1980/1981 ECII 3. Spiel: FC Carl Zeiss Jena - FC Valencia 3:1
Spieldaten | |
Wettbewerb | EC II, 2. Runde Hinspiel |
Saison | Saison 1980/1981 |
Ansetzung | FC Carl Zeiss Jena - FC Valencia |
Ort | Ernst-Abbe-Sportfeld |
Zeit | Mi. 22.10.1980 20 Uhr |
Zuschauer | 15.000 |
Schiedsrichter | Schoeters (Belgien) |
Ergebnis | 3:1 |
Tore |
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Aufstellungen
- Jena
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Rüdiger Schnuphase
- Lothar Kurbjuweit, Konrad Weise
- Gerhardt Hoppe, Lutz Lindemann, Dietmar Sengewald, Andreas Krause
- Martin Trocha, Jürgen Raab (72. Andreas Bielau), Eberhard Vogel (81. Thomas Töpfer)
Trainer: Hans Meyer
- Valencia
- José Manuel Sempere
- Ricardo Arias
- José Carrete, Miguel Tendillo (86. Juan Cruz Sol), Manuel Botubot
- Ángel Castellanos, Javier Subirats, Enrique Saura, Pablo Rodríguez
- Fernando Morena, Mario Kempes (46. Darío Felman)
Trainer: Bernardino Perez
Spielbericht
Der Cupverteidiger wurde beherrscht
Nach 90 hochdramatischen Minuten Klassefußballs besaß der Cupverteidiger im EC II ein gespaltenes Verhältnis zur Sachlichkeit. "Jena kämpfte übertrieben hart. Kempes Schulterverletzung war die Folge. Der Elfmeter war ebenso strittig wie das dritte Tor. Hier mußte der Schiedsrichter auf Abseits entscheiden", so Valencia-Kapitän Enrique Saura. Trainer Bernardino Perez bemäntelte die klare Niederlage zwar nicht ganz so simpel ("Wir fanden lange keine Entfaltungsmöglichkeiten, weil die Gastgeber ein furioses Tempo gingen und sehr angriffsfreudig operierten"), aber dem Mienenspiel der Spanier war neben Enttäuschung auch Zuversicht zu entnehmen.
Eines ist sicher: Jena wird beim Rückspiel wie ein rotes Tuch auf die Valencia-"Toreros" wirken. Und daß die Atmosphäre im "Luis-Casanova"-Stadion der Leidenschaft einer "Corrida de toros", einem Stierkampf ähneln wird, darüber brauchen sich die Zeiss-Spieler keinen Illusionen hinzugeben. Wie sie den sieg- und erfolgverwöhnten Spaniern die Schau stahlen, Galaform wie gegen den AS Rom boten, ging den hochdotierten Profis des spanischen Tabellenzweiten schwer gegen den Strich.
"Jena begeisterte, wies zum zweitenmal nach dem 4:0 gegen Rom nach, daß wir in der Lage sind, gleichwertigen Fußball zu spielen, unsere eigene Klasse zu beweisen und europäische Spitzenklubs zu schlagen", lobte DFV-Generalsekretär Werner Lempert. Seinem Urteil schloß sich der Niederländer Leo van der Kroft als UEFA-Beobachter an: "Ich war ungemein überrascht, wie clever Jena diese Aufgabe meisterte. Übrigens sah ich in diesem Jahr auch noch keinen besseren Schiedsrichter als den Belgier Schoeters." In der Tat, wer gegen den 42jährigen FIFA-Referee aus Mol einen Stein erheben wollte, mußte schon mit Blindheit geschlagen sein. Er war auch in den hitzigsten Phasen ganz Autorität, korrekt, tadelnd und helfend zugleich.
Valencia war mit AS Rom überhaupt nicht zu vergleichen. Anstatt der stupiden Superdefensive der Italiener führten die Spanier einen geschmeidigen, technisch-eleganten Bewegungsstil vor. Wenn ihnen im phantastischen Jenaer Auftakt vielleicht dennoch der Gedanke kam, mitten in die wilde Ausgelassenheit des berühmten, alljährlichen Stiereintreibens von Pamplona geraten zu sein, dann hatte das vornehmlich diesen Grund: Der Spitzenreiter der DDR-Oberliga war physisch und psychisch topfit. Er taktierte nicht, er handelte kampfentschlossen, einsatzfreudig, mit pausenlosen Ballpassagen auch in schnellster Bewegung, raumgreifend und durchschlagskräftig. Nicht sinnlose Schläge, vielmehr genau adressierte Steilpässe (Lindemann, Schnuphase) versetzten Valencia - immerhin mit acht Spielern aus der diesjährigen EC-II-Gewinner-Elf angetreten! - in helle Aufregung. "Diese ausnehmend gute Raumüberbrückung, der Biß, die Willensqualitäten ermöglichten uns gegen die Spanier ein sensationelles Halbzeitresultat. Vielleicht bekam unsere Mannschaft dann etwas Angst vor ihrer eigenen Courage", artikulierte Hans Meyer, ebenso freudig erregt über den Sieg wie Klubvorsitzender Ernst Schmidt ("Immer, wenn wir konsequent die Offensive suchten, sahen wir am besten aus").
0:3, das spürten die Gäste, konnte bereits der Cup-K.o. sein. Morenas Treffer erlöste sie förmlich aus Qual und Pein. Aber wie stilvoll, hartnäckig, selbstbewußt sie um dieses Tor rangen, unterstrich das hochklassige Niveau dieser Drei-Länder-Auswahlspielergarde. Athletische Typen, antrittsschnelle und fintenreiche Techniker, denen es ein diebisches Vergnügen bereitet, den Gegner hinters Licht zu führen, sowie beinharte Kämpfer - dieser FC Valencia vereinte alles in sich. Ihn erst an den Rand eines Debakels gebracht und dann noch immer souverän geschlagen zu haben, gereichte Jena zur Ehre. Eine Weiterkommens-Garantie ist das 3:1 jedoch noch lange nicht...
(Günter Simon in "Die Neue Fußballwoche" vom 28. Oktober 1980)