1960 FDGB-Pokal 2. Hauptrunde: SC Motor Jena - SG Dynamo Eisleben 1:0
Spieldaten | |
Wettbewerb | FDGB-Pokal, 2. Hauptrunde |
Saison | Saison 1960 |
Ansetzung | SC Motor Jena - SG Dynamo Eisleben |
Ort | Waldstadion,,Rudolf-Harbig``in Kolpin (Kreis Fürstenwalde) |
Zeit | So. 24.04.1960 16:00 Uhr |
Zuschauer | 2.500 |
Schiedsrichter | Schneider (Forst) |
Ergebnis | 1:0 |
Tore |
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Aufstellungen
- Jena (weiß)
- Harald Fritzsche
- Hans-Joachim Otto, Rolf Hüfner, Hilmar Ahnert
- Heinz Marx, Klaus Gablick
- Roland Ducke, Helmut Müller, Walter Eglmeyer, Dieter Lange, Erwin Schymik
Trainer: Georg Buschner
- Eisleben (weiß-rot)
- Horst Brunzlow
- Veit, Günther, May
- Bauerfeld, Matthe
- Fiebrig II, Sacher (75. Fiebrig I), Jürgen Schülbe, Herold, Paul Tretschok
Trainer: Willi Schober
Spielbericht
... da stand der Pfosten nicht im Wege
Herzhafte Torschüsse zählen zum Handwerk eines jeden Fußballstürmers. Sie gereichen dem Zuschauer zur Freude, wo unser schönes Spiel auf dem grünen Rasen auch stattfinden mag. Wenn der Ball in gestrecktem Flug auf das Tor fliegt, dann lacht das Herz eines jeden Fußballfreundes. Die vielen Besucher im herrlichen Waldstadion "Rudolf-Harbig" in Kolpin hatten oft Gelegenheit zu dieser berechtigten Freude.
Der Anstoß war kaum vollzogen, da ging es bereits wie ein befriedigendes Raunen durch die Zuschauerreihen, als Schülbes Scharfschuß gegen den rechten Pfosten krachte. Ja, dieser kleine Mann mit dem großen Kämpferherzen machte von Beginn an viel Wind im Jenaer Strafraum. Trainer Buschner erkannte schnell seine Gefährlichkeit und stellte ihm mit dem frei gewordenen rechten Verteidiger Otto einen Sonderbewacher hin. Wieso frei geworden? Dynamo-Trainer Schober formierte seine Elf nach dem System 4, 3, 3 im Feld, nahm seinen Linksaußen Tretschok als ständigen "Schatten" von Ducke zurück und begnügte sich mit 4 Angriffsspielern.
Wohl schlossen dafür mal der rechte Läufer Bauerfeld, mal sogar der Verteidiger Veit zur Vorderreihe auf, aber der auf der linken Seite frei gewordene Raum wurde bis zum Ende des Spiels, selbst nach dem Führungstor von Jena, nicht mehr als unbedingt notwendig besetzt.
Immerhin ergaben sich auch für den unvollständigen Eislebener Sturm weitere Möglichkeiten, zum Erfolg zu gelangen. Erneut wurde Schülbe freigespielt. Doch Jenas Torwart Fritzsche lenkte den Scharfschuß mit herrlicher Parade über die Latte und vollbrachte damit seine erste große Tat in der Reihe hervorragender Abwehrparaden, die ihn, wie auch sein Gegenüber Brunzlow, zu einem der besten Spieler auf dem Feld stempelten.
Für Jena war auf der rechten Seite nicht allzuviel zu holen, so griff man meistens über den linken Flügel oder im Zentrum an, das von dem nach langer Verletzung noch nicht wieder ganz im Vollbesitz seiner Kräfte befindlichen Mittelverteidiger Günther nicht hundertprozentig gesichert zu sein schien. Zweimal mußte der Dynamo-Schlußmann durch Vorwerfen alles riskieren - und er hatte bei seinen wagemutigen Paraden ebenso das Glück des Tüchtigen zur Seite wie der letzte Mann von drüben.
11 Minuten nach dem Wechsel probierte Jenas Halbrechter Müller erstmals seine Schußkraft aus größerer Entfernung aus. Torwart Brunzlow bekam gerade noch die Finger einer Hand an das Leder, das von der Latte zur Ecke sprang. Wiederum stand die Latte einem genauen Versuch im Wege, denn 4 Minuten später prallte Sachers Torschuß gegen das Holz, und der Nachschuß von Tretschok landete auf dem Balken.
Dann war es aber doch erstmalig und einmalig geschehen: In einer Entfernung von etwa 25 m nahm Müller genau Maß und hatte diesmal das Glück, daß der Pfosten nicht mehr im Wege stand, sondern das Leder unhaltbar ins Netz abfälschte.
Die Entscheidung war gefallen. Jena hatte den Sieg errungen, obwohl man im Feld durchaus nicht überlegen spielte und auch insgesamt gesehen dem Gegner die größeren Torchancen überlassen mußte.
(Lothar Nagel in "Die Neue Fußballwoche" vom 26. April 1960)