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Spieldaten | |
Wettbewerb | Gauliga Mitte Hinrunde |
Saison | Saison 1935/1936 |
Ansetzung | 1.SV Jena : SpVgg Erfurt |
Ort | Stadion des 1.SV Jena |
Zeit | So 24.11.1935 14:30 |
Zuschauer | 3.000 |
Schiedsrichter | Liebschner (Weißenfels) |
Ergebnis | 4:0 (1:0) |
Tore |
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Andere Spiele oder Berichte |
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Aufstellungen
- Jena
- Günther
- Hädicke , Ketteritzsch
- Paul , Richter , Kleinsteuber
- Thier , Schipphorst , Bachmann , Werner , König
- Erfurt :
Spielbericht


Überholt Jena doch noch die Dessauer ?
Unser Gaumeister , der 1.Sportverein Jena , hat jetzt allen Anschein nach richtig Tritt gefaßt . Gerade zur rechten Zeit kommen die Leute um Werner also zum Zuge . Der gefährliche Außenseiter Dessau 05 sieht nämlich auf einmal seine augenblickliche Spitzenposition stark bedroht (0:2 beim Tabellenletzen in Erfurt) . Das genaue Ergebnis ihrer Herbstbilanz werden die 05er erst errechnen können , wenn der 1.SV Jena die beiden noch ausstehenden Spiele absolviert hat . Vorläufig trennen noch zwei Gutpunkte den Liganeuling von dem Titelverteidiger , der noch in Magdeburg gegen Viktoria 96 und zu Hause gegen die Cricketer aus der Sauerkohlstadt anzutreten hat . Während die Dessauer bereits den ersten Durchgang hinter sich gebracht haben , bietet sich den Jenaern die Chance , günstigstenfalls noch mit zwei Punkten Vorsprung das Ziel der "Herbstmeisterschaft" zu erreichen .
Bericht von Alex im Fußball vom 28.November 1935
Die Spielvereinigung erwies sich nicht als der gefährliche und gefürchtete Gegner von früher . Bei einer mäßigen Gesamtleistung wäre ihre Niederlage höher ausgefallen , hätte ihr nicht oft das Glück zur Seite gestanden , zumal in der ersten Hälfte , wo eine 4:1-Führung für den Gaumeister verdient war . Eins aber haben die Erfurter behalten , ihre harte , oft unfaire und ausartende Spielweise , die sich in der Herausstellung zweier Spieler ausdrückte . Selbst der Spielführer Ritter , der gute Mittelläufer der Gäste , war nicht beherrscht . Die Erfurter täten gut , in dieser Richtung am Mannschaftsgeist zu arbeiten , damit ihr Ruf endlich besser wird .
Der Gaumeister zeigte vor fast 3000 Zuschauern ein schönes Spiel , das ihn durchweg klar überlegen sah . Wieder fiel auf , wie schon in Weimar zum Winterhilfsspiel , daß das Kombinationsspiel besser geworden ist und flüssiger und daß der Sturm einfallsreicher spielt . Natürlich ist noch längst nicht alles vollkommen , so kann von einzelnen Spielern noch schneller angespielt werden . Angenehm fiel der unermüdliche Einsatz auf , das Nachsetzen und und der Kampfgeist und auch die größere Schußfreudigkeit des Sturms . Weiter ist zu erwähnen das feine Spiel der Läuferreihe , die sich gut stellte und angriffsfreudig war . Richter als Mittelläufer war sehr erfolgreich und entpuppte sich als ein Spieler mit einem kräftigen Schuß . Sein Zuspiel paßt für die Spielweise der Jenaer am besten , deshalb ist Richter zur Zeit der gegebene Mittelläufer . Kleinsteuber und Paul standen ihm nicht nach , Paul hat merklich an Erfahrung gewonnen . Die Verteidigung versuchte sich dem Gesamtspiel anzugleichen und baute mit von hinten auf . Einen kräftigen befreienden Schlag , der dabei genau ist , haben beide Verteidiger nicht , vor allem Hädicke muß an der Härte und Genauigkeit seines Schlages noch arbeiten . Deshalb kommt es für Jenas Verteidiger um so mehr auf gutes Zusammenspiel mit der Läuferreihe an , wie wir es gestern sahen . Günther im Tor hatte kaum etwas zu zeigen . Bei der Spielvereinigung gefiel uns das Abwehrspiel der Läuferreihe am besten . Dem Mittelläufer Ritter stand der rechte Läufer nichts nach , und auch der linke war nicht übel . Der Sturm zeigte teilweise ganz Nettes , am besten war der Rechtsaußen , auf den die Angriffe meist abgestellt wurden und der saubere Flanken hereinbrachte . Im Ganzen aber fehlt den Erfurtern der Zusammenhang , die Flüssigkeit , technisch stehen sie weit hinter den Jenaern zurück . Ihr Vorteil ist der Eifer und die Härte , die sich aber bei Ausarten leicht ins Gegenteil verkehren kann . Daß die Hintermannschaft der Erfurter nicht unüberwindlich ist , stellten die Jenaer Stürmer unter Beweis . Und das ist das wertvolle Ergebnis dieses Spiels : daß der Sturm des Sportvereins wieder Tore schoß . Und das auch , als Erfurt noch vollzählig war .
