1967/1968 11. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - 1. FC Lokomotive Leipzig 3:1
Spieldaten | |
Wettbewerb | DDR-Oberliga, 11. Spieltag |
Saison | Saison 1967/1968, Hinrunde |
Ansetzung | FC Carl Zeiss Jena - 1. FC Lokomotive Leipzig |
Ort | Ernst-Abbe-Sportfeld |
Zeit | Sa. 09.12.1967 14 Uhr |
Zuschauer | 7.000 |
Schiedsrichter | Wolfgang Riedel (Berlin) |
Ergebnis | 3:1 |
Tore | |
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Aufstellungen
- Jena (weiß-blau)
- Wolfgang Blochwitz
- Heinz Marx , Peter Rock, Michael Strempel, Jürgen Werner
- Gerd Brunner, Rainer Schlutter
- Helmut Stein, Peter Ducke, Dieter Scheitler, Roland Ducke
- Trainer: Georg Buschner
- Leipzig (blau-gelb)
- Ulrich Schulze
- Christoph Franke, Peter Gießner, Klaus Pfeufer, Michael Faber
- Karl Drößler, Bukewiz
- Arno Zerbe, Henning Frenzel, Hans-Jürgen Naumann, Wolfram Löwe
- Trainer: Hans Studener
Spielbericht
Jenas Trümpfe: Abwehrstark und entschlossen!
Würde die bisher makellose Heimbilanz des Spitzenreiters auch nach der Auseinandersetzung mit dem voller Ehrgeiz nach Jena gereisten Leipziger Klub noch Bestand haben? Hier wie da war man voller Hoffnung, die zweifellos wichtige Aufgabe lösen zu können, wie die Gespräche mit den beiden verantwortlichen Trainern vor Beginn des Treffens im Ernst-Abbe-Stadion ergaben. Georg Buschner: "Wir wissen um die hervorragenden spielkulturellen Voraussetzungen der Leipziger, die uns einen Erfolg sicher sehr schwer machen werden. Ich vertraue aber auf die in den letzten Kämpfen bewiesene spielerische Sicherheit und die Zuverlässigkeit der Deckung. Mit unkompliziertem, überraschendem Steilspiel sowie durch ständige Dribblings unserer Spitzen Stein, P. Ducke und Scheitler in die gegnerische Abwehr hinein streben wir einen Sieg an!" Und Hans Studener, nach wie vor durch die Verletzungen zahlreicher bewährter Stammspieler daran gehindert, die bestmögliche Formation ins Feld zu führen, ließ an dem Vorhaben seiner Elf nicht die geringsten Zweifel aufkommen, als er sagte: "Nur ein Erfolg läßt uns im Vorderfeld der Tabelle. Das heißt mit anderen Worten, daß wir unsere ganze Konzeption auf ein wirkungsvolles Angriffsspiel abstimmen. Drößler wird P. Ducke sein Augenmerk schenken, in den bisherigen Duellen mit dem Auswahlstürmer löste er die ihm heute wiederum übertragene Aufgabe stets hundertprozentig!"
Alle Vorzeichen waren gegeben, einen gutklassigen, zwangsläufig aber auch leidenschaftlich geführten Kampf zu erleben, da ja ungemein viel auf dem Spiel stand! Sollten sich die beiderseitigen taktischen Überlegungen bestätigen?
Zweifellos sahen sich die Leipziger dazu in der Lage, im ersten Abschnitt die Gleichwertigkeit im Mittelfeld zu sichern, die für den Spielausgang von außerordentlicher Bedeutung war. Im gefälligen, kombinationssicheren Zusammenwirken hatten die Gäste hier sogar teilweise leichte Vorteile, weil insbesondere Zerbe und Faber ein unermüdliches läuferisches Pensum absolvierten und sich immer wieder in Ballbesitz brachten. Doch der torgefährliche Zuschnitt fehlte den Gästen nach einigen vielversprechenden Ansätzen in den ersten Minuten (Frenzel) mit fortschreitender Spielzeit völlig. Zu lange wurde im Mittelfeld gedribbelt, zu oft quer gespielt. Völlig zu recht konstatierte Leipzigs verletzter Flügelstürmer Engelhardt in der Halbzeitpause: "Was wir mit zehn Paßfolgen einfach nicht schaffen, das erreichen die Jenaer mit drei, vier schnellen Angriffsfolgen: Unmittelbare Torgefahr." So war es für Lok-Trainer Hans Studener ein billiger Trost, nach den ersten 45 Minuten festhalten zu können: "Wir sahen gewiß nicht schlecht aus, aber gegen eine so konsequente, unerhört hart deckende Abwehrreihe wie die des Tabellenführers kommt es auf tempostarke Aktionen und Einsatzbereitschaft an. Daran fehlte es uns, ich hoffe auf eine Steigerung mit Beginn der zweiten Halbzeit!"
