1972/1973 EC II 2. Spiel: MP Mikkeli - FC Carl Zeiss Jena 3:2
Spieldaten | |
Wettbewerb | EC II, 1. Runde Rückspiel |
Saison | Saison 1972/1973 |
Ansetzung | MP Mikkeli - FC Carl Zeiss Jena |
Ort | Sportpark in Mikkeli -Urheilupuisto |
Zeit | Mi. 27.09.1972 |
Zuschauer | 2.500 |
Schiedsrichter | Jonsson (Schweden) |
Ergebnis | 3:2 |
Tore | |
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Aufstellungen
- Mikkeli
- Risto Remes
- Antti Rusanen
- Rainer Jungmann, Vilho Rajantie, Heikki Valjakka
- Eero Karppinen, Antero Nikkanen, Antero Hyttinen
- Heikki Kangaskorpi (75. Markku Kääriäinen), Matti Vanhanen, Pentti Toivola
Trainer: Marttinen
- Jena
- Wolfgang Blochwitz
- Michael Strempel
- Gerhardt Hoppe, Konrad Weise (64. Peter Rock), Lothar Kurbjuweit
- Harald Irmscher, Helmut Stein, Rainer Schlutter
- Dieter Scheitler, Peter Ducke, Eberhard Vogel (55. Martin Goebel)
Trainer: Hans Meyer
Spielbericht
Pflichtübung wurde für Jena zur bitteren Lektion
Finnlands Auswahltrainer Laaksonen, in Turku zu Hause, hatte sich an diesem Europacup-Abend aufgemacht gen Mikkeli, weit im Osten seines Heimatlandes gelegen. Er zog es vor, dort anonym zu erscheinen, als stiller Beobachter. Angesichts der 90 Minuten im hübsch gelegenen Urheilupuisto, dem Sportpark Mikkelis, dürfte er in seinem Optimismus bestärkt worden sein, den uns sein Auswahlstopper Rajantie so interpretierte: "Wir reisen mit einigen gar nicht so kleinen Hoffnungen nach Dresden."
Lassen wir einmal die indiskutable Leistung der Jenaer samt ihrer Auswahlspieler vorerst außer acht, das Auftrumpfen von Mikkeli, gestützt auf die beiden Dresden-Kandidaten Antero Nikkinen (26 Jahre, 3mal A) und Vilho Rajantie (24 Jahre, 13mal A) dürfte Laaksonen die Heimreise frohgemut haben antreten lassen. Von Rajantie wurde er nicht überrascht. Nikkinen aber, der in Jena fehlte, wartete auf dem tiefen, nicht sonderlich ebenen Geläuf mit einem Pensum auf, an dem sich all seine Nebenleute aufrichteten und steigerten. Helmut Stein, sein "Bewacher", vermochte es höchst selten, dessen Aktionsradius zu beschränken.
Die neue Hoffnung für das Dresden-Länderspiel schaltete nahezu nach Belieben, verstand es geschickt, durch genaue, bisweilen überraschend spielverlagernde Pässe die kleinen, erstaunlich selbstbewußt und trickreichen Flitzer im Angriff in die lückenreiche Jenaer Abwehr zu dirigieren. Und das individuelle Können der Kangaskorpi (gegen Kurbjuweit), Vanhanen (gegen Weise) und Toivola (gegen Hoppe) zeigte sich auf dem rutschigen Boden groß genug, ihre wahrlich nicht "grünen" Gegenspieler ein ums andere Mal zu versetzen.
Die Gäste zeigten sich genau vom gegenteiligen Effekt belastet. Ihnen hatte das 6:1 die Tür zur zweiten EP-Runde wohl zu weit geöffnet. Mikkeli schien für sie nur der Pflichtübung zweiter, eben unbedeutender Teil. Nichts gegen eine vernünftige Kräfteeinteilung, aber mit dieser indiskutablen Grundhaltung haben sich die Zeiss-Städter selbst den größten Bären aufgebunden. Außer berechtigten Vorwürfen (von bissigem Spot nicht zu reden), den respektablen internationalen Ruf ihres Klubs leichtfertig aufs Spiel gesetzt zu haben, bürdeten sie sich ja auch unnötigen psychologischen Ballast für die nächsten Wochen auf. Von einem international kaum bekannten Partner (Reimo Marttinen: "Wir sind glücklich, unser erster internationaler Sieg.") bezwungen, und was weit entscheidender ist, über weite Strecken ausgespielt worden zu sein, ist dem ohnehin nicht so stark ausgeprägten Selbstbewußtsein kaum zuträglich.
Das Jenaer Spiel atmete weder Schwung, Kombinationssicherheit noch Tordrang, es war vielmehr gekennzeichnet von unkonzentrierter Deckungsarbeit, riskanter Fummelei vor dem eigenen Tor (Weise, Schlutter) und einer Fülle an Abspielfehlern. Zwingende Kombinationen gab es unter diesen Umständen allenfalls ein halbes Dutzend. Die schönste zwischen Vogel (Durchbruch zur Grundlinie und genaue Eingabe) und P. Ducke (Direktschuß aus vollem Lauf) erbrachte das 2:2. Zu einer Steigerung nutzte man diese gelungene Aktion nicht. Die Spielregie leichtfertig aus der Hand gebend, fand man sich später nie mehr zu geschlossenem Handeln zusammen. Kein Jenaer ist frei von seinem Anteil an der wohl schwächsten Europacuppartie der nunmehr 32 Spiele.
(Horst Friedemann in "Die Neue Fussballwoche" vom 3. Oktober 1972)