1952/1953 20. Spieltag: BSG Chemie Leipzig - BSG Motor Jena 6:0
Spieldaten | |
Wettbewerb | DDR-Oberliga, 20. Spieltag |
Saison | Saison 1952/1953, Rückrunde |
Ansetzung | BSG Chemie Leipzig - BSG Motor Jena |
Ort | Heinrich-Germer-Stadion in Magdeburg |
Zeit | So. 18.01.1953 14:30 Uhr |
Zuschauer | 18.000 |
Schiedsrichter | Kurt Liebschner (Weißenfels) |
Ergebnis | 6:0 (4:0) |
Tore |
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Aufstellungen
- Leipzig
- Günther Busch
- Walter Rose, Armin Werner
- Walter Stieglitz, Günther Kott, Gerhard Polland
- Werner Walther, Heinz Schoppe, Lothar Vetterke, Hans Barnickel, Willi Conrad
Trainer: Walter Rose
- Jena
- Rolf Jahn
- Harry Heiner, Bernhard Schipphorst
- Georg Buschner, Karl Oehler, Heinz Sänger
- Gerhard Gödecke (46. Hans Ziehn), Gerhard Frank, Wolfgang Fischer, Siegfried Woitzat, Karl Schnieke
Trainer: Bernhard Schipphorst
Spielbericht
Jubel um die junge Chemie-Elf
"Wegen unbeherrschter Leipziger Fanatiker, was von unserer Mannschaft tief bedauert wird, mußte der Chemie-Platz gesperrt werden", sagte Sportfreund Stecher von Chemie vor dem Spiel am Lautsprecher. Und so kamen die Magdeburger im Heinrich-Germer-Stadion in den Genuß des Spieles der jungen Leipziger Chemie-Elf gegen den Dessau-Bezwinger Motor Jena, das die Auferstehung der bereits abgeschriebenen Chemie-Elf werden sollte. Der Elan, der die Jungen aus der Messestadt zu einer nie erwarteten Leistung beflügelte, forderte die 18000 immer wieder zu Beifallsstürmen heraus. Die Routine des erfahrenen Rose und die Explosivität der jungen Stürmer brachten die Thüringer, die sich auf dem Schnee- und Eisboden nicht zurechtfinden konnten, schon in den ersten 10 Minuten durcheinander. Leicht, elegant und schnell steuerte Chemie einem sicheren Siege zu.
Die einzige Beanstandung, die wir in diesem Spiel machen mußten, war, daß die Chemie-Elf ohne Rückennummern antrat. Dieser Fehler sollte schnellstens abgestellt werden. Frisch und unbeschwert zog die Elf der Chemiker vom Anpfiff des das Spiel beherrrschenden Unparteiischen Liebschner (Weißenfels) an vom Leder. Sie hatte nicht den geringsten Respekt vor dem 4:0-Bezwinger des Tabellenführers Dessau. Das Eisparkett des Heinrich-Germer-Stadions machte den leichtfüßigen und schnell durcheinander wirbelnden Leipzigern nicht die geringsten Schwierigkeiten.
Die körperlich schwereren Thüringer sahen sich sofort in die Defensive gedrängt. Mit weiten, raumgreifenden und befreienden Schlägen schaffte Rose immer wieder Luft. Das 1:0 resultierte aus einem Freistoß von Stieglitz zu Walter, der mit dem Leder die Außenlinie entlangraste, zur Mitte flankte, so daß Schoppe nur noch einzuschieben brauchte. Noch hatte sich Jena von dem ersten Schock nicht erholt, hieß es schon 2:0. Barnickel wurde unmittelbar vor dem Jenaer Tor "vorschriftsmäßig" gelegt. Rose trat den Elfmeter ganz sicher. Die Schnelligkeit und das spritzige Spiel der jungen Leipziger machte Eindruck auf die Magdeburger Zuschauer. Die Anfeuerungsrufe der Elbestädter gaben der immer mehr aufkommenden Leipziger Mannschaft geradezu Flügel. Was sie an Schnelligkeit ihrem Gegner voraus hatte, ersetzte Motor durch Kraft und Härte, verlor aber dadurch an Geschlossenheit. Einen Schnieke-Freistoß holte Busch in glänzender Manier und unter rauschendem Beifall aus der äußersten Ecke.
Das 3. Tor erzielte Barnickel, der eine Vetterke-Vorlage kurz entschlossen ausnutzte. Kaum war der Beifall und Jubel der Menge verrauscht, war schon wieder höchste Gefahr im blau-weißen Strafraum. Conrad gab den Ball steil vorn in die Gasse, wo Vetterke auf der Außenlinie im Zweikampf mit Heiner zu Fall kam, aber schneller wie dieser hoch und am Ball war, das Leder geistesgegenwärtig zur Mitte gab und Walter per Kopf vollendete. Wiederholt zeichnete sich Busch bei einigen brenzligen Situationen mit fast halsbrecherischen Paraden aus und erntete immer wieder Beifall.
Nach der Pause hatte die Chemie-Mannschaft bange Minuten zu überstehen. Ein Treffer der Thüringer hing mehrmals in der Luft. Aber auch der nach vorn gegangene Heiner vermochte den nach links und rechts pendelnden Schnieke nicht so zu unterstützen, um eine Wendung herbeizuführen. In dieser Drangperiode der Motor-Elf begeisterte Busch immer wieder. Die letzten 20 Minuten standen wieder eindeutig im Zeichen Chemies. Zum 5. Male mußte Jahn hinter sich greifen, als Walter einschoß, und Barnickel erhöhte kurz darauf auf 6:0. Stürmisch gefeiert verließen die Leipziger als verdiente Sieger den Platz. Sie gaben den objektiven Elbestädtern die Gewißheit, daß die Chemie-Elf ihren Weg machen wird.
(Artur Wilke in "Die Neue Fußballwoche" vom 20. Januar 1953)
Reserven : 3:1