1924/1925 MDM 1. Zwischenrunde: 1. SV Jena - 1. FC Lauscha 5:0
Spieldaten | |
Wettbewerb | Mitteldeutsche Meisterschaft, Zwischenrunde |
Saison | Saison 1924/1925 |
Ansetzung | 1. SV Jena - 1. FC Lauscha |
Ort | Universitätssportplatz in Jena |
Zeit | So. 15.03.1925 15:00 Uhr |
Zuschauer | 600 |
Schiedsrichter | Ott (Naumburg) |
Ergebnis | 5:0 (4:0) |
Tore | |
Andere Spiele oder Berichte |
Aufstellungen
- Jena
- Rudolf Haase
- Rudolf Schröder, Ferdinand Günther
- Kurt Türk, Otto Werner, Otto Köhler
- Herbert Braungart, Walter Tresselt, Fritz Körbs, Wilhelm Wallner, Fritz Engelmann
- Lauscha
- R. Greiner
- L. Eichhorn, H. Köhler
- R. Greiner, Messing I, Wagner
- Müller III, Messing II, B. Köhler, Müller I, Müller II
Spielbericht
Daß auch das zweite Spiel der Jenaer um die mitteldeutsche Meisterschaft unter denkbar ungünstigen Platz- und Witterungsverhältnissen ausgetragen werden mußte, ist insofern bedauerlich, als es auch vor dem heimischen Publikum dadurch kaum möglich war, einen klaren und einwandfreien Nachweis der wirklichen Spielstärke des Ostthüringer Meisters zu erbringen und dem gewohnheitsmäßigen Mißtrauen vor allem der auswärtigen Presse eine nachdrückliche Berichtigung zuteil werden zu lassen. Vielleicht ist es doch bedenklich, daß die wichtigen Entscheidungsspiele in der Zeit der geringsten Wetterbeständigkeit liegen. Dringend zu wünschen wäre es, wenn wenigstens in den weiteren Gängen der Zwischen- und Endrunde dieses Bedenken nicht noch eindringlicher unterstrichen werden müßte.
Noch in den letzten Augenblicken vor Spielbeginn war es zweifelhaft, ob der vom VfB Jena mit anerkennenswerter Mühe hergerichtete kleine Universitätssportplatz vom Schiedsrichter Ott-Naumburg als spielfähig anerkannt werden könnte. Die Grundlosigkeit des Bodens vor beiden Toren war durch die gelben Sägemehlinseln nur trügerisch überdeckt. Trotzdem entschloß man sich auf das Verlangen der Lauschaer Mannschaft, in den Sumpf zu steigen und damit auf die Entfaltung eines raumgreifenden und flüssigen Kombinationsspiels wenigstens theoretisch zu verzichten.
Lauscha wählt Rückenwind, Jena stößt an und läßt von der ersten Minute ab erkennen, daß es ernst zu machen gedenkt. Nichts von Nervosität und Lampenfieber. Alle Spieler wissen, was sie wollen, auch für das Zusammenspiel scheinen Hindernisse nicht zu bestehen. Die Südthüringer zeigen oft einen recht hohen Fußball, der nur durch geschickte Kopftechnik von Mann zu Mann befördert werden kann, aber naturgemäß nicht selten sein beabsichtigtes Ziel verfehlt. Das frische und körperlich energische Draufgängertum, das der Ruf an den Lauschaern hervorhob, konnte gegen die in großer Form spielende Verteidigung Jena nicht zur Geltung kommen. Damit waren die Haupttrümpfe der Gäste von vornherein ausgespielt, und der ersten einheitlichen Aktion des Ostthüringer Sturmes fielen die Gewinnaussichten Lauschas zum Opfer. Nach etwa zehn Minuten Spielzeit hatte der Sturm des Sportvereins erkannt, daß die gegnerische Verteidigung nicht die ihr nachgerühmte Sicherheit aufwies. Zehn Minuten später stand das Spiel bereits 4:0 für Jena; ein Erfolg, der vor allem den guten Flankenläufen des Linlsaußen Tresselt zu verdanken ist. Torschützen waren: Wallner (2) und Körbs (2).
