1974/1975 20. Spieltag: BSG Wismut Aue - FC Carl Zeiss Jena 0:1

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Spieldaten
Wettbewerb DDR-Oberliga, 20. Spieltag
Saison Saison 1974/1975, Rückrunde
Ansetzung BSG Wismut Aue - FC Carl Zeiss Jena
Ort Otto-Grotewohl-Stadion in Aue
Zeit Sa. 03.05.1975 15:00 Uhr
Zuschauer 5.000
Schiedsrichter Heinz Einbeck (Berlin)
Ergebnis 0:1
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
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Aue
Ulrich Ebert
Dietmar Pohl
Alfons Babik, Lothar Schmiedel
Ernst Einsiedel, Konrad Schaller, Thomas Teubner, Holger Erler
Hans-Jürgen Thomas (68. Frank Stein), Andreas Pekarek (68. Günter Henkelmann), Jürgen Escher

Trainer: Bringfried Müller

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Jena
Hans-Ulrich Grapenthin
Helmut Stein
Gert Brauer, Konrad Weise, Andreas Wachter
Lothar Kurbjuweit, Ulrich Göhr, Harald Irmscher, Rainer Schlutter
Klaus Schröder, Eberhard Vogel (30. Harry Kunze)

Trainer: Hans Meyer


Spielbericht

An Grapenthins Klasse aufgerichtet

Vom Knallrot seines Pullovers war nichts mehr zu sehen. Er trug die Spuren des tückisch glatten, unberechenbaren Platzes, auf dem der baumlange Torhüter des Titelanwärters in den vorausgegangenen 90 Minuten eine Serie von Glanzleistungen vollbracht hatte. "Mein Treffer gab letztlich den Ausschlag - den Sieg aber haben wir Hans-Ulrich Grapenthin zu verdanken!" Ulrich Göhr, in der 64. Minute bei einem von Irmscher auf die kurze Ecke geschlagenen Freistoß blitzschnell mit dem Kopf zur Stelle, sprach das aus, was Kapitän Rainer Schlutter und seine arg strapazierten Mannen ihrer Nummer 1 mit einem freundschaftlichen Klaps auf die Schulter bezeugten: Grapenthin (von der FUWO zum Spieler des Tages gewählt) entnervte die Erzgebirgler!

Die taktische Variante mit Pekarek im Angriffszentrum sowie dem im Mittelfeld gegen Irmscher operierenden Teubner verhieß Wismut-Angriffsdruck von der ersten Minute an. Wachter, von dem immer wieder links bis zur Grundlinie durchstoßenden Thomas zum Kampf gestellt, sowie der vom wieselflinken Escher in der Grundschnelligkeit und Beweglichkeit aufs höchste geforderte Brauer bekamen Schärfe und Entschlossenheit des Auer Stils am ehesten zu spüren. Doch so einsatzfreudig beide auch stürmten - die größte Gefahr drohte Jena, wenn Einsiedel aus dem Mittelfeld antrat. "In der Deckungsaufgabe gegen Kurbjuweit bot sich mir diese Alternative einfach an: In die freien Räume marschieren, aus der Bewegung schießen!" Bereits nach acht Minuten bahnte sich über ihn das 1:0 an, in der 27. Minute schien es dann nicht mehr aufzuhalten. "Diesmal wäre meine schnelle Reaktion vergeblich gewesen - doch von der Latte sprang das Leder seitlich ins Feld zurück." Grapenthin und seine Vorderleute durften aufatmen - nichts ahnend allerdings, daß die kritischste Phase des Spiels für sie in diesem Moment erst begann.

Reagierte Jena auf den ständigen Vorwärtsdrang des Gastgebers zunächst noch ohne Anzeichen von Hektik, so änderte sich die Situation in den folgenden 15 Minuten grundlegend. Flankenbälle auf Einsiedel, Babik und Pohl erhöhten die Gefahrenmomente im Jenaer Torraum ebenso wie die Dribblings von Erler und Schaller weit in die gegnerische Hälfte hinein. "Die Entscheidung reifte, denn der FC Carl Zeiss schlug die Bälle jetzt nur noch ohne Kontrolle aus seinem Abwehrbereich", urteilte Konrad Schaller. Auf den erlösenden Treffer warteten die im Dauernieselregen ausharrenden 5000 jedoch vergeblich. Und schon zu diesem Zeitpunkt war abzusehen: Mit gleichem Kräfteaufwand würde Wismut nicht noch einmal 45 Minuten lang das Geschehen gestalten können!

Über Kampfkraft und taktische Disziplin hinaus auch zur Organisation und Konzentration des Spiels im Mittelfeld zu finden, gelang Jena erst nach Wiederbeginn. Dank Irmscher, der nun Ruhepunkte schuf, dank der Laufbereitschaft von Schlutter, der mehr als einmal mit weiten Diagonalpässen gut in Szene gesetzt wurde. Entscheidende Entlastung durch die von Babik und Schmiedel eindeutig beherrschten Schröder und Kunze blieb den Gästen allerdings bis zum Schluß versagt. "Unverkennbar jedoch, daß Jena jetzt seine ganze Cleverness in die Waagschale warf, von der größeren Ballsicherheit profitierte", schätzte Wismut-Schlußmann Ulrich Ebert ein. Den mühevoll errungenen Vorsprung setzte die Mannschaft nicht leichtfertig aufs Spiel - Konzentration war bei jedem einzelnen bis in die letzte Faser zu spüren!

Zum Schiedsrichterkollektiv: Einbeck leitete überzeugend mit dem richtigen Empfinden für Großzügigkeit. Beide respektierten es.

(Dieter Buchspieß in "Die Neue Fußballwoche" vom 6. Mai 1975)


Junioren : Aue: Jena 1:0 , Tor: Wendler