30/31 MD4
Spieldaten | |
Wettbewerb | Mitteldeutsche Meisterschaft Vorschlußrunde |
Saison | Saison 1930/1931 |
Ansetzung | 1.SV Jena : Preußen Langensalza |
Ort | VfB-Platz in Jena |
Zeit | So. 22.03.1931 15:00 |
Zuschauer | 4.535 |
Schiedsrichter | |
Ergebnis | 2:4 (0:2) |
Tore |
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Andere Spiele oder Berichte |
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Aufstellungen
- Jena
- Großkopf
- Kleinsteuber , Werner , ? , Schüßler , ?
- Langensalza
- Helbing
- Henninger , Muenstefering
- Gruber , Neuser , Hausmann
- Dietershagen , Schütze , Brauer , Thiem , Schrepel
Spielbericht
Seit seinem Bestehen hat der VfB-Platz soviel Zuschauer zu einer sportlichen Veranstaltung noch nicht gesehen . Es mögen wohl über 4000 Menschen gewesen sein , die Zeuge eines Vorschlußrundenspieles um Mitteldeutschlands Meisterschaft waren . Die VfB er hatten sich in der Herrichtung ihres Platzes auch alle Mühe gegeben , so daß bei den für den Boden der Saalewiesen in den vorhergegangenen Wochentagen recht ungünstigen Witterungsverhältnissen und dem jetzigen hohen Grundwasserstand dennoch eine über alle Erwarten einwandfreie Austragung dieses Thüringer Meisterschaftstreffens möglich wurde . Die Organisation klappte einwandfrei , das Jenaer Publikum verhielt sich mustergültig , die Mannschaften schieden friedlich voneinander , die Besiegten gratulierten den Siegern - so daß man , angenehm enttäuscht , vom "Fußballplatz" nach Hause gehen konnte , angenehm enttäuscht auch über das Spiel an sich , das bis auf wenige Härten ruhig und anständig verlief und deshalb für den Fußball propagandistisch mit in erster Reihe stehen dürfte . Obwohl wir in der Vorschau keine der Mannschaften zum ausgesprochenen Favoriten stempelten , kam es doch so , wie wir es anzudeuten versuchten ; denn es siegte die Mannschaft die eine bessere Torquote in den bisherigen Spielen aufzuweisen , also die besseren und glücklicheren Schützen hatte . Daß Glück zum Spiel gehört , bewiesen besonders die beiden ersten Treffer von Langensalza , die in der ersten Viertelstunde den Gästen eine ganz überraschende 2:0-Führung brachten . In ihrer Art waren diese Tore Glanzleistungen , doch glauben wir , daß der glückliche Langensalzaer Schütze eine Flanke von rechts außen hereingeben wollte , wobei der Ball haarscharf den rechten Torwinkel passierte - für den kleinen Jenenser Torwart kaum zu halten . Bei einem anderen wunderschönen Angriff Langensalzas gelang es dem Mittelstürmer , dem Ball mit dem Kopf eine andere Richtung zu geben und damit unhaltbar einzulenken - ein Sprung und eine Kopfbewegung , die in hundert Fällen nur einmal glücken und Pech für die eine Partei bedeuten , wenn sie der anderen gerade im Vorschlußspiele gelingen . Außer diesen beiden Bällen war Großkopf im Jenaer Tor vor allzu schweren Aufgaben nicht gestellt . Auch der Sportverein ging nicht chancenlos aus der ersten Halbzeit . Im Fernschuß wurde vom Langensalzaer Torwächter glänzend gehalten , ein wohlgemeinter Kopfstoß Schüßlers verfehlte sein Ziel , und bei einem Eckball klärte der Preußentorsteher sicher . Dem Spielverlauf nach aber hatte Langensalza seinen Torvorsprung wohl verdient . Läuferreihe und Sturm arbeiteten systemvoller , so daß der 1.SV eigentlich nie recht ins Spiel kam . In zwei Punkten unterschieden sich die Parteien in der ersten Halbzeit grundlegend . Die Preußenspieler stoppten , trippelten und gaben dann genau ab , die Sportvereinler schlugen den Ball unmittelbar zurück oder weiter und blieben so in