1980/1981 ECII 7. Spiel: FC Carl Zeiss Jena - Benfica Lissabon 2:0: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 27. Dezember 2009, 18:09 Uhr
Spieldaten | |
Wettbewerb | EC II, Halbfinale Hinspiel |
Saison | Saison 1980/1981 |
Ansetzung | FC Carl Zeiss Jena - Benfica Lissabon |
Ort | Ernst-Abbe-Sportfeld |
Zeit | Mi. 08.04.1981 20 Uhr |
Zuschauer | 18.000 |
Schiedsrichter | Barberesco (Italien) |
Ergebnis | 2:0 |
Tore | |
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Aufstellungen
- Jena
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Rüdiger Schnuphase
- Gert Brauer, Ulrich Oevermann (79. Roland Kulb), Dietmar Sengewald
- Andreas Krause, Lothar Kurbjuweit, Lutz Lindemann
- Andreas Bielau, Jürgen Raab, Eberhard Vogel (74. Thomas Töpfer)
Trainer: Hans Meyer
- Lissabon
- Manuel Bento
- Humberto Coelho
- Antonio Bastos Lopes, João Laranjeira (85. Maurício Reinaldo), António Veloso
- Carlos Manuel, Resende Alves
, Jorge Gomes
, Shéu Han
- Francisco Vital (64. Cesar), Baptista Nene
Trainer: Lajos Baroti
Spielbericht
Wieder 30 Minuten Erfolgsfußball!
![](/w/images/thumb/3/33/1980_81_Jena_-_Benfica_Lissabon.jpg/300px-1980_81_Jena_-_Benfica_Lissabon.jpg)
LOHN DES FLEISSES
In den vergangenen sieben Monaten, seit dem EC-Auftakt am 17. September 1980, durchlebte der FC Carl Zeiss die ganze Emotionsskala von Freud und Leid. Nach den ersten 90 Minuten im römischen Stadio Olimpico (AS Rom 0:3) schien unser Cupsieger bereits als erste DDR-Elf draußen vor der Tür zu sein. Jetzt, da die Roma, Cupverteidiger (!) Valencia und Newport wissen, wie Jena Herz und Verstand, Kampf und Spiel zu einer Synthese modernen, athletischen Druckfußballs zu vereinen weiß, ist die Meyer-Elf fast an der Endstation ihrer Sehnsüchte angelangt: 90 Minuten trennen die Thüringer nur noch vom Finale am 13. Mai im Düsseldorfer Rhein-Stadion! "Trotz erheblicher Belastungen, durch Verletzungsausfälle, Formschwankungen und Besetzungsveränderungen bewirkt, kämpfte sich die Mannschaft durch, bewies hohe Moral. Das 2:0 gegen Benfica war der Lohn für einen Fleiß, dem ich allen Respekt zolle", resümierte Hans Meyer Mittwochnacht - bewegt, gefaßt, glücklich.
REMINISZENZ UND PROGNOSE
Dreimal scheiterte Benfica bereits an DDR-Clubs (SC Leipzig, FC Vorwärts, Dresden). Lag der "Orgulho de Portugal" ("Stolz von Portugal") nach dem Hinspiel mit zwei Toren im Rückstand, ging er auch k.o. Der SC Leipzig begann damit 1966/67 im Messecup (3:1/1:2), Dynamo Dresden führte diesen Negativtrend der Lissabonner 1976/77 im EC I (2:0/0:0) fort. In den vorausgegangenen vier EC-Spielen dieses Wettbewerbes unterlag Benfica nur in Malmö (0:1). Ob der zweifache EC-Gewinner, im "Estadio da Luz" 1980/81 bei 9:0 Toren viermal siegreich, auch einen Zweitorerückstand wettmachen kann, ist die große Frage. "Wir sind auf das Endspiel eingeschworen", umriß Torwart Manuel Bento Benficas Absichten. Geburtstagsjubilar "Matz" Vogel (Gratulation zum 38!) hielt Jenas Meinungstenor dagegen: "Obwohl wir 1974/75 im EC II nach zwei Unentschieden mit 1:1 und 0:0 an den Portugiesen scheiterten, geschlagen haben sie uns nicht. Wir werden im Rückspiel nicht vor Ehrfurcht erstarren."
