1975/1976 FDGB-Pokal Viertelfinale Hinspiel: FC Carl Zeiss Jena - 1. FC Lokomotive Leipzig 2:3
Spieldaten | |
Wettbewerb | FDGB-Pokal, Viertelfinale, Hinspiel |
Saison | Saison 1975/1976 |
Ansetzung | FC Carl Zeiss Jena - 1. FC Lokomotive Leipzig |
Ort | Ernst-Abbe-Sportfeld |
Zeit | So. 07.12.1975 13:00 Uhr |
Zuschauer | 8.000 |
Schiedsrichter | Adolf Prokop (Erfurt) |
Ergebnis | 2:3 |
Tore | |
Andere Spiele oder Berichte |
|
Programmheft |
als PDF |
Aufstellungen
- Jena
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Helmut Stein
- Gert Brauer, Konrad Weise, Andreas Wachter (54. Harald Irmscher)
- Lothar Kurbjuweit, Uwe Neuber, Dietmar Sengewald
- Klaus Schröder (77. Udo Korn), Peter Ducke, Eberhard Vogel
Trainer: Hans Meyer
- Leipzig
- Werner Friese
- Roland Hammer
- Gunter Sekora, Wilfried Gröbner, Joachim Fritsche
- Lutz Moldt, Wolfgang Altmann, Andreas Roth, Henning Frenzel
- Rainer Lisiewicz (77. Jürgen Schubert), Wolfram Löwe
Trainer: Horst Scherbaum
Spielbericht
Rasse und Klasse bis zum Schluß
Wolfram Löwe, seit Wochen mit guten Kritiken bedacht, hatte vor dem Spiel ein zuversichtliches Gefühl. "Für ein Tor bin ich zur Zeit immer gut", witzelte er. "Ich hoffe, es bleibt auch heute dabei." Am Ende dieses rassigen Pokalkampfes, der nach der Pause viele dramatische und gutklassige Züge erhielt, konnte er gleich zwei Treffer auf sein Erfolgskonto buchen. Und in welch eindrucksvoller Manier sie von ihm erzielt wurden! Beide Mal platzten seine Sprinteinlagen mitten in die entblößte Jenaer Abwehr hinein. Beim ersten Mal schnappte er sich einen Ball kurz hinter der Mittellinie, setzte sich gegen Brauer und Weise durch und vollendete mit straffem Schuß in die linke Ecke. Beim zweiten Mal startete der Leipziger Flügelflitzer sogar 20 Meter aus der eigenen Hälfte heraus, ließ Stein und Wachter stehen und spazierte schließlich auch noch um den Jenaer Schlußmann herum.
Damit schien für die Leipziger eigentlich alles gelaufen, die vor allem vor der Pause "mit ihrer geschickten taktischen Leistung die Jenaer sichtlich aus dem Rhythmus brachten", wie DFV-Cheftrainer Georg Buschner feststellte. Imponierend die Kombinationssicherheit, die Beweglichkeit und die Aggressivität in den Reihen der Gäste, die aus der Abwehr heraus selbstbewußt und überlegt ihr Spiel aufzogen, geschickt die Schwerpunkte verlagerten, vor allem im Spiel ohne Ball Vorteile besaßen und die antrittsschnellen Löwe und Lisiewicz präzis einsetzten.
Die Platzherren wurden offensichtlich von dem frühzeitigen Rückstand mächtig durcheinandergeschüttelt. "Hier fehlten unserem Spiel die Präzision, die Kombinationssicherheit und der nötige Druck vor dem gegnerischen Tor", bemerkte Jenas Cheftrainer Hans Meyer. Weise, Kurbjuweit, Sengewald und Brauer bemühten sich zwar aufopferungsvoll um Tempo und spielerischen Zusammenhalt, aber die meisten Jenaer Angriffe versandeten bereits vor dem Lok-Strafraum.
Um so mehr Anerkennung verdient die enorme Steigerung der Platzherren nach der Pause. Just in dem Augenblick, als Lok klar auf der Siegerstraße zu marschieren schien, riß sich die Mannschaft zusammen, steigerten sich vor allem Neuber, Brauer, auch Schröder, und sorgten nun für dramatische Akzente, die sich in großartigen Toren niederschlugen. Glänzend herausgespielt der Ausgleichstreffer zum 2:2, den Irmscher mit einem herrlichen Diagonalpaß von der rechten Seite vorbereitete, ihn erreichte der völlig ungedeckte Schröder und wuchtete das Leder hoch ins lange Eck. Aber selbst in diesen brenzligen Situationen verloren die Gäste nicht ihren Rhythmus und konterten erneut im großen Stil. Frenzel und Fritsche, die sich vor dem Jenaer Strafraum zum Doppelpaß fanden, führten schließlich die Entscheidung herbei.
(Klaus Thiemann in "Die Neue Fußballwoche" vom 9. Dezember 1975)