1934/1935 Endrunde DM 1. Spieltag: SpVgg Fürth - 1. SV Jena 2:0
Spieldaten | |
Wettbewerb | Endrunde Deutsche Meisterschaft, 1. Spieltag |
Saison | Saison 1934/1935, Hinrunde |
Ansetzung | SpVgg Fürth - 1. SV Jena |
Ort | Zabo in Nürnberg |
Zeit | So. 07.04.1935 |
Zuschauer | 5.000 |
Schiedsrichter | Stadelmeier (Stuttgart) |
Ergebnis | 2:0 |
Tore |
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Andere Spiele oder Berichte |
Aufstellungen
- Fürth
- Ludwig Wenz
- Theo Schwendner, August Zeiß
- Hans Emmert, Ernst Hecht, Konrad Krauß
- Jakob Becher, Georg Frank, Max Leupold, Bernhard Pitzer, Willi Wolf
Trainer: Leonhard Seiderer
- Jena
- Paul Günther
- Walter Hädicke, Kurt Ketteritzsch
- Fred Harthaus, Heinz Kleinsteuber, Heinz Werner
- Walter Bachmann, Alex König, Bernhard Schipphorst, Hermann Schüßler, Rudolf Thier
Trainer: Josef Pöttinger
Spielbericht
Kleeblatt erst halb aufgeblüht - Fürth gewann spielend , war aber nicht in Hochform
Das 2:0 gegen Sportverein Jena ist so recht ein Resultat zu Fehlschlüssen . Man kann annehmen , die Fürther hätten nach größter Anstrengung gerade noch einen knapp aussehenden Sieg errungen . Man könnte anderseits annehmen , Fürth habe in ungenügendem Stil gegen einen recht schwachen Mitbewerber die Punkte heimgeholt . Beide Urteile würden das Ziel verfehlen . Die richtige Definition dieses 2:0 von Nürnberg-Zabo muß heißen : Fürths alte Routine drehte dem Meisterverein des Gaues Mitte in den ersten 45 Minuten die Luft ab , stellte mit zwei Teffern einen dem Sieger ausreichend erscheinenden Torabstand her und ließ dann in der zweiten Halbzeit dem Unterlegenen soviel Spielraum , als ihm ein bequemer Defensivkampf der Fürther einzuräumen bereit war .
Solche Absichten billigt nicht jeder Gegner ! Mitunter ist es schon gekommen , daß sich ein in Sicherheit wiegender Halbzeitsieger nachher auf seinen Lorbeeren ausruhen wollte und dabei plötzlich ins Gedränge geriet , aus dem er sich nur schlecht oder gar nicht mehr befreien konnte . Ich wette 100:1 , daß sich die Fürther bei den Spielen sowohl gegen die Mitbewerber der Gruppe III (Hanau und Stuttgart) , wie im Rückkampf gegen Jena ganz anders auf die Hinterbeine stellen und 90 Minuten kämpfen müssen , um einen etwaigen Vorsprung zu verteidigen und einen Sieg feiern zu können . Haben wir diesmal mit der Methode der Fürther einige Nachsicht . Sie habens nicht böse gemeint und keinesfalls den Gegner durch Überheblichtun kränken wollen .
Als Entschuldigung mag das Versagen von Ersatzspielern und Leuten , die an diesem Tag nur schwankende Leistungen aufzubringen in der Lage waren , gelten . Denn mit Pitzer , einem Nachwuchsspieler am rechten Flügel , der für den noch gesperrten Leupold II amtierte , war beim besten Willen nicht viel anzufangen . Ein solcher Junge , weich und gar nicht stehfest , zappelig und unselbstständig , kann man kaum einen Flügel operationsfähig machen . Der Nebenmann des Versagers war Leupold I , der aus eigener Kraft und in Zusammenarbeit mit Becher die schönsten Sachen schaffte und und auch die beiden Treffer erzielte , die das Ergebnis bedeuteten . Genau so ungenügend im Zusammenhang wars links , wo der Verbinder Wolf ein wüstes Blech zusammenspielte und Frank auf Linksaußen meist in der Luft hängen ließ . Auch Kraus I fehlte , für ihn stand Emmert als Mittelläufer . Auf ihn trifft der Vorwurf des Versagens nicht zu , im Gegenteil : Emmert zeigte vorbildliche Leistungen , vor allem in der Ausnützung der W-Taktik , die von ihm äußerst geschickt verwertet wurde . Dabei assistierten ihn Hecht und Krauß II recht zufriedenstellend . Zu den Leuten , die in der Form erheblich schwankten , zählte bei Fürth diesmal auch der sonst so zuverlässige Verteidiger Schwender dem Zeis als rettender Nachbar wiederholt beistand . Unsicher durch die Vorfälle im Strafraum war auch Wenz , der Ersatztormann . Er hatte aber das nötige Glück dabei , keinen Treffer durchzulassen . Eine Gesamtkritik der Fürther stellt fest , daß sie durch Technik und Routine einen Vorsprung vor Jena hatten , der sich zwangsläufig in Treffern auswirken mußte . Zu Siegen gegen stärkere Mannschaften gehört aber die Erhöhung der Schußkraft im Sturm und die konstante Linie im Spiel während der Distanz .
