1969/1970 EC III 3. Spiel: FC Carl Zeiss Jena - US Cagliari 2:0

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Spieldaten
Wettbewerb EC III, 2. Runde Hinspiel
Saison Saison 1969/1970
Ansetzung FC Carl Zeiss Jena - US Cagliari
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit Mi. 12.11.1969 14:00
Zuschauer 18.000
Schiedsrichter Paul Schiller (Österreich)
Ergebnis 2:0
Tore
  • 1:0 Rock (63., Freistoss
    aus 18 m)
  • 2:0 Irmscher (73.,
    Foulelfmeter)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Jena
Wolfgang Blochwitz
Peter Rock
Udo Preuße, Helmut Stein, Michael Strempel, Werner Krauß
Harald Irmscher, Rainer Schlutter, Roland Ducke
Peter Ducke, Dieter Scheitler

Trainer: Georg Buschner

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Cagliari
Enrico Albertosi
Giuseppe Tomasini
Mario Martiradonna, Pierluigi Cera, Comunardo Niccolai, Eraldo Mancin
Angelo Domenghini, Nenè, Ricciotti Greatti
Sergio Gori, Mario Brugnera

Trainer: Manlio Scopigno

Spielbericht

Das Konzept selbstbewußt durchgesetzt

Knapp 90 Minuten vor dem Anpfiff in Jena sahen die Tausende, die schon ins Stadion strömten, Jenas Geburtstagskind Werner Krauß (Gratulation zum 31.) schon eifrig am Ball. Erleichtert atmete er auf, als Georg Buschner entschied: "Es geht." Krauß hatte sich im Training eine Verletzung zugezogen, sein Einsatz war fraglich, und es versteht sich, daß er nach dem positiven Entscheid seine Sache besonders gut machen wollte. Georg Buschner änderte nichts an der abgesprochenen Konzeption, ließ nicht den Gedanken einer Unschlüssigkeit aufkommen. Auch als Rivas Fehlen feststand, blieb W. Krauß bei seinem ursprünglichen Gegenüber Domenghini, obgleich der Gedanke, etwa Strempel oder Preuße mit dieser Aufgabe zu betrauen, nahelag.

"Gewiß, der Gegner ist berühmt, ist stark, hat besonders auffallende Könner in seinen Reihen,auf die wir uns einstellen, aber wir wollen dem Gegner unsere Konzeption entgegenstellen, bauen unseren Plan auf unseren Stärken auf. Und wer bei uns spielt, hat mein Vertrauen" Das ist der Konsequenz verratende Standpunkt des Jenaer Cheftrainers. Das Spiel gab ihm recht. Jena verlegte sich nicht auf Abwarten und Abtasten, Jena forderte den großen Gegner von Anbeginn heraus. Zwar war die Startphase nicht frei von Nervosität (Harald Irmscher: "Ich wirkte in Zweikämpfen ein wenig ängstlich, weil ich Schmerzen am Knöchel spürte"), auch hatte die Abwehr etwas Mühe, sich auf die durch den böigen Wind unberechenbaren Flatterbälle einzustellen, aber in keiner Phase des Spiels gab der FC Carl Zeiss seine Dirigentenrolle ab.

W. Krauß beherrschte Domenghini mit verblüffender Sicherheit, Gori kam nicht an Strempel vorbei, Preuße steigerte sich an Brugnera - alles andere als ein Riva-"Ersatz" - imponierend. Entscheidend aber an der souveränen Partie unseres "Vize" fiel das absolute Plus im Mittelfeld ins Gewicht. Hier zogen der kleine, ein enormes Pensum bewältigende Schlutter mit Stein auf Anhieb die Fäden. R. Ducke glänzte ebenso mit seiner Perfektion am Ball wie mit seiner Übersicht, später gesellte sich Irmscher (nachdem er auf engstem Raum Greatti und Niccolai hatte aussteigen lassen - 25.) gleichwertig hinzu. Sie stießen abwechselnd mit in die durch die drangvolle, nur im Torabschluß etwas überhastete Doppelspitze P. Ducke, Scheitler geschaffenen Räume.

Stein und Schlutter brachten von der linken Seite Gefahren in Fülle, R. Duckes Flanken von der Grundlinie glichen Milimeterarbeit, und geschossen wurde so beherzt, so platziert, daß man sich wundern mußte, warum nicht schon zur Pause Italiens souveräner Spitzenreiter klar zurücklag. Daß Albertosi eine musterhafte Studie des stellungs- und fangsicheren Torhüters bot, sei betont, aber in einigen Szenen fehlte Jena eben das berühmte Quentchen Glück.

Doch erst nach dem Wechsel, als Cagliari schon hoffen durfte, das fortwährend erfolglose Anrennen der Jenaer würde zu Nervosität und Hektik verführen, brach der Bann. Wunderbar in Schärfe und Genauigkeit Rocks Weitschuß, clever Irmschers Innenseitstoß beim "Elfer", den Cagliari monierte. "Ein Foul, das ich im Mittelfeld auch gepfiffen hätte", begründete kurz und treffend Paul Schiller, ein Mann, der seine Linie, auch jede Kleinigkeit zu ahnden, bis zum Schlußpfiff durchhielt.

Keine Frage, daß Jena diesen wohl größten Erfolg in seiner bisherigen Clubgeschichte begeisternd feierte. Luigi Riva, auch mit Blick Neapel[1] ob einer noch nicht ganz ausgeheilten Verletzung nur Zuschauer, anerkannte: "So stark hatten wir Jena nicht erwartet. Unser Ziel, ein Remis zu sichern, erreichten wir nicht. Selbst ein klarer Erfolg am 26. November scheint mir gegen die physisch und spielerisch starke DDR-Elf nun nicht mehr gewiß."

(Horst Friedemann in "Die Neue Fußballwoche" vom 18. November 1969)

  1. Die DDR-Nationalmannschaft traf am 22. November 1969, im entscheidenden Qualifikationsspiel zur Weltmeisterschaft in Mexiko 1970, in Neapel auf den späteren Vizeweltmeister Italien und verlor 0:3.