Aus dem Spielverlauf ist das hohe Eckenverhältnis von 11:1 für Jena zu erwähnen , das deutlich die Ueberlegenheit ausdrückt . Jena setzte von Anfang an Erfurts Deckung unter Druck . In der 4. Minute gab König gut zu Werner , der aufs Tor schoß - den abgewehrten Ball schob Schipphorst zum ersten Tor ein . Bei einem überlegten Zuspiel Thiers an den zurückstehenden Werner rettete nur der Außenpfosten vor einem weiteren Treffer . Dann konnte der Erfurter Tormann eine Bombe von Bachmann nur knapp über die Latte lenken . Eine Flanke Thiers kam zu Bachmann , dessen Kopfball ein Erfurter Verteidiger noch zur Ecke leitete . Wieder war es Bachmann , der fast über das ganze Feld lief und zu König paßte , aber mit Glück ging der Ball noch zur Ecke . Die einzige große Gelegenheit Erfurts war , als der Linksaußen nach einem Schnitzer Hädickes den Ball vorm Kasten frei erhielt und drüber haute . In dieser Zeit war die Deckung Jenas schlecht . Dann ließ Richter eine Strafbombe los , ein gefährliches Ding . Fünf Minuten nach dem Wechsel ging König schön durch und gab überlegt zu dem vorlaufenden Werner , der flach und unhaltbar den Ball in die Ecke setzte . Eine Flanke Königs köpfte Schipphorst . Wieder nur knapp konnte sie der Tormann zur Ecke lenken . Ein unerwarteter Schnipper Schipphorsts ging dicht am Pfosten vorbei . Das Gleiche sah man kurz darauf von Thier . Erfurts Mittelläufer Ritter haute einen gefährlichen Strafstoß auf der 16-Meter-Linie haushoch drüber . Dann mußte ein Erfurter Spieler das Feld verlassen , der trotz Verwarnung wieder unfair war . Eine Flanke Königs köpfte Schipphorst drüber . Dann mußte der zweite Erfurter wegen Schiedsrichterbeleidigung vom Spielfeld . In der 80. Minute ging Bachmann einem Ball , den Thier neben das Tor schob , nach , holte ihn noch auf der Linie und schoß ihn zum 3.Tor ein . Im Anschluß an eine Ecke konnte Schipphorst nach einem Abpraller auf 4:0 erhöhen . Die restlichen vier Minuten passierte nichts mehr , nur wurde Ketteritzsch sehr unschön von einem Erfurter Stürmer Bein gestellt . Der Schiedsrichter Liebschner-Weißenfels war bis auf Kleinigkeiten sehr gut .
Jenaische Zeitung vom 27.11.1935
Spiele
- Spfr. Halle : Wacker Halle 2:2
- Cr./Vikt.Magdeburg : Viktoria 96 Magdeburg 2:1
- 1.SV Jena : SpVgg Erfurt 4:0
- SC Erfurt : SV Dessau 05 2:0