment aus dem Nichts zu kommen schien und das Prädikat „verdient“ schon gar nicht zu beanspruchen hatte. Tja, und wieder hing der FCC, diesmal über dem Wiesbadener Rasen kopfüber am Bungee-Seil, strebte talwärts und drohte punktlos aufzuschlagen.
Aber irgendwie schienen sich die Unseren mit dieser Situation nicht abfinden zu wollen, nach Resignation hielt man auf dem Platz vergebens Ausschau. Nagy ersetzte jetzt den angeschlagenen Schmidt. (75.) Dann landet der Ball in Strafraumnähe bei Ziegner. Ziegner erfaßt die Situation mit einem Blick. Ziegner spielt das, was so makaber als „tödlicher Paß“ bezeichnet wird. Sein Zuspiel erreicht Hähnge im Wehener Strafraum. Wer schon mal Sport getrieben hat, kennt aus dem Erwärmungs-ABC die Übung „Hampelmann“ – Hochspringen, Beine seitwärts spreizen, Arme seitwärts am Kopf vorbeiführen. Wer weiß, wie Hähnge das erreicht hat, aber genau zu dieser Übung hat er jetzt Wehens Domaschke überredet, spitzelt den Ball an diesem vorbei und versenkt ihn dann vor überglücklichen Jenaer Fans resolut im TOOOOOR!!!! (1:1; 77.) Das Bungee-Seil hält also!
Was kurz darauf im Jenaer Fanblock geschah, ist in „normalen“ Zeiten kaum der Rede wert. Aber zum jetzigen Zeitpunkt, wo der FCC sozusagen in allen Bereichen unter Flutlicht spielt, gibt’s dafür nur eine Bezeichnung: hirnlos!
Auf dem Rasen wird derweil Amrhein gefoult. Ziegner trabt nach links, den Freistoß auszuführen. Gefährlich zirkelt er das Leder vors Tor und Domaschke hat Glück, daß seine Faust eine Hunderstelsekunde eher am Ball ist als Lukimyas Stirn. Leider bleibt Ziegner, der den abgewehrten Ball erkämpft, dann hängen. (80.) Von Wehen kommt jetzt nicht viel, aber der FCC setzt über links nach. Truckenbrod setzt sehr schön Sträßer ein und der vernascht seinen Gegner im Vorwärtsgang. Schade nur, daß seine anschließende Flanke zu ungenau ist. (84.) Noch 5 Minuten und jetzt gilt es für den FCC gegenzuhalten! Eckball SVWW von rechts. Scharf und halbhoch segelt der Ball durch unseren Strafraum – ein Wehener rauscht unbedrängt heran! Unbedrängter Kopfball! Drüber! Anschließend muß Sträßer noch ein Mal klären und erledigt diesen Job souverän. Mit Wechselspielen vergeht die Zeit bis zum Abpfiff.
Dank einer durchaus respektablen Leistung holt der FCC einen verdienten Punkt in Hessens Landeshauptstadt – und mit etwas mehr Mut im Spiel nach vorn, gepaart mit einer Extra-Portion Kaltschnäuzigkeit wäre bei diesem Exil-Klub sogar noch mehr möglich gewesen. Wieso allerdings der Beobachter des Hessischen Rundfunks und Hans-Werner „Die Fruchtfliege“ Moser später davon berichteten, der SVWW hätte das Spiel klar und eindeutig dominiert, sich eine Vielzahl klarer Torchancen erarbeitet, einen unzweifelhaften Elfmeter nicht bekommen und unglücklich 2 Punkte verschenkt, bleibt rätselhaft. Es sei denn, man hält es mit Wilhelm Busch: „Rotwein ist für alte Knaben, eine von den besten Gaben.“ Gilt wohl auch für Glühwein ….
Auch auf der Rücktour ließen wir uns wieder mit Jochen Schweizers Rabatt-Märkchen beschenken. Außer für Bungee-Sprünge und dergleichen abwärts gerichtete Aktivitäten, kann man diese auch für ein „Dinner in the Dark“ verwenden. Sorry, Herr Schweizer, aber auch das kennen Jenas Fußball-Fans schon und was da lange Zeit im Dunkel blieb, ist grad nicht so bekömmlich. Daher sind wir eigentlich ganz froh, daß man jetzt – vermutlich noch rechtzeitig - wenigstens die Taschenlampen auf der Geschäftsstelle gefunden hat.
Virtuelle Fußballspiele können helfen. Reale Fußballspiele machen aber viel mehr Spaß. Daher sollte man sich den Kick gegen Sandhausen nicht entgehen lassen. Auf geht’s Jena-Fans! Kaufen und hingehen!
Auf geht’s, Jena! Kämpfen und siegen!
YNWA!
--Kopfnuss
Wieder Freitagabend , nur woanders
Freitag auswärts in Wiesbaden . Die BRITA-Arena , naja : Aber der anschließende alte Helmut-Schön-Sportpark ( ein Stadionoval alter Prägung) mit seiner Stadiongaststätte hatte es uns vor dem Spiel angetan . Als dunkles Bier gab ' s nur Hefe - also rein damit . Einige schon in die Jahre (40iger) gekommene und Blau-Gelb-Weiß-Infizierte trafen sich darin ohne Absprache . Das Spiel endete dann auch zufriedendstellend . Das Hotel (Wiesengrund) und das Abendrestaurant befanden sich in einem Wiesbadener Vorort , so dass man mit den öffentlichen ins Stadion und zurück gelang .
A.S.
Virtuelles Spiel
Jena wieder mal kurz vor der Pleite , also wurden Karten verkauft - für ein Spiel das nicht stattfindet . Und eine Eintrittskarte vom AF-U 19 Stuttgarter Kickers : Hansa Rostock 3:2 vor 70 Zuschauern .
A.S.