2012/2013 29. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - RB Leipzig 4:5
Spieldaten | |
Wettbewerb | Regionalliga, 29. Spieltag |
Saison | Saison 2012/2013, Rückrunde |
Ansetzung | FCC - RB Leipzig |
Ort | Ernst-Abbe-Sportfeld |
Zeit | So. 19.05.2013 13.30 Uhr |
Zuschauer | 5.544 |
Schiedsrichter | Patrick Kluge (Zeitz) |
Ergebnis | 4:5 (2:3) |
Tore | |
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Aufstellungen
- Jena
- Tino Berbig
- Florian Giebel, Gábor Dvorschák , Marius Grösch (78.Yves Brinkmann) , Dennis Schulte
- Tino Schmidt, Matthias Peßolat, Marco Riemer, Marcel Schlosser (64.Justus Six)
- Andis Shala, Przemyslaw Trytko
- Trainer: Petrik Sander
- Leipzig
- Fabio Coltorti
- Christian Müller, Niklas Hoheneder, Fabian Franke, Sebastian Heidinger(90.)
- Timo Röttger (64. Clemens Fandrich), Dominik Kaiser, Bastian Schulz (81. Henrik Ernst), Thiago Rockenbach (74. Matthias Morys)
- Stefan Kutschke, Carsten Kammlott
- Trainer: Alexander Zorniger
Spielbericht
Torefestival mit unglücklichem Ausgang
Ausgerechnet im letzten Heimspiel der Saison hat sich der FC Carl Zeiss seine erste Heimniederlage nach 533 Tagen eingefangen. Aus dem 4:5 endenden Spektakel gegen den Staffelsieger RB Leipzig nahm jedoch auch der Jenaer Trainer Einiges an positiven Erkenntnissen mit.
Dabei hatte sich die sportliche Bedeutung dieser Begegnung in engen Grenzen gehalten. Für den FCC geht es nur noch um die Frage einer Endplatzierung 2 oder 3. Bei den als Staffelsieger feststehenden Leipzigern dürften die verbleibenden Spieltage zum Einspielen auf die Relegationsmatches herhalten. Dafür spricht, dass sie exakt mit jenen elf Akteuren begannen, die vier Tage zuvor gegen den Drittligisten Chemnitzer FC den sächsischen Landespokal geholt hatten.
Bei Jena waren Matthias Peßolat und Marcel Schlosser für Tom Geißler (5. Gelbe) sowie Justus Six (Ersatzbank) ins Team zurückgekehrt - und durften bereits nach 55 Sekunden das erste Mal jubeln. Der aus dem Tor geeilte Fabio Coltorti und seine Vorderleute waren sich nicht einig, was Przemyslaw Trytko zum Ballgewinn nutzte, den Keeper umspielte und aus spitzer werdendem Winkel einschob. Der Jubel währte allerdings nur kurz. 5. Minute, ein Steilpass hebelt die blau-weiße Viererkette aus, am herausstürzenden Berbig vorbei schiebt Carsten Kammlott zum 1:1 ein. Mit einem Kopfball aus der Rückwärtsbewegung heraus ließ RB-Kapitän Röttger den Jenaer Anhang für einen Moment die Luft anhalten. Doch das Leder flog wenige Zentimeter am Jenaer Tor vorbei (10.).
Wie prestigeträchtig das Aufeinandertreffen der beiden Staffelersten trotz allem war, offenbarte schon die Anfangsphase mit all ihrer Intensität und auch der Häufigkeit an Fouls. Eine Linksflanke Schlossers verpasste der heranstürmende Tino Schmidt in der 19. Minuten nur knapp. Zwei Minuten später riskierte Tino Berbig außerhalb des Sechzehners im Sprungduell gegen Kammlott Kopf und Kragen. Nach kurzer Behandlungspause konnte Jenas Kapitän weitermachen. Erst Shala mit einem abgeblockten Schuss aus der Drehung, vor allem aber Peßolat hatten in der 23. Minute die erneute Führung auf dem Fuß. Doch der von Schlosser im richtigen Moment angespielte "Peßo" schoss das Leder freistehend aus halbrechter Position am langen Pfosten vorbei. Da waren die Gäste im direkten Gegenzug effizienter. Erneut war unsere Viererkette nicht ganz auf der Höhe, als der eigentlich auf der Sechserposition beheimatete Bastian Schulz in die Spitze aufrückte, frei vor Berbig zum Schuss kam und ihm keine Chance ließ.
Erst Mitte der ersten Hälfte gönnte sich diese Begegnung eine kleine Atempause. Bis zur 34. Minute. Einen schwach geschossenen Jenaer Freistoß von links nutzen die Messestädter zum schnellen Gegenangriff. Der erfahrene Timo Röttger zieht die letzten beiden Abwehrspieler auf sich, verliert dabei aber nicht den Blick für den freistehenden Nebenmann. Sein Pass im richtigen Moment ermöglicht dem Ex-Erfurter Carsten Kammlott dessen zweiten Treffer. So sehr sich die Getore im Zustandekommen ähnelten, die Schwachpunkte im Jenaer Defensivverhalten offenlegten, bestätigten sie auch die individuelle Klasse in den Reihen der Messestädter. Doch in Sicherheit wiegen konnten sich diese sich zu keinem Zeitpunkt des Spiels ! Denn die Zeiss-Kicker legten eine bemerkenswerte kämpferische Einstellung an den Tag und gelangten damit noch vor der Pause zum so wichtigen Anschlusstor. Über Trytko kam das Leder zu Shala, dessen Flanke präzise das rechte Torraumeck erreichte, wo Matthias Peßolat heranflog und zum 2:3 einköpfte (41.). Noch ein Schuss aus der Drehung von Shala, den Coltorti zu fassen bekam, dann war Halbzeit.
