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Spieldaten
Wettbewerb Gauliga Mitte , 8.Spieltag
Saison Saison 1935/1936 , Hinrunde
Ansetzung 1.SV Jena : Cricket Viktoria Magdeburg
Ort Stadion Jena
Zeit So. 15.12.1935 14:00
Zuschauer 2.500
Schiedsrichter Tölke (Vieselbach)
Ergebnis 2:1 (0:1)
Tore
  • 0:1 Jakob (40.)
  • 1:1 Kleinsteuber (75.)
  • 2:1 Hädicke (87.)
Andere Spiele
oder Berichte

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Aufstellungen

Jena
Günther
Hädicke , Ketteritzsch
Paul , Richter , Harthaus
Thier , Schipphorst , König , Bachmann , Kleinsteuber


Magdeburg
Gläser
Kreher , Hornemann
Franke , Geyer , Röpke
Kintscher , Lassahn , Jacob , Winter , Schalck

Spielbericht

Meister Jena übernimmt die Führung

Jena doch noch Herbstmeister

Obwohl noch drei Spiele der Herbstserie auszutragen sind , ist die zweite und entscheidende Runde bereits in vollem Gange . Der 1.Sportverein Jena ist inoffizieller Herbstmeister geworden und hat zu Hause den Kampf um die Tabellenführung gegen die zur Zeit wieder sehr gut aufgelegte Cricket Viktoria Magdeburg zu seinen Gunsten zu gestalten vermocht . Jena scheint also auf dem besten Wege zur erfolgreichen Titelverteidigung zu sein . Auf dem stark vereisten Gelände des 1.SV Jena führten die Platzbesitzer wie auch die Cricketer ersatzgeschwächte Formationen ins Gefecht . Beim Gaumeister fehlte der erkrankte Werner , während die Magdeburger ihren Schützenkönig Busse hatten zu Hause lassen müssen . Beiderseits zeigten sich die Hintermannschaften den ihnen gestellten Aufgaben vollauf gewachsen , wogegen die Angriffsreihen den nötigen Druck und gesundes Schußvermögen vermissen ließen . Schon glaubte man an ein torloses Halbzeitergebnis , als die Magdeburger auf dem linken Flügel einen Angriff in Szene setzten , der von Günther im Jenaer nur unvollkommen abgewehrt wurde . Blitzschnell war der diesmal als Angriffsführer fungierende Jakob zur Stelle , um den Ball über die Torlinie zu drücken . Ein Generalangriff der Gäste , die gleich nach dem Seitenwechsel energievoll die "Feinseligkeiten" wieder eröffneten , fand Jenas Schlußdreieck auf dem Posten , und dann brach die Angriffsflut der Platzbesitzer über die Gäste herein . Aber erst , als Hädicke aus der Verteidigung in den Sturm beordert wurde , kam vorn endlich Leben in die Bude . Durch Bachmann fiel bald der Ausgleichstreffer und 8 Minuten vor Schluß feuerte Hädicke unheimlich scharf zum sieg- und punktebringenden 2:1 ins Magdeburger Netz .

Bericht von Alex im Fußball vom 17. Dezember 1935

Das war wieder so eine Sache mit diesem Fußball-Gauligaspiel am Sonntag im Stadion , dem einzigen des Gaues Mitte und doch so bedeutsamen . Spielte da der 1.Sportverein Jena ein Halbzeit überlegen und mußte sich doch einen unnötigen Treffer gefallen lassen , den die Gäste bis kurz vor Schluß halten konnten , da die Jenaer nach der Pause auseinanderfielen . Erst als der Verteidiger Hädicke in den Sturm ging , klappte es , und es langte sogar noch zum Siegestor . Einige Minuten vor Schluß ! Mit diesem verdienten , aber schwer erkämpften Sieg ist der Gaumeister unbestrittener Spitzenreiter geworden , der er nach Minuspunkten ja schon war . Cricket , Sportfreunde Halle und Lauscha sind mit drei Minuspunkten mehr am nächsten . Nach Minuspunkten gerechnet , die ja entscheidend sind , stehen übrigens alle anderen Mannschaften dicht beieinander . Das beweist die Ausgeglichenheit des Zehnerfeldes und läßt noch harte Kämpfe und Ueberraschungen erwarten , aus denen der 1.SV unter Umständen den Nutzen ziehen kann .

