1939/40 DM6

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Spieldaten
Wettbewerb Endrunde Deutsche Meisterschaft,
Gruppe 2
, 6. Spieltag
Saison Saison 1939/1940
Ansetzung Dresdner SC - 1. SV Jena
Ort Stadion am Ostragehege in Dresden
Zeit So. 16.06.1940
Zuschauer ?
Schiedsrichter ?
Ergebnis 1:0
Tore
  • 1:0 Schaffer (52.)
Andere Spiele
oder Berichte

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Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Dresden
Kreß
Pohl , Hempel
Strauch , Dzur , Köpping
Boczek , Schaffer , Schön , Hofmann , Kapitän

Trainer : Köhler

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Jena
Patzl
Schüßler , Hädicke
Malter , Beckert , Schipphorst
Ganz , Schönborn , Werner , L. König , Seifert

Trainer : Tauchert

Spielbericht

Hotel Hohenzollernhof in Dresden


Große Gegenwehr des Mitte-Meisters in Dresden - Erst nach der Pause kann der DSC die Jenaer bezwingen - In der 52. Minute erzielte Schaffer das einzige Tor

Das letzte Mal , als Eimsbüttel in Dresden zu Gast war , haben wir mit dem Schlußpfiff begonnen . Jetzt wollen wir sogar noch später beginnen . 1:0 hatte der DSC gewonnen , wirklich verdient diesmal und nach großer zweiter Halbzeit , die eigentlich viel mehr hätte einbringen müssen als diesen einzigen mageren Treffer . Da wurde von der Geschäftsstelle schnell ein Ferngespräch nach Osnabrück 2365 angemeldet ; es ist immer gut , wenn man den " Kicker "-Almanach bei der Hand hat . Im Stillen hofften die Dresdner nämlich , mit einem Schlag , d.h., mit einem Tor ( ihrem ersten Torerfolg in den Gruppenspielen des Juni ) Gruppenmeister geworden zu sein . So schnell schießen aber die Preußen doch nicht . Es bleibt vor allem weiterhin bei der knappen Führung mit einem Punkt Vorsprung . Immer noch sind die Eimsbütteler den Dresdnern hart auf den Fersen und erst der nächste Sonntag entscheidet über den Gruppensieg . Ein Unentschieden genügt da ja schon und der DSC-Sturm , wie er sich in der 2.HZ aufführte , der gibt allerhand Hoffnungen sogar auf einen Sieg . Doch das sind Vorschußlorbeeren , wenn wir den Sachsenmeister loben wollen , da brauchen wir uns nicht damit abzugeben , was noch alles werden kann .

Alle Dresdner hinter Jena

Dresdens 1:0-Sieg über den Mittemeister gibt ja Gelegenheit , ihn auf Herz und Nieren zu prüfen und als erfreuliches Ergebnis Kern und Schale als gesund zu befinden . Ließ in der 1.HZ der gesamte Angriff bis auf den Rechtsaußen , von dem noch zu reden sein wird , noch zu wünschen übrig , so zu wünschen , daß auch diesmal stets von der Unentschlossenheit eines Schön , eines Schaffers , den verpassten Gelegenheiten eines Kapitän und eines vorzeitig mutlos resignierenden Richard Hofmanns enttäuschten Zehntausende mit fliehenden Fahnen zum Gegner übergingen und ihn bei jeder Gelegenheit und jedem Vorstoß mit dröhnendem Beifall anfeuerten , so kam die ganze Angriffsreihe nach der Pause als eine ganz andere wieder . Jetzt hatten die Rotjacken vermutlich in der Kabine eine gesunde Auffrischung erfahren . Jetzt gingen sie " in die Vollen " , ließen ihren Gegner einfach stehen , spielten ihn an die Wand , und hatten das Glück , daß einer ihrer ersten gefährlichen Vorstöße bereits zum Erfolg führte . Das stärkte ihren Mut . Das gab ihnen den Auftrieb , im gleichen Spiel auch die letzten Viertelstunden durchzuhalten . Das machte ihren so knappen Sieg mehr als verdient .

Köpping ist lieber Stürmer statt Läufer

Die Hintermannschaft des Sachsenmeisters war auch diesmal wieder gut beieinander . Nur mit Köpping waren wir nicht recht zufrieden . Er fühlt sich eben als Läufer lange nicht so wohl als in der Angriffsreihe , aber in ihrer Gesamtheit haben ja Kreß und seine Vorderleute zweimal gegen Jena , zweimal gegen Osnabrück und einmal gegen Eimsbüttel nicht über einen einzigen Gegentreffer zu quittieren brauchen . Eine bessere Kriegstaktik gibt es nicht , als diese Feststellungen .

Jena eine sehr gute Elf

Nun haben wir aber genug vom Sachsenmeister gesprochen . Jetzt ist der 1.SV Jena an der Reihe , der ja heute seine Gruppenspiele beendete . hat der Mittemeister über der Deckung nicht auch den Angriff vergessen ? Diesen Vorwurf mußte man demnach im Mai noch machen . Tauchert ist mit seinen taktischen Ratschlägen auf fruchtbaren Boden gestoßen , die Saat ist aufgegangen , die Mannschaft hat ihrem Gegner wirklich redlich zu schaffen gemacht . Nur mit verstärktem Einsatz , nur mit dem unerhörten Tempo der zweiten Halbzeit ist es den Dresdnern gelungen , diesem tapferen Gegner beizukommen . Knapp genug ist der Sieg ausgefallen .

