1977/1978 04. Spieltag: 1. FC Union Berlin - FC Carl Zeiss Jena 1:0
Spieldaten | |
Wettbewerb | DDR-Oberliga, 4. Spieltag |
Saison | Saison 1977/1978, Hinrunde |
Ansetzung | 1. FC Union Berlin - FC Carl Zeiss Jena |
Ort | Alte Försterei, Berlin |
Zeit | Sa. 03.09.1977, 15:00 Uhr |
Zuschauer | 18.000 |
Schiedsrichter | Siegfried Kirschen (Frankfurt/O.) |
Ergebnis | 1:0 |
Tore |
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Aufstellungen
- Union
- Wolfgang Matthies
- Rainer Rohde
- Lutz Möckel, Rolf Weber, Klaus Papies
- Ulrich Werder, Lutz Hendel, Joachim Sigusch
- Karsten Heine, Michael Paschek, Rainer Wroblewski (75. Ulrich Netz)
Trainer: Heinz Werner
- Jena
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Ulrich Oevermann
- Uwe Neuber, Konrad Weise, Dieter Noack (57. Martin Goebel)
- Jürgen Raab, Rüdiger Schnuphase, Lutz Lindemann, Dietmar Sengewald
- Thomas Töpfer, Klaus Schröder (72. Martin Trocha)
Trainer: i. V. Helmut Stein
Spielbericht
In der Schwüle fast nur Kampf
Einer aus der alten Jenaer Garde, ein Stürmer von Format, Roland Ducke, war geradezu prädestiniert für ein Urteil: "Wir haben keine Stürmer. Was die jungen Leute tun, wie sie kämpfen, das alles verdient Anerkennung. Aber es kommt zu wenig dabei heraus. Niemand geht mal energisch hinein in die Spitze. So lastet alles auf dem Mittelfeld und die Verteidiger - die sollen es nun machen..." Mit diesen Worten beantwortete der 37fache Nationalspieler und heutige Trainer eine Frage betreffs des Fehlens beider etatmäßigen Außenverteidiger, Brauer und Kurbjuweit (Handbruch) - ob nicht die Thüringer mit ihnen mehr Angriffsdruck entwickelt hätten? Zumal Vogel ohnehin zu ersetzen war.
Die Charakterisierung des Zeiss-Gastspiels in der Berliner Wuhlheide war treffend. Eine Mannschaft voller Energie und Kraft, der es aber am spielerischen Durchsetzungsvermögen fehlte. Und die bei ihren Chancen auf einen wiederum sehr aufmerksamen Matthies (von der fUWO zum Spieler des Tages gewählt) im Union-Tor traf. In der ersten Halbzeit schon Schüsse von Sengewald, Schnuphase, Lindemann und Raab parierend, zeigte der Mann im gelben Trikot dann in der Schlußoffensive der Thüringer Glanzparaden bei Kopfbällen von Oevermann und Töpfer (66. und 77.).
Hatte wenigstens Lindemann - interessante Duelle mit Hendel - zunächst noch Regisseurqualitäten offenbart, so ging später jegliche Konstruktivität verloren. Weise tat zwar, was er vermochte, doch zuviel Freizügigkeit durfte er Paschek nicht gewähren, was einige Zweikämpfe deutlich machten. Vom Union-Mittelstürmer ging auch das Siegestor aus. Oevermann rutschte beim Abwehrversuch vorbei, und Sengewald, der Heine verfolgte, fiel unglücklich über die Beine des Mannschaftskameraden. An Grapenthin vorbei zog Heine den Ball ins kurze Eck, was ihm zehn Minuten zuvor bei einer ähnlichen Situation versagt geblieben war.
Spielte der Gewinner souverän auf? Mitnichten, wenngleich seine Bereitschaft tadelsfrei war. Aber Union gab sich 45 Minuten lang so, als hätte man es mit einer Situation zu tun, in der Zurückhaltung die Mutter fußballerischer Weisheit sei. Keine Bewegung im Spiel, die hinteren Reihen (Ausnahme Möckel) rückten kaum nach vorn. Typisch die 1. Minute: Flügellauf Wroblewskis, schöne Flanke, doch niemand hatte blitzschnell die Situation erfaßt, war mitgelaufen. Erst nach der Pause vermochten die Berliner der Kraftanstrengung mehr spielerische Züge zuzuordnen.
Zum Schiedsrichterkollektiv: Da beide Mannschaften trotz der Gewitterschwüle den unrationellen Kampf bevorzugten und oftmals bis an die Grenze des Erlaubten gingen, hatte es Kirschen nicht leicht. Er hielt die Partie jedoch im bereich der Fairneß. Hendel und Lindemann ist mehr Selbstkontrolle anzuraten. Die Möckel-Schröder-"Privatfehde" hätte geahndet werden müssen.
(Joachim Pfitzner in "Die Neue Fußballwoche" vom 6. September 1977)
Nachwuchs : 2:1 , Tore : Wünsch , Jessa (F) / V. Weise
Jena : Zimmer , Rode , Schakau , Birnkammerer , Köhler , Köberlein , Schmied , Diener , Lobeda , Burow , V. Weise / Tr.: Thomale
Erstmals in der Alten Försterei
Samstag früh vom Hermsdorfer Kreuz losgetrampt , Michendorf raus und mit der S-Bahn in die Wuhlheide . Ein ganz junger Berliner Jena-Fan kam stolz mit offener Fahne , bis ich ihn hinwies , das hier ein heißes Pflaster ist . Im Stadion die üblichen Verdächtigen aus Hermsdorf getroffen und auf der Hintertorseite gestanden - Fantrennung war damals nicht bekannt . In der Wuhlheide hatten wir weder Schals nach Fahnen dabei , da wir etwas am Leben hingen . Ein Aufnäher des FCC auf dem Oberarm der roten Jeansjacke (aus Polen) war schon mutig genug .
Die Stimmung auf der langen , hohen Union-Fanseite war imponierend . United , United , United schallte es die ganze Zeit , gefolgt von Eisern Union - so stellten wir uns die Stimmung in England vor . Wenn mir mitten unter den Unioner Zuschauern etwas Stimmung machten , hieß es sofort : Haltet die Schnauze , ihr Sachsen - sonst gibt's was auf's Maul . So kam von den wenigen , in kleinen Gruppen verteilten Jena-Fans wenig Stimmung auf .
Das Spiel , naja Jena etwas besser - ohne zu überzeugen . Und Union tat das was sie konnten , kämpfen , fighten und so gewannen sie glücklich , wenn auch nicht völlig unverdient...
Der Abgang in den völlig überfüllten S-Bahnen war wegen der seitlichen Zeiss-Embleme nicht ganz ungefährlich .
A.S.