1924/1925: 1. Sportverein Jena - VfL Halle 96 1:1
Spieldaten | |
Wettbewerb | Gesellschaftsspiel |
Saison | Saison 1924/1925 |
Ansetzung | 1. SV Jena : VfL Halle 96 |
Ort | Platz des 1. SV Jena |
Zeit | So 24.08.1924 16 Uhr |
Zuschauer | 1.500 |
Schiedsrichter | Bader (Zella-Mehlis) |
Ergebnis | 1:1 (1:0) |
Tore |
|
Andere Spiele oder Berichte |
Aufstellungen
- Jena
- Halle
- Kagelmann
- Grüneberg, Keller I
- Donath, Zimtsch, Schröder
- Keller II, Keller III, Förderer, Burkhardt, Gompes
Spielbericht
Die Jubiläumssportwoche des 1. SV Jena
Ausgezeichneter Verlauf. - Der feierliche Weiheakt.
Die sportlichen Kämpfe
Bei der Größe und dem Ansehen, dessen sich der 1. Sportverein Jena erfreut, konnte man mit einer gewissen Berechtigung immerhin größere Ansprüche bezüglich Organisation seiner Jubiläumssportwoche stellen. Um es gleich vorweg zu sagen: selbst die kühnsten Erwartungen wurden übertroffen. In ganz ausgezeichneter Weise hat es der rührige Verein verstanden, den Beginn seiner Veranstaltung am Sonnabend und Sonntag zu einem Ereignis für unsere Stadt zu machen. Nicht nur Mitglieder und die vielen Gönner waren des Lobes voll über das geschaffene Werk und den gebotenen Sport, nein, vor allem auch die vielen auswärtigen Gäste sowie die über hundert anwesenden verschiedenen Ehrengäste zollten rückhaltlos Anerkennung. Mit berechtigtem Stolz kann der 1. Sportverein Jena auf das bis jetzt Gebotene zurückblicken.
Recht wirkungsvoll eingeleitet wurde die vielseitige Sportwoche durch einen imposant verlaufenen Fackelzug, der als schlichte Huldigung für die Geschäftsleitung der Firma Carl Zeiß aufzufassen ist aus inniger Dankbarkeit für dauernde Förderung des Platzbaues. So wurde denn auch bei sehr starker Beteiligung nach Passieren vieler belebter Straßenzüge vor dem Hause des Dr. Max Fischer (Lutherstraße 1) Halt gemacht. Der Vorsitzende Fröhlich dankte in bewegten Worten, um alsdann ein dreifach donnerndes Hipp, Hipp, Hurra, den alten Sportgruß, auszubringen, worauf Dr. Fischer im Namen der Geschäftsleitung dankte. Außerdem aber wurde dem Verein eine prächtige Vergrößerung einer Stadionaufnahme überreicht. Auf dem dichtgefüllten Marktplatz warb in markigen Worten der bekannte Sportsmann Walter Tresselt für die Idee des Sportes. Anschließend fand im Kaffeehaus der Begrüßungskommers statt, zu dem bereits auswärtige Gäste erschienen waren.
Als vornehmste, ja heilige Pflicht hielt es der 1. Sportverein, zunächst seiner 42 im Weltkriege Gefallenen zu gedenken. Aus diesem Grund versammelte sich eine über Erwarten starke Anzahl Mitglieder sowie viele Gäste und geladene Ehrengäste, um den in hohen Erlen aufgestellten schlichten Gedenkstein die Weihe zu geben. In tiefsinnigen Sätzen vollzog sie der bekannte 2. Verbandsvorsitzende des B.M.B.B. Helbig, Weimar. Unvergessen werden sie alle, die besten mit des Vereins, für den 1. Sportverein und darüber hinaus bleiben. In ihrem Sinne, so gelobten alle in feierlicher Stille, gelte es weiter zu arbeiten an der Gesundung des schwergebeugten deutschen Vaterlandes. Als Vertreter der Stadt sprach Stadtbaudirektor Bandtlow, ferner Herr Prüfer für den 1. Sportverein, der einen Kranz niederlegte, alsdann ein Vertreter des in Wichs erschienenen A.T.B. Gothania, dessen Sprecher ebenfalls einen Kranz niederlegte. Auch die einzelnen Abteilungen hatten Kränze gewidmet, ebenso der Motorfahrerklub Jena, auch der Sportklub Weimar, mit dem der 1. Sportverein von jeher die besten Beziehungen pflegt. Man hätte in dieser feierlichen Stunde wohl noch mehr Vereinsvertreter erwarten dürfen. Neben anderen fehlte auch der Sportklub Erfurt. Um so angenehmer berührte die Anwesenheit eines Vertreters des Osterlandgaues sowie der Spielvereinigung 04 Gera. - Würdig umrahmt aber wurde die Gedenksteinweihe durch freundliche Mitwirkung des Jenaer Männergesangvereins, der in stattlicher Anzahl erschienen war und zwei Lieder sehr stimmungsvoll sang.
