1981/1982 ECIII 3. Spiel: Real Madrid - FC Carl Zeiss Jena 3:2
Spieldaten | |
Wettbewerb | EC III, 2. Runde Hinspiel |
Saison | Saison 1981/1982 |
Ansetzung | Real Madrid - FC Carl Zeiss Jena |
Ort | Estadio Santiago Bernabéu |
Zeit | Mi. 21.10.1981 21 Uhr |
Zuschauer | 75.000 |
Schiedsrichter | van Langenhove (Belgien) |
Ergebnis | 3:2 |
Tore |
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Aufstellungen
- Madrid (lila)
- Miguel Angel Gonzalez
- Ricardo Gallego
- Andres Sabido (81. San Jose), Antonio Camacho, Garcia Cortes
- Angel de los Santos, Ulrich Stielike (37. Antonio Garcia Navajas), Francisco Hernandez
- Juanito, Carlos Santillana, Isidro
Trainer: Vujadin Boškov
- Jena ( blau-weiß)
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Rüdiger Schnuphase
- Gerhardt Hoppe, Konrad Weise, Wolfgang Schilling
- Lothar Kurbjuweit, Ulrich Oevermann, Andreas Krause
- Martin Trocha, Jürgen Raab, Andreas Bielau
Trainer: Hans Meyer
Spielbericht
Hunde-Nacht für Real
Aus den spanischen Zeitungen des Donnerstags sprach die Hochachtung vor den Jenaern und auch die Kritik am sechsmaligen Europacupsieger Real. Blumenreich drückte es Jesus Fragoso del Toro im "Marca" aus: "Eine Hunde-Nacht für den Real". Und beginnt seinen Bericht mit der Situation vor dem Anpfiff, als sich Real mit Händen und Füßen (vergeblich) wehrte, einen Tausch der weißen Kleidung, auf den der belgische Referee bestand, vorzunehmen. "Damit fing alles an", schreibt del Toro. "Das Jenaer Bollwerk nicht überwunden", formuliert Eloes S. Castanares in "As", während "Diario 16" korrekt konstatiert: "Real bekam zwei Tore geschenkt." Denn beim zweiten verhängten Strafstoß ließ sich van Langenhove vom fallenden Juanito bluffen, beim Ausgleich zum 2:2 ahndete er nicht den Angriff von Gracia Hernandez auf Grapenthin. "wenngleich ich den Ball einfach nur hätte über die Latte lenken brauchen. Das war mein Fehler", ärgerte sich der "Lange", der ansonsten das Madrider Publikum mit seinen Reaktionen verblüffte.
Das zuvor hochgespielte Duell "des Tanks (Stielike) gegen die Tanks"(aus Jena) fand nicht statt. Stielike machte nach 37 Minuten seinen Platz für Navajas frei, unmittelbar nach dem Tor, als seine Rettungsaktion gegen den davoneilenden Bielau ins Leere ging, und die Jenaer wußten dem Real-Spiel mit viel Gelassenheit zu begegnen, mit soviel, daß es den Gastgebern fast die Sprache verschlug, dem Publikum im wahrsten Sinne des Wortes bei den Jenaer Toren. Eine Aktion, wie sich die 75000 Zuschauer mehrere erhofft hatten, gab es eigentlich nur beim dritten Tor, "als sie uns regelrecht ausspielten", sagte Libero Schnuphase. Von den Gästen nämlich empfindlich gestört und gestellt, unterliefen auch den ballsicheren Madridern eklatante Fehler, fanden sie keine Anspielpunkte, versuchten sie es mit hohen Flanken, doch da war Weise gegen Santillana niemals unterlegen, oder mit unnützen Dribblings von Juanito. Nur wenn Gallego und Camacho nach vorn "Dampf" aufmachten, zündete es im Real-Spiel.
Bei den Jenaern von Anbeginn, "wobei ich meinen Spielern eingeimpft habe, warten zu können, nicht unruhig zu werden, wenn der eine oder andere Konter nicht gleich klappt", meinte Hans Meyer. Beim ersten schulmäßigen, bei dem Raab Trocha freispielte, rettete Miguel Angel mit großer Parade (30.), bei Bielaus plötzlichem Antritt mit Ball konnte er aber auch nichts mit Herauslaufen ändern, denn der Flügelsprinter umkurvte den Keeper mühelos. "Danach spielten wir eigentlich so, wie wir es uns vorgenommen hatten", noch einmal der Trainer. "Nach der zweiten Führung verabsäumten wir dagegen das Ballhalten, das Setzen von Schwerpunkten, so wie es am besten Oevermann praktizierte."
Denn wenn die Jenaer sich auch am Ergebnis erfreuen konnten ("Hätte uns das vorher einer gesagt", so Schnuphase), sie wußten, daß an diesem Abend im Bernabeu noch mehr möglich gewesen war. Dabei konnte man niemandem einen Vorwurf machen, obwohl natürlich die Leistungen unterschiedlich waren, einiges herausragte, wie Grapenthins Sicherheit, eben Oevermanns geschicktes Agieren, die Zweikampfstärke der Abwehrakteure oder die Beherztheit von Martin Trocha, "den ich auswärts in einem Cupspiel noch nie so stark sah", urteilte Trainer Helmut Stein. Wenn der blonde Blitz abzog oder mit seinen Dribblings die Abwehrspieler versetzte, dann herrschte beim "lilanen Real" höchste Gefahrenstufe. Und "Ja" würdigte das auch mit der Bestnote.
"Ein kleiner, ein gefährlicher Vorsprung", resümierte Vujadin Boskov vor den Journalisten. Noch eine Hunde-Nacht für den Real, und der FC Carl Zeiss könnte ein weiteres spanisches Markenzeichen setzen.
(Jürgen Nöldner in FuWo vom 27. Oktober 1981)