1952/1953 15. Spieltag: BSG Motor Oberschöneweide - BSG Motor Jena 1:2
Spieldaten | |
Wettbewerb | DDR-Oberliga, 15. Spieltag |
Saison | Saison 1952/1953, Hinrunde |
Ansetzung | BSG Motor Oberschöneweide - BSG Motor Jena |
Ort | Stadion an der Normannenstraße in Berlin - Lichtenberg |
Zeit | So. 07.12.1952 14:00 Uhr |
Zuschauer | 4.000 |
Schiedsrichter | Kurt Paufler (Dessau) |
Ergebnis | 1:2 |
Tore | |
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Aufstellungen
- Oberschöneweide
- Günther Lerch
- Wolfgang Skibitzki, Siegfried Behrendt
- Fritz Daberkow, Günther Noack, Hans Laurisch
- Martin Zöller, Heini Brüll, Heinz Merbs (46. Horst Schiller), Willi Ginzel, Günther Wirth
Trainer: Kurt Hallex
- Jena
- Rolf Jahn
- Harry Heiner, Bernhard Schipphorst
- Georg Buschner, Karl Oehler, Wolfgang Fischer
- Gerhard Gödecke, Gerhard Frank, Hans Ziehn, Siegfried Woitzat, Karl Schnieke
Trainer: Schipphorst
Spielbericht
Keiner deckte Karli Schnieke!
Motor Oberschöneweides Lage wird langsam prekär. Einem guten Saisonstart folgten jetzt Niederlage auf Niederlage und meist, wie vorher oft gewonnen, mit einem Tor Unterschied. Dabei machte die Elf auch diesmal gegen den Neuling keinen ausgesprochen schwachen oder demoralisierten Eindruck. Der Start zu Beginn und nach der Pause war furios, und während der größten Zeit der Begegnung lagen die Platzherren im Angriff. Der vor allem entlang der Außenlinie noch mit knöcheltiefem Schnee bedeckte Platz verlangte aber eine bestimmte taktische Einstellung, sie war nicht in erforderlichem Maße vorhanden. Oberschöneweides Sturmspiel entbehrte zumeist des kraftvollen Schwunges und war zudem sehr kraftraubend.
Die Gäste, deren Leistung weit über dem lag, was wir nach Lage in der Tabelle von ihnen erwarten konnten, spielten einsatzfreudiger, waren schneller und standfester. Sie hatten außerdem eine genau auf die Erfordernisse des Spiels und die in der Mannschaft enthaltenenen Möglichkeiten abgestellte Spielkonzeption, dazu Spielerpersönlichkeiten vom Range Schniekes, Buschners und Oehlers, die die Durchführung des richtigen taktischen Weges garantierten.
Unverständlich war uns, wie wenig Interesse die Berliner für Schnieke zeigten. Jede andere Oberligavertretung hat bisher für diesen außergewöhnlich gewitzten und noch erstaunlich beweglichen und schnellen Auswahlspieler einen Sonderbewacher gestellt und damit zum Teil guten Erfolg gehabt. In der Normannenstraße durfte sich Jenas ständig rochierender Angriffsdirigent nach Herzenslust entfalten. Das zweite Tor war nahezu klassisch für diesen Fehler. Völlig freistehend konnte "Karli" das Leder annehmen, dem Tor zulaufen und unhaltbar einschießen.
Überhaupt bestand wenig Einschätzung für die unorthodoxe Angriffsformation des Neulings bei den Berlinern. Der junge, veranlagte Woitzat zog sich oft ganz nach hinten zurück, Schnieke war überall, und auch Ziehn wich nach rechts und links aus. Dabei fanden aber Jenas Spieler immer einen Kameraden mit ihren langezogenen Pässen, die die Deckung öffneten und so viel weniger Kraft kosteten als der Versuch der Oberschöneweider, in schnellem kurzen Zuspiel des Gegners Tor zu attackieren. Nur von Laurisch, der so viel kann, aber leider nicht immer alles zeigt, allerdings auch durch eine Herzschwäche gehandicapt ist, sahen wir mitunter diese raumgewinnenden Langpässe.
Jenas Abwehr ging mit dem als gefährlich bekannten Ginzel vorsichtiger um. Auswahlspieler Georg Buschner engte dessen Aktionsradius stark ein, ohne seine offensive Läuferaufgabe zu vernachlässigen. Dem veranlagten Oberschöneweider Halbstürmer sei hier aber gesagt, daß einige unsportliche Gesten und Handlungen zu dem allgemeinen Bild seiner fairen Mannschaft nicht passen. Merbs war bis zum Sonnabend bettlägerig, er mußte daher bei Halbzeit gegen Schiller ausgetauscht werden, der ein schönes Tor mit Scharfschuß direkt aus der Luft erzielte.
Reserven: 1:7.
(E. Wa. in "Die Neue Fußballwoche" vom 9. Dezember 1952)