Zwar war der Wettergott am Haupttag zeitweise durchaus nicht festlich gestimmt, immerhin pilgerten schon in den ersten Mittagsstunden viele Hunderte hinaus zu den so herrlich zwischen Bergen und Saale gelegenen Stadion. Es sollte seine Weihe erhalten. Und wahrlich, eindrucksvoller und erhebender konnte sie im beisein von etwa 1500 Zuschauern sowie über 100 Ehrengästen gewiß nicht verlaufen. Auch diese erhebende Stunde wurde durch ein Lied des Männergesangvereins eingeleitet, nachdem vorher die einzelnen Abteilungen sternartig vor der Tribüne auf dem grünen Rasen Aufstellung genommen hatten. Dieser Aufmarsch war prächtig! Nach Begrüßungsworten durch den Vorsitzenden Fröhlich, dessen Gruß in erster Linie dem persönlichen erschienenen (war wir besonders freudig registrieren) Staatsminister Leuthäuser, Stadtbaudirektor Bandtlow, Stadtrat Hädrich, Geheimrat Götz als Vertreter der Universität, Dr. Max Fischer, den Vertretern befreundeter Vereine, den Herren der Jenaer Presse usw. galt, ergriff der Vorsitzende des Verbandes Mitteldeutscher Ballspielvereine, Hädicke - Halle, zur Weiherede das Wort. In ganz ausgezeichneten Worten wies er auf die Bedeutung und den Wert des Sportes hin, zollte höchste Anerkennung für die Leistung des 1. Sportvereins, die Schaffung eines Stadions. Eine Stätte des Kampfes und doch zugleich eine Stätte des Friedens, ein Platz der Treue und Liebe zum Vaterland. Anschließend übergab im Namen der Sportplatzbaugenossenschaft Herr Prüfer dem Verein den Platz zur Benutzung. Möge der Verein auf ihm seinen ruhmvollen Weg fortsetzen. Herr Helbig – Weimar übermittelte die Grüße der Deutschen Sportbehörde für Leichtathletik, während Herr Schmidt Spielvereinigung 04 Gera für seinen Verein und den Gau Osterland sprach. Die Glückwünsche des Ostthüringer Gaues übermittelte Herr Krauß, für den VfB Jena sprach Herr Kanold sowie für Spielvereinigung Jena Herr Jahn, die beiden Vorsitzenden.
Das rein sportliche Moment kam durch zwei Fußballspiele zur Geltung. Nach einem schnellen und spannend verlaufenen Jugendspiel zwischen S.C. Weimar und dem Veranstalter, das 0:0 endete (den Anstoß führte der kleine Sohn des Ligaspielers Engelmann aus) traten sich im eigentlichen Weihespiel
V.f.L. Halle 96 – 1. Sportverein Jena 1 : 1
gegenüber. An der von uns veröffentlichten Aufstellung hatte sich nichts geändert. Die Hallenser Gäste stellten sich mit wesentlich verjüngter Mannschaft vor, den jüngeren Spielern fehlte die Spielerfahrung, begreiflich daher ihre zeitweise bemerkbare Nervosität. Im übrigen aber kämpften sie vornehm und sicher, vor allem der zähe Mittelläufer. Der Sturm spielte allerdings oft zerfahren. Die Jenaer Elf hatte sich dagegen fest vorgenommen, im ersten Spiel siegreich zu bleiben, außerdem aber wollten sie Revanche nehmen. Nun, beide Mannschaften teilten sich in die, übrigens auch dem Spielverlauf nach gerechtfertigt, Ehre des Tages. Nach mehreren erfolglosen Angriffen aufs Tor gelingt es Wallner noch in der ersten Halbzeit, unter ungeheurem Beifall das erste Tor auf neuem Platz zu erzielen. In der zweiten Hälfte der Spielzeit spielen weiter beide Mannschaften sehr eifrig, allerdings oft ohne das nötige gegenseitige Verständnis, sonst wären sicherlich mehr Tore gefallen. Wegen ungehörigen Spieles mußte gegen Jena einm 11-Meter verhängt werden, der glatt verwandelt wurde.
