1957 06. Spieltag: BSG Rotation Babelsberg - SC Motor Jena 0:3
Spieldaten | |
Wettbewerb | DDR-Oberliga, 6. Spieltag |
Saison | Saison 1957, Hinrunde |
Ansetzung | BSG Rotation Babelsberg - SC Motor Jena |
Ort | Karl-Liebknecht-Stadion in Babelsberg |
Zeit | So. 07.04.1957 16:00 Uhr[1] |
Zuschauer | 10.000 |
Schiedsrichter | Rolf Kunert (Dresden) |
Ergebnis | 0:3 (0:0) |
Tore | |
Andere Spiele oder Berichte |
Aufstellungen
- Babelsberg
- Willi Marquardt
- Gerhard Jeronimus, Horst Bartholomäus, Werner Hagen
- Günter Simon, Harry Adam
- Manfred Pillau (46. Hans Schöne), Siegfried Aldermann, Gerhard Harbolla, Werner Gießler, Erwin Gießler
Trainer: Helmut Jakob
- Jena
- Harald Fritzsche
- Georg Buschner, Karl Oehler, Rolf Hüfner
- Günter Rahm, Siegfried Woitzat
- Helmut Müller, Roland Ducke, Walter Eglmeyer (60. Horst Kirsch), Gerhard Pfeiffer, Karl Schnieke
Trainer: Hans Warg
Spielbericht
Keine Kraft zum Aufbäumen gefunden!
Mit dem Namen des Babelsberger Karl-Liebknecht-Sportplatzes verband sich vor zwei, drei Jahren die Vorstellung an prächtige Fußballkämpfe. Wer erinnert sich nicht daran? Gewiß, manchmal ging es dabei sehr "heiß" zu; aber stets herrschte echte Großkampfstimmung. Und nicht ohne Grund. Die damals schon recht launige Rotation-Elf war im entscheidenden Moment voll da, wenn es von ihr verlangt wurde; man wußte, daß sie eine gute Leistung bringen konnte und dann unumstrittener Herrscher auf dem "Schmuckkästchen" war. Wie oft riß ihr gefürchteter Endspurt einem Tornado gleich alles nieder, was sich ihr in den Weg stellte. Wenn Hans Schöne zum Finale rief, dann sammelten die Schwarz-Weißen nochmals all ihre Kräfte und holten die schon verloren geglaubten Kastanien doch noch aus dem Feuer. Unwiderstehlich! Ja, das war eine Pracht, das waren Tage....
Viele werden unwillkürlich daran gedacht haben, als sie am Sonntag in wenig gehobener Stimmung die Anlage verließen. Wann mögen sie ihre Mannschaft wohl jemals so sang- und klanglos haben untergehen sehen? Wo blieb das Aufraffen aller Kräfte, als der Jenaer Club in der 56. Minute durch Pfeiffers prachtvollen Linksschuß 1:0 in Führung ging? Man wartete vergeblich darauf, daß sich der Gastgeber nunmehr besinnen würde. Ein kurzes Aufflackern - mehr war nicht zu sehen. Dann breiteten sich Resignation, Unsicherheit aus, die Fehlpässe häuften sich, das Spiel zerfiel restlos. Der SC Motor nutzte diesen Zusammenbruch aus. Die folgenden zwei Tore waren Ausdruck dessen.
Ohne Zweifel. In dieser Verfassung wird es die Babelsberger Mannschaft äußerst schwer haben, sich erfolgreich in unserer höchsten Spielklasse zu behaupten. Es fehlen im Moment zuviel Faktoren, die für einen Zusammenhalt Voraussetzung sind. Denken wir hiebei nur an die Angriffsformation. Von wem soll hier der zündende Funke ausgehen? Streng bewertet kann man nach der Sonntagsleistung lediglich dem talentierten Aldermann ein gutes Zeugnis aussprechen. Er bemühte sich von der ersten bis zur letzten Minute redlich, spielte niemals kopflos und scheute auch körperlichen Einsatz nicht. Doch das war zuwenig. PIllaus Berufung auf Rechtsaußen wurde von uns schon vor einiger Zeit mit Bedenken aufgenommen. Die Bestätigung dafür; daß er auf dieser Position nicht seinem Mann stehen kann, zeigte sich erneut ganz deutlich. Ähnlich verhält es sich mit Harbolla. Unserer Meinung nach ist er als Seitenläufer weitaus konstruktiver und daher im Dienst der Mannschaft wirkungsvoller.
Mit dem linken Flügel sah es ebenfalls recht trostlos aus. Gießler I hatte in der ersten Halbzeit einige recht gute Momente. Später fiel er, für uns unbegreiflich, stark ab. Die Hereinnahme von Schöne sowie eine Neuformation der Angriffsreihe zur Pause halfen über diese Schwächen nicht hinweg. Trainer Jakob bestätigte es uns: Von diesem Sturm ist wirklich keine durchschlagende Wirkung zu erwarten!
Das Spiel plätscherte in der ersten Halbzeit ziemlich trostlos dahin, man sah beiderseits wenig zielstrebige und zusammenhängende Aktionen. Keine rasanten Sturmläufe und daher auch keine Tordramatik. Die Chancen hielten sich in dieser Zeitspanne annähernd die Waage. Ganz offensichtlich deutete der SC Motor schon hier seine Überlegenheit im Spielvermögen an. Daß er es nicht umzumünzen verstand in Treffer, lag an der fehlenden Stoßkraft seiner Stürmer. Vom zurückhängenden Schnieke prächtig geleitet, zeigte der Angriff im Mittelfeld recht mustergültige Aktionen mit schnellen Positionswechseln, führte jedoch an der Strafraumgrenze eine Zusammenballung der Kräfte herbei. Überraschende und blitzschnelle Vorstöße über die Flügel, so wie sie der antrittsschnelle Eglmeyer auf Linksaußen zweimal vorbildlich demonstrierte, waren leider recht rar.
Es gibt jedoch keinen Zweifel daran, daß Jena dieses Spiel zu Recht gewann. In dieser Mannschaft stecken außerordentliche Fähigkeiten, die sich nach der Pause in einem erheblich zügigerem Angriffsspiel ausdrückten. Man setzte nun die Abwehr der Babelsberger (Jeronimus, Hagen) wiederholt schachmatt. Der linke Läufer Woitzat stieß geschickt mit nach vorn und öffnete die Lücken für Ducke, Kirsch und Müller. Die Schwarz-Weißen sahen sich immer mehr in die Enge gedrängt und durch Schnieke und Kirsch schließlich klar geschlagen. Was nun an wenigen Entlastungsangriffen von Rotation nach vorn kam, wurde von Oehler(ausgezeichnete Schlagtechnik!), dem zuverlässigen und im Abspiel sehr korrekten Buschner sowie vom sich hart einsetzenden Linksverteidiger Hüfner rechtzeitig unterbunden.
(Dieter Buchspieß in "Die Neue Fußball-Woche" vom 9. April 1957)
Reserven: 0:0
- ↑ Das Spiel wurde, zusammen mit vier weiteren Oberliga-Punktspielen, wegen der kurzfristigen Absage eines Länderspieles zwischen der Türkei und der DDR vom ursprünglich geplanten Termin (5. Mai 1957) vorverlegt.