1952/1953 22. Spieltag: BSG Motor Zwickau - BSG Motor Jena 6:0
Spieldaten | |
Wettbewerb | DDR-Oberliga, 22. Spieltag |
Saison | Saison 1952/1953, Rückrunde |
Ansetzung | BSG Motor Zwickau - BSG Motor Jena |
Ort | Georgi-Dimitroff-Stadion in Zwickau |
Zeit | Fr. 01.05.1953 16:00 Uhr |
Zuschauer | 8.000 |
Schiedsrichter | Walter Schaub (Leipzig) |
Ergebnis | 6:0 (1:0) |
Tore |
|
Andere Spiele oder Berichte |
Aufstellungen
- Zwickau (blau-schwarz)
- Heinz Hippmann (81. Rolf Baumann)
- Manfred Fuchs, Helmut Schubert, Helmuth Möckel
- Günter Schneider, Erhard Bauer
- Herbert Heinze (81. Heinz Hippmann), Lothar Kunack, Günter Witzger, Heinz Laitzsch, Siegfried Meier (60. Hanno Breitenstein)
Trainer: Erich Dietel
- Jena (rot-weiß)
- Wolfgang Brünner
- Harry Heiner, Karl Oehler, Bernhard Schipphorst
- Georg Buschner, , Heinz Sänger
- Johannes Gessner, Hans Ziehn, Siegfried Woitzat, Gerhard Frank, Karl Brückner
Trainer: Bernhard Schipphorst
Spielbericht
In zweiter Halbzeit "auseinandergenommen"
Niemand der 8000 ahnte wohl an diesem sonnigen ersten Maitag im letzten Heimspiel der Zwickauer nach den ersten 45 Minuten, daß die Jenenser nach dem Wechsel völlig ausgespielt und deklassiert würden, da Zwickau vor dem Seitentausch genau wie der Gegner mit einer ziemlich matten Gesamtleistung enttäuschte. Bemerkte man schon beim Gastgeber wenig Zusammenhang, so fehlte dieser bei den Thüringern völlig. Unmöglich wieder der Zwickauer Sturm, der bis zur Pause auch die zwingendsten Chancen nicht zu verwerten vermochte. Lediglich Heinze versuchte immer wieder, Linie in die Angriffsaktionen zu bringen. fand aber erst nach der Halbzeit bei seinen Mitspielern Verständnis. Bei Jena merkte man das Fehlen des verletzten Schnieke zu sehr, da ein Torschütze fehlt.
Wie aber kam das hohe Resultat zustande? Als Zwickau vom Anpfiff weg versuchte, Jena mit Blitzstart zu überraschen, stießen sie auf eine von Oehler und Schipphorst gut organisierte Abwehr und eine in der ersten Halbzeit intakte Läuferreihe mit Sänger und Buschner, denen es der umständliche Zwickauer Sturm erlaubte, einige Angriffe vor Hippmanns Tor vorzutragen. Als sich dann aber nach der Pause Zwickau gefunden hatte, Schneider und Bauer ganz souverän das Mittelfeld beherrschten, und der Sturm zweckentsprechender seine Angriffe aufbaute und zu Erfolgen brachte, wurde bei Jena der Zusammenhang zwischen Sturm und der Abwehr unterbrochen, die schließlich unter dem pausenlosen Druck der einheimischen Motor-Elf zusammenbrach. In dieser Zeit zeigten sich bei einigen Thüringern, so z.B. bei Oehler und Schipphorst, Konditionsmängel, die sie mehrere Male durch übergroße Härten auszugleichen versuchten.
Nachdem der von Schipphorst völlig ungedeckte Heinze in der 55. Minute aus vollem Lauf Tor Nr. 2 markierte, wurden die Rot-Weißen aus Jena innerhalb von 15 Minuten von der 63. bis 78. Minute in Grund und Boden gespielt und das Endresultat hergestellt. Kunack hatte dabei mit seinem dritten Tor wenig Mühe, als ihm der Ball nach einem Mordsschuß von Bauer vor die Füße sprang und der Zwickauer nur noch einzuschießen brauchte. Motor Zwickaus 50. Tor in dieser Punktspielserie erzielte Heinze im Anschluß an einen Eckball, während der für den in der 60. Minute verletzt ausgeschiedenen Meier eingesprungene Breitenstein für Nr. 5 sorgte, nachdem ihm Witzger maßgerecht bedient hatte. Noch einmal blieb es dem angriffsforschen Zwickauer Stürmer Heinze vorbehalten, zu Torerfolgen zu kommen, als er 17 Minuten vor Schluß Brünner mit einem Aufsetzer aus 10 m überraschte und der Ball über den sich werfenden Jenaer Torhüter ins Netz ging.
(Werner Brumm in "Die Neue Fußballwoche" vom 5. Mai 1953)
Ist das so schwer?
Nach Vorbild des sowjetischen Fußballsportes ist bei uns in der Demokratischen Sportbewegung im vorigen Jahr das Einsetzen des 12. und 13. Spielers eingeführt worden. Diese Maßnahme sollte einen Schutz für die Gesundheit unserer Spieler darstellen und Mannschaften davor bewahren, bei eventuellen Verletzungen nur mit 10 Mann spielen zu müssen und dabei wichtige Verluste hinzunehmen, die der Leistung nicht entsprächen. Die Fußball-Woche hat diese Verfügung in, wie sie glaubt, genügendem Maße populär gemacht und den Schiedsrichter Gerhard Schulz, als Unklarheiten auftauchten, um entsprechende Artikel gebeten, die auch bei uns erschienen. Daß viele Sportanhänger in dieser Frage mitunter nicht klarsehen, wissen wir, daß aber auch unsere Schiedsrichter damit nicht ausreichend vertraut sind, muß erschrecken. Wir verstehen nicht, wie Sportfreund Schaub als Oberligaschiedsrichter ein zweimaliges Auswechseln eines Feldspielers beim Treffen Motor Zwickau - Motor Jena zulassen konnte. Bereits in der 60. Minute war Breitenstein für Meier eingesetzt worden, 21 Minuten später ging Torwart Hippmann in den Sturm, für ihn spielte Baumann im Tor. Wem ist da unklar, daß Motor Zwickau also im Endstadium mit Hippmann einen weniger beanspruchten Mann mehr einsetzte, als erlaubt ist, und sich so einen regelwidrigen Vorteil verschaffte? Dabei spielt keine Rolle, daß in diesem Falle der Vorteil kaum noch Bedeutung besaß. Stände in einem anderen Spiel die Entscheidung noch auf des Messers Schneide, dann fiele diese unrechtmäßige Verstärkung schwer ins Gewicht. Wir wiederholen noch einmal den ganz klaren Grundsatz: Es darf nur ein Torsteher gegen einen Torsteher und ein Feldspieler gegen einen Feldspieler ausgetauscht werden. Die Zentrale Schiedsrichter-Kommission sollte ihre Schiedsrichter noch einmal eingehend über diese frage belehren, weil ansonsten unnützer Ärger durch langwierige Protestverhandlungen entsteht, den wir uns einschließlich Kosten und Zeit unbedingt ersparen müssen. Wir hoffen hiermit auch alle diesbezüglichen Leseranfragen beantwortet zu haben.
(E. Wa. in "Die Neue Fußballwoche" vom 19. Mai 1953)