Nach Halbzeit stellte der Sportverein seinen Sturm um. Tresselt tauschte mit Engelmann (h.r.) den Platz, um die bisher etwas vernachlässigte rechte Sturmseite ins Treffen zu führen. Aber wieder wurde dadurch nur bewiesen, daß Tresselt im Innensturm nicht annähernd so gut zur Geltung kommt, wie auf dem Flügel. Andererseits war Braungart, der sich jetzt über Mangel an guten Vorlagen wahrlich nicht mehr beklagen konnte, nach der erzwungenen Untätigkeit in den letzten Monaten noch nicht wieder in der alten Form, wenn er auch das eine Tor, das in dieser Halbzeit noch für Jena fiel, mit Hilfe Tresselts mit auf sein Konto bringen konnte. Lauscha wurde auch jetzt den Jenaern niemals ernstlich gefährlich, und das Eckenverhältnis 7:1 für den 1. Sportverein beweist, daß das Torergebnis ein richtiger Gradmesser für die beiderseitige Spielstärke ist.
Von den Gästen zeigte der Mittelläufer das reifste Spiel. Seine Ballverteilung war genau und durchdacht. Der Torwart wurde von der Verteidigung nicht genügend unterstützt. Er beschränkte sich zu sehr auf die Abwehrarbeit zwischen den Pfosten und hätte manche Gefahr durch entschlossenes Herauslaufen beseitigen können. Die Stürmer scheiterten an der erstklassigen Jenaer Hintermannschaft, die diesmal ein Gesamtlob verdient. Auch die Läuferreihe des Sportvereins tat ihr bestes; Köhler tat sich besonders hervor. Im Sturm war Tresselt als Linksaußen bester Mann. Neben ihm sind Wallner und Körbs, letzterer besonders durch Entschlossenheit im Strafraum, zu nennen.
Der Schiedsrichter hatte infolge der vornehmen Spielweise eine leichte Aufgabe, die er einwandfrei löste. Daß trotz des schier unmöglichen Wetters etwa 600 Zuschauer dem Spielverlauf folgten, ist ein erfreuliches Zeichen für die Anteilnahme der Jenaer an dem Erfolg des Ostthüringer Meisters; viele Hoffnungen und Wünsche werden ihn auch für seine ferneren Kämpfe begleiten.
(aus "Jenaer Volksblatt" vom 16. März 1925)
Weitere Spiele
1. Zwischenrunde Mitteldeutsche Meisterschaft
Am 15.März 1925 wurden außerdem folgende Ergebnisse erspielt:
- in Leipzig(Lindenau) : VfB Leipzig : SpVgg Falkenstein 16:0 (6:0)
- in Halberstadt(Preußenplatz) : Germania 1900 Halberstadt : SV Staßfurt 09 - Wiederholungsspiel : 2:3 (1:3)
- in Dessau(05-Platz) : Cricket-Viktoria Magdeburg : SV Cöthen 02 - Wiederholungsspiel : 5:0 (2:0)
- in Wittenberge(Minerva-Platz) : Hertha 09 Wittenberge : Wacker Halle 2:12 (1:3)
- in Erfurt(Cyriaksburg) : SpVgg 02 Erfurt : SV Gotha 01 1:2 (1:1)
- in Dresden(DSC-Platz) : Guts Muts Dresden : Riesaer SV 7:0 (3:0)
- in Chemnitz(Teutoniaplatz) : Chemnitzer BC : SV Meerane 07 4:2 (2:2)
und am 22.März 1925
- in Aschersleben : FuCC Cricket-Viktoria Magdeburg : SV Staßfurt 09 1:0
Vorunde der Gauligazweiten
Am 22. März 1925 begann außerdem auch die Vorrunde der acht besten Zweitplatzierten aus den mitteldeutschen Gauligen für die Qualifikation zur Endrunde um die Deutsche Fußballmeisterschaft. Dabei wurden folgende Ergebnisse erzielt:
- 1. in Koburg : SC 04 Sonneberg (Südthüringen) : SC Erfurt (Nordthüringen) 0:1 (0:1)
- 2. in Plauen : Konkordia Plauen (Vogtland) : Fortuna Leipzig (Nordwestsachsen) 3:4 (3:3)
- 3. in Chemnitz : Preußen Chemnitz (Mittelsachsen) : Brandenburg Dresden (Ostsachsen) 1:2 (0:1)
- 4. in Magdeburg : Fortuna Magdeburg (Mittelelbe) : Sportfreunde Halle (Saale) 5:1 (4:1)