Einen Zug später als wie vorgesehen , sind die Thüringer am Sonnabend in Dresden eigetroffen . In Leipzig hatten sie den Anschlußzug verpaßt . Uebrigens ließ es sich Bereichsfachwart Hädicke nicht nehmen , seine Meistermannschaft zum letzten Gang zu begleiten . Mitten auf der Strecke , so zwischen Wurzen und Riesa , begegneten sich die beiden D-Züge , in denen Hädicke nach Dresden und Unger nach Duisburg fuhr . Der sächsische Bereichsfachwart konnte diesmal also nicht den Hausherrn spielen . Noch am Sonnabend wollte man im Thüringer Lager , das natürlich wieder im Hohenzollern-Hof aufgeschlagen war , nicht mit der Sprache heraus . Niemand wußte ( wollte wissen !) wie die Mannschaft nun wirklich antreten würde . 2 Lücken mußten die Saalestädter schließen , ihnen stand diesmal Gorka im Angriff nicht zur Verfügung . Schlimmer war es , daß auch Bachmann fehlte . Seine Verletzung vom vorigen Sonntag wird ihn mindestens 4 Wochen lang vom Spielen fernhalten . Tauchert suchte nach einer Universallösung und fand sie : Werner , der Läufer , wurde in den Angriff beordert , ihm wurde die Sturmführung übertragen , d.h. , nur dann trifft es zu , wenn man Sturmführer ist und Mittelstürmer ersetzt . Hier in diesem Falle aber gab die vom Sportlehrer und Trainer getroffene Maßnahme dem ganzen Spiel eine besondere Anlage . Werner ist Läufer , das berücksichtigte Tauchert , er ließ die

Bitte- Meister-Elf mit Viermannsturm

spielen , Werner hielt sich zurück als Verbindungsmann . Spielerisch hat sich dies in der 1.HZ nicht schlecht ausgewirkt , da waren die Gäste dem Sachsenmeister vollkommen ebenbürtig . König hat Kreß ein paar Mal zu schaffen gemacht . Schwach war aber der rechte Flügel , da Schönborn nicht ganz mithielt . Viel später wurde er aber aus dem Innentrio herausgenommen , tief in der 2.HZ tauschte er mit Seifert , diesem kräftigen und wuchtigen Spieler , der sich im Innensturm ganz anders ausnahm als an dem Flügel . Taucherts Hauptaugenmerk lag aber trotzdem immer noch auf der Abwehr . Der Dresdner Angriff hatte wirklich kein leichtes spiel , ihm wurde heftig zugesetzt . Trotz aller Ueberlegenheit setzten sich die Sachsen ja auch nur zu einem einzigen Erfolg durch . Die ganze Hintermannschaft hat daran Anteil ; außer Tormann Patzl muß auch noch Schüßler , der Blondkopf , hervorgehoben werden , der überall und nirgends war . In diesem Augenblick stürzte er zu Kapitän heraus . jetzt wieder stand er auf der Linie , um bei einem Eckball zu helfen . Ganz zum Schluß hätte er beinahe noch einen Elfmeter erwirkt ! Die Gäste aus Jena haben stärkstem Dresdner Ansturm getrotzt und haben in Ehren bestanden .

DSC wollte sofort im Felde die Führung übernehmen . Das gelang aber nur für die ersten Minuten . Dann zieht Jena auf und wird ebenbürtig . Immer klarer wird die Staffelung der Jenaer Angriffsreihe , vorne die beiden Flügel , dahinter in Aufbaustellung Werner . Eine Reihe Ecken gibt es . In der 1.HZ hat keiner dabei einen Vorteil . Erst nach der Pause setzen sich die Dresdner durch . Das Spiel ist schnell und verteilt , es gibt zügige Angriffe und ebenso geschlossene Gegenstöße , bald tritt der neue Dresdner Rechtsaußen in Erscheinung , nicht einmal nur , sondern immer wieder wartet er mit seinen verwertbaren Flanken auf . Der Innensturm der Dresdner läßt aber alle Gelegenheiten aus . Große Gefahr beseitigt Schüßler , der bei einem Eckball einen Schuß Schöns auf der Linie meisterte . Die größte Gefahr für Kreß kommt durch einen scharfen Schuß Königs . Nach der Pause gewinnen die Dresdner endlich entscheidenden Vorteil . Sie geben das Spiel nicht wieder aus der Hand . Ein Freistoß von Pohl , der Spezialist in dieser Übung ist , wird von Patzl gehalten . Jetzt laufen die DSC-Angriffe schön und flüssig .

Die 52.Minute : Das Tor !

Der Ball läuft von Kapitän über Schön zu Schaffer , Patzl wirft sich , aber zu spät .Gleich darauf will Schön bei einer flanke des Rechtsaußen zu raffiniert placieren , er verfehlt aber sein Ziel . Für 5 Minuten scheidet Schaffer verletzt aus . DSC behält aber gleichwohl im Feld die Oberhand . Hofmann verwirkt in der eigenen Hälfte einen Freistoß , den Werner schießt . Ehe aber König am Balle ist , holt ihn sich Kreß im Springen . In Jena wird auch " Hartglas " fabriziert . Eine Probe davon gibt Schipphorst an Schaffer . Das sind gelegentliche Zwischenfälle , in diesem Kampfspiel , das bei weiter drückender Ueberlegenheit der Sachsen zu Ende geht . Nur eines erzwingen die Platzherren nicht : weitere Tore ! Jetzt schießt Kapitän in die kurze Ecke und hätte vielleicht auf der anderen Torseite Erfolg gehabt . Auch Rechtsaußen Boczek versucht sich in direkten Schüssen , hat aber Pech damit . Bei einem Freistoß , den wieder Pohl tritt , bildet sich schnell eine Jenaer Abwehr . Schön soll den Ball erhalten , verpaßt ihn aber . Es bleibt beim 1:0 , und schließlich sind beide damit zufrieden .

Bericht von Paul Hoeritzsch im Kicker vom 18.Juni 1940