Bei Jena fehlte Werner (erkrankt) und Schüßler , bei Magdeburg Busse und Krebs . "Kann man auf einer Glenner Fußball spielen ?" , fragte einer der Zuschauer , die sich trotz des Silbernen Sonntags und des kalten Wetters mit etwa 2500 zahlreich eingefunden hatten . Und damit hatte dieser Zuschauer nicht so unrecht . Der Platz war hart gefroren , nur mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt und zum Teil vereist . Der Boden stellte also sehr große Anforderungen an die Spieler und bedingte eine veränderte Spielweise . Erst nach der Pause hatten sich die Spieler mit den Bodenverhältnissen richtig abgefunden . Die Jenaer waren in der ersten Hälfte klar überlegen . Sie gaben bald den Ton an und drängten . Die gesamte Deckung war gut in Schwung , die Läufer warfen den Angriff immer wieder vor . Dort aber haperte es . Kleinsteuber fand sich zuerst nicht richtig mit seinem ungewohnten Posten ab . Dazu hatte Jena ein ungenaues Zuspiel , der Sturm versuchte innen durchzukommen , rannte sich aber fest und bediente zu wenig die Flügel , um den Gegner genügend auseinanderzuziehen . Die Magdeburger verteidigten nämlich stark , oft waren nur drei Mann im Sturm . So versuchte es Jenas Läuferreihe mit Weitschüssen , die aber ungenau waren . Einmal brannte es ganz gefährlich bei Jena , als Richter den Ball zu kurz zurückgab , Kintscher ihn erwischte und Lassahn nur ganz knapp vorbeischoß . So fehlte den zahlreichen Jenaer Angriffen die entscheidende Durchschlagskraft , den zahlreiche Schüssen aufs Tor die Genauigkeit und bei den vielen Gelegenheiten das Glück . Als aber Jenas Deckung einmal einen Schnitzer machte , war Magdeburgs Sturm durch , und der Mittelstürmer Jacob konnte einen von Günther zu kurz abgewehrten Ball einschießen . Das war fünf Minuten vor dem Wechsel . Magdeburg führte ungerechtfertigt .

Nach dem Wechsel spielte Magdeburg noch defensiver . Jetzt waren zeitweise nur 2 Mann im Sturm . Je mehr Jena nun aber auseinanderfiel , desto besser wurde der Sturm Crickets . Sein Kombinationsspiel war zeitweise trotz der Bodenverhältnisse vorzüglich . Auch Jenas Deckung war jetzt schlechter , so daß Magdeburg sogar mehr vom Spiel hatte . Jena suchte den Druck im Sturm zu verstärken , indem Kleinsteuber mit König wechselte . Das schlechte Zuspiel Jenas fiel jetzt besonders auf , das daher kam , daß zu langsam abgespielt wurde und der Gegner sich während des Balltreibens stellen konnte . Die Zeit verstrich , es wurde für Jena brenzlich . Da ging Hädicke in den Sturm auf halblinks , Paul in die Verteidigung , Schipphorst als Läufer . Bachmann stürmte in der Mitte , König halbrechts , Kleinsteuber wieder rechtsaußen . Nun war in Hädicke der fehlende Durchreißer da . Kleinsteuber , der jetzt bedeutend besser wurde , schoß aufs Tor , Gläser ließ prallen , und Kleinsteuber drückte vollends ein . Ausgleich in der 75. Minute . Die Zuschauer wurden lebhaft und feuerten den Gaumeister an . Die Jenaer waren nun wie ausgewechselt , drückten mächtig , waren schneller , setzten sich wieder voll ein . Und so glückte , nachdem Thier an und über die Latte geköpft hatte , dem unverwüstlichen Hädicke drei Minuten vor Schluß der Siegestreffer , indem er einen kurz abgewehrten Schuß Richters einlenkte .

In Anbetracht der schwierigen Bodenverhältnisse ist eine Kritik nach üblicher Art nicht am Platze . Man kann aber bemerken , daß oft der letzte Einsatz , die Flüssigkeit und das genaue Zuspiel bei Jena fehlte . Im Sturm waren König und Thier nicht so gut wie sonst , Kleinsteuber mußte sich erst einspielen . Im ganzen fehlte der Durchreißer und spielte der Sturm zu durchsichtig . Und dann vermochten die Jenaer nicht , das Spiel durch genügende Flügelbedienung ausein- anderzuziehen . Jenas Innensturm (wie der Sturm überhaupt) wird nur dann Tore schießen , wenn er die Flügel ausgeprägter bedient .

Bei Magdeburg gefiel der Sturm zeitweise sehr gut , in ihm vor allem der Halblinke Winter und auch Lassahn auf halbrechts und Jacob . Alle elf waren technisch gut und hatten im allgemeinen ein besseres Zuspiel als die Jenaer . Die Magdeburger sind noch für manche Ueberraschung gut .

Jenaische Zeitung vom 16.12.1935