So endete der von Bader (Zella-Mehlis) ausgezeichnet geleitete Kampf unentschieden, das Spiel hinterließ den besten Eindruck.
Ein in allen seinen Teilen äußerst harmonisch verlaufener Festabend im dichtgefüllten großen Volkshaussaal bildete den Abschluß des ersten Kampftages. Zu einem Markstein in seiner Geschichte hatte der 1. Sportverein Jena sein 20jähriges Bestehen gestaltet. So galt es auch Rückschau zu halten, Verdienste, unschätzbare Arbeit auf den verschiedensten Gebieten fanden ihre rechte Würdigung durch Verleihung der Ehrennadel an folgende Herren:
1. Wilhelm Reiß, 2. Fritz Tresselt, 3. Fritz Heineck, 4. Walter Tresselt, 5. Fritz Körbs, 6. Wilhelm Wallner, 7. Rudolf Schröder, 8. Albert Otto, 9. Paul Zinner, 10. Otto Schöb, 11. Franz Hirsch, 12. Otto Herzer, 13. Otto Kämpfe
Auch die beiden Verbandsvorsitzenden erhielten als Anerkennung für jahrelange äußerst erfolgreiche Arbeit im Dienste des Sportes als Zeichend er Dankbarkeit die Ehrennadel, die Herren Hädicke-Halle und Helbig-Weimar (die ersten Nadeln eines fremden Vereins).
Ungenannr sind jene vielen ebenfalls vorhandenem außerordentlich tüchtigen Herren, deren Verdienste es bei spätere Gelegenheit zu würdigen gilt.
Als einmalige Auszeichnung für jahrelange rastlose Arbeit an dem nunmehr in seinen Hauptphasen fertiggestellten Stadion erhielten die mit goldenen Ring und Hacke und Schaufel eingefaßte Vereinsnadel die Herren:
1. Albert Otto, 2, Fritz Tresselt, 3.Arno Zahn sen., 4. Bernhard Zahn jun., 5. Erich Kirsch 6. Max Ehrhardt, 7. Paul Schmidt, 8. Ernst Wagenführer, 9. Paul Zinner, 10. Ostvin Trübner, 11. Ostvin Letsch, 12. Martin Funk, 13. Emil Prüfer, 14. Heinrich Voßler, 15. Otto Schöb, 16. Karl Fund, 17. Ernst Hörchner, 18. Walter Loßmann, 19. Walter Förster, 20. Fritz Wittenbecher
Im Verlaufe des Abends überreichten die Vereinsfrauen unter großem Beifall einen großen Wimpel. Anläßlich der Weihe wurde der Wimpel der Spielv. 04 Gera überreicht.
In dieser Woche werden die verschiedenen Sportzweige zu Worte kommen. So trafen sich gestern abend die alten Herren im friedlichen Wettkampf, 9:1 das Ergebnis. Es mutete oft komisch an, wie diese alten Herren versuchten, ihre eingerosteten, früher vielleicht gut geölten „Fußballknochen“ in Schwung zu bringen. Heute Dienstag finden Wettkämpfe um die vom Reichspräsidenten gestifteten Plaketten aus Anlaß des Verfassungstages statt.
Am Mittwoch kommt nochmal der Fußball zu Worte:
Sportklub Erfurt – 1. Sportverein Jena
wird sich den Jenenseren vorstellen. Der Nordthüringer Meister ist ein guter alter Bekannter, dessen vorzügliches Können hinreichend bekannt ist. Nachdem er am 1. August vom 1. Sportverein eine 1:2-Niederlage einstecken mußte, schlug er am Sonntag darauf den mitteldeutschen Meister Spielvereinigung Leipzig nach prächtigem Kampf 3:1. Ob es ihm auf den neuen Platze gelingt, Revanche zu nehmen? Als Unparteiischer ist für das Treffen Grosse (Leipziger Ballspielklub) verpflichtet worden. Ein Besuch auch dieser Veranstaltung ist zu empfehlen. Das Spiel ist ein Pokalspiel um den Thüringer Fußball-Pokal. (Siehe Anzeige.)
Über die weiteren Ereignisse werden wir fortlaufend berichten.
(Bericht aus dem "Jenaer Volksblatt" vom 26. August 1924)