1968/1969 11. Spieltag: FC Vorwärts Berlin - FC Carl Zeiss Jena 1:0
Spieldaten | |
Wettbewerb | DDR-Oberliga, 11. Spieltag |
Saison | Saison 1968/1969, Hinrunde |
Ansetzung | FC Vorwärts Berlin - FC Carl Zeiss Jena |
Ort | F.-L.-Jahn-Sportpark in Berlin |
Zeit | Sa. 26.10.1968 14:30 Uhr |
Zuschauer | 10.000 |
Schiedsrichter | Helmut Bader (Bremen/Rhön) |
Ergebnis | 1:0 (0:0) |
Tore |
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Andere Spiele oder Berichte |
Aufstellungen
- Berlin
- Alfred Zulkowski
- Manfred Müller
- Wolfgang Strübing, Erich Hamann, Rainer Withulz
- Horst Wruck, Gerhard Körner
- Rainer Nachtigall, Jürgen Nöldner, Horst Begerad, Jürgen Piepenburg
- Trainer: Fritz Belger
- Jena
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Heinz Marx
- Werner Krauß, Peter Rock, Michael Strempel, Gerd Brunner
- Rainer Schlutter, Harald Irmscher, Roland Ducke
- Peter Ducke, Bernd Krauß
- Trainer: Georg Buschner
Spielbericht
Weil Körner Irmscher ausstach...
Er tat ein wenig geheimnisvoll, beugte sich, auf dem Weg zum Warmmachen, etwas herunter und raunte mir zu: "Es wird ein schweres Spiel, das vom Pärchenbetrieb bestimmt wird. Doch wir gewinnen 1:0, und vielleicht schieße ich das Tor!"
Tatsächlich stimmte Horst Begerads Voraussage in jeder Weise, und er hatte nach dem Schlußpfiff Grund zum Strahlen: "Was habe ich gesagt?!", freute er sich, ehe er die entscheidende Szene so schilderte: "Körner nahm Strübings Paß auf, spielte Irmscher aus" (was ihm etliche Male gelang) "und flankte zur Mitte. Nachtigall traf die Kugel voll aus der Luft. Tückisch setzte der Ball vor Grapenthin auf, der ihn einfach nicht festhalten konnte. Einmal ließ mich Strempel, der mich hart, jedoch immer fair markierte, aus den Augen. Da war´s passiert!" Und so sah der Treffer aus der Sicht Hans-Ulrich Grapenthins aus: "Nachtigalls scharfer Schuß senkte sich urplötzlich, der Ball sprang vor mir auf. Festhalten konnte ich ihn nicht. Vielleicht hätte ich ihn weiter wegboxen müssen. Pech!"
Halten wir fest: Der lange Torwart rechtfertigte Trainer Georg Buschners Vertrauen in jeder Hinsicht: "Er muß eine Chance zur Bewährung auch in der Meisterschaft haben", begründete er Grapenthins Einsatz, "er kann ein großer Torwart werden." Und das bewies er auch nachdrücklich. Absolut sicher bei hohen Bällen, resolut im Herauslaufen,, veranlaßte seine Leistung Wolfgang Blochwitz zu dem Kommentar: "Er beging keinen Fehler. Wenn wir unterlagen, dann deshalb, weil wir unsere Chancen - und wir hatten mehr als der FCV - nicht nutzten!"
Untersuchen wir diese Bemerkung: Das Eckenverhältnis von 12:8 spricht durchaus für das Bemühen des Meisters. "Jeder Eckball von Roland bedeutete Gefahr", wußte Alfred Zulkowski ein Liedchen von des Altmeisters Musterecken zu singen. Sicher auch wurden dabei, und nicht nur dabei, einige Chancen herausgeholt, allerdings von B. Krauß (er verspricht noch einiges) und anderen diesmal überhastet vergeben, wobei Zulkowskis tolle Parade bei Brunners Schuß (67.) nicht unerwähnt bleiben soll. Indes: Auch der FCV hatte seine Möglichkeiten. So durch Begerad (15.), so bei der Kanonade in der 70. Minute, als sich nacheinander Nachtigall, Nöldner (zweimal) und Begerad versuchten. Diese Chancen also hoben sich weitgehend auf. Deshalb sind die Ursachen für den verdienten FCV-Sieg anderswo zu suchen.
Und damit kommen wir zu Begerads Wort vom Pärchenbetrieb. "Wir ahnten Buschners Vorhaben", sagte FCV-Assistenztrainer Gerhard Reichelt, "und stellten uns darauf ein." Das sah so aus: Bis auf Marx und Müller, beide als Libero fungierend, hatte jeder seinen Mann. Hamann gegen P. Ducke, Withult-Schlutter, Wruck-R. Ducke auf der einen und Rock-Nöldner, Strempel-Begerad, Irmscher-Körner auf der anderen Seite waren einige dieser Pärchen. Maßnahme und Gegenmaßnahme schienen sich lange Zeit aufzuheben, neutralisierten sich zunächst total. Natürlich führte das zu einer Erstarrung des Geschehens, vor allem beim FC Carl Zeiss, weil hier nur Rock sehr oft mit nach vorn stieß, andere Abwehrspieler (bis auf W. Krauß zweimal) das kaum taten. In dieser Hinsicht hatte der FCV die klarsten Vorteile; hier machte sich das individuelle Vermögen einiger Spieler, eine Situation taktisch richtig einzuschätzen, belebend bemerkbar. Und eben weil sich die kollektiven Maßnahmen weitestgehend aufhoben, mußten Individualhandlungen den Rahmen sprengen. Zwar mühte sich R. Ducke sehr darum, zwar fand er auch bei seinem Bruder (aber immer wieder diese Unbeherrschtheiten!) und anderen Unterstützung, doch der FCV gab sich, vor allem dank Hamanns großem Spiel, keine Blöße. Diese Lücke fanden die Berliner bei Irmscher, der Körner einfach nicht zu halten vermochte. Sicher war Irmscher mitunter stark am Ball. Doch das erwartet man einfach von ihm. Seine mangelnde Beweglichkeit, auch in taktischer Hinsicht, fiel erneut auf. Dank Körners Umsicht, nicht nur in der Torszene bewiesen, wurde das entscheidend genutzt.
So war es vor allem für die Trainer, weniger für die Zuschauer, ein interessantes Spiel. Den großen Zuschnitt vermißte man, vielleicht auch ließ die Aufgabenstellung durch die Trainer (für wen aber wird Fußball gespielt?) diese Linie nicht zu.
Spieler des Tages in der FUWO waren Erich Hamann ( Vorwärts Berlin ) und Hans-Ulrich Grapenthin (Jena ).
Zum Schiedsrichterkollektiv: Eine starke Leistung Baders! Bei einigen Unebenheiten (Müllers Foul an R. Ducke oder zu offensichtliches Zeitschinden) hätte man sich energischeres Einschreiten gewünscht.
(Klaus Schlegel in "Die Neue Fußballwoche" vom 29. Oktober 1968)
Junioren : 0:3 - Jena : Benkert , Pogorzelski , Rummler , Finna , Struppert , K.Weise , Wachter , Nößler (Wackwitz) , Jauch , E.Weisse , Danz - Tore : E.Weisse 2 , Danz