1924/1925 MDM 2. Zwischenrunde: Wacker Halle - 1. SV Jena 0:3

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Spieldaten
Wettbewerb Mitteldeutsche Meisterschaft,
2. Zwischenrunde
Saison Saison 1924/1925
Ansetzung Wacker Halle - 1. SV Jena
Ort Stadion am Zoo in Halle
Zeit 29.03.1925
Zuschauer 5.000
Schiedsrichter Kühnel (Brandenburg Dresden)
Ergebnis 0:3 (0:1)
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Halle
Schiemann
Skrodzki, Wolter
Geipel, E. Riemann, F. Riemann
Biewald, Niemczyk, Bräutigam, Thomas, Schönfeld
Jena
Rudolf Haase
Rudolf Schröder, Ferdinand Günther
Kurt Türk, Otto Werner, Otto Köhler
Herbert Braungart, Fritz Engelmann, Fritz Körbs, Wilhelm Wallner, Walter Tresselt

Spielbericht

Wer das Glück gehabt hat, mit dem Verfechter des Ostthüringer Fußballrufes nach Halle zu fahren, und es war trotz des nun schon traditionellen Sauwetters ein Glück, der ist mit der klaren Überzeugung heimgekehrt, daß die zwei ersten Jenaer Siege nicht Zufallserfolge bedeuteten und nicht gewonnen wurden, weil der Gegner schlecht war. In Halle hat der 1. Sportverein bewiesen, daß er sich die Stufen zur mitteldeutschen Meisterschaft, die jetzt hinter ihm liegen, durch seine eigene spielerische Leistungsfähigkeit errungen hat. Es wird nun Zeit, daß die ernsten und ironischen Stimmen der Zweifler, die noch immer die öffentliche Meinung und die Sportpresse beherrschen, endlich verstummen, und daß man sich daran gewöhnt, mit dne Jenensern als mit einer Fußballmannschaft zu rechnen, die zu kämpfen und zu siegen versteht, nicht nur im Rahmen der reichlich engen Gaugrenzen, sondern fast besser noch darüber hinaus.

Auf dem angesichts der traurigen Witterungslage verhältnismäßig spielfähigen und trockenen, schön gelegenen Platz des VfL Halle 96 stellten sich dem Schiedsrichter Kühnel - Brandenburg Dresden beide Mannschaften in stärkster Aufstellung. In der Hallenser Elf sah man als rechten Verteidiger und halbrechten Stürmer neue Gesichter. Jena wählt mit Rückenwind. Von Anfang an ist ein schnelles und spannendes Feldspiel eingeleitet, das bald erkennen läßt, wo die Stärke und Schwäche der Gegner liegt. Wacker hat in Thomas einen ballsicheren und in jeder Lage schußfähigen Sturmführer, der der Jenaer Verteidigung Gelegenheit gibt, ihre hohe Form zu zeigen. Die Mannschaft des Sportvereins zeigte das bessere Paß- und Stellungsspiel. Vor allem hatte Werner als Mittelläufer seinen ganz großen Tag. Seine Balltechnik brachte den Hallischen Sturm und auch die Läufer, die sich mit Werner zu messen versuchten, immer wieder in Verlegenheit; seine Vorlagen diktierten beiden Mannschaften das Tempo. Bei einem Angriff des 1. Sportvereins wurde Körbs im Strafraum durch den Mittelläufer Riemann I zu Fall gebracht, der Hallenser machte außerdem Hand. Elfmeter für Jena! Körbs schießt sicher und platziert ein. 1:0 für Jena. Nach Anstoß bleib es bei dem offenen Feldspiel. Bald winkt für Halle der sichere Ausgleich. Ob der Elfmeter, den Kühnel nach einem Zusammenprall Schröders mit Thomas gegen Jena verhängte, zu Recht gegeben war, ist mindestens anzuzweifeln. Riemann schoß neben den rechten Torpfosten. Nach einer Eckballserie vor beiden Toren geht es in die Pause.

Alles sah gespannt nach dem Himmel. Wie lange sollte das Schneetreiben, das den Platz aufweichte und die Spielleistung beeinträchtigte, noch dauern! Der schwere und schnelle Kampf mit Gegner und Wettergott ging also weiter. Nur wenige Minuten schien Halle Boden zu gewinnen, dann fand sich der Sportverein wieder zusammen und bewies, daß falsch geschlossen hatte, wer die Jenenser für abgekämpft hielt. Immer wieder wurde der Sturm von der prächtig und aufopfernd kämpfenden Läuferreihe ins Feuer geschickt. Einen schönen Angriff des rechten Flügels beendigte Engelmann mit einer Flanke, die der Hallenser Tormann Schiemann nur hinter der Torlinie fangen konnte. Noch schien der Schiedsrichter zu zweifeln, ob er auf Tor erkennen sollte, da stellte ihn Körbs durch entschlossenes Nachsetzen vor vollendete Tatsache. Und dann noch zwanzig bange Minuten. Wird Jena den Vorsprung halten? Langsam löste sich mit der rinnenden Zeit die Spannung. Der Sportverein ließ erkennen, daß man ihm nichts mehr nehmen konnte. Noch zwei Minuten, da raffte sich der durch eine Fußverletzung behinderte Linksaußen Tresselt noch einmal mit letzter Entschlossenheit auf und schoß unter jubelnder Begeisterung der zahlreichen Jenaer Vereinsanhänger, in den nun auch breite Schichten der Hallenser Spielbesucher einstimmten, das dritte und schönste Tor des Spiels, unhaltbar für den am Boden liegenden Torhüter Wackers.

