32/33 Pok8
Spieldaten | |
Wettbewerb | Mitteldeutscher Pokal , Vorschlußrunde |
Saison | Saison 1932/1933 |
Ansetzung | Polizei SV Chemnitz : 1.SV Jena |
Ort | Preußenplatz Clausstraße in Chemnitz |
Zeit | 23.04.1933 16:00 |
Zuschauer | 15.000 |
Schiedsrichter | Hohl (Halle) |
Ergebnis | 9:2 (2:1) |
Tore |
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Andere Spiele oder Berichte |
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Aufstellungen
- Chemnitz
- Weggel
- ? , Boche ; ?
- Mädler , Munkert , Syrba , Helmchen , Schneider
- Jena
- Großkopf
- Ketteritzsch , Opatz
- Grübner , Werner , Sturm
- Kleinsteuber , Schüßler , Bachmann , Köditz , Thier
Spielbericht
Kicker :
Das Chemnitzer Treffen zwischen dem PSV und dem 1.SV Jena brachte mit der 2:9-Schlappe der spieltüchtigen Jenaer eine erhebliche Überraschung . Die Chemnitzer traten mit einem neuen , angeblich aus dem Arbeiterlager zugewanderten Sturmführer an , der sich neben Erwin Helmchen , der "Schußkanone" des PSV , vorzüglich bewährte wie , besagt das Endergebnis ja zur Genüge .
Jenaische Zeitung :
Der gute Ruf und die bisherigen Leistungen der 1. Mannschaft des 1.Sportvereins Jena hatten wenigstens 15 000 Zuschauer auf den Preußensportplatz gelockt . Man erwartete natürlich auch von der Mannschaft , die sich bis zur Vorschlußrunde in den Mitteldeutschen Pokalspielen durchgekämpft hatte , etwas ganz Besonderes . Nachdem kurze Zeit vorher der Sportklub Erfurt in den Spielen um die Mitteldeutsche Meisterschaft nach einem gewaltigen Kampfe gegen Polizeisportverein Chemnitz erst in der Verlängerung mit 3:2 unterlegen war , erhoffte man , durch den 1.Sportverein Jena eine weitere Spitzenleistung zu erleben . Aber Eingeweihten war schon lange bekannt , daß mit den Leistungen Werners als Mittelläufer die Mannschaft des 1.Sportvereins Jena steht und fällt . Hier trifft man schon den Kernpunkt der Katastrophe von Chemnitz . Bis zum letzten Tage war noch nicht klar , ob der verletzte Werner imstande sei , in diesem wichtigen Spiele mitzuwirken . Die Aufstellung desselben hat sich auf Grund der vorliegenden Tatsachen als Fehler erwiesen . Daraus aber der Leitung einen Vorwurf machen zu wollen , dürfte überflüssig sein , mußte man doch auch den behinderten Werner immer noch größere Leistungen zutrauen als irgendeinem Ersatzspieler . Wichtig war auch das Mitwirken von Werner deshalb , der Mannschaft von vornherein einen moralischen Halt zu geben . Leider mußte sich Werner in diesem Spiele derartige Schonung auferlegen , daß der gesamte Aufbau und die Schnelligkeit darunter litten . Jena begann gegen Sonne und Wind reichlich nervös . Ballaufnehmen gelang durch das äußerste schnelle Zerstörungsspiel der Polizei ganz selten . Im Angriff der Polizei lag Schnelligkeit vom ersten Augenblicke an und man beobachtete sofort , daß die Stärke der Polizei überhaupt im Angriff , insbesondere bei Helmchen , Halbrechter , und Mädler , Linksaußen , lag . Trotzdem glückte Jena in der 9. Minute durch flachen Schrägschuß Bachmanns , das 1. Tor , welches Schüßler durch energischen Flankenlauf vorbereitete . Bereits in der 11. Minute kann der Chemnitzer Mittelstürmer Syrba ausgleichen , nachdem Kleinsteuber wieder einmal zögerte , den Ball rechtzeitig weiterzuspielen . Jetzt drückt Chemnitz auf Tempo , Ketteritzsch und Opatz können jedoch nicht alles allein schaffen . Werner als Mittelläufer ist zu langsam und vorsichtig , Grübner wird immer wieder umspielt . Kurz vor der Torlinie Jenas hebt Helmchen den Ball über die Latte . Kurze Zeit später stoppt Großkopf einen Angriff , fast auf der Torlinie . Es kämpfen zeitweise zwei Verteidiger gegen eine körperlich wuchtige Stürmerreihe mit größtem Schneid . Jetzt lahmt nach einem Zusammenstoß auch Bachmann wieder . Helmchen jagt einen Ball an die Latte . Grübner verfehlt den Ball . Sofort schießt Mädler scharf daneben . Was den bisherigen Gegnern stets Hauptsache war , Helmchen scharf zu bewachen und abzudecken , wird von Jena sorglos außer acht gelassen . In der 40. Minute erhält Grübner einen scharfen Ball vor den Leib und muß ausscheiden . Kleinsteuber übernimmt Grübners Posten . Kurz darauf köpft Helmchen das Führungstor ein und , nachdem Munkert nochmals über das leere Jenaer Tor geschossen und Köditz einen aussichtsreichen Vorstoß durch schlechten Stoß an Bachmann zunichte gemacht hat , ist Halbzeit mit dem recht schmeichelhaften Halbzeitstand von 2:1 für Chemnitz .