Ein von Schlosser getretener und von Coltorti parierter Freistoß bildete den Auftakt zur zweiten Hälfte. Exakt zehn Sekunden fehlen zum Ablauf einer Stunde Spielzeit, da wird es wieder laut im Ernst-Abbe-Sportfeld. Der junge Giebel flankt, Trytko lässt den Ball mit der Brust abtropfen. Über Riemer und Shala gelangt er zum Polen zurück, welcher ohne zu Zögern Coltorti überwindet. Ein Zweitore-Rückstand ist wettgemacht, das Tor- dem Eckenverhältnis zu diesem Zeitpunkt angeglichen: 3:3. Während der folgenden zehn Minuten stockt RB sein Eckenkonto zwar auf 7 auf, doch die nächste Chance besitzt Jena. Giebel wuselt sich auf der rechten Seite durch, passt in den Rücken der Abwehr. Doch bis Marco Riemer zum Schuss kommt, liegt Fabio Coltorti schon vor ihm, Riemer schießt übers Lattenkreuz.
In der 75. Minuten unterläuft Marius Grösch ein folgenschwerer Fehler, der zum Ballverlust führt. Tino Berbig versucht ihn auszubügeln, holt den ballführenden Leipziger im Strafraum jedoch von den Beinen - klare Sache, Elfmeter ! Den verwandelt Thiago Rockenbach sicher, die Gäste liegen wieder vorn. Für den tieftraurig vom Platz gehenden Grösch kommt Brinkmann neu ins Spiel. Peßolat zieht sich in die Abwehr zurück und muss dort tatenlos den fünften Gegentreffer hinnehmen. Dabei sah der eingewechselte Matthias Morys Jenas Keeper Tino Berbig derart weit vor seinem Gehäuse postiert, dass selbst ein Versuch aus großer Torentfernung lohnenswert erschien. Der Kunstschuss gelingt - aus 35 Metern fällt das 3:5. Doch auch damit war die Partie noch nicht entschieden ! Denn irgendwie gelang es Gabor Dvorschak unter Mitwirkung zweier gegnerischer Verteidiger noch einmal, den Ball über die Linie des Leipziger Tores zu bugsieren.
5544 Zuschauer, mehr als doppelt so viele wie beim vorherigen Heimspiel, bilden so etwas wie den zwölften Mann und schreien ihre Mannschaft nach vorn. Da sich Sebastian Heidinger in der Nachspielzeit die Gelb-Rote Karte einhandelte, waren den Jenaern sogar noch einige Sekunden an realem Überzahlspiel vergönnt, welches jedoch leider nicht zum nochmaligen Ausgleich führte.
Mindestens ein Punkt lag hier und heute im Bereich des Möglichen, doch hatten sich die Jenaer Spieler durch das Auslassen guter Chancen und vor allem ihrer Unkonzentriertheiten in der Abwehr selbst um den Lohn gebracht. Auf die erste Heimniederlage nach dem 3. Dezember 2011, einem 0:1 gegen Jahn Regensburg, folgten dennoch stehende Ovationen für die Unterlegenen. Das letzte war zugleich auch das beste Heimspiel der Saison 2012/2013.
Meinungen zum Spiel
Alexander Zorniger (RB-Coach): "Ohne Verlängerung und Elfmeterschießen ist das ein merkwürdiges Ergebnis. In der Defensive haben wir viele Fehler gemacht. Dafür wir in der Offensive gezeigt, dass wir eine Mannschaft haben, die glaube ich einzigartig in der Liga ist. Obwohl uns nicht alle mögen - ein Lob an die Zuschauer hier in Jena, die in erster Linie ihre Mannschaft gut unterstützt haben. Das haben wir auch schon anders erlebt. Glückwunsch an den Kollegen, das hat Jena vor allem in der Offensive sehr gut gemacht. Wir haben jetzt noch eine Woche vor uns und werden dann das Saisonhighlight angehen. Der Aufstieg ist unser Ziel und ich glaube, er wird bei den Trainer von Jena, Zwickau und Magdeburg auch gewünscht."
Petrik Sander: "Es stimmt schon, dass hinten viele Fehler gemacht wurden. Aber RB hat auch mit seiner Effektivität in den ersten 25 Minuten gezeigt, welche Qualität in dieser Mannschaft steckt. Wir hatten nach dem 1:1 drei richtige Bretter, die wir nicht genutzt haben. Wer weiß, wie solch ein Spiel läuft, wenn wir da in Führung gehen. Fakt ist, dass wir heute auf mehreren Ästen gesessen haben und irgendwo immer jemand eine Säge in der Hand hatte, die uns herunterfallen ließ. Auch nach dem 3:3, was für beide okay gewesen wäre, kam die nächste Säge. Aber entweder wir wollen junge Spieler mit all ihren Fehlern integrieren oder man verteufelt sie. Gröschi hatte heute einen rabenschwarzen Tag, aber das nehme ich heute so hin. Ich fand die Reaktion der Zuschauer nach Abpfiff Klasse und weiß nicht, ob es hier schon oft nach einer Heimniederlage Standing Ovations gab."
Andis Shala: "Es war ein gutes Spiel für die Zuschauer. Aber wir ärgern uns, weil wir mit mehr Konzentration hier hätten gewinnen können. Wenn man so ein Spiel sieht, dann erkennt man, welch Potential drin ist in dieser Truppe."