Mit dem Schlußpfiff hatte sich die Überzeugung, daß Jena den Sieg durchaus verdient errang, allgemein durchgesetzt, und was man über die Spielleistung der Mannschaft unter den abziehenden Zuschauermassen - es mögen ungefähr 4000 gewesen sein (in der Jenaischen Zeitung 5000 ) - hören konnte, war durchaus schmeichelhaft für die Jenenser. Und dieses Lob, das sei nochmals ausdrücklich hervorgehoben, war ehrlich verdient. Jena hat in den drei Ausscheidungsspielen um die Mitteldeutsche Fußballmeisterschaft ein Torverhältnis von 9:0 erzielt! Erwähnt sei zum Schluß noch, daß auch ein unterlegener Gegner der Vorrunde, Gera 04, an dem Sieg der Jenenser freudigen Anteil genommen und seinen Glückwunsch dem Sportverein telegraphisch bekundet hat. Und der Sportklub Erfurt telegraphierte lakonisch: "Ohne Extrazug, ohne Fähnchen 3:0! Wir gratulieren." Eingeweihte wissen Bescheid.


(aus "Jenaer Volksblatt" vom 30. März 1925)



Schon die ersten Minuten lassen erkennen, daß die Thüringer sich mit den schweren, schlüpfrigen Bodenverhältnissen besser abfinden. Jenas schnelle Angriffe bleiben noch ungenutzt. Jenas Werner läßt Halle gar nicht ins Spiel kommen und unterstützt auch noch den Sturm. Halle nur mit Fernschüssen, welcher der Torhüter allesamt pariert. Dann ein Hin und Her in Halles Strafraum, ein Pfiff. Handelfmeter. Hart und platziert das 0:1 durch Körbs (18.). Jena weiter besser, aber schußunsicher. Die besten Chancen werden ausgelassen. Halles sonst guter Sturm, enttäuscht völlig. Nach einem Alleingang von Thomas wird dieser gefoult - Elfmeter. E. Riemann schießt vorbei (35.). Noch eine Riesenchance durch Thomas, Hase hält den scharfen Schuß. Pause.

Auch in der 2. HZ ist Jena besser. Dann ein langer Ball, Schiemann kann das Leder nicht festhalten, der nachsetzende Mittelstürmer schießt ein - 0:2 (57.). Jetzt Halle etwas besser, auch mit Chancen. Dann sogar noch ein Handstrafstoß für Halle den R. Riemann wieder danebenknallt. Kurz vor Schluß Jena mit schnellem Durchspiel und wohl aus Abseits durch Tresselt das 0:3.

(Bericht frei aus "Kampf: Illustrierte Sportwochenschrift" vom 30.März 1925)

Für die Überraschung des Tages sorgte diesmal der Saalemeister Wacker Halle. Er blieb auf heimischen Boden vom 1. SV Jena, für dessen Aussichten in der Verbandsmeisterschaft vor einigen Wochen wohl niemand einen "Dreier" gesehen hätte, mit 0:3 zahlenmäßig sehr glatt geschlagen. Der Sieg der Jenenser, die sich zu einem immer ernsteren Bewerber der Meisterschaft entwickelt haben, ist durchaus verdient. Die Elf zeigte unter Führung ihres umsichtigen Mittelläufers Werner in allen Reihen ein planvolles, energisches und schußsicheres Spiel, dessen Schnelligkeit die schwereren Wackerleute auf dem glatten Boden bald stark in Nachteil brachte. Wacker Halle spielte dagegen recht zusammenhangslos und brachte es daher gegen die aufmerksame Hintermannschaft der Thüringer nicht einmal zum Ehrentor.

(aus dem Bericht im "Fußball")

Weitere Spiele

2. Zwischenrunde Mitteldeutsche Meisterschaft

Am 29.03.1925 wurden folgende Ergebniss notiert:

  • in Chemnitz (Preußenplatz) : Chemnitzer BC : Guts Muts Dresden - Ausfall (Wetter)
  • in Magdeburg (96er-Platz) : Cricket-Viktoria Magdeburg : VfB Leipzig 2:4 (1:3)
  • in Halle (96er-Platz) : Wacker Halle : 1.SV Jena 0:3 (0:1)
  • Spielfrei : SV Gotha 01

und außerdem am 05.04.1925:

  • in Chemnitz : Nachholespiel : Chemnitzer BC : Guts Muts Dresden 1:2 (1:1)
  • in Leipzig : VfB Leipzig : SV Gotha 01 4:2 (2:1) , 12.000 Z.

Vorunde der Gauligazweiten

Im Halbfinale der Zweitplatzierten aus den mitteldeutschen Gauligen für die Qualifikation zur Endrunde um die Deutsche Fußballmeisterschaft konnte Brandenburg Dresden - Fortuna Magdeburg am 5. April 1925 mit 6:0 (2:0) bezwingen,