Wenn man hoffte , nach Halbzeit mit Wind und Sonne ein Drangspiel Jenas zu erleben , hatte man sich schwer getäuscht . Grübner erscheint wieder mit und spielt jetzt rechtsaußen . In der 50. Minute schieß Helmchen das 3. Tor . Chemnitz ist überhaupt nicht mehr zu halten . Wuchtige schnelle Angriffe , meistens durch Mädler vorgetragen , bringen das Jenaer Tor immer wieder in Gefahr . In der 52. Minute kann Großkopf eine genaue Flanke des Rechtsaußen Schneider gerade noch abwehren . Jenas Angriffe werden immer planloser . Weggel , der bekannte Chemnitzer Tormann beherrscht den gesamten Strafraum , wobei er denselben sogar verläßt . Den Freistoß jagt Schüßler weit übers Tor , wie Schüßler sich überhaupt in ungenauen Fernschüssen versucht . Wieder ist es Helmchen , der eine Linksflanke unhaltbar zum 4. Tore verwandelt . Der Chemnitzer Linksaußen schafft immer wieder den Ball nach vorn , da ihm der gegnerische Läufer überhaupt nicht gefährlich wird . Jena versucht jetzt sein Heil in Umstellungen , indem Thier in die Mitte geht und Bachmann halbrechts . Linksaußen versucht sich Werner , dessen Mittelläuferposten Schüßler einnimmt . Es erweckt den Anschein , als ob diese Umstellung nützlicher sei . Nach einem raschen Durchspiel erzielt Thier durch prächtigen Schrägschuß das 2. Tor für Jena in der 60. Minute . Aber schon 2 Minuten später schießt der Rechtsaußen Schneider einen scharfen Ball unter die Latte zum 5. Tore . Durch eine rückwärtige Flanke gab Werner hierzu Hilfsstellung . Mehr und mehr fällt Jenas Mannschaft auseinander . Die Polizei verschärft das Tempo , während Jena immer mehr versagt . Von System ist nichts mehr zu spüren . Jenas Hintermannschaft kann diesem Drucke nicht mehr standhalten . Großkopf versucht in der 64. Minute durch blitzschnelles Dazwischenfahren das 6. Tor Helmchens zu verhindern , wird aber dabei verletzt . Werner geht zurück in das Tor . Mit verbundener Hand erscheint 8 Minuten später Großkopf wieder . Bereits 2 Minuten später schießt Helmchen ein 7. Tor , welchem er in der 84. und 88. Minute noch das 8. und 9. Tor anreiht . Von den letzteren 3 Toren hätte vielleicht eins oder das andere verhindert werden können , wenn Großkopf nicht verletzt im Tore gestanden hätte , aber auch wenn Kleinsteuber als rechter Läufer in der Lage gewesen wäre , den Linksaußen Mädler mehr am Flanken zu hindern . Die besonders zahlenmäßig sehr blamable Niederlage hat erneut den Beweis erbracht , daß nicht allein Wille und Energie ausreichen , Erfolge zu erzielen , daß vielmehr , reife Technik , Ball-und Körperbeherrschung unbedingt erforderlich sind , um über den Rahmen von Durchschnittsleistungen hinauszuwachsen . Dies vermißte man bei Jena verschiedentlich vollständig . Nur durch eifriges Trainieren können diese Mängel beseitigt werden. Die Chemnitzer Polizei bot eine sehr gute Gesamtleistung , was ihr aber auch bei dem zusammenhangslosen Spiele der Jenaer Mannschaft nicht besonders schwer fiel . Helmchen , Mädler , Boche bei Chemnitz , Ketteritzsch , Opatz , Thier , Sturm bei Jena waren die besten Leute . Der Schiedsrichter Hohl , Halle , bot eine sehr gute Schiedsrichterleistung .
Jena erhebt gegen die Wertung diese Spieles trotzdem Einspruch , da der Mittelstürmer Syrba erst vor 2 Wochen vom Arbeitersportkartell zum Polizeisportverein Chemnitz übergetreten ist . Seine Mitwirkung war satzungsmäßig unzulässig , da er zugegebenermaßen noch kein Verbandsspiel beim PSV Chemnitz ausgetragen hat . Ecken 9:7 für Chemnitz .
Erich Fröhlich
Der Protest wurde abgelehnt . A.S.
Spiele
Vorschlußrunde 23.4.33
- Dresdner SC : Wacker Leipzig 5:2
- Polizei SV Chemnitz : 1.SV Jena 9:2 (2:1)
Schlußspiel 30.4.33
- PSV Chemnitz : Dresdner SC 2:4