Übrigens: Benfica-Trainer Lajos Baroti (66), einst langjähriger ungarischer Verbandskapitän, scheiterte 1969/70 im Messecup (0:1/0:3) mit Dosza Ujpest Budapest an Jena. Sein Mittwoch-Kommentar: "Gute Athletik, Lauffreude, Positionswechsel, Kampfgeist und ein starker Offensivdrang machten Jena schon immer zu einem schwer zu bespielenden Gegner. Deshalb bin ich mit dem 0:2 nicht unzufrieden. Es beläßt uns alle Chancen." Mit der Blume Hoffnung haben sich schon immer die schönsten Sträuße binden lassen.
EINSICHTEN UND ERKENNTNISSE
"Ein attraktives Mittelfeldspiel ist brotlose Kunst, wenn das Angriffsspiel nicht torgefährlich wird", resümierte Ex-Benfica-Star Eusebio. Trotz 11:4 Schüssen und 9:0 Ecken (!) für Benfica - Jenas geradliniges, rationelles Angriffsspiel hatte den heißeren Atem. Den Unterschied zur Benfica-Weltklasse-Elf der 60er Jahre und dem heutigen Team artikulierte Victor Santos, Chefredakteur des auflagenstarken Lissaboner Sportblattes "A Bola", wie folgt: "Benfica besitzt jetzt vier gute Spieler mit Bento, Humberto, Chalana und Nene, aber keinen Star als spielerischen Mittelpunkt. Damals waren Eusebio, Coluna, Augusto, Simoes die Asse in einem kompletten Starensemble."
Natürlich stellte Benfica auch in Jena europäische Spitzenklasse dar. Ihr Gütesiegel: Technische Perfektion. Aber der Lack (Konzentrationsfehler, ungenau adressierte Steilpässe, kaum Chancen trotz hohen Aufwands) blätterte ab, wenn Jena seinen wuchtigen Stil offerierte, hartnäckig störte. "Psychologisch war es verständlich, daß wir nach dem 2:0 kein unnötiges Risiko mehr eingehen wollten. Benfica vermochte aber aus seiner spielerischen Sicherheit kein Kapital zu schlagen, da unsere Abwehr unerschütterlich stand", erläuterte Zeiss-Trainer Helmut Stein. Bestechend: Schnuphases Blick für Gefahrenherde. Wo Benficas Feuer zu glimmen begann, trat er es aus. Dank Schnuphases Willenskraft machte Jenas Abwehrblock sicherlich eines seiner besten Spiele! "Dieses Bollwerk wird uns auch in Lissabon Sorgen bereiten", gestand Baptista Nene, 45facher Auswahlstürmer, ein. Brauers Formanstieg war erkennbar. Oevermann stemmte sich aufopferungsvoll, so lange die Kräfte reichten, dem brasilianischen Superdribbler Jorge Gomes entgegen. In Jenas Abwehr steckte jenes Selbstbewußtsein, das selbst eine international erfahrene, renommierte Benfica-Elf auf den Kurs der Erfolglosigkeit führte.
Ich bin sicher, daß sich Hans Meyer noch mehr Kombinationssicherheit gewünscht hatte, daß ihm auch Lindemanns erneuter Verwarnungs-Fauxpas nicht schmeckte. An beiden Kopfballtoren hatte er jedoch seine helle Freude, an der Vorbereitung (Brauer, Oevermann, Lindemann) wie an der konzentrierten Vollendung. Das war genau die Art, die für Jena in Lissabon gefragt sein wird.
(Günter Simon in "Die Neue Fußballwoche" vom 14. April 1981)