Die Deckungskonsequenz und Zweikampfhärte vor allem von Marx, Strempel (dessen Foul an Gießner in der 29. Minute einen betrüblichen Mißklang bedeutete) und Werner hatten schon vor der Pause ihre Wirkung nicht verfehlt, brachten den Leipziger Angriff aber mit Wiederbeginn völlig aus dem Rhythmus. Bukewiz, Löwe und Frenzel wurden durch die Unerschrockenheit und den bedingungslosen Einsatz ihrer Gegenspieler mehr und mehr zur Erfolglosigkeit verurteilt. Die beiden in relativ kurzen Zeitabständen durch P. Ducke (flacher Schrägschuß) und Schlutter (meisterhaft abgezirkelter Flugball an dem herauslaufenden Schulze vorbei) erzielten Tore taten ein übriges, um die Leipziger aussichtslos ins Hintertreffen zu bringen. Gewiß, an aufopferungsvollem Einsatz fehlte es den Gästen nicht, die Niederlage noch abzuwenden, aber das Gesetz des Handelns war nun in die Hände der Jenaer und hier besonders an einen Spieler übergegangen, dessen Klasseleistung auch beim Gegner uneingeschränkte Würdigung fand: Schlutter.
"90 Minuten lang war Schlutter für mich die auffälligste Spielerpersönlichkeit auf dem Feld. Jede Aktion von ihm hatte Format und belebte das Jenaer Angriffsspiel entscheidend." So Hans Studener, der den Gesamteindruck weiterhin wie folgt umriß: "Ab der 9. Minute mußten wir praktisch einem Torrückstand hinterherlaufen. Das führte ganz zwangsläufig zu einer gewissen Lockerung in unserer Abwehr. Daraus schlug Jena mit raumgreifenden Angriffen Kapital. Im ersten Abschnitt verdienten wir uns vielleicht einen Schönheitspreis, doch mehr nicht. Das kann natürlich nicht befriedigen." Für Jenas Trainer Georg Buschner war es begreiflicherweise leicht, das Fazit dieser 90 Minuten wie folgt zu skizzieren: "Gegen unsere schlag- und stellungssichere Deckung spielte der Leipziger Sturm keine einzige klare Torchance heraus. Die notwendige Gefährlichkeit erreichten wir mit unserem schnellen Spiel aus der Tiefe heraus vor allem in der zweiten Halbzeit immer wieder. Hier waren die Unterschiede in der Spielweise offensichtlich. Schlutters Partie möchte ich mit einem Satz würdigen: Absolut stilrein! Jeder Paß erreichte den Mann, an Laufarbeit übertraf er alle." In der FUWO wurde Rainer Schlutter zum Spieler des Tages .
Zum Schiedsrichterkollektiv: Nicht immer brachte Riedel in dieser sehr hart geführten Partie die erforderliche Konsequenz auf, um die straffällig gewordenen Spieler energisch in die Schranken zu weisen. Das mindert seine Partie, die unter fraglos schwierigen Bedingungen absolviert wurde.
(Dieter Buchspieß in "Die Neue Fußballwoche" vom 12. Dezember 1967)
Reserven : 0:3 - Jena : Keller , Franke , Störzner , Pfannschmidt , Woitzat , Freitag , Schulz , Rühl , Milas , Hadersbeck , Schimpf - Tore : Bieneck , Czieschowitz , Fritzsch