der Abgabe ungenau - die Gäste spielten ruhiger und besonnener , die Jenenser aufgeregt und verkrampft . Die zweite Halbzeit verlief im ersten Teil verheißungsvoll für den 1.SV . Zwar glückte den Langensalzaern zunächst noch ein 3. Tor , nachdem ein Fernschuß vom Pfosten zurückgeprallt war , doch dann nahmen die Jenenser das Heft in die Hand und holten kurz hintereinander auf 2:3 auf . Dabei resultierte das eine Tor aus einer völlig falschen Abwehr des Langensalzaer Verteidigers , der den sicher ausgehenden Ball ins Feld zurückzog und ihn damit Werner vorlegte , der unhaltbar einschoß . Am anderen Erfolg trägt der Gästetorwart allein die Schuld . Dem Druck der SV-Elf nach hätte man jetzt den Ausgleich erwarten müssen . Doch Eifer und Kampfkraft waren bald wieder erlahmt , so daß die Gäste wieder tonangebend wurden und aus einer Ecke auch noch den vierten Erfolg und damit den Sieg erringen konnten . Eckenverhältnis 3:2 für Langensalza . Ueber beide Mannschaften soll folgendes kritisch bemerkt sein : Die Jenenser machten von allem Anfang an einen etwas müden Eindruck . Die sonst recht gute Läuferreihe war in der Abwehr , noch weniger aber im Spielaufbau glücklich . Ganz versagte hierin ihr Mittelläufer , der nur nach der Pause einen frischeren Eindruck machte , um dann ebenso wie vorher abzufallen . Gegen die Jenaer Verteidigung wandte der Gästesturm die einzig mögliche Methode des kurzen und steilen Ueberspielens an , also eine schnelle und wendige Körperbewegungen erfordernde Spielweise , der die schlagsichere und schwere SV-Verteidigung nicht immer gewachsen war . Das Schmerzenskind aber war bei den Jenensern der Sturm . Er zeigte nur wenig wirklich gute und erfolgsversprechende Angriffe und hatte ebenso wenig gute Einfälle . Die sonst starke Seite Kleinsteuber-Werner hatte den vielleicht besten Mann der Gäste als Verteidiger gegen sich , der diese Angriffe meistens sicher unterband . Besser war bei den Gästen vor allem die Läuferreihe , die gleichmäßig und ruhig arbeitete . Der Sturm , besonders Halblinker und Mittelstürmer , nahm die Bälle schnell auf und war im Angriff stets gefährlich . Von der Verteidigung war wirklich gut der linke Mann , während der rechte bedenkliche Schwächen aufwies . Im ganzen aber zeigte die Gästemannschaft eine geschlossenere Leistung als die des 1.SV . Sie spielte von Anfang an ein eigenes System , gegen das die Jenenser aus dem der Abwehr nie recht herauskamen , so sehr der Gesamtverlauf des Kampfes auch als offen bezeichnet werden muß . Langensalza ist also Endspielteilnehmer im Kampf um Mitteldeutschlands Meisterschaftstitel . Trotz aller Ruhmestaten bisher , trotz der guten Leistungen am Sonntag trauen wir ihm einen Sieg gegen den Titelverteidiger DSC nicht zu . Die Gäste vom Sonntag werden um eine glatte Niederlage nicht herumkommen , die so dem 1.SV Jena sicher erspart geblieben ist ; denn solch ein Klassefußball war es nicht , den sie in Jena zeigten , zumal auch der Sportverein noch unter sonstiger Form spielte . Die Provinz hat in diesem Jahr ungemein erfolgreich , vielleicht auch sehr glücklich gespielt , das Endspiel aber wird zeigen , daß Langensalza an sich kein Repräsentant des mitteldeutschen Fußballs sein kann , oder aber die Großstadt hat tatsächlich an Spielstärke nichts mehr voraus .
Jenaische Zeitung am 23.03.1931
Spiele
(22.03.1931)
- in Zwickau : Planitzer SC : Dresdner SC 1:3 , 14.759 Z.
- in Jena : 1.SV Jena : SV Preußen Langensalza 2:4 , 4.535 Z.
- Schlußspiel (29.03.1931)
- Dresdner SC : SV Preußen Langensalza 6:0 , 25.000 Z.