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Spieldaten | |
Wettbewerb | Gauliga Ostthüringen |
Saison | Saison 1930/1931 Rückrunde |
Ansetzung | VfB Jena : 1.SV Jena |
Ort | VfB-Platz in Jena |
Zeit | So 23.11.1930 14:30 |
Zuschauer | |
Schiedsrichter | |
Ergebnis | 0:2 |
Tore |
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Andere Spiele oder Berichte |
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Aufstellungen
- VfB
- Spring
- Kantowski , Ketteritzsch
- Seyffarth , Knote , Herger
- Hertel , Westphal , Engelmann , Köditz , Küchenmeister
- 1.SV
- u.a. Großkopf , Schüßler , Werner
Spielbericht


Wenn die Verbandsschlacht , die der VfB Jena in Apolda am vorhergegangenen Sonntag zu bestreiten hatte , gar keinen Vergleich zuläßt zum gestrigen Spiel auf dem VfB-Platz , wie uns berichtet wurde , so müßten wir eigentlich über die Vorgänge des Ortstreffen am Totensonntag ganz schweigen und nur von einigen Spielvorgängen etwas sagen . Aber das geht doch in diesem Falle nicht an . Für uns genügt das gestrige Spiel vollkommen , um unser Urteil über das bestehende Spielsystem erneut zu erhärten , vor allem aber zu bemerken , wie gering doch eigentlich der Einfluß auf Spieler und Anhänger durch die Vereine sein muß , wenn dieser zum Haß gesteigerte Vereinsfanatismus immer wieder so spontan zum Ausdruck kommt . Wir möchten dabei betonen , daß wir das Spiel von beiden Parteien als sportlich unanständig durchgeführt betrachten . Es ist für uns , ganz allgemein und grundsätzlich betrachtet , sportlich genau so unanständig , wenn der Spieler X den körperlich schwächeren Gegner lächelnd an sich abprallen läßt , als wenn dieser dann ungestüm und ohne Ueberlegung der Folgen nach dem Ball tritt . Es ist beinahe noch unanständiger , wenn man vom "Sportkameraden" als Spielgegner hart angegriffen wird , sich darüber laut entrüstet und ihm dann bei passender Gelegenheit nachläuft , um die Sache "quitt zu machen" . Was diese Dinge anbelangt , wurde u. W. von beiden Parteien je ein Spieler verwarnt , nur daß der VfB er den Platz verlassen mußte , während der Sportvereinler ungestraft weiterspielen durfte . Diese Herausstellung , war eine Fehlentscheidung , weil in nicht gezählten ähnlichen und schlimmeren Fällen nicht einmal Freistöße verhängt wurden . Es ist vom Publikum unsportlich , wenn es bei körperlichen Verstößen des Gegners eine drohende Haltung einnimmt , mit Ausdrücken der Beleidigung nicht sparsam umgeht , und beim gleichen Verstoß des eigenen Mannes nur verhaltenes Beifallsgemurmel übrig hat . In dieser Hinsicht ist übrigens das gestrige Spiel wieder ein Beweis mehr dafür gewesen , wie wenig eigentliche Fußballanhänger als vielmehr bloße Parteianhänger zugegen waren .
Das Spiel selbst bot nur in der ersten Halbzeit sportliche , schöne und spannende Kämpfe . Der VfB leistete den Sportvereinlern energischen und spielerisch auch guten Widerstand , so daß die erstmalig auf dem VfB-Platz als Gäste spielenden SV er nur zu einem Tor kommen konnten . Zu einer wirklich gefährlichen Lage für den Sportverein kam es dabei allerdings nicht . Wohl konnte er seinerseits ungleich mehr Schüsse auf das VfB-Tor abgeben , doch wurden diese von dem wirklich guten Hüter desselben sicher gehalten . Das Spiel war während dieser Zeit offen und auf beiden Hälften ungefähr gleichmäßig verteilt . In der zweiten Halbzeit vermochte der VfB den Bundesgenossen Wind aber auch in keiner Weise auszunutzen . Sein Spiel wurde zerfahren , ungenau , und die Mannschaft stand nicht durch . Allerdings spielte sie nur mit 10 , zuletzt sogar nur noch mit 9 Mann . Schüßler , 1.SV , wurde zunächst anscheinend schwer verletzt , als er dem VfB-Verteidiger ungestüm in den Schuß lief , kam aber bald , lebhaft von den Freunden begrüßt , wieder aufs Spielfeld . Vorher schon hatte er eine Flanke von Werner prächtig verwandelt . So war er auch diesmal wieder der Held der SV-Stürmerreihe , obwohl wir nicht versäumen möchten , daß Werner zwar mit seinen Torschüssen kein Glück , desto mehr aber mit seinem unauffälligen Aufbauspiel hatte . Er war immer gut abgedeckt , leistete aber technisch auf dem Felde mit das beste . Beim VfB zeigten Hercher und Seiffarth als Läufer und Spring im Tor die beste Arbeit . Der Sturm war nur bis zum 16-Meter-Raum gut , um von hier an völlig zu versagen . Wir erinnern uns nicht , daß Großkopf im Sportvereinstor einen einzigen gefährlichen Schuß gehalten hätte . So blieb es bis zum Schluß bei zunehmender Ueberlegenheit des 1.SV . 2:0 , ohne daß auch der 1.SV allzu große Dinge vollbracht hätte . Sein Sieg war jedoch vollauf verdient , auch hätte er bei etwas mehr Glück sein Torkonto leicht erhöhen können . Das Spiel wurde ganz und gar nicht im Sinne der Toten ausgetragen , auch nicht soviel Taktgefühl hatte man mitgebracht , ihnen eine Gedenkminute zu widmen , wie es bisher üblich war . Besser wäre es gewesen , ein solches "Ortsderby" an diesem Tage gar nicht auszutragen . Der Schiedsrichter zeigte keine parteiische , wohl aber eine ungleichmäßige Leistung .
Jenaische Zeitung vom 24.11.1930
Spiele
(23.11.1930)
- Vimaria Weimar : Richthofen Weimar 2:2
- VfB Jena : 1.SV Jena 0:2
- SV Kahla : SC Weimar 1:2
- VfB Rudolstadt : VfL Saalfeld 3:1
(30.11.1930)
- SC Weimar : SC Apolda 1:3
- VfB Apolda : Richthofen Weimar 3:0