Jena hat uns sehr gut gefallen . Als die Mannschaft mit 13 Spielern , einigen Begleitern und Trainer Josef Pöttinger am Sonnabend in Nürnberg eintraf , war Gelegenheit geboten , ein Plauderstündchen mit den Gästen aus Thüringen zu benutzen , mehr von ihnen zu hören . Der alte Internationale Pöttinger , der nun seit 8 Monaten im Thüringerland als Trainer wirkt und neben dem Meisterschaftserfolg für Jena auch mit dem VfB Apolda als Kreismeister recht zufrieden sein kann , machte uns auf die Jungens aufmerksam , die am Sonntag besonders in Erscheinung treten würden . Seine Tips sind vollauf eingetroffen , vor allem der Generalnenner für Jena : Junge , kampffreudige Elf , die sich nicht vor dem Schluß geschlagen gibt . Die Jungens , die ein Durchschnittsalter von 24 Jahren haben , sind mit Herz bei der Sache . Gute Kameraden in-und außerhalb des Spielfeldes . Sie haben sich Nürnberg am Sonntagmorgen angesehen und sich gefreut über die Schönheit der romantischen Stadt . Sie haben sich auf dem Spielfeld als Kameraden und faire Sportsleute benommen und rechnet besonders hoch , wenn man ein so wichtiges Spiel verliert . Sie behielten trotz harter Entscheidungen des Unparteiischen , dem absolut kein Vorwurf zu machen ist , den Kopf hoch bis zur letzten Spielsekunde . Ihr größtes Pech war , daß Schüßler bald verletzt wurde . Der talentierte Rechtsaußen , den man in Berlin vom Pokalendspiel her noch in guter Erinnerung haben dürfte , zeigte schon bei den ersten Sologängen mit Flanken seine Gefährlichkeit . Da geschah es , daß er bei Ausführung eines Torschusses mit der Stiefelspitze in den Boden traf und sich eine schmerzhafte Sehnenzerrung zuzog , die ihn für den Rest der Zeit mehr zum Statisten machte . Neben ihm gab Bachmann eine gute Figur ab und einen Torschützen , der etwas kann . Seine Bomben sind allerhand wert , nur wurden sie recht sparsam angesetzt . König führte den Angriff mit Geschick , riskiert allerdings selbst zu wenig . Ob er das von ;;Pötschge`` hat , der früher auch recht vorsichtig ran ging . Die linke Seite mit Schipphorst - Thier kam nicht zu überragenden Leistungen . Brav schaffen die Läufer Kleinstäuber - Werner - Harthaus ; letzterer war Ersatz für Malter , den die Jenenser schmerzlich vermissten . Dafür hatten sie aber einen großen Ausgleich im Tor . Dort stand der von einem anderen Verein zugewanderte Günther und nötigte durch seine Fangsicherheit und seinen Mut Bewunderung ab . Mit seinen Vorderleuten Ketteritzsch und Hädicke konnte er nur bedingt zufrieden sein . Die Verteidiger räumten zwar gehörig auf , wenn die Gegner ankamen . Aber die Kampfweise widersprach vielfach den Regeln . Die Jungen sind zu impulsiv . Das brachte zwei Foulelfmeter ein , die vermeidbar waren . Damit wäre auch der erste Treffer , den die Fürther durch Elfmeter buchen konnten , verhütet worden . Eine brave , fleißig kämpfende Mannschaft hat bei ihrem Start in Nürnberg gut gefallen und mit Anstand verloren . Das ist wohl die beste ;;Kritik`` , die man Jena ausstellen kann .
von O.F. in der Fußballwoche vom 9.April 1935
Anmerkung
- Paul Günther hält in der 75. Spielminute einen Strafstoß von Max Leupold